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Weibersommer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am15.02.2013Auflage
Die drei Cousinen Lisa-Marie, Marie-Luise und Anne-Marie haben nicht viel gemeinsam ? nur den Namen Marie, den sie von ihrer geliebten Großmutter bekommen haben. Doch als sie einen Bauernhof im Allgäu erben, machen sich die drei Frauen in einem alten VW-Käfer auf den Weg. Enthusiastisch tauschen sie ihre Stöckelschuhe gegen Gummistiefel und merken bald: Ein Bauernhof macht noch keine drei Freundinnen. Erst ein kleines Bündel Briefe, die von einer außergewöhnlichen Liebe erzählen, zeigt den drei Maries, wie schön so eine 'Familienbande' sein kann, und offenbart ein streng gehütetes Familiengeheimnis.

Heike Wanner arbeitet als Angestellte bei einer Fluggesellschaft und lebt in der Nähe von Wiesbaden. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.
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Produkt

KlappentextDie drei Cousinen Lisa-Marie, Marie-Luise und Anne-Marie haben nicht viel gemeinsam ? nur den Namen Marie, den sie von ihrer geliebten Großmutter bekommen haben. Doch als sie einen Bauernhof im Allgäu erben, machen sich die drei Frauen in einem alten VW-Käfer auf den Weg. Enthusiastisch tauschen sie ihre Stöckelschuhe gegen Gummistiefel und merken bald: Ein Bauernhof macht noch keine drei Freundinnen. Erst ein kleines Bündel Briefe, die von einer außergewöhnlichen Liebe erzählen, zeigt den drei Maries, wie schön so eine 'Familienbande' sein kann, und offenbart ein streng gehütetes Familiengeheimnis.

Heike Wanner arbeitet als Angestellte bei einer Fluggesellschaft und lebt in der Nähe von Wiesbaden. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843703581
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum15.02.2013
AuflageAuflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1385 Kbytes
Artikel-Nr.1215189
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Um kurz vor vier Uhr am Nachmittag trafen sich Anne und Lou vor dem alten Mehrfamilienhaus im Dortmunder Süden, in dem Lisa-Marie seit vielen Jahren wohnte.

»Du lieber Himmel!« Anne balancierte in der einen Hand den Kuchen, mit der anderen Hand stopfte sie den Autoschlüssel in ihre Handtasche. »Wir sind zwanzig Minuten zu spät!«

»Ich bin froh, dass ich nicht allein zu spät komme«, bemerkte Lou erleichtert und stellte einen Einkaufskorb vor sich auf den Boden. »Sollen wir uns eine gemeinsame Ausrede einfallen lassen?«

»Nein, das brauchen wir nicht. Ich habe einen sehr guten Grund fürs Zuspätkommen.«

»Und der wäre?«

»Mein Bügelbrett hat gebrannt.«

Lou warf ihrer Schwester einen schnellen Blick zu. »Im Ernst?«

Anne nickte grinsend. »Und wie lautet deine Entschuldigung?«

»Äh ...« Lou errötete, aber zum Glück bemerkte Anne nichts von ihrer Verlegenheit.

»Ist das eine Creme-Rolle?«, fragte sie stattdessen und deutete auf den Plastikbehälter im Einkaufskorb.

»Das ist eine Mascarpone-Macchiato-Rolle.«

»Klingt lecker.«

»Schmeckt auch so.«

»Komm, lass uns reingehen!« Anne drückte auf den Klingelknopf, und kurz darauf öffnete sich die Haustür mit einem leisen Summen. Die beiden Schwestern stiegen die alte Holztreppe in den dritten Stock hinauf.

»Gut, dass ihr endlich kommt!«, begrüßte Lisa-Marie ihre Cousinen an der Wohnungstür. Sie hatte rotgeweinte Augen und sah erschöpft aus.

»Was ist passiert?« Anne ließ vor Schreck fast den Kuchen fallen.

»Onkel Horst ist tot.«

»O nein!« Onkel Horst, oder Horst Zabel, wie er mit vollem Namen hieß, war der ältere Bruder von Katharina und Helene.

»Seit zwei Stunden versuche ich, euch zu erreichen, aber keine von euch beiden ist ans Telefon gegangen.«

»Mein Bügelbrett hat gebrannt«, entschuldigte sich Anne. »Und dann hat Mia das Telefon leise gestellt, um ungestört lernen zu können.«

»Dein Bügelbrett hat gebrannt?«, wiederholte Lisa-Marie, kurz von ihrem Kummer abgelenkt.

