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Mein Name ist Luz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
424 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am16.11.20101. Auflage
Systematisch wurden in den Jahren der argentinischen Diktatur (1976-1983) die Babys inhaftierter Regimegegnerinnen geraubt und von Militärs adoptiert. Viele Jahre später versucht eine junge Frau - Opfer dieser Praxis -, Licht in das Dunkel ihrer Herkunft zu bringen. Alle ihre inneren Kräfte muß Luz dabei aufbieten, um von den Schatten der Vergangenheit nicht erdrückt zu werden.


Elsa Osorio wurde 1952 in Buenos Aires geboren und lebt seit 1994 vorwiegend in Madrid, wo sie als Journalistin, Dozentin und Drehbuchautorin für Film und Fernsehen arbeitet. Neben zahlreichen anderen Preisen wurde sie 1982 mit dem argentinischen »Premio Nacional de Literatura« für ihr Buch Ritos privados aus dem selben Jahr ausgezeichnet. Für Reina Mugra (1990) erhielt sie den »Premio Sociedad Argentina de Escritores« und 1992 für ihre Komödie Ya no hay hombres den Preis für das beste Drehbuch.
A veinte años, Luz (1998, dt. Mein Name ist Luz, 2000) ist ihr sechster Roman. Mit dem Thema der Kinder von »Verschwundenen« hat sie in Mein Name ist Luz ein besonders düsteres Kapitel der südamerikanischen Militärdiktaturen aufgegriffen. Das Buch war Anstoß für viele weitere Nachforschungen, nicht nur in Argentinien.
Für Mein Name ist Luz bekam Elsa Osorio 2001 den Literaturpreis von Amnesty International, der aus Anlaß des 40jährigen Bestehens der Menschenrechtsorganisation erstmals verliehen wurde.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextSystematisch wurden in den Jahren der argentinischen Diktatur (1976-1983) die Babys inhaftierter Regimegegnerinnen geraubt und von Militärs adoptiert. Viele Jahre später versucht eine junge Frau - Opfer dieser Praxis -, Licht in das Dunkel ihrer Herkunft zu bringen. Alle ihre inneren Kräfte muß Luz dabei aufbieten, um von den Schatten der Vergangenheit nicht erdrückt zu werden.


Elsa Osorio wurde 1952 in Buenos Aires geboren und lebt seit 1994 vorwiegend in Madrid, wo sie als Journalistin, Dozentin und Drehbuchautorin für Film und Fernsehen arbeitet. Neben zahlreichen anderen Preisen wurde sie 1982 mit dem argentinischen »Premio Nacional de Literatura« für ihr Buch Ritos privados aus dem selben Jahr ausgezeichnet. Für Reina Mugra (1990) erhielt sie den »Premio Sociedad Argentina de Escritores« und 1992 für ihre Komödie Ya no hay hombres den Preis für das beste Drehbuch.
A veinte años, Luz (1998, dt. Mein Name ist Luz, 2000) ist ihr sechster Roman. Mit dem Thema der Kinder von »Verschwundenen« hat sie in Mein Name ist Luz ein besonders düsteres Kapitel der südamerikanischen Militärdiktaturen aufgegriffen. Das Buch war Anstoß für viele weitere Nachforschungen, nicht nur in Argentinien.
Für Mein Name ist Luz bekam Elsa Osorio 2001 den Literaturpreis von Amnesty International, der aus Anlaß des 40jährigen Bestehens der Menschenrechtsorganisation erstmals verliehen wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518739105
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum16.11.2010
Auflage1. Auflage
Seiten424 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1003543
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog


1998


Luz, Ramiro und ihr Sohn Juan landeten an einem heißen Donnerstag um sieben Uhr morgens auf dem Flughafen Barajas. Im Taxi, das sie zum Hotel brachte, erzählte ihnen Luz von der Plaza Mayor, den engen und geheimnisvollen Gassen, den Bars, die wer weiß wie lange geöffnet waren, und von den Frauen mit diesem Blick voller Hochmut, deren Hände beim Tanzen ruhelosen Vögeln glichen. Vom Flamenco wirst du begeistert sein, Ramiro, ich bringe dich in den Park von El Retiro, Juan.

