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Scherz, List und Rache / Johann Wolfgang von Goethe ; Philipp Christoph Kayser

TonträgerCompact Disc
57:43 ; 66:08
Deutsch
Im November 2019 war im Leverkusener Erholungshaus eine Opernsensation zu erleben: 232 Jahre nach ihrer Entstehung wurde mit „Scherz, List und Rache“ eine komische Oper uraufgeführt, zu der kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe das Libretto geschrieben hatte. Die Musik dazu stammte von Goethes Jugendfreund Philipp Christoph Kayser (1755-1823). Angeregt von der italienischen Buffo-Oper, wollten Goethe und Kayser mit „Scherz, List und Rache“ eine neue Art deutscher Oper schaffen. Heraus kam ein turbulentes Dreipersonenstück über ein junges Ehepaar, das ein alter geldgieriger Arzt um das Erbe betrogen hat.
2019 waren es Dirigent Werner Ehrhardt und sein Ensemble l’arte del mondo, die erstmals diese Opernrarität in ihrer Originalbesetzung für großes Orchester aufführten. Die mit virtuosen Passagen gespickten Gesangspartien übernahmen Annika Boos, Cornel Frey und Florian Götz. In dieser Besetzung ist denn nun auch die Weltersteinspielung, in Koproduktion mit dem WDR und Bayer Kultur dieses Singspiels zu erleben.
Die Entstehung von „Scherz, List und Rache“ geht auf das Jahr 1784 zurück. Goethes Ideal von einer neuen Opernform war das sogenannte „Italienische Intermezzo“. Sie sollte unterhaltsam, klein besetzt und somit überall leicht und kostengünstig zu realisieren sein. Die Besonderheiten des italienischen Intermezzos, das vollständig auf der Commedia dell’arte beruht, wollte Goethe inhaltlich in neue Formen bringen: beispielsweise die Ausspielung der Gegensätze zwischen Klug und Dumm, Alt und Jung, Arm und Reich. Die unterhaltsame Komik der italienischen Commedia dell’arte sollte dabei unbedingt erhalten bleiben.
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Produkt

KlappentextIm November 2019 war im Leverkusener Erholungshaus eine Opernsensation zu erleben: 232 Jahre nach ihrer Entstehung wurde mit „Scherz, List und Rache“ eine komische Oper uraufgeführt, zu der kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe das Libretto geschrieben hatte. Die Musik dazu stammte von Goethes Jugendfreund Philipp Christoph Kayser (1755-1823). Angeregt von der italienischen Buffo-Oper, wollten Goethe und Kayser mit „Scherz, List und Rache“ eine neue Art deutscher Oper schaffen. Heraus kam ein turbulentes Dreipersonenstück über ein junges Ehepaar, das ein alter geldgieriger Arzt um das Erbe betrogen hat.
2019 waren es Dirigent Werner Ehrhardt und sein Ensemble l’arte del mondo, die erstmals diese Opernrarität in ihrer Originalbesetzung für großes Orchester aufführten. Die mit virtuosen Passagen gespickten Gesangspartien übernahmen Annika Boos, Cornel Frey und Florian Götz. In dieser Besetzung ist denn nun auch die Weltersteinspielung, in Koproduktion mit dem WDR und Bayer Kultur dieses Singspiels zu erleben.
Die Entstehung von „Scherz, List und Rache“ geht auf das Jahr 1784 zurück. Goethes Ideal von einer neuen Opernform war das sogenannte „Italienische Intermezzo“. Sie sollte unterhaltsam, klein besetzt und somit überall leicht und kostengünstig zu realisieren sein. Die Besonderheiten des italienischen Intermezzos, das vollständig auf der Commedia dell’arte beruht, wollte Goethe inhaltlich in neue Formen bringen: beispielsweise die Ausspielung der Gegensätze zwischen Klug und Dumm, Alt und Jung, Arm und Reich. Die unterhaltsame Komik der italienischen Commedia dell’arte sollte dabei unbedingt erhalten bleiben.
ZusatztextAnnika Boos (Sopran) ; Cornel Frey (Tenor) ; Florian Götz (Bariton)

