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Charles Dickens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
377 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am30.09.20111. Auflage
Der «Unnachahmliche» wurde Charles Dickens von seinen Freunden genannt, und er übernahm den Beinamen selbstironisch, doch voller Stolz. Hans-Dieter Gelfert widmet sich in anschaulichen Kapiteln Dickens' Leben und entwirft ein weites Panorama der Zeit, in der er wirkte. Im Wechsel mit biographischen Abschnitten werden in eigenen Kapiteln alle wichtigen Werke vorgestellt und interpretiert. Gelfert zeigt, wie Dickens seine traumatische Kindheitserfahrung als zwölfjähriger Hilfsarbeiter ohne jede Hoffung dichterisch so verarbeitete, dass daraus Romane hervorgingen, in denen sich Menschen gegen eine übermächtige Fremdbestimmung behaupten müssen. Politik und Gesellschaft erscheinen dabei als eine labyrinthische Sphäre totaler Entfremdung. Dieses Gefühl der Entfremdung ist seither immer mehr zum Lebensgefühl der Moderne geworden, und es führt Dickens aus der Welt des 19.Jahrhunderts an unsere Gegenwart heran.

Hans-Dieter Gelfert war bis zu seiner Emeritierung Professor für englische Literatur an der Freien Universität Berlin und ist seither freier Autor kulturwissenschaftlicher Werke und Übersetzer englischer Gedichte.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextDer «Unnachahmliche» wurde Charles Dickens von seinen Freunden genannt, und er übernahm den Beinamen selbstironisch, doch voller Stolz. Hans-Dieter Gelfert widmet sich in anschaulichen Kapiteln Dickens' Leben und entwirft ein weites Panorama der Zeit, in der er wirkte. Im Wechsel mit biographischen Abschnitten werden in eigenen Kapiteln alle wichtigen Werke vorgestellt und interpretiert. Gelfert zeigt, wie Dickens seine traumatische Kindheitserfahrung als zwölfjähriger Hilfsarbeiter ohne jede Hoffung dichterisch so verarbeitete, dass daraus Romane hervorgingen, in denen sich Menschen gegen eine übermächtige Fremdbestimmung behaupten müssen. Politik und Gesellschaft erscheinen dabei als eine labyrinthische Sphäre totaler Entfremdung. Dieses Gefühl der Entfremdung ist seither immer mehr zum Lebensgefühl der Moderne geworden, und es führt Dickens aus der Welt des 19.Jahrhunderts an unsere Gegenwart heran.

