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Herr Mozart wacht auf

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am01.02.20111. Auflage
'Solange es nur Musik gab, war er bereit, in jeder Welt zurechtzukommen.' Am Vorabend noch hat er auf dem Sterbebett gelegen. Nun erwacht Wolfgang Amadé Mozart an einem unbekannten Ort und - wie ihm nach und nach klar wird - in einer fremden Zeit. Die Ungeheuerlichkeit seiner Zeitreise ins Jahr 2006 kann er sich nur mit einem göttlichen Auftrag erklären: Er soll endlich sein Requiem beenden. Als wunderlicher Kauz und lebender Anachronismus irrt Wolfgang durch das moderne Wien, scheitert an U-Bahntüren und fehlenden Ausweisen. Einzig die Musik dient ihm als Kompaß, um sich in der erschreckend veränderten Welt zu orientieren. Zur Seite stehen ihm ein polnischer Stehgeiger, das Mädchen Anju und seine Lust, hergebrachte Harmonien auf den Kopf zu stellen. Doch je länger sich Wolfgang in der fremden Zeit aufhält, desto drängender wird die Frage, was ihn erwartet, wenn er das Requiem vollendet hat ... Ein göttlicher Spaß, verblüffend und tragikomisch, ein Spiel mit Zeiten und Identitäten. 'Dieses Buch ist wie eine Umarmung.' Robert Schneider.


Eva Baronsky, 1968 geboren, lebt im Taunus. Für ihren überraschenden und sehr erfolgreichen Debütroman 'Herr Mozart wacht auf' (2009) erhielt sie den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe.

Im Aufbau Taschenbuch sind ebenfalls ihre Romane 'Magnolienschlaf' (2011), 'Manchmal rot' (2015) und 'Herr Mozart feiert Weihnachten' (2017) lieferbar.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

Klappentext'Solange es nur Musik gab, war er bereit, in jeder Welt zurechtzukommen.' Am Vorabend noch hat er auf dem Sterbebett gelegen. Nun erwacht Wolfgang Amadé Mozart an einem unbekannten Ort und - wie ihm nach und nach klar wird - in einer fremden Zeit. Die Ungeheuerlichkeit seiner Zeitreise ins Jahr 2006 kann er sich nur mit einem göttlichen Auftrag erklären: Er soll endlich sein Requiem beenden. Als wunderlicher Kauz und lebender Anachronismus irrt Wolfgang durch das moderne Wien, scheitert an U-Bahntüren und fehlenden Ausweisen. Einzig die Musik dient ihm als Kompaß, um sich in der erschreckend veränderten Welt zu orientieren. Zur Seite stehen ihm ein polnischer Stehgeiger, das Mädchen Anju und seine Lust, hergebrachte Harmonien auf den Kopf zu stellen. Doch je länger sich Wolfgang in der fremden Zeit aufhält, desto drängender wird die Frage, was ihn erwartet, wenn er das Requiem vollendet hat ... Ein göttlicher Spaß, verblüffend und tragikomisch, ein Spiel mit Zeiten und Identitäten. 'Dieses Buch ist wie eine Umarmung.' Robert Schneider.


Eva Baronsky, 1968 geboren, lebt im Taunus. Für ihren überraschenden und sehr erfolgreichen Debütroman 'Herr Mozart wacht auf' (2009) erhielt sie den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe.

Im Aufbau Taschenbuch sind ebenfalls ihre Romane 'Magnolienschlaf' (2011), 'Manchmal rot' (2015) und 'Herr Mozart feiert Weihnachten' (2017) lieferbar.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841202390
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum01.02.2011
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2571 Kbytes
Artikel-Nr.1014043
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Präludium;10
2;Requiem;12
3;Kyrie;30
4;Sequenz;35
5;Offertorium;191
6;Sanctus;263
7;Benedictus;270
8;Agnus Dei;290
9;Communio;302
10;Postludium;321
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Leseprobe



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Requiem



Requiem aeternam dona eis, Domine

et lux perpetua luceat eis

Te decet hymnus, Deus, in Sion

et tibi reddetur votum in Jerusalem


Als er zu Bewusstsein kam, fror er nicht mehr. Das Gemurmel hielt noch immer an, doch klang es unvertraut - waren fremde Stimmen hinzugekommen? Er drehte sich behutsam zur Seite, zu seiner Verwunderung gelang es ihm schmerzfrei und ohne Anstrengung. Auch die alles verzehrende Mattigkeit war wie weggeblasen, als sei er gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht. Dabei hatte er das Gefühl, nur einen Augenblick eingenickt zu sein. Sollte der alte Doktor Closset ihm gegen jede Erwartung geholfen haben? Freude durchfuhr ihn wie unverhoffte Novembersonne: Die Crisis war überwunden!

