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In weißer Stille

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am08.09.2010Auflage
Ein stürmischer Oktoberabend: In seinem Wochenendhaus am Starnberger See wird ein pensionierter Kinderarzt tot aufgefunden. An eine Heizung gefesselt, ist er langsam verdurstet - ein qualvoller Tod. War es Rache oder doch nur ein Raubmord? Kommissar Konstantin Dühnfort enthüllt nach und nach den dunklen Charakter des Toten und stößt auf ein Drama, das seine längst erwachsenen Kinder bis heute verfolgt.

Schon als Kind verfügte Inge Löhnig über so viel Fantasie, dass ihre Geschichten noch heute in der Familie legendär sind. Neben dem Beruf als Grafik-Designerin war Schreiben lange ein Hobby. Erst mit dem Erscheinen der Reihe um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort wurde daraus die neue Profession. Die Kriminal-Romane von Inge Löhnig sind ebenso regelmäßig auf der Bestsellerliste zu finden, wie die spannenden Familien-Romane, die sie unter dem Pseudonym Ellen Sandberg veröffentlicht. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextEin stürmischer Oktoberabend: In seinem Wochenendhaus am Starnberger See wird ein pensionierter Kinderarzt tot aufgefunden. An eine Heizung gefesselt, ist er langsam verdurstet - ein qualvoller Tod. War es Rache oder doch nur ein Raubmord? Kommissar Konstantin Dühnfort enthüllt nach und nach den dunklen Charakter des Toten und stößt auf ein Drama, das seine längst erwachsenen Kinder bis heute verfolgt.

Schon als Kind verfügte Inge Löhnig über so viel Fantasie, dass ihre Geschichten noch heute in der Familie legendär sind. Neben dem Beruf als Grafik-Designerin war Schreiben lange ein Hobby. Erst mit dem Erscheinen der Reihe um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort wurde daraus die neue Profession. Die Kriminal-Romane von Inge Löhnig sind ebenso regelmäßig auf der Bestsellerliste zu finden, wie die spannenden Familien-Romane, die sie unter dem Pseudonym Ellen Sandberg veröffentlicht. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783548921013
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum08.09.2010
AuflageAuflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5222 Kbytes
Artikel-Nr.1009413
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
MONTAG, 13. OKTOBER

Der Schein der Straßenbeleuchtung drang durch die cremefarbenen Vorhänge und füllte das Schlafzimmer mit Zwielicht. Ein Blick auf den Wecker zeigte Babs, dass es kurz vor sechs war. Montagmorgen. Sie könnte noch eine halbe Stunde schlafen. Aber Albert, der sich seit einiger Zeit hin und her wälzte, hatte sie aufgeweckt. Einen Moment überlegte sie, aufzustehen, in aller Ruhe eine Tasse Tee zu trinken und dabei Zeitung zu lesen. Normalerweise genoss sie diese ruhige Zeit, wenn die Zwillinge und ihr Mann noch schliefen, wenn noch niemand etwas von ihr wollte, wenn sie noch nicht funktionieren musste und ihren Gedanken nachhängen konnte.

Doch heute war es anders. Sie war nervös. Um elf Uhr stand ihr das erste Vorstellungsgespräch ihres Lebens bevor, und das mit fünfunddreißig Jahren. Da konnte Caroline noch so oft sagen, dass es in diesem Fall allein auf ihre Fähigkeit, Räume zu gestalten, ankam und niemand eine Diplomurkunde sehen wollte. Babs hatte das Studium der Innenarchitektur kurz vor Schluss abgebrochen und außerdem keinerlei berufliche Praxis vorzuweisen - wenn man mal davon absah, dass sie ab und zu Freunden und Verwandten half, kleinere oder größere Wohnprobleme zu lösen. So wie bei Alberts Schwester Caroline, die als Managerin zwar genügend Geld verdiente, um sich mit Designermöbeln einzurichten, aber weder die erforderliche Zeit noch das Händchen dafür hatte. Sie war von der neuen Einrichtung derart begeistert gewesen, dass sie sich in ihrem Netzwerk nach einem Job für Babs umgesehen hatte und fündig geworden war. Eine Redakteurin der Wohnzeitschrift Interior & Design suchte Innenarchitekten für die Rubrik Ein Problem - drei Lösungen. »Das ist ideal für dich«, hatte Caroline gesagt. »Du bekommst zwar keine feste Anstellung, sondern wirst nach Auftrag bezahlt, dafür kannst du zu Hause arbeiten. Außerdem ist das kein Job, der dich vierzig Stunden in der Woche fordert, sondern vielleicht zwanzig im Monat. Reich wirst du damit nicht, aber es ist ein Einstieg, und wer weiß, was daraus wird.« Dank Carolines Vermittlung bot sich ihr nun eine einzigartige Möglichkeit, vom Hausfrauendasein wegzukommen und den Schritt in eine noch unbekannte Welt zu tun. Sie war gespannt, wie das Gespräch verlaufen würde.

