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Marlene und Ernest

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
213 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am20.05.20121. Auflage
Ernest Hemingway und Marlene Dietrich, der Dichter und die Diva. Die beiden verband eine enge Freundschaft - oder waren sie doch ein Liebespaar? Marlene und Ernest lernten sich 1934 auf dem Ozeandampfer »Ile de France« kennen. Von da an sollte es lebenslang zwischen ihnen knistern. Sie sang für ihn im Pariser »Ritz« auf dem Rand seiner Badewanne, er nannte sie liebevoll »My dear little Kraut«, in ihren unzähligen Briefen vertrauten sie einander alles an. »Marlene und Ernest« verfolgt die Beziehung der beiden und ihre Lebensgeschichte von jener ersten Begegnung 1934 bis zu Hemingways Tod 1961. Dabei wirft der erst seit kurzem zugängliche Briefwechsel ein neues Licht auf die zärtliche Beziehung zwischen dem Dichter und der Diva.


Hans-Peter Rodenberg ist Fernsehjournalist und Professor für Amerikanistik und Medienwissenschaft an der Universität Hamburg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR8,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextErnest Hemingway und Marlene Dietrich, der Dichter und die Diva. Die beiden verband eine enge Freundschaft - oder waren sie doch ein Liebespaar? Marlene und Ernest lernten sich 1934 auf dem Ozeandampfer »Ile de France« kennen. Von da an sollte es lebenslang zwischen ihnen knistern. Sie sang für ihn im Pariser »Ritz« auf dem Rand seiner Badewanne, er nannte sie liebevoll »My dear little Kraut«, in ihren unzähligen Briefen vertrauten sie einander alles an. »Marlene und Ernest« verfolgt die Beziehung der beiden und ihre Lebensgeschichte von jener ersten Begegnung 1934 bis zu Hemingways Tod 1961. Dabei wirft der erst seit kurzem zugängliche Briefwechsel ein neues Licht auf die zärtliche Beziehung zwischen dem Dichter und der Diva.


Hans-Peter Rodenberg ist Fernsehjournalist und Professor für Amerikanistik und Medienwissenschaft an der Universität Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458756804
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum20.05.2012
Auflage1. Auflage
Seiten213 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1158532
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Cover
;1
2;Informationen zum Buch oder Autor
;2
3;Titel
;5
4;Impressum
;6
5;Inhalt;7
6;Einleitung;9
7;Ein Abend auf der »Île de France«;13
8;Wiedersehen im Weltkrieg;30
9;»Bitte, versuche von nun an in Kontakt zu bleiben . . .«;51
10;»Du könntest jederzeit mein Herz brechen . . .«;63
11;»Papa, geliebter . . .« - »Liebstes Kraut . . .«;76
12;»Die Fähigkeit des Herzens, etwas zu lieben, während der Kopf weiß, dass es nicht gut enden kann«;104
13;»Verdammtes Geld« und ». . . so alt oder jung, wie sie gerne erscheinen wollte«;123
14;Neuerfindungen;138
15;»Wir sind beide schlimme einsame Herzen« - Der Preis des Ruhmes;162
16;»Was ist los? Was immer es auch ist - mir gefällt es nicht.«;179
17;Epilog;193
18;Anmerkungen;197
18.1;Einleitung;197
18.2;Ein Abend auf der »Île de France«;197
18.3;Wiedersehen im Weltkrieg;198
18.4;»Bitte, versuche von nun an in Kontakt zu bleiben . . .«;199
18.5;»Du könntest jederzeit mein Herz brechen . . .«;200
18.6;»Papa, geliebter . . .« - »Liebstes Kraut . . .«;201
18.7;»Die Fähigkeit des Herzens, etwas zu lieben, während der Kopf weiß, dass es nicht gut enden kann«;203
18.8;»Verdammtes Geld« und ». . . so alt oder jung, wie sie gerne erscheinen wollte«;204
18.9;Neuerfindungen;206
18.10;»Wir sind beide schlimme einsame Herzen« - Der Preis des Ruhmes;207
18.11;»Was ist los? Was immer es auch ist - mir gefällt es nicht.«;208
18.12;Epilog;209
19;Literaturverzeichnis;210
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Leseprobe




Ein Abend auf der »Île de France«




Ich habe ihn vom ersten Augenblick an geliebt.
Ich habe nicht aufgehört, ihn zu lieben.
Es war eine platonische Liebe.5

 

Mit der ganzen Kraft seiner 52 000 PS durchpflügte der französische Luxusliner »Île de France« die lange Dünung des Atlantischen Ozeans. Das Schiff der französischen Reederei CGT war am 29. März von seinem Heimathafen Le Havre in Richtung New York in See gestochen. Es war Abend und die Passagiere hatten sich im Speisesaal der ersten Klasse zum Abenddiner versammelt, als sich plötzlich eine der Art-déco-Türen öffnete und eine zierliche blonde Dame die beigefarbene Marmortreppe hinunter in den Saal schritt. Ihre gesamte Haltung drückte Disziplin aus, und man sah ihr an, dass sie die Aufmerksamkeit genoss, die sie erregte.

