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Lügenengel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am01.07.2012
Leonie liebt es, mit ihrer besten Freundin Meike bouldern - klettern - zu gehen. Gemeinsam verbringen sie in einem Berliner Club jede freie Minute mit ihrem Hobby. Bis sich eines Tages die geheimnisvolle Sonja zwischen die Freundinnen stellt. Noch ahnt Leonie nicht, wer das Au-Pair-Mädchen wirklich ist. Doch dann gerät ihre Familie in große Gefahr...

Ulrike Bliefert, Jahrgang 1951, ist den Fernsehzuschauern u.a. als Darstellerin der Maximiliane in der Verfilmung von Christine Brückners Jauche und Levkojen / Nirgendwo ist Poenichen und als Ulla in der Comedyserie Das Amt bekannt. Sie schreibt zudem erfolgreich Drehbücher. Ulrike Bliefert ist mit einem Schauspielkollegen verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Berlin. Foto © Robert Berghoff
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Produkt

KlappentextLeonie liebt es, mit ihrer besten Freundin Meike bouldern - klettern - zu gehen. Gemeinsam verbringen sie in einem Berliner Club jede freie Minute mit ihrem Hobby. Bis sich eines Tages die geheimnisvolle Sonja zwischen die Freundinnen stellt. Noch ahnt Leonie nicht, wer das Au-Pair-Mädchen wirklich ist. Doch dann gerät ihre Familie in große Gefahr...

Ulrike Bliefert, Jahrgang 1951, ist den Fernsehzuschauern u.a. als Darstellerin der Maximiliane in der Verfilmung von Christine Brückners Jauche und Levkojen / Nirgendwo ist Poenichen und als Ulla in der Comedyserie Das Amt bekannt. Sie schreibt zudem erfolgreich Drehbücher. Ulrike Bliefert ist mit einem Schauspielkollegen verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Berlin. Foto © Robert Berghoff
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401800318
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.07.2012
SpracheDeutsch
Dateigrösse405 Kbytes
Artikel-Nr.1230519
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Es war der erste Tag der Sommerferien. Eigentlich hatten sich die Boulder Bears heute nur getroffen, um sich zu verabschieden, bevor sie sich für sechs lange Urlaubswochen in alle Winde zerstreuten. Doch Alex hatte es verdient, nach all dem harten Training wenigstens ein richtig tolles Zwischenergebnis zu sehen. Meinte jedenfalls Leonie. Und während die anderen lachten, schwatzten und keinerlei Anstalten machten, sich der Kletterwand zuzuwenden, hatte sie bereits zwei Drittel der mit kleinen Plastikfähnchen markierten Route bezwungen. Jetzt zog sie sich mit aller Kraft hoch und stellte die linke Zehenspitze auf eine winzige rote Kugel, während ihr rechter Fuß nach einem knallgelben, bananenförmigen Kunststoff-Trittstein auf der hölzernen Schräge tastete. Einer nach dem anderen hörte auf herumzualbern und schaute - jetzt schlagartig interessiert - zu ihr hoch. Aus dem Augenwinkel konnte Leonie sehen, wie Alex die Videokamera aus seinem Rucksack nahm und auf die Leiter zuging, die an der Rückseite der Boulderwand nach oben führte. Ihre Fußspitze auf dem kleinen roten Knubbel geriet gefährlich ins Rutschen. Mit einem beherzten Überkreuzgriff gelang es Leo-nie, sich zumindest vorübergehend abzusichern. »Allez! Allez! Allez!«, skandierten die Freunde und klatschten aufmunternd in die Hände. »Den hältst du fest!«, hörte sie Tevje rufen, aber Leonie hatte da so ihre Zweifel: Ihre Beine beschrieben jetzt beinahe eine gerade Linie und dieser unfreiwillige Spagat war ganz sicher nicht länger als drei Sekunden durchzuhalten. Aber sie konnte sich ja auch einfach fallen lassen. Das war das Schöne am Bouldern: ohne Seil und Karabiner klettern, nie höher als drei Meter, unten ein dickes Crash-Pad, das jeden harten Aufprall dämpfte, und jederzeit einen der Freunde aus dem Verein, der bereitstand, um den Kletterer aufzufangen. Der Schmerz in ihren Beinen wurde langsam unerträglich. Leonie schaute hoch und blickte in Alex´ Augen. Sie würde es schaffen! Er sollte stolz auf sie sein! Über den Rand der Boulderwand gebeugt, richtete er jetzt die Videokamera auf sie. Das rote Lämpchen begann zu blinken. Oh Gott! Sie würde furchtbar aussehen. Verschwitzte mausbraune Haare, die dunklen Augen weit aufgerissen vor Anstrengung und überhaupt: Viel zu langes Kinn, viel zu spitze Nase, ganz zu schweigen von dem viel zu kleinen Busen. »Leo! Komm! Du schaffst es!« Alex filmte gnadenlos weiter. Ein Schweißtropfen rann Leonie vom Nacken die Wirbelsäule entlang. Sie spürte den unwiderstehlichen Drang, sich zu kratzen. Oder sich wenigstens zu schütteln. »Hepp!«, kommandierte Alex und nickte ihr erwartungsvoll zu. Der Schweißtropfen rann ungerührt weiter und nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. »Hepp! Hepp! Hepp!«, skandierten jetzt auch die Freunde am Fuß der Boulderwand. Der Schweißtropfen erreichte den Saum ihres T-Shirts, gesellte sich zu seinen Vorgängern und hörte auf zu sein. Leonie keuchte. Über ihrem Kopf markierte ein Plastikfähnchen den letzten Griff: Viel zu weit weg! Nur mit einem Hechtsprung zu erreichen. Vorsichtig löste sie den linken Fuß von seinem rutschigen Untergrund, krallte sich im entscheidenden Moment in einen Vier-Finger-Griff, holte Schwung und erreichte knapp das graue Kunststoffhorn, an dem sie sich nun blitzschnell mit beiden Händen festklammerte: Geschafft! Begeisterter Applaus der am Fuß der Wand versammelten Boulder Bears!

