Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Perlentod

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am10.01.2013
Senta hat allen Grund, sich in ihrem neuen Heimatort Harting zu fürchten. Eine Lehrerin wird ermordet aufgefunden, eine Mitschülerin wird vermisst und im dunklen Schuppen neben ihrem Haus findet Senta ein ominöses Tagebuch. Als sie selbst Drohungen erhält, ist es fast schon zu spät.

Juliane Breinl  wuchs in den siebziger Jahren in Leipzig auf. In Mainz schloss sie das Gymnasium ab und studierte in Frankfurt a.M. und Bielefeld 'Klinische Linguistik'. Nebenher ließ sie sich zum klassischen Mezzosopran ausbilden und nach Studienabschluss arbeitete sie als akademische Sprachtherapeutin. 2011 erschien ihr erstes Kinderbuch und seit 2012 arbeitet sie als freie Autorin, Journalistin, Dozentin und Sprechtrainerin.  Juliane Breinl ist Siegerin des zweiten Kinder- und Jugendbuch-Wettbewerbs des Arena Verlags, des Münchner Merkurs und der Literary Agency Michael Meller, hat zwei Kinder und lebt in München.  Webseiten: http://www.juliane-breinl.de/ oder http://sprechtraining-juliane-breinl.de Foto © Erol Gurian
mehr

Produkt

KlappentextSenta hat allen Grund, sich in ihrem neuen Heimatort Harting zu fürchten. Eine Lehrerin wird ermordet aufgefunden, eine Mitschülerin wird vermisst und im dunklen Schuppen neben ihrem Haus findet Senta ein ominöses Tagebuch. Als sie selbst Drohungen erhält, ist es fast schon zu spät.

Juliane Breinl  wuchs in den siebziger Jahren in Leipzig auf. In Mainz schloss sie das Gymnasium ab und studierte in Frankfurt a.M. und Bielefeld 'Klinische Linguistik'. Nebenher ließ sie sich zum klassischen Mezzosopran ausbilden und nach Studienabschluss arbeitete sie als akademische Sprachtherapeutin. 2011 erschien ihr erstes Kinderbuch und seit 2012 arbeitet sie als freie Autorin, Journalistin, Dozentin und Sprechtrainerin.  Juliane Breinl ist Siegerin des zweiten Kinder- und Jugendbuch-Wettbewerbs des Arena Verlags, des Münchner Merkurs und der Literary Agency Michael Meller, hat zwei Kinder und lebt in München.  Webseiten: http://www.juliane-breinl.de/ oder http://sprechtraining-juliane-breinl.de Foto © Erol Gurian
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401802084
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum10.01.2013
SpracheDeutsch
Dateigrösse2024 Kbytes
Artikel-Nr.1239533
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



4

»Hast du wirklich noch nie von diesem Fall gehört?«, Lolle schaute Senta ungläubig an und fuhr sich durch die auberginrot gefärbten Haare. »Das ist letztes Jahr wochenlang durch die Presse gegangen. Die Zuckerwatte war bis heute verschwunden.«

Senta stand mit Miriam und den Hofdamen im Rauchereck. Bis zur großen Pause hatte sie warten müssen, um endlich mehr über die schrecklichen Neuigkeiten des Vormittags zu erfahren.

»Hatte die jemand von euch?«, brach es jetzt aus ihr heraus. Senta konnte nicht begreifen, dass man die halb verweste Leiche einer Lehrerin ausgerechnet in ihrem neuen Heimatdorf gefunden hatte. Nur einen kurzen Spaziergang von ihrem Zuhause entfernt war sie, eingemauert in den Keller eines alten, leer stehenden Bauernhofs, entdeckt worden. Senta fühlte sich wie in einem schlechten Film. Sie bekam Gänsehaut, wenn sie sich erinnerte, wie sie in der Vergangenheit ahnungslos an dem Gehöft vorbeigegangen war, während hinter einer dieser Mauern die sterblichen Überreste der Lehrerin gelegen hatten. Plötzlich fielen ihr die Polizeiautos wieder ein, die am Sonntagnachmittag ins Dorf eingebogen waren. Bestimmt hatte man sie zu dieser Zeit gefunden.

»Ich hatte sie in der Fünften. In Geschichte. Schreckliche Tussi.« Kims abfälliger Kommentar riss Senta aus ihren Gedanken.

»In dem Jahr, als ich Deutsch bei ihr hatte, ist sie verschwunden«, trumpfte Miriam auf und klang dabei nicht weniger verächtlich als Kim. »Zuckerwatte war eine Versagerin. Kein Wunder, dass es sie erwischt hat.«

»Wie Versagerin?« Senta konnte nicht fassen, wie geschmacklos sich Miriam und ihre Hofdamen über ein so furchtbares Verbrechen äußern konnten.