Hans-Dieter Gelfert war bis zu seiner Emeritierung Professor für englische Literatur an der Freien Universität Berlin und ist seither freier Autor kulturwissenschaftlicher Werke und Übersetzer englischer Gedichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406622182
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum30.09.2011
Auflage1. Auflage
Seiten377 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7703 Kbytes
Illustrationenmit 70 Abbildungen
Artikel-Nr.1036105
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;4
4;Über den Autor;4
5;Impressum;5
6;Inhalt;6
7;Vorwort;10
8;Dickens England;14
9;Leben und Werk;32
9.1;Kindheit und Jugend - (1812 bis 1829);32
9.2;Erste Liebe, erster Ruhm - (1829 bis 1835);45
9.2.1;Skizzen von Boz;52
9.3;Im Schaffensrausch - (1836 und 1837);58
9.3.1;Die Pickwickier;70
9.4;Lust und Last des Schreibens - (1838);76
9.4.1;Oliver Twist;80
9.5;Auf der Erfolgsspur - (1839);85
9.5.1;Nicholas Nickleby;90
9.6;Gute Gesellschaft und eigene Zeitschrift - (1840);93
9.6.1;Der Raritätenladen;104
9.7;Aufbruch zu neuen Ufern - (1841);108
9.7.1;Barnaby Rudge;114
9.8;Amerika, eine enttäuschte Liebe - (Januar bis Juni 1842);118
9.8.1;Notizen aus Amerika;122
9.9;Zurück in England - (Juli 1842 bis Ende 1843);124
9.9.1;Ein Weihnachtslied in Prosa;130
9.10;Neue Verleger - (Januar bis Juni 1844);133
9.10.1;Martin Chuzzlewit;136
9.11;Italienische Reise - (Juli 1844 bis Juni 1845);140
9.11.1;Die Glocken;146
9.12;Drang zur Bühne - (Juli bis Dezember 1845);148
9.12.1;Das Heimchen am Herde;152
9.13;London, Lausanne und Paris - (Januar 1846 bis März 1847);154
9.13.1;Der Kampf des Lebens;160
9.14;Wettstreit mit Thackeray - (April 1847 bis April 1848);162
9.14.1;Dombey und Sohn;168
9.15;Tod der Schwester - (April bis Dezember 1848);173
9.15.1;Der Heimgesuchte;176
9.16;Der autobiographische Roman - (1849 und 1850);178
9.16.1;David Copperfield;184
9.17;Tavistock House - (1851 bis 1853);188
9.17.1;Bleakhaus;198
9.18;Schreiben in Zeiten von Krieg und Cholera - (1854);202
9.18.1;Harte Zeiten;206
9.19;Midlife-Krise - (1855 bis Juli 1857);210
9.19.1;Klein-Dorrit;224
9.20;Ellen Ternan - (August 1857 bis Ende 1859);228
9.20.1;Eine Geschichte zweier Städte;244
9.21;Gad s Hill Place - (Anfang 1860 bis August 1861);248
9.21.1;Große Erwartungen;256
9.22;Nachlassende Kreativität - (September 1861 bis Ende 1865);260
9.22.1;Unser gemeinsamer Freund;270
9.23;Lesetourneen und Amerikapläne - (1866 und 1867);278
9.23.1;Sackgasse (mit Wilkie Collins);286
9.24;Lesetour in Amerika - (November 1867 bis April 1868);290
9.25;Tod in den Sielen - (Mai 1868 bis Juni 1870);296
9.25.1;Das Geheimnis um Edwin Drood;306
9.26;Dickens Testament;313
9.27;Epilog;317
10;Anhang;328
10.1;Dickens Familie;330
10.2;Dickens Freundeskreis;335
10.3;Zeittafel;350
10.4;Dickens Werke;357
11;Quellenverzeichnis;362
12;Ausgewählte Literatur;366
13;Personenregister;372
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Leseprobe
Kindheit
und Jugend
1812 bis 1829

Am 10. Februar 1812 stand in The Hampshire Telegraph und in The Hampshire Courier unter der Rubrik «Geburten» die folgende Anzeige:


On Friday, at Mile-end Terrace, the lady of John Dickens, Esq., a son.


Dieser Sohn, der am 7. Februar in Portsmouth das Licht der Welt erblickte, wurde am 4. März auf den Namen Charles John Huffham Dickens getauft. John Dickens, der Vater des Kindes, muss bei der Formulierung der Anzeige großen Wert darauf gelegt haben, seiner Familie eine Aura von Vornehmheit zu geben; denn er spricht darin von seiner Frau als einer Lady und seinem eigenen Namen fügt er das Kürzel Esq. hinzu, das für Esquire steht und in der sozialen Schicht des niederen Adels den Rang unterhalb des knight ( Ritter ) bezeichnet. Tatsächlich stammte er aber aus einfachen Verhältnissen. Er war der zweite Sohn der Eheleute William und Elizabeth Dickens, die als Bedienstete des reichen und später geadelten Großgrundbesitzers John Crewe in dessen Haushalt angestellt waren. Die Crewe-Familie lebte abwechselnd in ihrem Londoner Stadthaus und auf ihrem Landsitz in der Grafschaft Cheshire. William Dickens starb bereits zwei Monate nach der Geburt seines zweiten Sohnes, doch sein Arbeitgeber behielt die Witwe mit den beiden Kindern weiter in seinen Diensten. Während der ältere Sohn William sich offenbar seines niederen Standes bewusst blieb und später ein Kaffeehaus in der Londoner Oxford Street betrieb, was in Dickens Familie als Makel empfunden wurde, scheint John sich ganz am Vorbild seiner vornehmen Herrschaft orientiert zu haben. Jedenfalls kultivierte er von Anfang an den Akzent der Oberschicht und gab sich den Habitus eines gebildeten Gentleman. Im Alter von 19 Jahren erhielt er durch Vermittlung von John Crewe eine Anstellung beim Zahlamt der königlichen Marine in Somerset House in London mit einem Jahresgehalt von 78 Pfund. Von dort versetzte ihn das Amt 1807 an die Zweigstelle in Portsmouth.