Recording: 25 - 29 November 2019, Bayer Erholungshaus, Leverkusen, Germany
Details
ISBN/GTIN0194397849127
ProduktartTonträger
EinbandartCompact Disc
Erscheinungsort[München]
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum23.10.2020
AuflageDigipak
SpracheDeutsch
Dauer57:43 ; 66:08
Artikel-Nr.1534846
Rubriken
GenreKlassik

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) / Philipp Christoph Kayser (1755-1823) - Scherz, List und Rachemehr
Leserbeschreibung
Scherz, List und Rache neben Torquato Tasso? In gängigen Ausgaben der Werke von Johann Wolfgang Goethe sind die Texte für Opern und Singspiele nicht zu finden. Der Grund liegt auf der Hand. Die Rezeption, wie sie nach dem Tod des Dichterfürsten 1832 in Weimar einsetzte, hat auch Zerrbilder produziert, die sich bis in die Gegenwart erhalten haben. Geziemte es sich nicht, die leichtgewichtige Commedia dell’arte in einem Atemzug mit dem Schauspiel in klassischer Vollendung zu nennen? Dabei haben sie mit der Entstehungszeit um 1786 etwas nicht Unwichtiges gemeinsam. Und der Dichter selbst schätzte bekanntlich beide Genres. Nach Jery und Bätely von Ingeborg von Bronsart bei Naxos ist das scherzhafte Spiel um List und Rache die zweite CD-Neuerscheinung in kurzer Zeit, die auf einem Libretto von Goethe beruht. Komponist ist diesmal Philipp Christoph Kayser, ein enger Freund des Dichters. Die Einspielung der deutschen harmonia mundi von Ende November 2019 (19439784912) beruht auf einer Produktion für Bayer Kultur in der Regie von Igor Falwill, die unmittelbar zuvor in Leverkusen halbszenische über die Bühne ging. Es spielt das Orchester l’arte del mondo unter der musikalischen Leitung von Werner Eberhardt, der es 2004 gründete. Nach eigenen Angaben sieht es sich „in der Tradition der so genannten Alten Musik auf historischen Instrumenten“, spielt auch „auf modernem Instrumentarium“ und widmete sich zudem zeitgenössischem Repertoire. Erarbeitet werden ausgefallenen Programme, darunter musikalisch-interkulturelle Begegnungen, Opernprojekte sowie Ausgrabungen vergessener Werke.

http://operalounge.de/die-vergessene-oper/45819

Für Scherz, List und Rache ist das entdeckungsfreudige Ensemble also genau richtig. Gute zwei Stunden dauert das kurzweilige Stück in drei Akten. Arien, Rezitative und Duett wechseln einander ab. Es gibt keinen Chor. Die Finale werden von den Solisten bestritten. Am Beginn steht eine Sinfonia, die Ehrhardt am Pult vorwärtsdrängend, federnd und pointiert zugleich spielen lässt. Als wolle er das Publikum in das Spiel hineinziehen. Einmal gehört, vergisst man diese Musik nicht wieder. Sie hat Ohrwurmcharakter und weist auf einen genialen Schöpfer. Der Dirigent findet auch für einzelne Arien und Szenen musikalische Entsprechungen, indem er Instrumente zur charakterisierenden Untermalungen und Verstärkung heranzieht. Das hat einen hohen Unterhaltungswert. Die Handlung spielt in Venedig. Die Tante von Scapine (Annika Boos, Sopran) und Scapin (Cornel Frey, Tenor) ist verblichen. Ein Doktor (Florian Götz, Bariton), der sie behandelte, hat das Paar bei der Sterbenden verleumdet, um sich das in Aussicht stehende Erbe selbst anzueignen. Einfallsreich und entschlossen vereiteln die zu Unrecht Beschuldigten die Machenschaften des Erbschleichers, holen sich die Dukaten zurück und ziehen damit von dannen, während der betrügerische Doktor leer ausgeht.