 »Stanzi ...« Er sprach leise, um sich nicht zu überanstrengen, doch schon während er es sagte, war ihm klar, dass er mühelos laut nach ihr hätte rufen können. Schritte näherten sich, er blinzelte, schloss aber gleich wieder die Lider, das helle Licht blendete.

»Er kommt zu sich, na endlich.« Die Stimme - es war weder Stanzis noch Sophies - klang fremd, zweieinhalb Oktaven zu tief, aber zumindest verstand er die Worte klar.

»Stanzi«, gab er zur Antwort und bemühte sich um ein Lächeln, »Stanzi, so hat er endlich ein Gegengift gefunden?«

»Der hat ja Humor.« Jemand lachte, dann wurde er sachte am Arm gerüttelt. »Alles klar, Mann?«

Zaghaft öffnete er das rechte Auge. Ein Gesicht, ihm völlig fremd, beugte sich über ihn. »Der Closset hat ein Wunder gewirkt«, hauchte er.

»Was? - Scheiße, Mann, hat der etwa ...?« Mit einem Ruck zog man ihm die Decke fort und gab ihn der Kälte preis wie ein nacktes Tier.

»Reg dich ab, der ist immer noch auf dem Trip, lass ihn weiterpennen.« Die Decke senkte sich wieder herab.

»Na, der kann was erleben! Ruht sich aus, während wir die Arbeit machen.«

Er riss die Augen auf, sah schemenhaft zwei Gestalten sich entfernen, dem Habitus nach Männer, dann wurde eine Tür geschlossen, und rasch klappte er seine Augen zu.

Irgendetwas stimmte nicht.

Er war nicht mehr zu Hause. Sein Lager fühlte sich anders an, viel weicher und ungleich - ja, federnder; ein subtiler, femininer Duft lag darin. Wohin hatte man ihn gebracht? Wer um alles in der Welt waren diese garstigen Kerle? Und welche Arbeit gab es zu tun? O gütiger Himmel: Sollte das gerade der Franz Xaver gewesen sein?

Er riskierte erneut einen vorsichtigen Blick. Das Gemach, in dem er sich befand, war recht geräumig, durch ein Fenster drang fahles Winterlicht. Er nahm einen tiefen Atemzug. Tot war er jedenfalls nicht. Oder doch? Instinktiv probierte er seine Hände aus, formte die ersten Takte des Sanctus, das zu schreiben er versäumt hatte, ließ die Fingerspitzen über Brust und Bauch gleiten. Erschrocken hielt er inne: Das waren nicht seine Kleider, die er anhatte. Er schob die Decke zur Seite - sie war purpurfarben! -, hob den Kopf und sah an sich hinab. Statt seines gewohnten weiten Leinenhemdes trug er ein kurzes Hemdchen, es hatte weder Kragen noch Knöpfe und war aus einem außerordentlich anschmiegsamen, wenn auch dünnen Stoff gefertigt. Seine Beine steckten in einer dunklen Hose, die nicht bloß übers Knie, sondern weit über die Knöchel reichte. Sie war bequem, samtig und nachgiebig. Sein Sterbekleid? Ein jähes Frösteln erfasste ihn, doch sein Körper fühlte sich fürwahr gesund und lebendig an. Auch der Schädel peinigte ihn nicht mehr, so dass sich die Musik schon wieder ungehindert darin ausbreitete, in bunten Farben und Formen um ihn wogte wie seit jeher und darauf drängte, niedergeschrieben zu werden. Alle Schmerzen waren ihm genommen. Gere curam mei finis - also war dies am Ende ... das Paradies?

Er atmete schwer aus, zog den Kopf ein wenig zwischen die Schultern, sah sich nochmals um. Von gebratenen Tauben keine Rede, doch sein Verstand hatte sich ohnehin stets gegen diesen Pfaffenhumbug gesträubt. Indes: So ein kleines Täubchen wäre ihm just recht gewesen, sein Magen fühlte sich alles andere als tot an. Und voll Verwunderung registrierte er, dass seine Blase schmerzte, denn es war nicht jene Art von Schmerzen, die er in den vergangenen Wochen in einem fort hatte erdulden müssen, vielmehr drängte es ihn erfreulich stark, Wasser zu lassen.

Er richtete sich auf, setzte die Füße auf den kühlen Boden. Die hölzernen Dielen knarrten. Erleichtert entdeckte er neben dem Bett einen Nachttopf, doch seine Hose hatte weder Latz noch Eingriff, nur zwei Säckel auf jeder Seite, in einem fand er ein zerknülltes weiches Tuch. Beunruhigt nestelte er an dem wulstigen Hosenbund herum, bis er fasziniert feststellte, dass der recht dehnbar war. So dehnbar gar, dass er, wenn er ihn von sich wegzog und dann losließ, unversehens wie eine Feder wieder zusammenschnurrte und seinen Dienst, die Hose an ihrem Platz zu halten, ganz tadellos verrichtete.

