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Das Kastler-Manuskript

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
496 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am22.12.2011
Wer ermordete J. Edgar Hoover, den Chef des FBI? Viele Jahre lang sammelte er geheime Informationen über einflussreiche Persönlichkeiten, brisantes Material, das es wiederzubeschaffen gilt. Als Lockvogel dient der Schriftsteller Peter Kastler.

Robert Ludlum erreichte mit seinen Romanen, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden, weltweit eine Auflage von über 300 Millionen Exemplaren. Robert Ludlum verstarb im März 2001. Sein Werk wird von handverlesenen Thriller-Autoren in seinem Geiste fortgeführt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR8,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextWer ermordete J. Edgar Hoover, den Chef des FBI? Viele Jahre lang sammelte er geheime Informationen über einflussreiche Persönlichkeiten, brisantes Material, das es wiederzubeschaffen gilt. Als Lockvogel dient der Schriftsteller Peter Kastler.

Robert Ludlum erreichte mit seinen Romanen, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden, weltweit eine Auflage von über 300 Millionen Exemplaren. Robert Ludlum verstarb im März 2001. Sein Werk wird von handverlesenen Thriller-Autoren in seinem Geiste fortgeführt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641072018
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum22.12.2011
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3978 Kbytes
Artikel-Nr.1044759
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

PROLOG

3. Juni 1968

Der dunkelhaarige Mann starrte die Wand vor sich an. Sein Stuhl war ebenso wie der Rest des Mobiliars angenehm anzusehen, aber keineswegs bequem. Der Stil war Early American, die Ausführung spartanisch, gerade als sollten jene, denen eine Audienz mit dem Bewohner des inneren Büros bevorstand, in strenger Umgebung über die beeindruckende Chance nachdenken, die ihnen gewährt werden sollte.

Der Mann war Ende der Zwanzig und hatte ein kantiges Gesicht mit scharfgeschnittenen Zügen, so als hätte ein Künstler sie geschnitzt, dem die Einzelheiten bewußter als das Ganze waren. Es war ein Gesicht, das in stillem Gegensatz zu sich stand, auffällig und doch unausgeglichen. Die Augen wirkten einnehmend, sie lagen tief und waren von hellem Blau und hatten etwas Offenes, Fragendes an sich. Im Augenblick schienen sie die Augen eines blauäugigen Tieres zu sein, bereit in jede Richtung zu wandern,. fest, vorsichtig.

Der Name des jungen Mannes war Peter Kastler, und sein Gesichtsausdruck war ebenso starr wie die Haltung, die er in dem Sessel einnahm. Seine Augen blickten verärgert.

Noch eine weitere Person hielt sich in dem Vorzimmer auf: eine Sekretärin in mittleren Jahren, deren dünne, farblose Lippen stets gespannt wirkten und deren graues Haar straff in einem Knoten im Nacken zusammengebunden war, der wie ein verblichener Helm aus Flachs wirkte. Sie war die Prätorianergarde, der Wachhund, der über den Mann hinter der Eichentür auf der anderen Seite ihres Schreibtisches wachte.

Kastler sah auf die Uhr; die Sekretärin warf ihm einen mißbilligenden Blick zu. Jede Andeutung von Ungeduld war in diesem Büro fehl am Platz; die Audienz selbst war alles.

Es war drei Viertel sechs; alle anderen Büros waren bereits geschlossen. Die kleine Universität von Park Forest im Mittleren Westen bereitete sich auf einen Abend im späten Frühling vor, und der immer näher rückende Termin der Abschlußprüfungen steigerte das Gefühl kontrollierter Trunkenheit.

Park Forest gab sich Mühe, die Unruhe, die so viele Universitäten erfaßt hatte, von sich fernzuhalten. In einem Ozean der Turbulenz war sie eine Sandbank, die nichts stören konnte. Mit sich selbst in Frieden, im Wesen ohne Störung. Und ohne Brillanz.