»Dumme Kuh, Lusche, Looser, Nichtskönnerin, Null. Frau Polsterschmidt war eine Versagerin. Schon alleine diese Frisur. Was denkst du, woher der Name Zuckerwatte kam? So sahen ihre Haare aus. Und an ihr Kinn hätte man locker zwei Kleiderbügel hängen können. Wie bei einer Hexe.«

»Na ja«, warf Senta ein und Empörung schwang in ihrer Stimme mit. »Aber schlechtes Aussehen alleine macht einen ja noch nicht zum Versager, oder?«

»Die ist immer rot geworden wie eine Tomate«, mischte Lolle sich lachend ein. »Einmal hat ihr jemand aus Versehen einen Kaugummi in die Haare geschmissen. Da hat die fast geheult.«

»Und nach ihrem Verschwinden gab es nicht einmal einen Verdacht?«, versuchte Senta, wieder auf das Thema zurückzukommen.

»Zuerst hat man vermutet, dass sie irgendwo beim Wandern verunglückt ist«, erzählte Lolle. »Aber als man keine Leiche gefunden hat, haben sie schon geglaubt, dass sie Opfer eines Verbrechens geworden ist. Da wurden dann sogar hier in der Schule alle Lehrer befragt und auch unsere Klasse. Und jetzt haben sie endlich ihre Leiche gefunden.«

»Hatte sie Familie?«

»Die doch nicht. Die hat nur mit einem Hund zusammengelebt. Und dem ist sie wahrscheinlich auch auf die Nerven gegangen«, lachte Miriam auf und Senta zuckte zusammen. Es schockierte sie, wie extrem cool die anderen über den Fall reden konnten. Immerhin war eine Person, die sie gekannt hatten, Opfer eines Verbrechens geworden! Eines Mordes! Aber Miriam und ihre Hofdamen schienen hiervon völlig unberührt.

Nur die schmächtige Rita hatte sich noch gar nicht zu Wort gemeldet. Wie immer wirkte sie auf Senta ein wenig abwesend, was mit Sicherheit auch an ihrem Schlafzimmerblick lag. Und an den dünnen hellblonden Haaren, von denen ihr immer eine Strähne vor dem Gesicht hing, die sie in regelmäßigen Abständen versuchte wegzustreichen. Sie war klapperdürr und hatte etwas Durchsichtiges an sich. Während des Gesprächs knabberte sie unentwegt an ihren Fingernägeln.

»Hattest du etwas mit der Polsterschmidt zu tun?«, richtete Senta die Frage an sie, in der Hoffnung, dass sich wenigsten hinter einer dieser coolen Fassaden eine menschliche Regung zeigen würde.

Rita schüttelte stumm den Kopf und blickte gar nicht erst auf: »Die Zuckerwatte ist mir schnuppe. Und wenn Miriam sagt, dass die ein Nichts war, dann war sie ein Nichts. Mir tut es um die gar nicht leid! Sie hat es verdient zu sterben.«

Der Gong läutete das Ende der Pause ein. Senta atmete erleichtert auf. Die aufgesetzte Herzlosigkeit der vier war ja nicht zum Aushalten.

Als Senta nach Hause fuhr, begegnete ihr auf halber Strecke ein merkwürdiger Typ in farbverschmiertem Blaumann. Er grüßte Senta von seinem Mofa aus und sie winkte fröhlich zurück. Immer wenn sie nach der Sechsten aus hatte, kam ihr das Mofa samt seinem komischen Fahrer entgegen. Jedes Mal tippte er zum Gruß mit seiner Hand gegen den knallroten, verbeulten Sturzhelm und sah dabei aus wie ein Soldat aus dem vergangenen Jahrhundert. Genauso klapprig wie der Helm wirkte auch sein Mofa, das wahrscheinlich bereits mehrere Totalcrashs überstanden hatte. Anfänglich war Senta der Typ, dem sie den Spitznamen Beule verpasst hatte, einfach nur merkwürdig vorgekommen. Sie hatte den Blick gesenkt und getan, als sähe sie ihn gar nicht. Doch als Leni einmal zu Besuch bei ihr gewesen war, hatte die dem Grüßenden wild zurückgewunken.

»Ey schau mal, ein Herr mit Manieren!«, hatte sie amüsiert gerufen. Seither erinnerte der Typ sie an Leni und Senta winkte Beule zurück, wann immer er ihr begegnete. Ja, sie hielt mittlerweile regelrecht Ausschau nach ihm und genoss das stumme Ritual.

Aber heute grüßte Beule nicht. Zum ersten Mal knatterte er an ihr vorbei wie an einer Unbekannten. Was war das denn?, wunderte sich Senta. Doch Beules Verhalten sollte nicht die einzige Merkwürdigkeit dieses Tages bleiben.

Am frühen Abend hatte sie sich von ihrem Vater in die Kletterhalle bringen lassen. Noch etwas, was Senta an ihrem neuen Heimatort gehörig auf die Nerven ging. In München hatte sie bequem mit der U-Bahn zur Kletterhalle fahren können. Doch hier gab es weder U-Bahnen noch nahe gelegene Kletterhallen. Und so war sie notgedrungen von ihren Eltern abhängig. Wenn sie Glück hatte, schaffte sie es zweimal in der Woche zum Klettern. Heute hatte es eine halbe Ewigkeit gedauert, bis sie endlich losgekommen waren, weil ihr Vater noch unbedingt das alte Schloss am Schuppen hatte auswechseln müssen.