Vielleicht wollte Luz ihnen vormachen (oder für eine Weile selbst daran glauben), daß sie nur dort waren, um Spanien kennenzulernen, und nicht, um sie auf diesem Weg zu begleiten, auf dem sie nichts mehr aufhalten konnte, seit ihr diese Idee in den Kopf gekommen war, damals, als Juan zur Welt kam. Denn es war genau dort, in der Klinik, wo dieser Zweifel geboren wurde, von dem sie sich nicht mehr hatte frei machen können. Zwischen Windeln, Bäuerchen und Wiegenliedern hatte Luz Nachforschungen angestellt und mit Leuten gesprochen und um Informationen gebeten und beharrlich gewühlt und gebohrt und gesucht. Und nun waren sie bis hierher gekommen. Bis nach Madrid.

Am selben Morgen, während Juan und Ramiro schliefen, bekam sie von der Auskunft die Telefonnummer von Carlos Squirru. Er lebte also, es gab ihn, und er war hier, in derselben Stadt wie sie. Ihr Herz schlug so schnell wie noch nie.

Von der Telefonkabine des Hotels aus wählte sie die Nummer. Eine Frauenstimme, offenbar die einer Spanierin, sagte, es sei niemand da, sie solle nach dem Signalton eine Botschaft hinterlassen. Rasch legte sie wieder auf. Sie versuchte, diese Stimme mit Augen, Mund und einem Gesicht zu versehen, aber es gelang ihr nicht. Ob es seine Frau war? Ob Carlos ihr von seiner Vergangenheit erzählt hatte?

Sie hatte sich geschworen, alles auf den nächsten Tag zu verschieben. Ramiro und Juan hatten einen Ruhetag verdient, sie sollten ihr Vergnügen haben und spazierengehen, wie sie es ihnen bei der Ankunft versprochen hatte. Sie mußte sich eine Pause gönnen, sich ausruhen, aber sie konnte nichts dagegen tun, daß sie zwischen Spaziergängen, Spielen und Gelächter von Angst gepackt wurde. Wie würde sie dieses schwierige Gespräch in Angriff nehmen? Sie würde knapp sein, sich kurz fassen, und Carlos würde sich nicht weigern, sie zu treffen, wenn sie ihm erst einmal gesagt hätte, daß sie ihm etwas von Liliana auszurichten hatte. Sie mußte die richtigen Worte finden. Ramiro würde ihr helfen, alles zu planen. Wie so viele Male, seit sie mit ihrer Suche begonnen hatte.

»Wir sprechen heute abend darüber«, sagte Ramiro.

Aber sie konnte nicht bis zum Abend warten: Versuch mich zu verstehen, ich will es gleich tun, ich will nicht mehr darüber nachdenken, ob er es ist oder nicht und was er mir sagen, wie er reagieren wird.

Ramiro antwortete nur mit einem Achselzucken. Es war ihre Geschichte, und sie mußte entscheiden, wie sie gespielt werden sollte.

»Ja, bitte?« antwortete Carlos, und Luz mußte die eine Hand mit der anderen festhalten, um nicht aufzulegen, so ängstlich war sie. Ramiro beobachtete sie von der Tür aus.

»Ich würde gern mit Carlos Squirru sprechen.«

»Der bin ich«, und das klang so spanisch, daß Luz sich sagte, wie dumm es gewesen war, sich Illusionen zu machen, denn es konnte ja durchaus einen Spanier geben, der genauso hieß. »Wer bist du?«

Dieses »Wer bist du« überzeugte sie völlig davon, daß es ein Irrtum gewesen war, aber sie würde nicht auflegen, ohne sicherzugehen.