Albert warf sich im Bett herum und murmelte im Schlaf etwas vor sich hin, das wie Schatzilein klang. Schatzilein? Zu ihr sagte er immer Mäuschen. Schatzilein? Hatte er ... Schon seit einiger Zeit trug Babs eine Sorge mit sich herum, die sie jedoch nicht genauer betrachten wollte: die Sorge, dass Albert es auch in diesem Punkt seinem Vater gleichtun würde. Dem Mann, der für ihn Vorbild in allen Lebenslagen war, dem Mann, der seine Frau Elli ein über vierzig Jahre währendes Eheleben lang betrogen hatte. Bis dass der Tod euch scheidet. Elli hatte sich daran gehalten. Doch im Grunde konnte Babs sich nicht vorstellen, dass Albert sie betrog. Sicher hatte er geträumt.

Im Bett war es gemütlich warm. Vielleicht gelang es ihr, noch ein wenig zu dösen. Als sie gerade am Einnicken war, drehte sich Albert schon wieder herum. Normalerweise schlief er tief und ruhig. Ob er noch sauer war wegen des Streits am Hochzeitstag? Das war jedoch schon eine Woche her. Babs gehörte weder zu den Frauen, die Wert darauf legten, dass dieser Tag feierlich begangen wurde, noch zu denen, die ein Geschenk erwarteten. Eigentlich machte sie sich aus solchen Jubiläen nichts. Trotzdem war es ein besonderer Tag, und manchmal, wenn sie wünschte, Albert möge ihr zeigen, dass er sie noch liebte, dass er noch zu ihr und den Kindern stand, dass ihm seine Familie wichtig war, dann maß sie solchen Tagen eben doch eine Bedeutung bei, die sie ihnen sonst nicht zugestehen wollte. Sollte ihre Ehe tatsächlich scheitern, dann würde ein stilvoll begangener Hochzeitstag sie auch nicht retten.

Ob es nun ein schlechtes Zeichen war, dass ausgerechnet der Dreizehnte in einem Fiasko geendet hatte? Babs seufzte. Sie war nicht abergläubisch und außerdem übertrieb sie. Es war kein Fiasko gewesen. Aber eine große Enttäuschung.

Als sie am vergangenen Montag beim Frühstück vorgeschlagen hatte, für den Abend einen Tisch im La Bretagne zu bestellen, war Albert erfreut gewesen. Sie hatte das nachmittags erledigt und ihn dann in der Praxis angerufen, um Bescheid zu sagen. Die Jungs würden bei Freunden übernachten, und Babs hatte sich einen Abend mit Champagneraperitif, einem exquisiten Menü und leichtem Wein ausgemalt, begleitet von einem guten Gespräch und liebevollen Blicken, die Funken aus dem Feuer schlagen würden, das, wie sie vermutete, nur noch schwach in ihm glimmte, wenn es nicht schon ganz erloschen war. Sie hatte sich neue Dessous gekauft, nicht verrucht in Schwarz oder Rot und auch ohne Firlefanz wie Strapse oder unpassende Öffnungen - meine Güte, was es alles gab! -, sondern Wäsche, in der sie sich ebenso wohl wie begehrenswert fühlte, schlicht, mit ein wenig Spitze und in einem Cremeton, der hervorragend zu ihrer bronzefarbenen Haut passte. Doch dann hatte Albert gegen halb sieben angerufen. Sein Vater hatte ein Problem mit einem verstopften Siphon am Küchenwaschbecken im Wochenendhaus. »Ich fahre kurz raus und repariere den Abfluss«, hatte er gesagt. Die Fahrt dorthin dauerte eine Dreiviertelstunde. Bis um acht konnte er nicht zurück sein.

