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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.03.2013
Die Geschichte der Päpste - von Petrus bis Franziskus
Der neue Papst heißt Franziskus. Den ehemaligen Erzbischof von Buenos Aires erwarten große Aufgaben, steckt die katholische Kirche doch in einer ihrer größten Krisen seit langem. Wie sich der neue Stellvertreter Christi auf Erden in die Reihe seiner Vorgänger einfügt und welches Erbe insbesondere Benedikt XVI. ihm hinterlassen hat, erkundet das vorliegende Buch.
SPIEGEL-Autoren und Kirchenhistoriker beleuchten darin die 2000-jährige Geschichte des Papsttums und porträtieren die großen Persönlichkeiten unter den Stellvertretern Christi: korrupte Machtmenschen wie die Borgia-Päpste, weitblickende Reformer wie Gregor XIII. und weltweit respektierte Würdenträger wie Johannes Paul II. Dabei wird deutlich, dass die Geschichte der Päpste neben der Verkündung der Glaubenslehren oft auch von Intrigen, Prunksucht und eiskalter Machtpolitik geprägt war.
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Produkt

KlappentextDie Geschichte der Päpste - von Petrus bis Franziskus
Der neue Papst heißt Franziskus. Den ehemaligen Erzbischof von Buenos Aires erwarten große Aufgaben, steckt die katholische Kirche doch in einer ihrer größten Krisen seit langem. Wie sich der neue Stellvertreter Christi auf Erden in die Reihe seiner Vorgänger einfügt und welches Erbe insbesondere Benedikt XVI. ihm hinterlassen hat, erkundet das vorliegende Buch.
SPIEGEL-Autoren und Kirchenhistoriker beleuchten darin die 2000-jährige Geschichte des Papsttums und porträtieren die großen Persönlichkeiten unter den Stellvertretern Christi: korrupte Machtmenschen wie die Borgia-Päpste, weitblickende Reformer wie Gregor XIII. und weltweit respektierte Würdenträger wie Johannes Paul II. Dabei wird deutlich, dass die Geschichte der Päpste neben der Verkündung der Glaubenslehren oft auch von Intrigen, Prunksucht und eiskalter Machtpolitik geprägt war.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641097189
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum29.03.2013
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7670 Kbytes
Illustrationenmit Abbildungen
Artikel-Nr.1233329
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Die Schlüsselgewalt

Anfangs waren die Nachfolger des Petrus einfache Gemeindevorsteher. Doch mit dem Aufstieg des Christentums wuchsen Roms Bischöfe in die Rolle des Oberhirten und nutzten klug ihre wachsende Macht.

Von Mathias Schreiber

Ausgerechnet Simon Petrus, der wankelmütige Fischer aus Galiläa, der seinen Herrn aus Angst vor den Hohepriestern dreimal verleugnet hat, wird im Schatten der Golanhöhen, bei der Stadt Cäsarea Philippi, von ebendiesem Herrn mit den Worten geadelt: »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.« So berichtet der Evangelist Matthäus (16,13 ff.).

Weltberühmte Paradoxie: der Furchtsame als Fels! Weltberühmtes Wortspiel: Das griechische Wort »petra« heißt in der Tat »Fels«, ebenso der aramäische Name »Kefa«, wie Petrus vom Aramäisch sprechenden Jesus gerufen wird.

Der Autor, nicht zu verwechseln mit dem Apostel Matthäus, war ein Judenchrist, der sein Evangelium in Syrien verfasst hat - auf Griechisch, 80 n. Chr. Es ist dieser biblische Text, der am deutlichsten den Apostel Petrus als von Jesus selbst eingesetzten Gründervater der Kirche benennt.

Gewiss räumt die Bibel auch an anderen Stellen Petrus eine besondere Prominenz ein: In einer visionären Szene des Johannesevangeliums fordert der auferstandene Jesus Petrus dreimal auf: »Weide meine Lämmer!« und »Weide meine Schafe!« Doch dieses Evangelium wurde relativ spät aufgeschrieben: um 100 n. Chr. Zu dieser Zeit wurde schon eifrig am Petrus-Mythos gestrickt. Ohnehin ist fraglich, ob die Passagen die Doktrin der Petrus-Nachfolge stützen. An einer anderen Matthäus-Stelle (18, 18) verwendet Jesus fast dieselbe Inthronisationsformel, doch erteilt er seine Vollmacht auch den anderen Jüngern: »Was ihr auf Erden binden werdet ...« Daraus ließe sich herleiten, dass Jesus nicht Petrus als Stellvertreter und Nachfolger, sondern alle zwölf Jünger als solche betrachtet hat.