»Mein Name ist Luz, Luz Iturbe. Sie kennen mich nicht, vielleicht sind Sie nicht der Carlos Squirru, den ich suche, man hat mir bei der Auskunft Ihre Telefonnummer gegeben, weil ich in Madrid nachgefragt habe, aber vielleicht wohnt ja der Carlos Squirru, den ich suche, woanders, ich bin mir nicht sicher.«

Sie haßte sich für all diese wirren Worte. Sie mußte noch einmal anfangen; sie hustete, das Schweigen ihres Gesprächspartners ermutigte sie nicht gerade, weiterzusprechen, Ramiro ging in das Zimmer von Juan, am anderen Ende der Leitung weinte ein Kind.

»Einen Moment, bitte«, und dann, weiter weg, »Montse, kümmere dich um das Kind.«

»Verzeihen Sie, ich glaube, ich habe mich geirrt, ich dachte ...«

»Bist du Argentinierin?«

Der Akzent! Er hatte mit argentinischem Akzent gesprochen!

»Ja, und Sie? Weil nämlich der Carlos Squirru, den ich suche, Argentinier ist.«

»Ja, ich bin Argentinier, obwohl ich versuche, es zu vergessen« - und er lachte - »Aber ich weiß nicht, ob der, den du suchst« - die Stimme wurde verführerisch - »gut aussieht und klug und charmant ist. In diesem Falle bin ich es, wenn nicht, dann wird es einer der anderen fünf oder sechs Squirru sein, die in ganz Europa verstreut sind.«

Carlos lachte, bestimmt über ihre Unbeholfenheit. So oft hatte sie sich überlegt, was sie ihm sagen würde, aber jetzt konnte sie sich an nichts erinnern. Er schien freundlich und sympathisch zu sein. Warum brachte sie keinen zusammenhängenden Satz zustande?

»Ich wollte mit Ihnen ... über Liliana sprechen.«

Ein langes Schweigen, und dann sehr trocken:

»Liliana - und weiter?«

»Ich weiß nicht, ich kenne den Nachnamen nicht, das ist ja einer der Gründe, weshalb ich mit Ihnen sprechen möchte. Vor einigen Monaten habe ich mit Miriam López gesprochen, sie hat mir Ihren Namen genannt. Miriam ...«

»Wer?«

»Miriam López.«

»Kenne ich nicht.«

»Nein, das weiß ich. Sie hat Sie vor vielen Jahren im Telefonbuch gesucht. Aber sie hat sich geirrt, sie dachte, der Nachname hätte ein E, Esquirru, ein E am Anfang. Ich bin darauf gekommen, daß Squirru mit einem S beginnt.« - Sie war weder kurz noch knapp, noch deutlich, sie machte alles kaputt, sie wollte Ramiro rufen, damit er es ihm erklärte. »Miriam sagte mir, Carlos Squirru sei Lilianas Lebensgefährte gewesen ... vor zweiundzwanzig Jahren.«

Das war nicht großartig, aber sie hatte es gesagt, und er antwortete nicht, man hörte ihn nicht einmal atmen. »Hatten Sie eine Lebensgefährtin, die Liliana hieß?«

»Und wer bist du?«

»Ich bin ... ich heiße Luz. Ich habe in letzter Zeit über vieles nachgeforscht, überall, aber mir fehlen noch Fakten. Es ist schwer, es Ihnen so am Telefon zu erklären. Könnten wir uns treffen?« Das Schweigen wurde unerträglich. »Liliana wollte Ihnen etwas sagen, bevor sie ... Bitte, könnten wir uns sehen?«

»Kennst du das Café Comercial?«

»Nein, aber das macht nichts. Sagen Sie mir, wo es ist, und ich komme hin.«

»Am Bilbao-Platz. In einer Stunde.«

»Ja.« Freude und Angst zugleich. »Wie erkennen wir uns? Ich weiß nicht, wie Sie aussehen. Ich bin blond, ich werde eine grüne Bluse tragen ... und ein Buch in der Hand halten.«

»In Ordnung, adiós.«

Ramiro umarmte sie, nachdem sie aufgelegt hatte. Luz begann zu weinen.