Senta trainierte hart an diesem Tag. In den Schulferien wollte sie mit einer Gruppe aus München für eine knappe Woche in die Schweiz fahren. Dafür wollte sie sich fit machen. Aber sie konnte sich nicht richtig konzentrieren. Die ganze Zeit spukte ihr das letzte Gespräch mit Miriam im Kopf herum. Wenn du Lust hast, kannst du der Clique beitreten, hatte sie zu Senta gesagt. Ist nur eine kleine Mutprobe nötig. Die würden sie am Wochenende machen. Im alten Hartinger Spritzenhaus.

Nach zwei anstrengenden Stunden, in denen sie dreimal im Seil gehangen hatte, packte Senta ihre Sachen und setzte sich nach draußen, um auf ihren Vater zu warten. Immer noch grübelte sie über Miriams Angebot nach. Was sie nur vorhatte? Spontan kam ihr die Idee, dass es sich bei der ominösen Mutprobe um eine Kletteraktion handeln könnte. Vielleicht musste man eine alte rostige Feuerwehrstange erklimmen und sich irgendwo herunterlassen? Das wäre ein Leichtes für sie. Senta merkte, wie sie der Gedanke etwas beruhigte. Aber sollte sie sich der Mutprobe wirklich unterziehen? Eigentlich war sie sich doch gar nicht sicher, ob sie sich der Clique anschließen wollte. Besonders nicht nach dem heutigen Gespräch über die tote Lehrerin. Andererseits ergab sich endlich die Gelegenheit, sich nicht mehr so sehr als Aussätzige zu fühlen. Sie würde dazugehören und hätte die Clique nicht als Gegner. Denn eins stand fest: Stellte man sich mit Miriam gut, dann hatte man es an dieser Schule definitiv leichter. Wie Rebecca das finden würde, fragte sich Senta und wusste schon die Antwort. Sie fände es unmöglich. Irgendwann hatte sie Rebecca zu einer Klassenkameradin sagen hören, dass sie Leute wie Miriam meiden würde, weil man denen nicht trauen könne. Ja, Rebecca schien es offensichtlich nichts auszumachen, dass sie nur mit anderen »Uncoolen« zu tun hatte. Wenn Senta ehrlich zu sich war, dann war das auch der Grund, warum sie noch nicht auf Rebeccas Annäherungen reagiert hatte. In München hatte sie nie zu den »Uncoolen« gehört, Und obwohl ihr Rebecca eigentlich sympathisch war, hatte sie insgeheim die Befürchtung, für alle Zeiten als langweilig abgestempelt zu werden, wenn sie sich mit ihr anfreundete.

Auf einmal wurde Senta unsanft aus ihren Gedanken gerissen. Ein älterer Herr kam vorbeigestürmt und streifte dabei ihren Rucksack von der Bank. Ihr Handy rutschte aus der offenen Vordertasche und landete vor den Füßen des Mannes, der ihm mit der Fußspitze einen leichten Kick gab, sodass das Gerät unter die Bank schlidderte. Fassungslos über so viel Aggressivität bückte sich Senta schnell nach ihrem Handy. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass sich ein langer Kratzer über das Display ihres neuen Smartphones zog.

»Scheiße!«, entfuhr es ihr laut, gerade als ihr Vater vorgefahren kam. Wütend schnappte sie ihre Sachen, warf sie mit Schwung in den Kofferraum und knallte die Klappe zu.

»Willst du, dass ich ein Knalltrauma bekomme?«, begrüßte sie ihr Vater gut gelaunt.

»Ich bin stinksauer.« Senta ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.

»Kein Grund, eine Kofferraumklappe zu quälen. Ein bisschen mehr Gefühl für Mechanik, wenn ich bitten darf!«

»Jaja«, murrte Senta und provozierte damit Papa zu seinem Lieblingsspruch, »Jaja« sei gleichbedeutend mit »Leck mich am Arsch«. Und dass er sich so einen Ton verbitte.

»´tschuldigung«, murmelte Senta und untersuchte ihr Handy. Papa nickte und...


mehr

Autor

Juliane Breinl  wuchs in den siebziger Jahren in Leipzig auf. In Mainz schloss sie das Gymnasium ab und studierte in Frankfurt a.M. und Bielefeld 'Klinische Linguistik'. Nebenher ließ sie sich zum klassischen Mezzosopran ausbilden und nach Studienabschluss arbeitete sie als akademische Sprachtherapeutin. 2011 erschien ihr erstes Kinderbuch und seit 2012 arbeitet sie als freie Autorin, Journalistin, Dozentin und Sprechtrainerin.  Juliane Breinl ist Siegerin des zweiten Kinder- und Jugendbuch-Wettbewerbs des Arena Verlags, des Münchner Merkurs und der Literary Agency Michael Meller, hat zwei Kinder und lebt in München. Webseiten: juliane-breinl.de/ oder http://sprechtraining-juliane-breinl.deFoto © Erol Gurian