Gleichwohl: Schon Mitte des 2. Jahrhunderts wird das monarchische Wesen des römischen Bischofsamtes erkennbar. Pius I. (um 140-etwa 155) verstößt 144 als Leiter einer Synode von Presbytern (Älteste, später: Bischöfe, Priester) den Theologen Markion aus dem Kreis der Rechtgläubigen. Markion hatte dem zürnenden Gott des Alten Testaments den liebenden Gott des Neuen Testaments gegenübergestellt.

Pius´ stellvertretendes Handeln für alle Christen ist pragmatisch erklärbar: Auf die Bekehrungserfolge schwer kontrollierbarer Wanderprediger reagierten die frühen Christengemeinden seit Anfang des 2. Jahrhunderts mit der Bemühung um klare Strukturen. Dazu gehörte die Wahl eines einzigen, obersten »Episkopen« (»Aufsehers«), der, halb einfacher Gemeindevorsteher, halb geistlicher Würdenträger, bald aus der Schar der Presbyter, Diakone und Laienchristen herausragte; erst in einer Gemeinde, dann in einer Provinz oder Diözese. Der von Priestern und Laien gemeinsam Gewählte wachte über Taufe, Buße, Liturgie, Begräbnis und Priesterweihe, lange Zeit allerdings nur als Ratgeber, nicht als Richter.

Die ärmlichen Gemeindevorsteher der frühen Christen, deren Versammlungen in Privathäusern stattfinden, sind also denkbar weit von späterer päpstlicher Macht entfernt. Ihr langer Weg dorthin beginnt historisch mit Simon Petrus - aber nicht in Rom, sondern in Jerusalem. Dort agiert dieser Petrus nach der Hinrichtung des Jesus von Nazareth als unumstrittener Leiter der eifrig missionierenden Gemeinde, neben dem Jesus-Bruder Jakobus.

Pontius Pilatus, der Statthalter Roms in Judäa, verfolgt die Jesus-Jünger nach der Kreuzigung ihres Herrn nicht weiter. Das ändert sich jedoch unter König Herodes Agrippa I.: Um 43 /44 n. Chr. lässt er Jakobus den Älteren, einen der zwölf Jünger, hinrichten. Auch Petrus soll exekutiert werden. Die orthodoxen Juden verübeln ihm und seinen Leuten vor allem ihre Liberalität gegenüber nichtjüdischen Heiden: Petrus hat einen Hauptmann namens Kornelius ohne vorherige Beschneidung getauft (Apostelgeschichte 10,9-48), außerdem handhabt er die Speisevorschriften der Juden lax.

Er flieht nach Kleinasien und ins griechische Korinth. Schließlich soll er der erste Bischof im syrischen Antiochia gewesen sein, bevor er in den Westen des Reiches und vielleicht auch nach Rom gelangt. Die Christengemeinde in Jerusalem wird nach seiner Flucht vom Jesus-Bruder Jakobus geleitet, der dann 62 n. Chr. ebenfalls hingerichtet wird; wohl auch, weil er sich nicht am jüdischen Aufstand gegen Rom beteiligen will, verurteilt ihn ein Hohepriester zum Tod durch Steinigung.

Wie es mit Petrus weitergeht, ist ungesichert. Viele Geschichten stammen aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Paulus, der führende Kopf der Heidenmissionierung, hat Petrus zwar gekannt, doch in seinem wichtigen Brief an die Römer erwähnt er ihn nicht. Dass Petrus jemals in Rom gewesen ist, lässt sich nicht beweisen. Immerhin wurden ihm wie auch Paulus in Rom Gedenkstätten eingerichtet: Keimzellen der Basiliken St. Peter und St. Paul vor den Mauern. Doch nur für Paulus sind Aufenthalt und Enthauptung in Rom historisch verbürgt.

Dass Petrus 25 Jahre dort wirkt, der von ihm und Paulus gegründeten Gemeinde vorsteht und unter Kaiser Nero um 64 n. Chr. den Märtyrertod stirbt, gehört dennoch etwa von 100 n. Chr. an zur Kernüberzeugung der Christen. Frühe christliche Autoren schreiben darüber, zum Beispiel Ignatius, der Bischof von Antiochia. Der Jurist, in dessen Schriften die Kirche erstmals »katholisch« (»allgemein«) heißt, wird unter Kaiser Trajan (98-117) verhaftet, nach Rom geschafft und dort, zum Martyrium entschlossen, bei einem Gladiatorenkampf von Löwen zerfetzt.