Es gab niemanden im Saal, der das Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den herzförmig geschminkten Lippen nicht sofort erkannt hätte, und als sie auf einen der Tische zusteuerte, erhoben sich die anwesenden Herren erfreut von ihren Stühlen. Beim Hinsetzen bemerkte sie jedoch, dass sie die Dreizehnte sein würde, und zögerte abergläubisch. Da trat ein gutaussehender Mann mittleren Alters vor, der in der Nähe gestanden und den Vorgang beobachtet hatte. Er trug einen dicken Schnäuzer und über seine Stirn zog sich eine große Narbe. In dem weichen Akzent der Bewohner des mittleren Westens der USA gab er galant zu verstehen, dass es ihm eine Ehre sein würde, am Tisch den vierzehnten Gast abzugeben.

So ungefähr beschrieb Marlene Dietrich einundzwanzig Jahre später für This Week, das Magazin der New York Herald Tribune, ihre erste Begegnung mit Ernest Hemingway.6 Marlenes Tochter Maria gibt in ihren Erinnerungen an ihre Mutter allerdings eine deutlich weniger romantische Version. Mitnichten sei ihre Mutter zufällig zum Abendessen im Speisesaal erschienen und schon gar nicht, wie in der so gerne immer wieder erzählten Version, mit »weißem, rückenfreiem Abendkleid aus Satin mit tiefem Ausschnitt und vielen Diamanten …, die lange, mit Chinchilla gesäumte Satinschleppe hinter sich herziehend«. Im Gegenteil, ihre Mutter habe gewusst, dass Hemingway an Bord sei, und da sie sein Werk kannte und bewunderte, sei sie nur zu neugierig gewesen, ihn kennenzulernen. Und sicherlich habe sie sich dabei nicht wie für einen Auftritt im Folies Bergère angezogen, sondern habe höchstwahrscheinlich dem Anlass einer privaten Abendgesellschaft entsprechend ein hochgeschlossenes, schwarzes Kleid mit langen Ärmeln getragen, mit einer einzigen Diamantbrosche als Schmuck dazu und mitnichten rückenfrei.7

Wie immer es sich nun auch ereignet und was immer Marlene Dietrich auch im Einzelnen getragen haben mag, unbestritten ist, dass Hemingway und Marlene nach dem Essen noch eine Runde über Deck spazierten und Marlene von ihrer achtjährigen Tochter Maria erzählte, die gerade ihre Leidenschaft für das Verfassen von Gedichten entdeckt hatte. Und ungeachtet der genaueren Umstände darf man sagen, dass es eine Art Liebe auf den ersten Blick war, als sich der Schriftsteller und der Filmstar 1934 bei einer Atlantiküberquerung auf dem französischen Luxusliner zum ersten Mal trafen. Aber eben nur eine Art. Mochte es an diesem Abend auch geknistert haben, tatsächlich blieb es bei Andeutungen und Gesten, wie Hemingway später einmal seinem Jugendfreund Bill Walton gestand.8 Was natürlich nicht hieß, dass alle Unterstellungen einer Affäre nicht von beiden immer wieder derart demonstrativ zurückgewiesen wurden, dass diese Dementi für die sensationshungrige Öffentlichkeit auch genau das Gegenteil bedeuten konnten. Showbusiness ist eben Showbusiness.

Tatsächlich standen sich die beiden in nichts nach, was ihr Geschick im Umgang mit der Öffentlichkeit anbelangt. Der Großschriftsteller befand sich auf der Rückreise von Paris nach Key West, seinem neuen Wohnsitz. Er hatte gerade seine erste Safari in Ostafrika hinter sich. Zusammen mit dem Jäger Philip Percival und Charles Thompson, einem wohlhabenden Freund aus Key West, sowie seiner zweiten Frau Pauline, die nicht unwesentlich an der Finanzierung der Reise beteiligt gewesen war, hatte er im Gebiet um den Kilimandscharo drei Monate lang Löwen, Büffel, Großantilopen und Nashörner gejagt. Der Schwarzweiß-Amateurfilm der Reise zeigt immer wieder lange Schwenks über die Savanne sowie Sequenzen, in denen die Männer sich anpirschen oder Hemingway stolz neben einem erlegten Büffel posiert.9