Er ließ den Stoff ein paarmal gegen seinen Bauch klatschen, bevor er ihn zur Gänze herunterzog und nach dem Nachttopf griff. Das vertraute Plätschern ließ ihn ruhiger werden.

Nicht weit von seiner Bettstatt stand ein gläserner Tisch, darauf lag Papier, eine rechte Menge Papier, ein ganzer Stapel gar, weiß wie Jännerschnee und glatt wie feinste Seide. Er strich mit den Fingerspitzen darüber. Paradiesisch glatt, fürwahr, an diesem Ort war nicht zu zweifeln! Eine Feder fand er keine, doch ein Bleyweißstift aus lackiertem Holz und ein anderes Schreibgerät, dessen Beschaffenheit er nicht zu deuten wusste, lagen parat.

Er nickte unwillkürlich. Wer auch immer ihn hierhergebracht haben mochte, zeigte überdeutlich, was er von ihm erwartete: dass er sein letztes Werk, sein Requiem, nun vollende, sei dieser Ort ein Schon, ein Noch oder ein Dazwischen. Und mit dem Gedanken packte ihn ein Grausen: Sollte jener Herr, der ihm unlängst den Auftrag für dieses Werk überbracht hatte, doch ein Todesengel gewesen sein? Constanze hatte ihn einen Narren gescholten, als er in dem hochgewachsenen, stattlichen Mann mit dem dunklen Gewand den Erzengel Michael erkannt hatte. Aber nun - er sah sich abermals in dem fremden Raume um - war die Ahnung zur Gewissheit geworden, zur qualvollen Gewissheit: Sein Auftraggeber war kein Sterblicher. Und das Requiem ...! Er atmete schwer.

Eine Ungeheuerlichkeit war das gewesen, mit der er sich nicht einmal für die Dauer eines Herzschlages hatte anfreunden können: Obgleich er der Notensetzer viele kannte, so wusste er darunter doch nicht einen, dem je eine solche Marter auferlegt worden wäre. So brauchte der Steinmetz sich den eigenen Grabstein nicht zu hauen, der Weber seinen Totensack nicht zu fertigen und der Totengräber sich die Grube nicht zu graben - einzig ihm war die peinigendste aller Aufgaben zuteilgeworden, sich selbst eine Totenmesse zu schreiben! Requiem aeternam. Nein, dieses Ende war kein Ende, sondern just der Fortgang aller Qual. Er ahnte, dass man ihn nicht von hier würde lassen, ihm zum Reich der Toten keinen Zutritt würde gewähren, ehe nicht der letzte Taktstrich gesetzt war.

Empörung kam über ihn. Hatte er nicht größten Fleiß gezeigt und bis zum letzten Augenblick daran gearbeitet, dem Süßmayr, diesem Stupido, noch jede so winzig kleine Skizze anvertraut, ihm wieder und wieder alles beschrieben und mit der Stimme intoniert? Und doch war, vom Introitus abgesehen, nichts wirklich fertig, allenfalls Gesang und Basso hatte er niederschreiben können, hier und da eine erste Violin, das Posaunensolo des Tuba Mirum, gewiss, doch für Sanctus, Benedictus, Agnus Dei und Communio hätte er mehr Zeit gebraucht. Was hatte man ihn erst abberufen, um dann derarten auf die Erfüllung seiner Aufgabe zu drängen? Verstand einer die Oberen, gleich, ob sie im Himmel oder auf Erden regierten! Doch er würde es ihnen zeigen, mit einem Sanctus, das sich an Fulminanz nicht überbieten ließe! Mit einem einzigen Gedankenstrich verwarf er, was er dazu vorgesehen hatte, und setzte zu einem neuen, kühnen Thema in gleißend hellen, sonnenwarmen Farben an. Seine Lippen öffneten sich, er begann zu singen, erst tonlos, dann mit leiser Stimme, bis alles Gestalt angenommen hatte.

Sein Blick glitt zu der geschlossenen Tür. Eine Klausur war ihm beschieden, in der ihn nichts Irdisches mehr, keine Opera und keine sonstigen Vergnügungen, von seinem Tun abhalten würde. Warum man ihm indes bei aller Mühe kein...

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Autor

Eva Baronsky, 1968 geboren, lebt im Taunus. Für ihren überraschenden und sehr erfolgreichen Debütroman "Herr Mozart wacht auf" (2009) erhielt sie den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe.

Im Aufbau Taschenbuch sind ebenfalls ihre Romane "Magnolienschlaf" (2011), "Manchmal rot" (2015) und "Herr Mozart feiert Weihnachten" (2017) lieferbar.