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Die Mission des Wanderchirurgen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
720 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am23.12.20101. Auflage
Vitus, der weit gereiste Wanderchirurg und mutmaßliche Erbe von Schloss Collincourt, ist untröstlich: Seine geliebte Arlette, nach der er so lange gesucht hat, stirbt in seinen Armen an der Pest. Doch vorher nimmt sie ihm das Versprechen ab, ein Heilmittel gegen den Schwarzen Tod zu finden. Mit seinen Freunden reist er nach Padua, weil er hofft, an der berühmten Universität dieser Stadt eine Arznei gegen die Seuche zu finden. Aber das Schicksal scheint sich erneut gegen den tapferen Cirurgicus verschworen zu haben ... Der neue Bestseller des Erfolgsautors von Der Wanderchirurg! Die Mission des Wanderchirugen von Wolf Serno: Historischer Roman im eBook!

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman 'Der Wanderchirurg' - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: 'Der Balsamträger', 'Hexenkammer', 'Der Puppenkönig' sowie 'Das Spiel des Puppenkönigs', 'Die Medica von Bologna', 'Das Lied der Klagefrau' und 'Der Medicus von Heidelberg'.Wolf Serno, der zu seinen Hobbys 'viel lesen, weit reisen, gut essen' zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
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Produkt

KlappentextVitus, der weit gereiste Wanderchirurg und mutmaßliche Erbe von Schloss Collincourt, ist untröstlich: Seine geliebte Arlette, nach der er so lange gesucht hat, stirbt in seinen Armen an der Pest. Doch vorher nimmt sie ihm das Versprechen ab, ein Heilmittel gegen den Schwarzen Tod zu finden. Mit seinen Freunden reist er nach Padua, weil er hofft, an der berühmten Universität dieser Stadt eine Arznei gegen die Seuche zu finden. Aber das Schicksal scheint sich erneut gegen den tapferen Cirurgicus verschworen zu haben ... Der neue Bestseller des Erfolgsautors von Der Wanderchirurg! Die Mission des Wanderchirugen von Wolf Serno: Historischer Roman im eBook!

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman 'Der Wanderchirurg' - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: 'Der Balsamträger', 'Hexenkammer', 'Der Puppenkönig' sowie 'Das Spiel des Puppenkönigs', 'Die Medica von Bologna', 'Das Lied der Klagefrau' und 'Der Medicus von Heidelberg'.Wolf Serno, der zu seinen Hobbys 'viel lesen, weit reisen, gut essen' zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426410271
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum23.12.2010
Auflage1. Auflage
Seiten720 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1218 Kbytes
Artikel-Nr.1011685
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Die Gebieterin Âmina Efsâneh



»Bei Allah, dem Kämpfenden, dem Listigen!
Du hast mich benutzt wie eine Bodenvase,
in die du deinen Stängel hineingestoßen hast.
Das wirst du mir büßen!«


Niemand in der Medina von Tanger konnte sich daran erinnern, jemals so heiße Maitage erlebt zu haben. Der stete Wind, der gewöhnlich vom Dschebel al-Tarik über die Meerenge heranwehte, schien für immer eingeschlafen zu sein. Schon am frühen Vormittag stand die Luft wie eine Mauer auf den zahllosen Plätzen, erdrückte jegliche Betriebsamkeit, schnürte der Stadt den Atem ab. Wo sonst gelärmt, gefeilscht und gegaukelt wurde, wo Geldwechsler ihre Kurse priesen, Trickdiebe betrogen, Schreiber ihre Dienste anboten, wo Trommler, Hornbläser und Flötisten musizierten, Magier und Jongleure Sprachlosigkeit verbreiteten, wo Schiffsmatrosen zechten, Huren nach Freiern Ausschau hielten, Sklaven den Besitzer wechselten, wo Fischer ihren Fang verkauften und Handwerker ihrem Tagewerk nachgingen, überall da herrschte Stille. Gassen, Gässchen, Hinterhöfe waren wie leer gefegt. Wer dennoch sein Haus verließ, glaubte, in der Gluthitze die Steine der Zitadelle hoch über der Stadt knacken zu hören.

Am Fuße der alten Festung, auf einem kleinen vorgelagerten Souk, gab es eine einzige Ausnahme. Fünfundzwanzig oder dreißig Männer hockten in typischer Haltung am Boden, einfach gekleidet, bärtig, den Kopf durch einen Turban geschützt. Sie saßen starr, wie gelähmt, doch war der Grund dafür nicht die alles versengende Glut, sondern ein kleiner, drahtiger Mann, der vor ihnen stand und mit Händen und Füßen redete. Er bediente sich dabei des Spanischen, was durchaus verstanden wurde, denn Tanger gehörte anno 1579 zum portugiesischen Reich. Der Mann hatte eine marokkanische Dschellabah an, eine Art lange Tunika, braun-weiß gestreift, mit halblangen Ärmeln und Kapuze, doch war er kein Berber und auch kein Beduine, wie seine Gesichtszüge verrieten. Seine Haut wies nicht das tiefe Braun der Wüstensöhne auf, sondern eher die Farbe von Oliven. Seine Stirn war hoch, und seine Augen waren schwach. Er blinzelte häufig, weil er kurzsichtig war und die beiden Berylle, die er trug, seine Sehschwäche nur unzureichend ausgleichen konnten.