In der afrikanischen Trockensteppe Kenias hatte Hemingway erneut eine Landschaft gefunden, die ihn ähnlich ausfüllte wie die Wälder Michigans während der glücklicheren Tage seiner Jugend. »Jetzt, als ich aus dem Tunnel von Bäumen oberhalb der Schlucht in den Himmel mit den weißen, im Wind vorüberwehenden Wolken blickte, liebte ich das Land so, dass ich glücklich war, wie man es ist, nachdem man mit einer Frau, die man wirklich liebt, zusammen war, wenn man es in der Leere wieder aufwallen fühlt und es da ist und man es nie ganz haben kann, und doch, was jetzt da ist, kann man haben, und man will mehr und mehr, um es zu haben und zu sein und darin aufzugehen, noch einmal zu besitzen für immer, für jenes lange, plötzlich endende Immer, so dass die Zeit stillsteht, manchmal so vollkommen still, dass man danach darauf wartet, zu hören, dass sie sich bewegt, und sie lange braucht, bis sie beginnt«, schreibt er über seine Erlebnisse auf dem Schwarzen Kontinent in Die grünen Hügel Afrikas, dem Roman, an dem er sofort nach seiner Rückkehr zu arbeiten begann. »Mein ganzes Leben über liebte ich das Land; das Land war immer besser als die Leute. Ich konnte immer nur sehr wenige Menschen auf einmal gernhaben.«10

In der Großwildjagd fand Hemingway zudem seine private Version des Stierkampfes, den er während seiner Pariser Zeit bei mehreren Ausflügen nach Spanien kennengelernt hatte und der von zentraler Bedeutung in Fiesta gewesen war, seinem ersten Roman und gleichzeitig ersten Erfolg als Romancier. Nun, auf Safari, konnte er selbst das alte Ritual vom Kampf des Menschen gegen das wilde Tier zelebrieren und zugleich die augenfälligen Beweise seines Sieges über den Tod mit nach Hause nehmen, um seinen Freunden und der Welt seine Männlichkeit zu demonstrieren. Als Die grünen Hügel Afrikas im Oktober 1935 erschien, fielen die Kritiken zurückhaltend aus. Hemingway reagierte zuerst wütend und kurz darauf mit einer Depression. »Ich fühle mich ungeheuer leer und nichtig, als ob ich nie wieder ficken, kämpfen oder schreiben könnte und praktisch schon tot wäre«, schrieb er an seinen Freund, den Schriftsteller John Dos Passos.11 Dieses Angewiesensein auf öffentliche Zuwendung sollte er mit Marlene Dietrich sein Leben lang teilen.

 

Als die beiden sich an Bord der »Île de France« begegneten, war Marlene dabei, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Ihre Zusammenarbeit mit Josef von Sternberg neigte sich dem Ende entgegen. Zwar hatte sie im Mai des Vorjahres mit ihm noch einmal bei Paramount einen Vertrag über zwei Filme unterzeichnet und im Oktober mit den Dreharbeiten zu Tatjana begonnen, es sollte aber nur noch ein weiterer Film des Duos folgen, Der Teufel ist eine Frau, der am 3. Mai 1935 Premiere hatte. Offiziell verkündete von Sternberg danach das Ende seiner künstlerischen Zusammenarbeit mit Marlene: »Wir sind den gemeinsamen Weg so weit wie möglich gegangen. Ein weiteres Bleiben von mir bei Miss Dietrich würde weder ihr noch mir helfen. Wenn wir so weitermachen, würden wir in ein Fahrwasser geraten, das für uns beide schädlich wäre.« Privat jedoch notierte er: »Für mich ist eine Phase der Knechtschaft zu Ende gegangen.«12

Von Sternberg hatte die zweite Tochter eines königlichpreußischen Polizeioffiziers zu Berlin, die sich anfänglich mit Reklamejobs, als Revuegirl oder mit Kleinstrollen über Wasser gehalten, dann aber immerhin bei Max Reinhardt gespielt hatte, im September 1929 in einer Theateraufführung aufgetan, als er in Vorbereitung der Verfilmung von Heinrich Manns Roman Professor Unrat nach einem neuen Gesicht für die weibliche Hauptrolle suchte. »Es war das Gesicht, das ich suchte, und soweit ich erkennen konnte, stand ihre Figur dem in nichts nach. Ich wußte deshalb, sie würde dem Sturm, den die Frau in meinem Film auslöste, klassisches Format geben. … Ihr Aussehen war ideal. Was sie damit tat, war eine andere Sache. Das war meine Aufgabe.«13

Und diese Aufgabe löste von Sternberg glänzend. Um den Roman aus seinem wilhelminischen Kontext zu lösen und zu modernisieren, kam Sternberg mit Mann überein, im Film stärker die Wandlung und die Krise des Professors Unrat in der neuen Zeit hervorzuheben und die Zeichnung eines tyrannischen Patriarchen der Kaiserzeit in den Hintergrund treten zu lassen. Und da kam Marlene gerade recht. Als unbekümmert lasziv-lebenslustige Tänzerin Lola Lola, an der der steife, in Moral und Leben von vorgestern befangene Gymnasialprofessor zerbricht, hatte sie ihren alles überstrahlenden Auftritt - lediglich mit Korsett, Spitzenunterwäsche, Strapsen und Seidenstrümpfen bekleidet, derer sie sich zum dramatischen Höhepunkt hin provokativ langsam entledigt. Dazu singt sie das Lied, das später neben Lili Marleen zu ihrem immer wieder geforderten Standardrepertoire wurde: »Männer umschwärmen mich wie...

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