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Auf ihrem neuen Album "Baroque" spielt die Geigerin Nicola Benedetti Musik von Antonio Vivaldi und Francesco Geminiani. Unterstützt wird sie dabei vom Benedetti Baroque Orchestra - dem heimlichen Star des Albums.
Ständige Konzert-Absagen, neue Corona-Regeln, Schwierigkeiten beim Reisen - Nicola Benedetti hat sich davon nicht unterkriegen lassen, sondern ist kreativ geworden. In Windeseile hat sie ihr neues Album auf den Weg gebracht - ein echtes Last-Minute-Projekt. Und was wäre in diesen Zeiten besser geeignet, als Musik aufzunehmen, die so erfrischend und aufmunternd wirkt wie kaum eine andere: Konzerte von Antonio Vivaldi.
Dass sie vielleicht auch dank ihrer italienischen Wurzeln einen engen Draht zu dieser Musik hat, spürt man sofort. Das Sprudelnde und Lebendige der Konzerte serviert sie wie einen prickelnden Aperitivo. Erstmals greift Nicola Benedetti in dieser Aufnahme zum barocken Instrumentarium mit Darmsaiten und Barockbogen. Aber es wirkt bei ihr nicht wie Neuland sondern eher wie ein Nach-Hause-Kommen.
Aufhorchen lässt aber keinesfalls nur die Solistin. Heimlicher Star des Albums ist das Orchester, das Benedetti Baroque Orchestra. Bitte wer? Nie gehört. Kein Wunder, denn dieses Orchester hat es vorher nicht gegeben. Die Geigerin hat herumtelefoniert und einige freischaffende Musikerinnen und Musiker zusammengetrommelt. Dabei hat sei ein extrem gutes Händchen gehabt.
Wenn man die Ohren spitzt, wird schnell klar: die Leute im Orchester sind echte Barock-Experten - wie Kati Debretzeni, die als Konzertmeisterin mit so renommierten Ensembles wie den English Baroque Soloists und dem Orchestra of the Age of Enlightenment arbeitet. Oder der Cembalist Steven Devine, der ebenfalls auf Top-Niveau spielt. Sie tragen die Solistin, färben den Klang mal schroff, mal warm, bewegen sich tastend oder federnd, immer mit dem richtigen Drive und einem Atem, dass man mitatmen möchte. Man freut sich auf jedes Orchestertutti.
So richtig austoben kann sich das Orchester rund um Nicola Benedetti auch im Concerto grosso von Francesco Geminiani nach Corellis berühmter Sonate "La Folia". Der Gesamteindruck: Ein Album voller Vitalität und Energie - und hoffentlich nicht der letzte Ausflug von Nicola Benedetti ins barocke Repertoire.
(Friederike Westerhaus ; ndr.de)
Nicola Benedetti (violin) ; Benedetti Baroque Orchestra: Kati Debretzeni, Jane Gordon (violin I) ; Matthew Truscott, Michael Gurevich (violin II) ; Louise Hogan, Rebecca Jones (viola) ; Jonathan Byers, Sarah McMahon (cello) ; Nikita Naumov (double bass) ; Elizabeth Kenny (lute) ; Steven Devine (harpsichord)
Recording Location: Battersea Arts Centre, London, 17-20 December 2020