»Lange Geschichte, erzähle ich dir später.«

»In Ordnung. Und du?« Lisa-Maries vorwurfsvoller Blick wanderte weiter zu Lou.

»Ich ... äh ... mein Handy ist kaputt.«

»Und dein Festnetz? Ich habe es auch bei dir zu Hause probiert.«

»Keine Ahnung. Und jetzt lass mich mal durch!« Lou drückte sich an Lisa-Marie vorbei in die Wohnung.

»Ihr könnt eure Kuchen auf dem Buffet abstellen.« Lisa-Marie folgte ihren Cousinen in die Küche.

Anne blickte sich suchend um. »Wo sind Mama und Tante Katharina?«

»Im Wohnzimmer.«

Wie zwei Häufchen Elend saßen die Zwillingsschwestern auf Lisa-Maries geblümtem Sofa. Katharinas Brille hing schief auf ihrer Nase, und Helenes Make-up war vom Weinen zerlaufen. Mehrere zusammengeknüllte Papiertaschentücher lagen auf dem Boden verstreut, und auf dem Wohnzimmertisch standen zwei Gläser und eine Flasche Mandellikör.

»Du hast ihnen Schnaps gegeben?«, empörte sich Lou.

»Was sollte ich machen? Sie sitzen seit halb drei hier«, verteidigte sich Lisa-Marie. »Immerhin hat der Alkohol sie beruhigt.«

»Schnaps ist keine Lösung.«

»Es war ja keine von euch mit einer besseren Idee zur Stelle!«

»Hört sofort auf zu streiten.« Anne kniete sich vor Helene auf den Boden. »Mami?«, flüsterte sie sanft.

»Anne!« Mit einem Schluchzen warf sich Helene an den Hals ihrer Tochter. »Unser Horst ist tot!«

»Ich weiß, ich weiß ...« Beruhigend strich Anne ihrer Mutter über den Rücken.

Auch bei Katharina flossen erneut die Tränen. »Es ist so schrecklich!«

»Ich weiß«, wiederholte Anne hilflos, und weil niemand sonst etwas sagte, setzte sie hinzu: »Wie ist es passiert? Er war doch nicht krank.«

»Was glaubst du? Der Mann war schließlich dreiundachtzig«, warf Lou ein.

»Er hatte einen Schlaganfall.« Katharina trocknete ihr Gesicht und rückte die Brille gerade. »Der Briefträger hat ihn heute Morgen im Garten gefunden und gleich einen Krankenwagen geholt. Aber man konnte nichts mehr für ihn tun.«

»Und wie geht es jetzt weiter?«, wollte Lou wissen. »Wir sind seine einzigen Verwandten, und er wohnt in Bayern. Wir müssen die Beerdigung organisieren und -«

»Lou!«, unterbrach Anne ihre Schwester. »Lass uns doch noch ein wenig Zeit!«

»Ist schon gut, mein Kind.« Helene löste sich aus Annes Umarmung. »Das Wichtigste haben wir schon geregelt. Wir haben vorhin mit einem örtlichen Bestattungsunternehmer gesprochen. Horst hat sich gewünscht, verbrannt zu werden. Die Beerdigung findet deshalb erst in ein paar Wochen statt.«

»Daran darf ich gar nicht denken.« Katharina schluchzte erneut los. »Ich kann es einfach nicht glauben.«

»Wenn ein geliebter Mensch stirbt, ist es immer schwer, sich damit abzufinden«, bestätigte Anne mitfühlend.

»Gestern Abend noch haben wir lange telefoniert, und da klang er putzmunter. Wir haben sogar Pläne für den Sommer gemacht.«

Seit vielen Jahren verbrachten Helene und Katharina jeden Sommer bei ihrem Bruder in Pfronten im Allgäu. Obwohl Horst achtzehn Jahre älter war als seine Schwestern, hatten die Geschwister sehr aneinander gehangen. »Er war der geplante und erhoffte Sohn und wir die ungeplant und unverhofft dazugekommenen Nachzügler«, hatten Katharina und Helene ihren Töchtern den großen Altersunterschied oft erklärt.

»Horst war der wichtigste Mann in meinem Leben«, jammerte Helene jetzt.