Diese fundamentale Abwesenheit jeglicher mit der Außenwelt befaßten Sorgen, so ging die Rede, war es, die den Mann hinter der Eichentür nach Park Forest gebracht hatte. Er suchte Unzugänglichkeit, wenn nicht Anonymität, die ihm natürlich niemals gewährt werden konnte. Munro St. Claire war unter Roosevelt und Truman Undersecretary of State gewesen; Sonderbotschafter für Eisenhower, Kennedy und Johnson. Seine Wege hatten ihn über den ganzen Erdball geführt, stets mit offenem Portefeuille, beauftragt, die Sorgen seiner Präsidenten und seine persönliche Erfahrung an die Unruheherde der Welt zu tragen. Daß er sich dafür entschieden hatte, als Gastprofessor für Politik ein Frühjahrssemester in Park Forest zu verbringen - eine Zeit in der er die Aufzeichnungen ordnen wollte, welche die Grundlage seiner Memoiren bilden sollten - war ein Coup, der den Aufsichtsrat dieser wohlhabenden, aber im Wesen unbedeutenden Universität verblüfft hatte. Aber sie hatten ihre Skepsis beiseite geschoben und St. Claire die Isoliertheit garantiert, die er in Cambridge, New Haven oder Berkeley nie gefunden hätte.

So ging die Rede.

Und Peter Kastler dachte über die wesentlichen Punkte von St. Claires Geschichte nach, um sich selbst von seiner eigenen abzulenken. Aber nicht ganz. Im Augenblick waren die wichtigen Punkte seiner eigenen unmittelbaren Existenz so entmutigend, wie man sich das nur gerade vorstellen konnte. Vierundzwanzig Monate verloren, in akademischer Vergessenheit vergeudet. Zwei Jahre seines Lebens!

Die Universität von Park Forest hatte seine Doktorarbeit mit acht zu einer Stimme verworfen. Die eine Gegenstimme war natürlich die seines Doktorvaters und als solche ohne Einfluß auf die anderen gewesen. Man hatte Kastler Frivolität vorgeworfen, bewußte Verzerrung historischer Fakten, oberflächliche Recherchen, zu guter Letzt sogar das Schlimmste - er habe verantwortungslos anstelle beweisbarer Daten schiere Erfindungen eingesetzt. Es gab daran gar nichts zu deuteln: Kastler hatte versagt; es gab keine Einspruchsmöglichkeit, denn sein Versagen war absolut.

Aus schwindelnden Höhen war er in tiefe Niedergeschlagenheit abgesunken. Vor sechs Wochen hatte das Foreign Service ]ournal der Georgetown-Universität sich bereit erklärt, vierzehn Auszüge aus seiner Doktorarbeit zu veröffentlichen. Insgesamt etwa dreißig Seiten. Sein Berater hatte das zustandegebracht, indem er eine Kopie an akademische Freunde in Georgetown gesandt hatte, die seine Arbeit für hoch interessant und beängstigend hielten. Das Journal stand auf dem gleichen Niveau wie Foreign Affairs; die einflußreichsten Leute im Land lasen es. Das mußte Folgen haben; jemand mußte etwas anbieten.

Aber die Herausgeber des Journal hatten eine Bedingung gestellt: Angesichts der Eigenart seiner Arbeit mußte die Doktorarbeit angenommen werden, ehe sie bereit waren, das Manuskript zu veröffentlichen. Ohne dieses Prüfsiegel der Universität waren sie dazu nicht bereit.

Und jetzt kam natürlich eine Veröffentlichung nicht mehr in Frage.

Ursprünge eines globalen Konflikts lautete der Titel. Bei dem Konflikt handelte es sich um den Zweiten Weltkrieg, und die Ursprünge waren eine fantasievolle Interpretation der Männer und der Kräfte, die in den Katastrophenjahren von 1926 bis 1939 aufeinandergeprallt waren. Es nützte überhaupt nichts, dem Geschichtsausschuß zu erklären, daß es sich bei der Arbeit um eine interpretierende Analyse, kein juristisches Dokument handelte. Er hatte eine Kardinalssünde begangen: er hatte historischen Persönlichkeiten erfundene Dialoge unterlegt. Für die akademischen Haine von Park Forest war solcher Unsinn nicht akzeptabel.

Aber Kastler wußte, daß seine Arbeit in den Augen des Ausschusses noch einen anderen, schwerer wiegenden Mangel aufwies. Er hatte seine Doktorarbeit voll Empörung und Erregung geschrieben, und Empörung und Erregung hatten in Dissertationen keinen Platz.

