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Das Versteck in der Mumie

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am01.01.20121. Auflage
Eine Reise ins Totenreich der Ägypter Memphis, 2. Jh. v. Chr.: Hekab, der Vater der Zwillinge Tamut und Nefret, wird ermordet. Die verwaisten Schwestern finden Zuflucht in einem Tempel. Dort überträgt man ihnen die Aufgabe, dem heiligen Stier Apis zu dienen. Als er stirbt, belohnt der göttliche Stier die Fürsorge der Mädchen mit einem ungeheuren Angebot: Tamut darf ihm ins Jenseits folgen, um ihren Vater aus dem Reich der Toten zurückzuholen...

Rosa Naumann, geboren 1951, studierte Englisch und Geschichte. Sie ist in der Erwachsenenbildung tätig und leitete mehrere Jahre eine Schreibwerkstatt. Als Jugendliche lebte sie mit ihren Eltern in Ägypten, heute wohnt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.
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Produkt

KlappentextEine Reise ins Totenreich der Ägypter Memphis, 2. Jh. v. Chr.: Hekab, der Vater der Zwillinge Tamut und Nefret, wird ermordet. Die verwaisten Schwestern finden Zuflucht in einem Tempel. Dort überträgt man ihnen die Aufgabe, dem heiligen Stier Apis zu dienen. Als er stirbt, belohnt der göttliche Stier die Fürsorge der Mädchen mit einem ungeheuren Angebot: Tamut darf ihm ins Jenseits folgen, um ihren Vater aus dem Reich der Toten zurückzuholen...

Rosa Naumann, geboren 1951, studierte Englisch und Geschichte. Sie ist in der Erwachsenenbildung tätig und leitete mehrere Jahre eine Schreibwerkstatt. Als Jugendliche lebte sie mit ihren Eltern in Ägypten, heute wohnt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423412193
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.01.2012
Auflage1. Auflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1316 Kbytes
Artikel-Nr.1049433
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


DER FREMDE DIENER


Die Zeit verging schleppend. Heriset ließ sich zum Glück nur selten in Hekabs Haus blicken. Aber wenn sie da war, hatte sie immer etwas an ihren Nichten auszusetzen. Als die Zeit gekommen war, dass ihr Vater hätte zurück sein wollen, kam Heriset schließlich gar nicht mehr nach Hause. May berichtete den erstaunten Mädchen, dass sie seit einiger Zeit beobachtet habe, wie ihre Tante immer wieder nachts in eine Sänfte eingestiegen sei. »Wie ihr wisst, liege ich nachts oft wach, weil ich schlecht schlafen kann«, erklärte May. »Da habe ich gehört, wie sie aus dem Haus geschlichen ist. Ich glaube, sie hat nicht bemerkt, dass ich ihr nachspioniert habe.«

»Warum hast du uns denn nichts davon erzählt?«, fragte Nefret aufgeregt.

»Das hatte ich ja vor«, antwortete die alte Frau schuldbewusst. »Ich wollte nur noch abwarten, ob ich vielleicht etwas mehr herausbekommen würde.«

»Eigentlich wäre ich froh, wenn sie einfach weg ist«, sagte Nefret. »Aber etwas merkwürdig ist es schon. Einfach fortzugehen, ohne uns etwas zu sagen.«

»Das finde ich auch«, meinte Tamut. »Kannst du die Sänfte beschreiben, May?«

»Ich weiß nicht recht«, stotterte die Dienerin. »Es war stockfinster, außerdem sehe ich schlecht.«

»Vielleicht hat sie wirklich einen Mann gefunden«, überlegte Tamut. »Aber warum verschwindet sie dann heimlich?«

»Das wüsste ich auch gerne«, sagte Nefret.

In den folgenden Tagen wurden die Zwillinge immer unruhiger. Als sie weder von ihrem Vater noch von ihrer Tante ein Lebenszeichen erhielten, berieten sie mit Merit im Tempel, was zu tun sei.

»Wir sollten noch ein wenig Geduld haben«, meinte die Priesterin. »Euer Vater hat ja selbst gesagt, dass auf einer solchen Reise immer etwas dazwischenkommen kann. Und was eure Tante angeht, können wir ohnehin nichts tun.«

»Wir wollen ja gar nicht, dass sie zurückkommt«, sagte Nefret. »Es wäre nur gut zu wissen, wo sie steckt. Vor allem ist es merkwürdig, dass sie anscheinend ohne Geld weggegangen ist.«

»Wenn euer Vater zurück ist, wird er sicher nachforschen, wohin Heriset verschwunden ist«, sagte Merit.