In den Berichten und Briefen des frühen Christentums geht es primär um die Botschaft des Messias. An biografischen Einzelheiten sind die Verfasser wenig interessiert. Das gilt für Petrus, aber noch krasser für seine Nachfolger im Bischofsamt - auch für Clemens I. (um 91-etwa 101), den vierten Papst, wenn man Petrus als ersten mitzählt. Er ist wohl Freigelassener aus dem Hause eines Konsuls - und ihm wird seit der Mitte des 2. Jahrhunderts der sogenannte Erste Clemens-Brief zugeschrieben. Dieser mahnende Brief der römischen Gemeinde richtet sich an die Glaubensbrüder in Korinth, wo einige Presbyter abgesetzt worden waren. Seine Botschaft: Auch die Jungen in der Gemeinde müssten einsehen, dass die Ältesten nicht einfach abgesetzt werden können. Gott selbst habe die Nachfolge im Ältestenamt so geregelt, und dem müsse die Gemeinde folgen.

»Sonne, Mond und die Chöre der Sterne durchwandern nach seiner (Gottes) Anordnung in Eintracht ohne jede Abschweifung die ihnen verordneten Bahnen«, heißt es im Text; diese kosmische Ordnung sei auch das Maß der Gemeinde-Moral. In der Unabsetzbarkeit der Presbyter deutet sich die spätere Unantastbarkeit des monarchischen Aufsehers an - nach dem staatlichen Vorbild des kaiserlichen Princeps. Aber der Brief ist ein Mahnruf unter Gleichen, noch keine Schelte von oben herab.

Bis zur autoritären Vorherrschaft ist es noch ein weiter Weg. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts bilden die Christen im Imperium Romanum, das damals auch Gallien, Nordafrika, Palästina, Syrien und Griechenland umfasst, eine klägliche Minderheit von höchstens 50000 Personen - neben vier bis fünf Millionen Juden, von denen sie aber bis etwa 130 n. Chr. kaum unterschieden werden.

Nachdem die Christen sich geweigert haben, an den drei antirömischen Aufständen der Juden zwischen 66 und 135 n. Chr. teilzunehmen - Paulus hatte ja gelehrt: »Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet« (Römer 13,1) -, dürfen sie nicht mehr, wie lange üblich, in den Synagogen auftreten; eine in Gebetsform gefasste Verfluchung durch Rabbiner grenzt sie aus. Daher werden Christen während des 2. Jahrhunderts mehr und mehr in Kleinasien und Rom aktiv. Auch in der Hauptstadt des Reiches bestehen die Gemeinden überwiegend aus Sklaven, Freigelassenen, Leuten ohne Bürgerrecht und Frauen. Die meisten sind Griechen oder von griechischer Kultur geprägt - wie auch die meisten der ersten zwölf Päpste.

Das ändert sich mit Victor I. (um 189- etwa 198). Der Nordafrikaner treibt die Latinisierung der römischen Kirche voran, zum Beispiel durch die erste lateinische Übersetzung der Bibel. Unmut bei den kleinasiatischen Gemeinden löst sein Ansinnen aus, das Osterfest nicht mehr am 14. Tag des jüdischen Monats Nisan - am 1. März - zu feiern, sondern am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, wie in Rom üblich.

Nach mehreren Synoden, die seine Auffassung billigen, verkündet Victor, die Kleinasiaten seien nicht nur aus der Gemeinschaft mit der Kirche Roms, sondern aus der Kirche überhaupt verstoßen. Das entfacht in vielen Gemeinden einen Sturm der Empörung: ein erster ernster Konflikt zwischen West- und Ostkirche. Ob Victor die Maßregelung widerrufen hat, weiß man nicht. Durchsetzen konnte er das römische Modell jedenfalls nicht.

Victor unterhält als erster Papst gute Beziehungen zum kaiserlichen Hof: Marcia, eine der Konkubinen des wüsten Kaisers Commodus (180-192), ist Christin. Ihr lässt Victor eine Namensliste von Glaubensgenossen zukommen, die in den Bergwerken Sardiniens als Zwangsarbeiter schuften müssen. Sie werden freigelassen.

Unter ihnen ist ein künftiger Papst: Calixt I. (217-222). Als junger Mann im Sklavenstatus dient er einem christlichen Freigelassenen, bevor er selbständiger...


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Kritik
»Ein spannend zu lesendes Buch.«
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Autor