»Mama! Was sagst du denn da? Und was war mit Papa?«, entrüstete sich Lou.

»Ach, Kind! Dein Vater war ein guter Mann, und ich vermisse ihn. Er ist leider viel zu früh von uns gegangen. Aber Horst hat mich über den Verlust hinweggetröstet.«

»Nach meiner Scheidung war er es, der mich wieder aufgebaut hat«, ergänzte Katharina. »Was sollen wir bloß ohne ihn machen?« Wimmernd fiel sie ihrer Schwester in die Arme.

»Ich glaube, ich brauche auch einen Likör«, flüsterte Anne Lisa-Marie zu.

»Mir kannst du gleich ein großes Glas und ein paar Eiswürfel bringen.« Lou streifte ihre Schuhe ab und ließ sich auf einen Sessel fallen. »Das kann länger dauern.«

»Das befürchte ich auch. Aber bevor wir noch mehr Alkohol trinken, sollten wir etwas essen.« Lisa-Marie holte Tassen, Teller und Besteck aus dem Buffetschrank und stellte das Geschirr auf dem Sofatisch ab. »Auf die Frühlingsdekoration müsst ihr heute allerdings verzichten, dazu hatte ich keine Zeit.«

»Macht nichts, ich kriege sowieso nichts hinunter«, schluchzte Helene. »Ob nun schön dekoriert oder nicht.«

»O doch, du wirst etwas essen«, wies ihre Schwester sie zurecht. »Sonst hast du morgen schreckliche Kopfschmerzen vom Likör.«

»Ob ich Kopfweh vom Weinen oder vom Alkohol bekomme, ist mir egal.«

»Mir aber nicht. Ich bin jetzt die Älteste in der Familie und muss auf dich aufpassen ...« Katharinas Stimme brach.

»Der Kuchen fehlt noch«, warf Lou hastig ein. »Tante Katharina, willst du Lisa-Marie nicht schnell helfen?«

»Findest du es richtig, jetzt zu essen?«, fragte Anne leise, als Katharina und Lisa-Marie in der Küche verschwunden waren.

»Was sollen wir denn sonst machen?«, entgegnete Lou gereizt. »Nur herumsitzen und weinen ist schließlich auch keine Lösung.«

»Aber es erleichtert.«

»Und Essen betäubt den Kummer.«

»Eigentlich ist es völlig einerlei, was wir jetzt tun«, mischte sich ihre Mutter mit zittriger Stimme ein. »Wichtig ist nur, dass wir zusammen sind und gemeinsam trauern.«

»Na, das kann ja heiter werden.« Lou verdrehte die Augen. »Der kollektive Klageruf der Kaffeetanten.«

»Pass auf, was du sagst!«, zischte Anne. »Man könnte meinen, Onkel Horst hat dir gar nichts bedeutet.«

»O doch, das hat er, sehr viel sogar.« Lou wurde ernst. »Aber eine von uns muss einen kühlen Kopf bewahren. Außerdem kann ich meine Gefühle nicht so öffentlich zeigen, wie ihr das tut.«

»Das brauchst du auch nicht. Es reicht, dass du da bist.«

»So, hier sind die Kuchen!« Schwungvoll stellte Lisa-Marie die Marzipantorte und die Macchiato-Rolle auf dem Sofatisch ab. Ihre Mutter folgte mit dem Kokoskuchen.

»Ist der mit Schokolade?« Misstrauisch beäugte Helene das Gebäck.

»Nein. Warum?«, fragte Anne.

»Er sieht oben ganz braun aus.«

»Er ist ein bisschen verbrannt.«

»Ich dachte, nur das Bügelbrett hätte gebrannt?«, mischte sich Lisa-Marie ein.

»Dein Bügelbrett hat gebrannt?«, fragte Helene überrascht.

Dankbar für die Möglichkeit, die Stimmung etwas aufzuheitern, begann Anne mit der Schilderung ihres Missgeschicks. »Bei dem ganzen Durcheinander habe ich völlig vergessen, den Küchenwecker zu stellen. Deshalb ist der Kuchen verbrannt«, beendete sie ihren Bericht. »Tut mir leid.«

»Macht nichts, wir essen ihn trotzdem«, tröstete ihre Mutter sie.

»Wir probieren alle drei Kuchen«, ergänzte Katharina. »Schließlich haben wir den ganzen Nachmittag Zeit.«
...

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