Da waren - Händchen haltend, wie immer - die beiden Unzertrennlichen Tina und Rebecca; die punkige Laura in der höchst eigenwilligen Gothic-Variante eines Kletter-Outfits und von den Jungs außer Tevje noch Kostja, der seinen kleinen Bruder Paul mitgebracht hatte. Und mittendrin, strahlend, stand der Star der Truppe: Maike. Maike, die beste Freundin, im hautengen roten Tank-Top, das nur knapp das bedeckte, was Tevje einen Mörderbusen nannte. Jedenfalls ist so ein Mörderbusen zumindest beim Bouldern eher hinderlich, dachte Leonie und musste unwillkürlich grinsen. Sie sprang auf das weiche Crash-Pad herunter. Kurz darauf kam Alex hinter der Boulderwand hervor und legte den Arm um ihre Schultern. »Super, Leo!« Da war es wieder! Konnte nicht wenigstens Alex mit gutem Beispiel vorangehen und ein winzig kleines -nie an das Leo-hängen? Zum x-ten Mal verfluchte sie ihre Eltern, die ihr diesen dämlichen Vornamen gegeben hatten: Leonie. Wahrscheinlich, weil sie lieber einen Sohn gehabt hätten: Leo, Leon oder Leonhard. Mit oder ohne h. Vielleicht war ihr Busen deshalb so mickrig: Da waren sich die Chromosomen womöglich nicht sofort im Klaren gewesen, dass aus ihnen statt des tollen Leonhard nur eine nicht mal halb so tolle Leonie werden sollte; mit einer Fünf in Mathe. »Der nächste Bouldercup ist deiner.« Wieder war es Alex, der sie bei der Rekapitulation ihrer persönlichen Mängelliste unterbrach. »Hast dich in den letzten Wochen enorm gesteigert!« Sie schaute zu ihm auf: Hellblond. Selten bei einem Mann. Und dazu knallblaue Augen. Maike hatte irgendwann mal was von schwedischen Vorfahren erzählt. »Na ja, wenn einer Magnussen heißt, wird er wohl kaum von spanischen Stierkämpfern abstammen«, hatte Leonie damals patzig geantwortet. Und das war der Moment, in dem Maike angefangen hatte, sie mit wachsender Begeisterung aufzuziehen: »Du bist in den Trainer verknallt!«, hatte sie gekichert, als sei es das Absurdeste und Blödeste auf der Welt. Leonie spürte Alex´ Hand auf ihrer Schulter. »Schöne Ferien, Leo. Und grüß mir die Berge!« Er lächelte zum Weiche-Knie-Kriegen. Aber er war bestimmt nur stolz auf sie, weiter nichts. Maike hatte nämlich verkündet, wenn Alex jemanden verliebt angucken würde, dann wäre sie das! Aber Maike wurde sowieso von jedem verliebt angeguckt: Maike mit ihren tollen Haaren, die keines ihrer Färbe-Experimente übel zu nehmen schienen. Zurzeit trug sie einen perfekt geschnittenen weißblonden Pagenkopf und sah - mal abgesehen von der Farbe - ein bisschen aus wie eine kulleräugige Chinesin mit Schmollmund. Obwohl es Kulleraugen bei Chinesen sicher nicht gab. Leonies eigene Haare würden nach so einer Bleich-Attacke herunterhängen wie zu lange gekochte Spaghetti, und so ein knallrot geschminkter Kussmund würde sowieso nicht zu ihr passen. Schließlich war ihr Mund total normal, im Unterschied zu Maikes Superlippen. Leonie blies die Backen auf und dachte schuldbewusst an das, was ihre Oma immer gesagt hatte: »Neid ist etwas, das gehört sich einfach nicht!