»Und was machen wir, wenn er nicht kommt?«, fragte Tamut besorgt.

»Falls er bis zu eurer großen Aufführung immer noch nicht da ist, sollten wir die Medjai einschalten«, schlug Merit vor.

»Hoffentlich wird das nicht nötig«, murmelten Tamut und Nefret bedrückt.

 

Die Proben für ihren großen Auftritt im Tempel nahmen die Zwillinge in den folgenden Tagen ganz in Anspruch und lenkten sie ein wenig von ihren Sorgen ab. Die Aufführung, bei der sogar die Schwester des Pharaos anwesend war, wurde ein großer Erfolg. Nur Hekab fehlte.

Als Tamut und Nefret am späten Nachmittag vom Tempel nach Hause gingen, sahen sie schon von Weitem, dass jemand vor ihrer Haustür saß.

Als sie näher kamen, erkannten sie May. Zusammengesunken hockte sie auf einem großen Stapel Säcke und presste eine Hand auf die linke Brustseite.

»Wir können nicht mehr ins Haus«, stammelte sie, als sie die Mädchen erblickte. »Das ist alles zu viel für mich. Mein Herz, ich habe Schmerzen.« Auf ihre Stirn trat Schweiß und sie begann am ganzen Leib zu zittern. Erschrocken knieten sich die Schwestern vor die alte Frau.

»Ich verstehe nicht«, stotterte Tamut, »was ist denn bloß geschehen?« Sie suchte in ihrem Beutel nach einem Tuch, fand aber in der Aufregung keines. Nefret, die inzwischen ein Tuch aus ihrem Beutel hervorgezerrt hatte, tupfte den Schweiß von Mays Stirn.

»Du musst dich beruhigen, May«, redete Tamut sanft auf sie ein. Sie begann, langsam und gleichmäßig mit ihr ein- und auszuatmen, wie sie es von Merit gelernt hatten. »Das hilft, wenn man aufgeregt ist oder Angst hat«, hatte sie ihnen erklärt.

Langsam kam May zur Ruhe und konnte erzählen, was passiert war.

»Heriset hat das Haus verkauft«, kam mühsam über ihre Lippen. »Heimlich, hinter unserem Rücken.« Die alte Frau schluchzte auf. »Sie hat uns hinausgeworfen, wir sind jetzt ohne Bleibe, ohne Unterkunft.«

Tamut und Nefret setzten sich zu ihr auf die Säcke und hielten sie fest. Erst langsam wurde ihnen klar, was May ihnen eröffnet hatte.

Nefret sprang auf und hämmerte aufgebracht gegen die verschlossene Tür. Sie hörte erst auf, als ihre Fäuste schmerzten.

Tamut war sitzen geblieben und streichelte May sacht den Rücken. »Fühlst du dich in der Lage, uns mehr zu erzählen?«, fragte sie.

May nickte. »Viel weiß ich auch nicht«, sagte sie. »Heute Morgen, kurz nachdem ihr aus dem Haus wart, kam ein fremder Mann. Er behauptete, seine neue Herrin, damit meinte er wohl Heriset, habe ihn beauftragt, das Haus in ihrem Auftrag zu verkaufen. Die neuen Besitzer kämen noch heute.« May hielt erschöpft inne. Sie holte tief Luft, bevor sie fortfuhr: »Aber wenigstens hat er mir geholfen, unsere Sachen zu packen, bevor er das Haus verriegelt hat.«

Nefret konnte sich kaum beherrschen, während May sprach. Kaum hatte sie geendet, schrie sie außer sich: »Wie kann Heriset es wagen, das Haus zu verkaufen! Es gehört nicht ihr allein!« Wieder schlug sie mit aller Wucht gegen die Tür. »So einfach lassen wir uns nicht hinauswerfen!«

»Das nützt doch nichts«, sagte Tamut dumpf.

Mit zusammengepressten Lippen setzte sich Nefret zu ihrer Schwester und May auf die Säcke. Eine Weile herrschte Schweigen.

»Vielleicht sollten wir auf die neuen Besitzer warten«, ließ sich May nach geraumer Zeit zaghaft vernehmen. »Es könnte ja sein, dass wir von ihnen mehr erfahren.«

Nefret und Tamut nickten zustimmend. Sie machten es sich auf den Säcken bequem und behielten den Weg im Auge.

»Aber neue Besitzer sind es für mich noch lange nicht«, knirschte Nefret.