Ein solches Nasengestell mit Linsen hatten die Zuhörer noch niemals gesehen, und das, obwohl sie in einer weltoffenen Hafenstadt lebten. Phönizier, Römer, Goten, Wandalen, Byzantiner, Araber und wohl noch ein halbes Dutzend andere Völker hatten in ihren Mauern gelebt, sie manches Mal zerstört, doch immer wieder aufgebaut. Die Bewohner, ihre Kinder und Kindeskinder hatten sich als so überlebensstark erwiesen, dass Eroberer und Zuwanderer immer wieder im Schmelztiegel der Rassen aufgegangen waren - hier an diesem ganz besonderen Ort, wo das Westmeer auf das Mittelländische Meer traf, der Islam auf das Christentum prallte und das Tor nach Afrika aufgestoßen wurde.

Der kleine, drahtige Mann machte eine Pause, denn als guter Erzähler wusste er, dass dadurch eine Geschichte nur noch spannender wurde. »Gieße etwas Wasser auf die Plane über uns, Enano«, sagte er zu dem Zwerg neben sich. »Sonst dörrt es uns allen das Hirn aus.«

»Wui, wui, Magister«, fistelte der Winzling mit seinem Fischmündchen und blickte nach oben, wo über den Köpfen der Lauschenden ein großes Stück Segeltuch gespannt war. Er nahm einen Holzeimer und kletterte wie ein Äffchen das Stützgestänge hinauf. Hier und da ertönte Gelächter. Der Kleine mit seinen roten Haarbüscheln, dem hellblauen Kindergewand und dem fassähnlichen Buckel erinnerte an eine Mischung aus Kobold und Narr, und in gewisser Hinsicht war er das auch. Auf dem höchsten Punkt angekommen, goss er den Inhalt nach und nach aus. »Wui, der Plempel spreizt sich dull!«, rief er fröhlich und schien sich nicht im Mindestens daran zu stören, dass seine Rotwelschbrocken von niemandem verstanden wurden.

Das Wasser verteilte sich auf dem Tuch, feuchtete es auf breiter Fläche an und schaffte so Verdunstung und Linderung für die darunter Sitzenden. Beide, der drahtige Mann, der Magister gerufen wurde, und Enano, der Zwerg, waren eine Zeit lang zur See gefahren, wo sie diese segensreiche Erfindung kennen gelernt hatten.

»Erzähle weiter, Magister!«, forderte ein dürrer Alter und wischte sich ein paar der hartnäckigen Fliegen von den Augen.

»Ja, erzähle weiter!«, erklang es von mehreren Seiten. »Was ist eine eiserne Jungfrau?«

»Eine eiserne Jungfrau?«, fragte der Magister mit überraschend dunkler Stimme zurück. »Sagte ich das nicht schon?«

»Nein, das sagtest du nicht.«

Der drahtige Mann spitzte die Lippen und machte ein geheimnisvolles Gesicht. Unwillkürlich beugten sich die Zuhörer vor. »Nun, so wisset, die eiserne Jungfrau ist weder Mensch noch Tier, denn sie ist nicht aus Fleisch und Blut. Sie steht tief unten im Kerker von Dosvaldes, einem Provinznest in Nordspanien. Sie steht dort, solange es Menschen gibt, und manche sagen, es gab sie schon, bevor Gott der Herr oder, um es mit euren Worten zu sagen, Allah der Allmächtige die Welt erschuf. Satan ist zugleich ihr Vater, ihr Sohn und ihr Bruder. Ihr Lächeln ist tot, ihr Mund ist so schmal wie der Rücken eines Dolchs, ihr Gewand ist aus Stahl und reicht bis zum Boden hinab.«

Ein Raunen lief durch die Reihen. Die Männer steckten die Köpfe zusammen.

»Ich sah sie im unruhigen Licht der Fackeln, Freunde, und ihr totes Lächeln bekam plötzlich Leben. Ich ging auf sie zu und wollte sie untersuchen, doch der junge Lord hielt mich davon ab. Tu´s besser nicht, ich habe ein ungutes Gefühl , sagte er, irgendetwas stimmt mit ihr nicht. Ich ließ von ihr ab, und wir fanden ein Buch, in dem stand, dass die eiserne Jungfrau auch Schmerzensreiche Mutter oder Madre dolorosa genannt wird. Sie war also ein verborgenes Folterinstrument!