»Gibt es in Münsing keinen Klempner?«

»Er hat mich gebeten, und ich will ihm das nicht abschlagen, nach allem, was er für uns getan hat. Keine Sorge, ich bin rechtzeitig zurück.«

Die Frage, ob die Reparatur nicht bis morgen warten konnte, verkniff sie sich. Albert würde sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen. Wie immer. Nicht nur, wenn es um seinen Vater ging. Babs ließ sich ihre Verärgerung nicht anmerken. »Fahr vorsichtig«, sagte sie stattdessen.

Nach allem, was er für uns getan hat! Schließlich war es sein Wunsch gewesen, dass Albert die Praxis übernahm. Die Kinderarztpraxis Dr. Heckeroth, das Lebenswerk ihres Schwiegervaters, blieb so erhalten, und das bedeutete ihm viel.

Kurz vor acht rief Albert an. Die Reparatur war beendet, er würde jetzt noch schnell mit seinem Vater einen Happen essen und dann losfahren.

»Einen Happen essen.« Sie klang wie sein Echo.

»Es tut mir leid, aber ich habe einen Bärenhunger. Du legst doch sonst nicht solchen Wert auf Jahrestage. Wir können doch auch ein andermal schön essen gehen.«

Babs bestellte den Tisch ab, ließ sich aber per Kurier eine Flasche Champagner, einen Vorspeisenteller mit Lachsterrine, Creme de Canard und Baguette sowie zwei Portionen Crème brûlée aus dem La Bretagne schicken. Vielleicht hatte Albert ja noch Lust auf ein Dessert.

Als er endlich kam, hatte sie die Flasche halb geleert und beide Desserts gegessen. Frustfraß, dachte sie, aber schlank, wie sie war, konnte sie sich das leisten. Die Enttäuschung über Alberts liebloses Verhalten war verflogen, übrig geblieben war Resignation. Sie machte ihm keine Vorwürfe, dass er wieder einmal seinem Vater den ersten Platz in seinem Leben eingeräumt hatte.

Am Anfang ihrer Beziehung hatte Babs Albert um das gute Verhältnis zu seinem Vater beneidet. Mit ihrem eigenen stand sie meist auf Kriegsfuß, da er kaum eine ihrer Entscheidungen guthieß und häufig an ihr herummäkelte. Als Barbara jedoch gemerkt hatte, welchen Raum der Vater in Alberts Leben einnahm, und sie sich mit ihrer Liebe zu ihm hinten anstellen musste, da war die Bewunderung bald dem beschämenden Gefühl der Eifersucht gewichen.

Sie hörte die Wohnungstür. Kurz darauf kam Albert ins Wohnzimmer und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Überrascht blickte er auf die Champagnergläser, schenkte sich ein Glas voll und stieß mit ihr an. »Mach jetzt bitte keine Szene.« Er ließ sich in den Sessel fallen und massierte sich mit einer Hand die Schulter. »Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir und keinen Nerv für emotionale Ausbrüche.« Mit zwei Schlucken trank er das Glas leer, während Babs versuchte, die Wut zu unterdrücken, die in ihr hochkochte wie eine Urgewalt.

»Entschuldige, Liebes. Ich habe das nicht so gemeint.« Albert nahm sie in den Arm.

Warum sagst du dann so etwas?, dachte sie, lehnte aber ihren Kopf an seine Schulter.

»Ich weiß auch nicht, was heute mit mir los ist. Ich wollte dich nicht verletzen. Verzeihst du mir?« Natürlich verzieh sie ihm, aber ihre zaghaften Versuche, eine Versöhnung durch Zärtlichkeiten herbeizuführen, wies er zurück; er sei völlig erschöpft. Sein Verhalten kränkte Babs, und wieder einmal fragte sie sich, ob ihr Mann sie je geliebt hatte oder ob er sie nur der Kinder wegen und auf Drängen seines Vaters geheiratet hatte. Des Vaters, den er so bewunderte. Irgendwann würde er es ihm gleichtun und sich anderweitig vergnügen.

Zehn nach sechs. Draußen heulte ein Motor auf, ein Wagen fuhr mit quietschenden Reifen los. Seufzend starrte Babs zur Decke. Albert wälzte sich schnaufend auf die linke Seite und...
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