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Einerseits ist alles ganz einfach

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.10.2011
Wenn nur das Andererseits nicht wäre
»Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch. Ich stehe jeden Morgen auf, selbst wenn ich müde bin. Früher las ich Bücher und hatte Sex. Heute gehe ich mit dem Laptop ins Bett und gucke amerikanische Serien. Fünf leichte Mahlzeiten am Tag soll man essen: Ständig in der Küche herumfummeln, ohne zum Punkt zu kommen? Ich bevorzuge zwei Orgien täglich.« Egal ob es um moderne Tugenden, Bettgeschichten, Ernährung oder andere Alltagsthemen geht, selten traut die langjährige BRIGITTE-Kolumnistin Julia Karnick den offiziellen Darstellungen vom Leben, immer ist sie skeptisch, selbstkritisch, aufrichtig - und lustig.

Julia Karnick, Jahrgang 1970, absolvierte die Evangelische Journalistenschule Berlin und ist seit 2004 BRIGITTE-Kolumnistin. Sie lebt mit zwei Kindern, einem Mann und einem Hund in Hamburg.
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Produkt

KlappentextWenn nur das Andererseits nicht wäre
»Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch. Ich stehe jeden Morgen auf, selbst wenn ich müde bin. Früher las ich Bücher und hatte Sex. Heute gehe ich mit dem Laptop ins Bett und gucke amerikanische Serien. Fünf leichte Mahlzeiten am Tag soll man essen: Ständig in der Küche herumfummeln, ohne zum Punkt zu kommen? Ich bevorzuge zwei Orgien täglich.« Egal ob es um moderne Tugenden, Bettgeschichten, Ernährung oder andere Alltagsthemen geht, selten traut die langjährige BRIGITTE-Kolumnistin Julia Karnick den offiziellen Darstellungen vom Leben, immer ist sie skeptisch, selbstkritisch, aufrichtig - und lustig.

Julia Karnick, Jahrgang 1970, absolvierte die Evangelische Journalistenschule Berlin und ist seit 2004 BRIGITTE-Kolumnistin. Sie lebt mit zwei Kindern, einem Mann und einem Hund in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641063887
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum11.10.2011
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1109 Kbytes
Artikel-Nr.1035506
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Spontaneität (S. 81-82)

Ich habe mir bekanntlich nach meinem letzten Geburtstag vorgenommen, mir mehr Zeit für Schönes zu nehmen, gelassener und spontaner zu werden. Darum schlug ich an einem Samstagmorgen Ende August die Augen auf und sagte: »Wir machen heute eine Radtour und übernachten irgendwo im Zelt.« Mein Mann: »Aber es ist schon halb elf. Und wir haben noch nicht gepackt.« Ich: »Na und? Wir fahren mit der Bahn an den Stadtrand, das verkürzt die Strecke.«

Mein Mann: »Aber das Wetter soll schlechter werden.« Ich: »Auf die Sonne im Herzen kommt es an.« Mein Mann: »Aber wir müssten noch einkaufen, wir haben null Proviant.« Ich: »Brauchen wir nicht, bei Bedarf können wir unterwegs etwas kaufen, wir radeln durch Schleswig-Holstein, nicht durch Sibirien. Ich habe mir vorgenommen, die Dinge spontan und locker anzugehen, und fände es nett, wenn du mich dabei unterstützen würdest.« -

»Na, dann«, sagte mein Mann. Um 13 Uhr waren wir abfahrbereit. Unser Proviant bestand aus einer Flasche Wasser und einer Packung Reiswaffeln. Wir radelten Richtung S-Bahn, auf dem Weg dorthin fielen dreimal die Isomatten von meinem Gepäckträger, weil wir keine Zeit gehabt hatten, Gepäckriemen für alle zu besorgen. Wir fuhren zu einer S-Bahn-Station, von der aus wir in Richtung Stadtrand umsteigen wollten. Die S-Bahn fuhr uns vor der Nase weg, die nächste Bahn sollte in einer halben Stunde kommen. Nach einer halben Stunde kam ein Mann und sagte, es käme keine S-Bahn mehr, stattdessen gäbe es einen Schienenersatzverkehr, aber im Bus könnten wir die Räder nicht mitnehmen.

Das hätten wir wissen können, wenn wir den Fahrplan studiert hätten, aber wer sich Zeit zum Fahrplanstudieren nimmt, ist nicht spontan. Wir verließen die S-Bahn-Station. Der Stadtteil, in dem wir uns befanden, gehört zu den tristen Ecken Hamburgs. Es nieselte. Es war Viertel vor drei. Unsere Tochter sagte: »Ich habe Hunger.« Wir fuhren mit dem Rad zum Stadtrand, wir fuhren unter grauem Himmel über graue Ausfallstraßen durch graue Randstadtteile und aßen dabei graue Reiswaffeln. Alle halbe Stunde fiel irgendetwas von irgendeinem Gepäckträger. Ich dachte darüber nach, dass manch Sitte unserer Ahnen - zum Beispiel die, vor Kurzreisen zumindest ein paar grundlegende Vorbereitungen zu treffen - nicht so sinnlos ist, wie man zuweilen glauben möchte.

Eine Stunde später hatten wir den Stadtrand erreicht, drei Meter hinter der Stadtgrenze sagte unsere Tochter: »Müssen wir noch lange fahren?« - »Nur noch sechzig Kilometer«, sagte ich. In den kleinen Dörfern, die wir durchradelten, fanden wir keinen einzigen Gasthof oder Supermarkt: In Süddeutschland gibt es in fast jedem Dorf ein Gasthaus, dagegen scheinen die meisten Dörfer im Norden zu Vororten nächstgelegener Städte verkümmert zu sein, in denen man zwar wohnt, aber nicht einkaufen oder essen geht.

Die Dörfer lagen da wie im Dornröschenschlaf: schön, aber leblos. Um acht kamen wir am Campingplatz an, er lag in einem kleinen Dorf an einem großen See. Wir waren fast verhungert. Der Campingplatzwart sagte, der nächste Gasthof befinde sich in der nächsten Stadt, sechs Kilometer entfernt. Wir bauten das Zelt auf und setzten uns wieder auf die Räder. Mein Po fühlte sich an, als hätte ein Kampfhund sich darin verbissen, aber mein Hunger war größer als der Schmerz. Wir fanden einen Gasthof. Ich aß Wildschweinsteak mit Pfifferlingen und Bratkartoffeln. Um zehn fuhren wir zwischen mondbeschienenen Feldern über einsame Landstraßen zurück zu unserem Zelt. Die Luft war mild, die Grillen zirpten.
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