Elizabeth Dickens. Porträt von John W. Gilbert.


Noch vor seiner Versetzung hatte sich John um die Hand von Elizabeth Barrow bemüht, die er am 13. Juni 1809 heiratete und nach Portsmouth holte, wo das junge Paar eine Wohnung in Mile End Terrace bezog. Elizabeth kam aus einer schon etwas arrivierteren Schicht. Ihr Vater, Charles Barrow (1759-1826), stammte aus einer wohlhabenden Familie von Musikinstrumentenbauern und bekleidete eine leitende Stellung im Zahlamt der Marine, wo er von London aus für die Geldüberweisungen in die Hafenstädte Plymouth, Portsmouth, Sheerness und Chatham zuständig war. Sein Kontakt zu John Dickens kam dadurch zustande, dass einer seiner Söhne - er hatte zehn Kinder - am selben Tag wie John in das Zahlamt eintrat. Der höhere Status der Barrow-Familie hielt allerdings nicht lange an. Schon ein Jahr nach der Eheschließung von John und Elizabeth musste Charles Barrow die Unterschlagung von Staatsgeldern zugeben, worauf er sich unter dem Vorwand, das Geld für die Rückzahlung beschaffen zu wollen, auf die Insel Man absetzte. Der Skandal hatte jedoch weder für John Dickens noch für Barrows eigenen Sohn berufliche Nachteile.


John Dickens (ca. 1845). Unbekannter Zeichner.


Es ist nicht leicht, sich ein Bild von Dickens Vater zu machen, ohne dabei an die Gestalt des Mr. Micawber in David Copperfield zu denken, in der ihn sein Sohn verewigt hat. Micawber ist ein liebenswerter Luftikus, der unfähig ist, seine Ausgaben den Einnahmen anzupassen, was schließlich zu seiner Inhaftierung im Schuldgefängnis führt. Doch selbst im Gefängnis lässt er sich nicht von der optimistischen Erwartung abbringen, dass irgendetwas schon «auftauchen» werde. Als Dickens Jahre später mit Mr. Dorrit noch einmal eine Figur schuf, die an seinen Vater erinnert, fiel das Bild weit weniger freundlich aus. Hier wird aus dem liebenswerten Lebenskünstler ein kaltherziger Egoist, der selbst noch in den 20 Jahren seiner Schuldhaft den Dünkel eines vornehmen Herrn kultiviert und seine Mitmenschen, seine Verwandten und engsten Freunde schamlos ausnutzt, wenngleich ihn eine Art tragischer Aura umweht. Für Charles scheint das Bild des Vaters zwischen diesen beiden Extremen geschwankt zu haben.

Der reale John Dickens, der sich in seinem späteren Leben über weite Strecken als fleißig, tatkräftig und durchaus nicht wehleidig erweisen sollte, wird von Zeitgenossen als ein fantasievoller, für Kunst und Musik aufgeschlossener, gastfreundlicher und hilfsbereiter Mann beschrieben. Von kleiner Gestalt und in späteren Jahren wohlbeleibt, war er lebhaft, zu jedem Spaß aufgelegt und einem Glas Grog nie abgeneigt. Seine Frau nannte ihn nach seinem Tode den «liebevollsten Gatten und Vater» und schrieb: «Niemals war ein Mann selbstloser als er.»

In ihren Temperamenten scheinen die beiden Eheleute bestens zueinander gepasst zu haben. Auch Elizabeth war eine lebhafte, humorvolle Frau, deren Sinn für Komik noch ausgeprägter war als der ihres Mannes. Nach ihrem Tode schrieb Mrs. Davey, in deren Haus ihr Mann 1851 gestorben war, über sie:


Sie hatte sehr helle nussbraune Augen und war eine so durch und durch gutmütige, unkomplizierte und umgängliche Frau, wie man sie sich nur wünschen konnte. [â¦] Sie besaß einen außerordentlichen Sinn fürs Lächerliche, und ihre Fähigkeit zu Imitieren war etwas höchst Erstaunliches. Wenn sie einen Raum betrat, musterte sie fast unbewusst das gesamte Inventar, und wenn sie auch nur irgendetwas entdeckte, was fehl am Platz zu sein schien und daher lächerlich wirkte, konnte sie es danach auf die drolligste Weise beschreiben. Auf diese Art nahm sie die persönlichen Eigenheiten all ihrer Freunde und Bekannten wahr. Sie hatte auch einen feinfühligen Sinn für das Mitleiderregende und konnte Tränen in die Augen ihrer Zuhörer bringen, wenn sie eine traurige Begebenheit berichtete.