Die Prämisse, die Giganten der Finanzwelt hätten passiv zugesehen, wie eine Bande von Psychopathen das Deutschland der Nach-Weimarer-Zeit geformt hatte, war lächerlich. Ebenso lächerlich wie offenkundig falsch. Die multinationalen Gesellschaften waren nicht imstande, das Nazi-Wolfsrudel schnell genug zu füttern; je kräftiger das Rudel, desto gieriger auch der Appetit des Marktes.

Die Ziele und Methoden des deutschen Wolfsrudels wurden im Interesse einer ausweitenden Wirtschaft bequem verschleiert. Verschleiert, zum Teufel! Toleriert wurden sie, am Ende sogar, als die Kurven auf den Gewinn- und Verlustgrafiken schnell anstiegen, akzeptiert. Die Finanziers attestierten dem kranken Nazi-Deutschland wirtschaftliche Gesundheit. Und zu den Kolossen der internationalen Finanz, die den Adler der Wehrmacht fütterten, gehörte eine Zahl der ehrenwertesten industriellen Adressen Amerikas.

Da lag das Problem. Er konnte nicht vortreten und jene Firmen beim Namen nennen, weil er nicht über schlüssige Beweise verfügte. Die Leute, die ihm die Information gegeben und ihn zu anderen Quellen geführt hatten, ließen nicht zu, daß ihre Namen gebraucht wurden. Es waren verängstigte, müde, alte Männer, die von Regierungs- und Firmenpensionen lebten. Was immer in der Vergangenheit geschehen war, gehörte auch der Vergangenheit an. Sie waren nicht bereit, das Risiko einzugehen, daß die Großmut ihrer Wohltäter sich von ihnen abwandte. Sollte Kastler ihre privaten Gespräche veröffentlichen, würden sie alles ableugnen. So einfach war das.

Aber so einfach war es in Wirklichkeit nicht. Es war geschehen. Die Geschichte war nicht berichtet worden, und Peter drängte es danach, eben dies zu tun. Es lag ihm fern, alte Männer zu vernichten, die nur Weisungen erfüllt hatten, die sie nicht begriffen hatten, und die den Hirnen anderer entsprungen waren, die in den Firmenhierarchien so weit oben angesiedelt gewesen waren, daß sie sie nur selten zu Gesicht bekommen hatten. Aber es war einfach falsch, Geschichte, die nirgends aufgezeichnet war, nicht zu registrieren.

Also hatte Kastler die einzige Wahl getroffen, die ihm offengestanden hatte: Er hatte den Namen der Industriegiganten geändert, aber in solcher Weise, daß an ihrer Identität kein Zweifel blieb. Jeder, der eine Zeitung las, würde wissen, wer sie waren.

Und das war der unverzeihbare Fehler, den er begangen hatte. Er hatte provozierende Fragen gestellt, die nur wenige als sinnvoll anerkennen wollten. Wenn Firmen und Stiftungen Universitäten mit Geldern bedachten, wurde die Universität von Park Forest stets mit sehr wohlwollenden Augen gesehen; Park Forest war kein gefährlicher Campus. Warum sollte dieser Zustand durch die Arbeit eines einzigen Kandidaten, der sich habilitieren wollte, gefährdet werden - selbst wenn es sich nur um eine entfernte Gefahr handelte?

Herrgott! Zwei Jahre. Es gab natürliche Alternativen. Er konnte seine Arbeit einer anderen Universität widmen und die Ursprünge an anderer Stelle vorlegen. Aber was dann? War es das wert? Würde er es ertragen, daß man seine Arbeit zum zweitenmal zurückwies? Eine Zurückweisung zu erfahren, die in den Schatten seiner eigenen Zweifel lag? Denn Peter war mit sich selbst ehrlich. Er hatte keine so einzigartige oder brillante Arbeit...

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Autor

Robert Ludlum erreichte mit seinen Romanen, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden, weltweit eine Auflage von über 300 Millionen Exemplaren. Robert Ludlum verstarb im März 2001. Die Romane aus seinem Nachlass erscheinen bei Heyne.