»Ich habe alles falsch gemacht. Hast du zugehört, Liebling? Er hat nie gesagt, daß er Lilianas Lebensgefährte war, aber wenn er einverstanden war, mich zu sehen, dann doch deswegen, weil er es ist, nicht wahr?«

Ramiro würde Juan zu essen geben und hier auf sie warten: Ruf mich an, wenn du mich brauchst. An irgendeiner Ecke des Bilbao-Platzes stieg sie aus dem Taxi und fragte ein paar Jungen nach dem Café Comercial. Als sie die breite Straße überquerte, hatte sie das Gefühl, ihre Füße hätten kein Gewicht, ihr ganzer Körper wäre ohne Halt und sie könnte jeden Augenblick zusammenbrechen. Die flirrende, trockene Julihitze umfing sie und drohte sie zu verschlucken. »Erdrückende Hitze«, hatte der Taxifahrer gesagt, und Luz dachte, daß sie jetzt zum ersten Mal begriff, was dieser Ausdruck bedeutete.

An den Tischen auf der Terrasse saßen viele Leute. Ihr wurde klar, daß sie eine Person nicht von der anderen unterscheiden konnte. Sie blieb eine Weile stehen und schwenkte das Buch, das sie in der Hand hielt. Wenn Carlos hier war, würde er auf sie zukommen. Am besten wäre es, hineinzugehen, etwas Eiskaltes zu trinken und, falls er nach einer Weile nicht auftauchte, wieder auf die Terrasse hinauszugehen.

Dank der Klimaanlage fühlte sie sich gleich besser. Welcher von diesen Männern, die allein hier saßen, war er wohl? Sie setzte sich an einen Tisch und ließ den Blick durch das Café wandern. Der Mann da am Nebentisch mußte so um die Vierzig sein. Allerdings wußte sie nicht, wie alt Carlos war. Der Mann sah sie an, aber nein, er konnte es nicht sein, er würde sie nicht auf diese Art anlächeln.

Den Blick auf die Tür geheftet, bestellte Luz eine Coca-Cola mit Zitrone. Carlos näherte sich ihr von hinten, stellte sich dann vor ihr auf und sah sie an.

»Carlos?« fragte Luz und wußte nicht, ob sie ihm die Hand geben sollte oder nicht, und ihr Arm...
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Kritik
»Selten­ hat eine latei­­namer­­ikani­­sche Erzähleri­­n so überze­­ugend­­ die Gattun­­g Roman umspi­­elt und die Fiktio­­n dabei­­ zum unerh­­örten Dokume­­nt gemac­­ht.«mehr

Autor

Elsa Osorio wurde 1952 in Buenos Aires geboren und lebt seit 1994 vorwiegend in Madrid, wo sie als Journalistin, Dozentin und Drehbuchautorin für Film und Fernsehen arbeitet. Neben zahlreichen anderen Preisen wurde sie 1982 mit dem argentinischen »Premio Nacional de Literatura« für ihr Buch Ritos privados aus dem selben Jahr ausgezeichnet. Für Reina Mugra (1990) erhielt sie den »Premio Sociedad Argentina de Escritores« und 1992 für ihre Komödie Ya no hay hombres den Preis für das beste Drehbuch.A veinte años, Luz (1998, dt. Mein Name ist Luz, 2000) ist ihr sechster Roman. Mit dem Thema der Kinder von »Verschwundenen« hat sie in Mein Name ist Luz ein besonders düsteres Kapitel der südamerikanischen Militärdiktaturen aufgegriffen. Das Buch war Anstoß für viele weitere Nachforschungen, nicht nur in Argentinien.Für Mein Name ist Luz bekam Elsa Osorio 2001 den Literaturpreis von Amnesty International, der aus Anlaß des 40jährigen Bestehens der Menschenrechtsorganisation erstmals verliehen wurde.
Weitere Artikel von
Barckhausen-Canale, Christiane
Übersetzung