Die Zeit schien ihnen endlos, bis sie endlich einen Eselskarren und zwei Leute auf das Haus zusteuern sahen. Als sie nahe genug herangekommen waren, sprang Nefret auf und stellte sich vor dem Paar auf. »Das ist unser Haus«, brauste sie auf. »Ihr könnt hier nicht einfach einziehen!«

»Das muss ein Irrtum sein«, meldete sich die Frau, bevor ihr Mann etwas sagen konnte. Sie zog einen Papyrus aus einem Sack und hielt ihn Nefret unter die Nase.

Nefret überflog das Schriftstück und musste feststellen, dass es tatsächlich ein Kaufvertrag war. Als Datum war der vorangegangene Tag angegeben, unterschrieben von ihrer Tante.

»Hier, lies!«, forderte Nefret ihre Schwester auf. Kraftlos reichte sie ihr den Papyrus. Tamut las den Vertrag langsam und sorgfältig.

»Das kann nicht sein«, sagte sie schließlich. »Unsere Tante kann das Haus nicht einfach verkaufen. Es gehört zur Hälfte unserem Vater.«

»Ja, wisst ihr das denn nicht?«, fragte die Frau. In ihrer Stimme schwang Mitleid. »Ihr Bruder sei verunglückt, auf einer Handelsreise, hat sie gesagt. Ein Bote habe ihr die Nachricht überbracht. Der Leichnam sei nicht gefunden worden.«

»Nein, nein, das ist unmöglich!« Tamut schüttelte verstört den Kopf und griff nach dem Amulett an ihrem Hals. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.

»Das glaube ich nicht«, schrie Nefret. Ihre Stimme überschlug sich. Sie stockte und wandte sich an die fremde Frau. »Hat Heriset gesagt, wie unser Vater verunglückt sein soll?«

Die Frau schüttelte nur wortlos den Kopf.

»Irgendetwas stimmt hier nicht«, ließ sich nun ihr Mann vernehmen, der sich fast hinter seiner Frau zu verstecken schien.

»Ich schlage vor, alles im Haus in Ruhe zu besprechen«, schlug seine Frau versöhnlich vor. Ihr Mann holte Werkzeug aus seinem Karren und entfernte den schweren Holzriegel.

»Was soll nun aus uns werden?«, begann May zu jammern, als sie das Haus betraten.

»Setzt euch erst einmal«, forderte der Mann sie auf. Er deutete auf die Schemel vor dem kleinen Tisch, die so angeordnet waren wie immer. Die Schwestern erfassten mit einem kurzen Blick, dass alle Möbel noch da waren.

»Wir würden gern noch einmal in unser Zimmer gehen«, baten sie. »Wir haben so lange hier gelebt.«

Die Frau nickte zustimmend und die Zwillinge verließen rasch den Wohnraum. Als sie in ihrem Zimmer standen, rannen ihnen Tränen über das Gesicht. Betrübt strichen sie über ihre Möbelstücke, die ihnen so vertraut waren. Sie schauten auch in ihre Kleiderkiste, ob May vielleicht etwas übersehen hätte. Aber ihre treue Dienerin hatte alles sorgfältig ausgeräumt.

Bevor sie in den Wohnraum zurückkehrten, wuschen sie sich ihr Gesicht mit dem Wasser aus einer großen Waschschale, die auf einem Hocker stand. »Das ist sogar noch unser Wasser, das wir aus dem Brunnen geholt haben«, schnaubte Nefret, deren Niedergeschlagenheit in Wut umgeschlagen war. »So einfach sollten wir es diesem Paar nicht machen. Mal sehen, was Merit zu der Sache sagt.«

»Ja, Merit weiß meistens Rat«, stimmte Tamut zu.

Als sie in den Wohnraum zurückkehrten, half die Frau gerade May beim Trinken. Die Hände der alten Frau Hände zitterten so stark, dass sie das Wasser im Becher verschüttete.

Tamut nahm der Frau den Becher aus der Hand und führte ihn an Mays Mund. Während die Dienerin trank, wurde sie zunehmend ruhiger.

»Es tut uns sehr leid, dass ihr nun nicht wisst, wohin ihr gehen sollt«, sagte der Mann, nachdem auch Tamut und Nefret etwas Wasser zu sich genommen hatten. »Aber bei uns könnt ihr leider nicht bleiben«, setzte er schnell hinzu. »Wir holen meine alten Eltern in den nächsten Tagen zu uns in das Haus.«

»Es sieht zwar so aus, als ob ihr das Haus rechtmäßig erworben habt«, erwiderte Nefret kühl, »aber wir werden der Sache...

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Rosa Naumann, geboren 1951, studierte Englisch und Geschichte. Sie ist in der Erwachsenenbildung tätig und leitete mehrere Jahre eine Schreibwerkstatt. Als Jugendliche lebte sie mit ihren Eltern in Ägypten, heute wohnt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.