Ich fragte: Und wie funktioniert die Dame? Steht das auch da? Und der junge Lord las vor:


... item muss der verurteilte Suender verbundenen Auges dem weiblichen Automath entgegenschreiten, alsdann dieser sich oeffnet wie die Schenkel eines wollüstigen Weibes und also ihn zerstöret.


Vorn an ihrem Mantel befanden sich zwei Griffe, dort, wo auf einer Schürze die Taschen sitzen«, fuhr der Magister fort, »wir wollten daran ziehen, doch plötzlich hörten wir ein geheimnisvolles Rauschen. Es kam von der Figur. Wir zögerten, dann öffneten wir sie links und rechts mit entschlossenem Ruck, und siehe da ...!«

Wieder machte der kleine Mann eine Kunstpause und erreichte prompt, was er beabsichtigt hatte.

»Ja? Was sahst du da?«

»Nun sag schon, sag´s doch!«

»Mach´s nicht so spannend!«

»Nun, Freunde, die Jungfrau war gänzlich hohl, in den Mantelhälften blinkten Dutzende nach innen gerichtete Stacheln und Klingen. Um zu erfahren, was das zu bedeuten hatte, blickten wir abermals in das Buch. Und dort stand:


... der Haerethiker mag sein letztes Sprüchlein sagen, bis dass die Jungfrau sich schließet und ihn vielthausendfach durchbohret. Solcherart perforirt zu werden, ist als der Kuss der Jungfrau bekannt.


Mittlerweile hatte sich das Rauschen verstärkt, es war jetzt so mächtig wie ein Wasserfall. Ich glaube, ich weiß, was die Ursache ist , sagte mein Freund und Leidensgefährte, es ist der Pajo, der unter uns fließt. In dem Buch steht auch, dass der Delinquent beim Schließen des Mantels zerstückelt wird, woraufhin er nach unten in fließendes Wasser fällt und seine Überreste fortgeschwemmt werden.

Ich entgegnete: Wenn das so ist, muss es hier irgendwo etwas geben, das eine Falltür oder etwas Ähnliches auslöst. Wahrscheinlich außerhalb der Dame, irgendwo hier im Raum. Ich blickte mich suchend um, dann entdeckte ich einen hölzernen Hebel, der aus dem Mauerwerk neben der Jungfrau herausragte. Ich zog daran. Mit lautem Knarren schwang der Boden unter der Figur beiseite. Der junge Lord und ich traten an den Rand der Öffnung und starrten nach unten, im Bemühen, etwas zu erkennen. Doch wir blickten nur in finstere, völlig gegenstandslose Schwärze.

Wie tief man wohl fällt? , fragte ich meinen Leidensgefährten. Ich bekam keine Antwort. Beide dachten wir dasselbe: Wer hier noch bei lebendigem Leibe nach unten fiel, kam spätestens im Fluss durch Ertrinken zu Tode. Eine Flucht war unmöglich. Schweren Herzens gingen wir wieder zurück in unsere Zelle.«

Ein jüngerer Mann, der auf der Brust eine Kette mit der Fatima-Hand trug, rief: »Aber ihr seid doch geflohen, sonst wärest du nicht hier? Oder ist alles, was du uns erzählst, nicht mehr als ein Märchen aus Alf laila waleila?«

»Aus was?« Der Magister blinzelte verständnislos.

»Alf laila waleila!« Der junge Mann lächelte spöttisch. »Ihr Ungläubigen nennt dieses Werk Tausendundeine Nacht.«

»Selbstverständlich ist alles, was ich erzähle, die reine Wahrheit! Aber wenn du an meinen Worten zweifelst, kann ich ja aufhören.«

»Bei Allah, dem Erbarmer, dem Barmherzigen, nein!« Der Jüngling wirkte plötzlich sehr beunruhigt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass seine vorlaute Bemerkung so drastische Folgen haben könnte. Überdies spielte es keine Rolle für ihn, ob die Geschichte erfunden war oder nicht, Hauptsache der Erzähler fuhr fort. Denn er erzählte gut. Die Nebenmänner des Mannes dachten ähnlich und versetzten ihm ein paar Rippenstöße, damit er still sei.

Der Magister, dem das alles nicht entgangen war, wirkte versöhnt. »Nun, Freunde, ob ihr es glaubt oder nicht, wir flohen wenig später tatsächlich durch den eisernen Schoß der Jungfrau, stürzten uns in die...
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Autor

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman "Der Wanderchirurg" - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: "Der Balsamträger", "Hexenkammer", "Der Puppenkönig" sowie "Das Spiel des Puppenkönigs", "Die Medica von Bologna", "Das Lied der Klagefrau" und "Der Medicus von Heidelberg".Wolf Serno, der zu seinen Hobbys "viel lesen, weit reisen, gut essen" zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.