Diese Beschreibung mutet wie ein Porträt ihres berühmten Sohnes an, der die genannten Eigenschaften - die wachen Augen, den Sinn für Komik, das Imitationstalent und die Fähigkeit, Mitleid zu wecken - von ihr geerbt zu haben scheint.

In Portsmouth verbrachten John und Elizabeth sechs Jahre. Dort wurde 1810 ihr erstes Kind, die Tochter Frances Elizabeth (gen. Fanny), geboren. 1812 folgte der erste Sohn Charles und im Jahr darauf Alfred Allen, der aber mit sechs Monaten starb. In dieser Zeit erfreute sich die junge Familie eines bescheidenen Wohlstands. Als der Krieg Englands gegen Napoleon in die Endphase ging, hatte John Dickens reichlich zu tun; denn Portsmouth war der wichtigste Hafen der Kriegsmarine, und die Berechnung des Solds der Matrosen erforderte größte Sorgfalt, da jedes zu viel gezahlte Pfund dem verantwortlichen Angestellten des Zahlamts vom eigenen Gehalt abgezogen wurde. John Dickens scheint dabei seine Vorgesetzten so zufriedengestellt zu haben, dass sie sein Gehalt auf 231 Pfund erhöhten. Als 1814 Napoleon besiegt und auch der Krieg gegen die Vereinigten Staaten von Amerika beendet war, reduzierte die Königliche Marine ihr Personal, was für John Dickens nicht nur eine Versetzung zur Hauptverwaltung nach London, sondern dazu noch eine Gehaltsminderung zur Folge hatte. Aber auch jetzt annoncierte er 1816 die Geburt seiner zweiten Tochter, Laetitia Mary, stolz als «Gentleman». Im Jahr darauf folgten im Abstand von sechs Monaten zwei weitere Umzüge, zuerst nach Sheerness und dann nach Chatham, wo die Familie für die nächsten fünfeinhalb Jahre blieb.

In dieser Zeit stieg Johns Gehalt von 200 auf 441 Pfund, was ihm ein komfortables Leben gestattet hätte. Doch inzwischen scheint er sich an einen Lebensstil gewöhnt zu haben, für den selbst das gestiegene Gehalt nicht mehr ausreichte. Im August 1819 borgte er sich 220 Pfund, die er in Jahresraten von 26 Pfund zurückzahlen wollte. Als er die Raten nicht mehr zahlen konnte, sprang sein Schwager Thomas Barrow ein, dem er den Kredit bis zu dessen Tod schuldig blieb. Der Schwager blieb nicht Johns einziger Gläubiger. Wie es zu der schleichenden Verschuldung kam, ist schwer zu verstehen. Weder Spielschulden noch Finanzspekulationen noch sonstige Extravaganzen sind belegt. Allem Anschein nach war es einfach der alltägliche Lebensstil, der dazu führte, dass die Ausgaben zwar immer nur knapp, aber eben doch regelmäßig über den Einnahmen lagen.

Für Charles waren die Jahre in Chatham das ungetrübte Kindheitsparadies. Kein Wunder also, dass es ihn später dorthin zurückzog. Damals hatte ihm sein Vater bereits das schöne Anwesen Gad s Hill Place auf einem Hügel an der Straße von Rochester nach Gravesend gezeigt, das für ihn zum Inbegriff des standesgemäßen Landsitzes eines Gentleman wurde und das er später als seinen Altersruhesitz erwarb. In Chatham besuchte er zum ersten Mal eine Schule, wo der bereits erwähnte Lehrer William Giles schon früh die ungewöhnlichen Fähigkeiten seines Schülers erkannte. John Dickens nahm seinen Sohn mit ins Theater und gab ihm Bücher, die er begierig verschlang. Zusätzliche Nahrung erhielt seine hungrige Fantasie durch die Kinderfrau Mary Weller, die während der fünf Jahre in Chatham im Hause der...
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