« Und Neid auf die beste Freundin war ja wohl das Allerletzte. Im Duschraum drehte sie zur Strafe den Kaltwasserhahn auf und quietschte laut, als das eisig kalte Wasser auf sie herunterprasselte. Maike stand zwei Duschen weiter und schäumte sich von Kopf bis Fuß mit irgendeinem Super-Moisture-Showergel aus dem unerschöpflichen Pröbchen-Vorrat ihrer Mutter ein. »Fang!« Maike warf Leonie eines ihrer kunterbunten Minifläschchen zu. »Wenn du willst, nehm ich davon einen ganzen Kasten voll mit in die Ferien.« »Ach was, im Hotel gibt es doch sowieso Duschgel vom Haus!« Im selben Moment hätte Leonie sich auf die Zunge beißen können. Klar gab es im Hotel jeden Tag Gratis-Duschzeug. Aber Maike wollte nun mal mit dem Pröbchen-Arsenal aus dem Frisiersalon ihrer Mutter etwas zum gemeinsamen Urlaub beisteuern. Was bist du doch manchmal für ein Gemütstrampel!, dachte Leo-nie und überlegte krampfhaft, wie sie ihre blöde Antwort irgendwie entschärfen könnte. Doch Maike war offenbar nicht im Geringsten beleidigt. »Meinst du, der schrille DJ vom letzten Jahr ist wieder in Sölden?«, fragte sie kichernd, machte Hasenzähne und schielte auf die Nasenspitze. Leonie lachte erleichtert: »DJ Tom-Tom? Bestimmt!« »Wetten, er hat es auch diesmal wieder auf dich abgesehen?« »Hör auf!« Leonie griff nach dem leeren Duschgelfläschchen und machte Anstalten, auf Maike zu zielen. Kichernd floh Maike in den Umkleideraum. Ihre gemeinsamen Sommerferien hatten mittlerweile bereits Tradition. Vor ein paar Jahren, als Maike nach der Scheidung ihrer Mutter und ihres Stiefvaters nicht einmal mehr in ein Ferienlager fahren konnte, weil der Salon ihrer Mutter nicht genügend Geld einbrachte, hatten Beate und Martin Schiller die Initiative ergriffen. »Leonie langweilt sich schrecklich in den Ferien, so allein mit ihren Eltern«, hatten sie irgendwann im Anschluss an eine Schulfeier verkündet. Und ob Frau Hanemann Maike nicht erlauben könne, im Sommer mit in die Berge zu fahren.

»Das macht uns wirklich nichts aus! Schließlich kostet die Autofahrt dasselbe, ob nun vier oder fünf Personen im Wagen sitzen.« Elke Hanemann hatte gezögert und Beate Schiller hatte instinktiv gemerkt, dass es Maikes Mutter unendlich unangenehm gewesen wäre, ihre Tochter einfach einladen zu lassen. »Wenn Sie Maike zum Essengehen ein bisschen Taschengeld mitgeben, reicht das vollauf! Für die...
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Ulrike Bliefert, Jahrgang 1951, ist den Fernsehzuschauern u.a. als Darstellerin der Maximiliane in der Verfilmung von Christine Brückners Jauche und Levkojen / Nirgendwo ist Poenichen und als Ulla in der Comedyserie Das Amt bekannt. Sie schreibt zudem erfolgreich Drehbücher. Ulrike Bliefert ist mit einem Schauspielkollegen verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Berlin.Foto © Robert Berghoff