Die drei Solisten haben gut zu tun in diversen Verkleidungen und der Handlung entspringenden Lebenslagen. Ihre Spielfreude wirkt ansteckend. Sie können ihre Rollen deshalb so überzeugend ausfüllen, weil sie sich voll und ganz damit identifizieren. Schon bald wir klar, dass diese Besetzung ideal ist. Auf der Habenseite dieser Aufnahme steht ein Höchstmaß an Verständlichkeit. Wäre das nicht so, die Wirkung der deutschsprachigen Komödie verpuffte. Den im Booklet abgedruckten alltagssprachlichen Text für sich gelesen, käme man nicht so schnell auf Goethe. Vielmehr gibt sich der Meister durch die Dramaturgie, die Anlage und Ausführung des Stücks zu erkennen. Gleich beim ersten Auftritt von Scapine unmittelbar nach der musikalischen Einleitung wird der Ausgangpunkt der Handlung mit sicherem theatralischen Instinkt umrissen. Vor diesem Hintergrund treten auch die Charaktereigenschaften der Personen deutlich und unverwechselbar hervor. Die Pflöcke sind eingeschlagen, es kann losgehen. Goethe will unterhalten. Er wendet sich nicht an jenes Publikum des Hoftheaters, das in Philosophie und Mythologie beschlagen ist. Auf der Bühne stehen keine Kunstfiguren sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Mit allzu menschlichen Eigenschaften. Derlei Farcen, gespickt mit Scherz, List und Rache – wie es bereits der Titel verspricht – waren sehr beliebt und weit verbreitet. Und können es heute noch sein, wie die Produktion, die auf vordergründige Aktualisierungen verzichtet, beweist.

Goethes Komponist: Philipp Christoph Kayser/ Wikipedia
Nicht so flüssig wie die Handlung verlief die Entstehungsgeschichte, die im Booklet von Markus Schwering, dem Vorsitzenden der Kölner Goethe-Gesellschaft, dokumentiert wird. Goethe hatte mit der Arbeit noch vor seiner ersten Italienreise, zur der er 1786 in der Erwartung aufbrach, Abstand zu seinem bisherigen Leben und Wirken in Weimar zu finden, begonnen. Das Werk setze „mehr oder weniger den Schlusspunkt unter eine längere Reihe deutscher Singspieltexte, die er seit seinen Frankfurter Jahren geschrieben hatte – in den frühen Weimarer Jahren sogar in relativ dichter Folge in seiner Tätigkeit für das dortige Liebhabertheater“, so Schwering. Angetan von der italienischen Buffa, die auch in Weimar mit der seinerzeit bekannten Theatertruppe von Joseph Bollomo (1754-1833) Erfolge feierte, wollte Goethe ein „deutsches Gegenstück“ schaffen. Als Komponist hatte er „von Anfang an Kayser ins Auge gefasst“, der seit 1775 in Zürich wirkte. Die Arbeit zog sich bis 1787 und fand mit den gemeinsamen abschließenden Besprechungen in Rom, wo sich der Dichter inzwischen vorübergehend niedergelassen hatte, ihr Ende. Ein Bühnenerfolg blieb dem Werk verwehrt. Erst 2009 horchte die Szene auf, als sie in einem Buch des Literaturwissenschaftlers Norbert Miller über Goethe und seine Komponisten diesen Satz las, der auch im Booklet zitiert wird: „An Vielgestaltigkeit und dramaturgischer Stimmigkeit der Durchführung kann Scherz, List und Rache vor allem in den beiden Schlussakten mit jeder Zeitgenössischer italienischen Oper konkurrierten.“ Bereits 1993 hatte es im Liebhabertheater der Frau von Stein auf Gut Kochberg bei Weimar einen Versuch gegeben, die Oper wiederzubeleben. Vorausgegangen waren die erfolgreichen Bemühungen des österreichischen Musikwissenschaftlers und Dirigenten Hermann Dechant, einen verbindlichen Klavierauszug aus dem verstreuten Material herzustellen. Nachahmer fanden sich nicht bis das Stück 2019 von Werner Ehrhardt wiederbelebt und auf CD verewigt wurde.
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