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Das Fest

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am18.03.2013
Wie wäre es, Weihnachten einmal ausfallen zu lassen?
Ein Dezember ohne Weihnachten? Der Weihnachtsboykott wird für das amerikanische Ehepaar Luther und Nora zu einem regelrechten Spießrutenlauf, verstößt er doch gegen die gesellschaftlichen Konventionen ihrer kleinen Gemeinde. Mit seiner urkomischen Weihnachtskomödie beweist John Grisham, dass er auch als Humorist unschlagbar ist.

John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWie wäre es, Weihnachten einmal ausfallen zu lassen?
Ein Dezember ohne Weihnachten? Der Weihnachtsboykott wird für das amerikanische Ehepaar Luther und Nora zu einem regelrechten Spießrutenlauf, verstößt er doch gegen die gesellschaftlichen Konventionen ihrer kleinen Gemeinde. Mit seiner urkomischen Weihnachtskomödie beweist John Grisham, dass er auch als Humorist unschlagbar ist.

John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641110383
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum18.03.2013
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4289 Kbytes
Artikel-Nr.1241708
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der Flugsteig war überfüllt mit müden, entnervten Reisenden. Die meisten lehnten an den Wänden, da die magere Anzahl von Plastikstühlen schon lange besetzt war. Obwohl jede der hier startenden und landenden Maschinen mindestens achtzig Passagiere beförderte, gab es im Wartebereich lediglich Sitzgelegenheiten für ein paar Dutzend.

Ungefähr tausend Menschen schienen den 19-Uhr-Flug nach Miami gebucht zu haben. Alle waren dick eingemummelt, schwer beladen und hatten sich gerade noch durch den Stadtverkehr, die Eincheckschalter und die Massen in der Abflughalle gekämpft. Nun strahlten sie kollektiv eine gedrückte Stimmung aus. Es war der Sonntag nach Thanksgiving, also einer jener Tage im Jahr, an denen es auf den Flughäfen besonders hektisch zuging. Und während die Menschen rempelnd und schubsend weiter auf den Flugsteig vordrangen, fragten sich viele von ihnen nicht zum ersten Mal, warum sie sich ausgerechnet diesen Tag für ihre Reise ausgesucht hatten.

Einige lächelten mit verkrampfter Miene. Andere versuchten zu lesen, was jedoch in all dem Gedrängel und Lärm so gut wie unmöglich war. Wieder andere starrten teilnahmslos zu Boden. In der Nähe läutete ein spindeldürrer schwarzer Weihnachtsmann penetrant seine Glocke und leierte monoton immer wieder »Fröhliche Weihnachten« herunter. Eine dreiköpfige Familie näherte sich, blieb jedoch beim Anblick der Menschenmassen am Eingang des Flugsteigs stehen. Die Tochter war jung und hübsch. Sie hieß Blair, und es war offenkundig, dass sie auf eine Reise gehen würde. Im Gegensatz zu ihren Eltern. Die drei betrachteten die Menschenmenge und fragten sich dann ebenfalls im Stillen, warum es unbedingt dieser Tag hatte sein müssen.

Die Abschiedstränen waren bereits geweint - wenigstens zum größten Teil. Blair war dreiundzwanzig, frisch gebackene Jungakademikerin mit einem ansehnlichen Diplom in der Tasche, aber noch nicht willens, sofort eine berufliche Laufbahn einzuschlagen. Eine ihrer Freundinnen befand sich gerade mit dem Friedenskorps in Afrika, was Blair dazu bewogen hatte, die nächsten zwei Jahre ihres Lebens ebenfalls in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen. Ihre Aufgabe würde darin bestehen, den Kindern von Eingeborenen in Ostperu das Lesen beizubringen. Sie würde dort in einer Hütte ohne sanitäre Anlagen, ohne Strom und ohne Telefon wohnen. Blair konnte dies alles kaum erwarten.

Sie würde zuerst nach Miami fliegen und von dort aus nach Lima. Anschließend musste sie noch drei Tage lang mit dem Bus fahren, in die Berge, in ein vergangenes Jahrhundert. Zum ersten Mal in ihrem jungen, behüteten Leben würde Blair Weihnachten nicht zu Hause verbringen. Ihre Mutter klammerte sich fest an ihre Hand und bemühte sich um Fassung.

Sie hatten sich bereits mehrfach verabschiedet. Die Frage: »Bist du sicher, dass du das auch wirklich willst?« war zum hundertsten Mal gestellt worden.

Blairs Vater Luther betrachtete die Menschenhorden mit finsterem Blick. Was für ein Wahnsinn! Er hatte Frau und Tochter vor dem Eingang des Flughafens aussteigen lassen und den Wagen dann meilenweit entfernt auf einem Park-and-ride-Platz abgestellt. Dann war er in einem überfüllten Shuttlebus zurück zur Abflughalle gefahren und hatte sich zu diesem Flugsteig durchgeboxt. Er war traurig darüber, dass Blair fortging, und verabscheute all diese herumwimmelnden Leute. Luther hatte ausgesprochen miese Laune. Aber es sollte noch schlimmer kommen.

Einige gehetzt wirkende Mitglieder des Bodenpersonals erschienen, worauf die Passagiere sich langsam wieder in Bewegung setzten. Der erste Aufruf erklang. Behinderte, Gebrechliche und die Reisenden der ersten Klasse wurden gebeten, sich bereitzuhalten. Die Drängelei erreichte die nächsthöhere Stufe.

»Wir gehen jetzt wohl besser«, sagte Luther zu seiner Tochter, seinem einzigen Kind.

Sie umarmten sich noch einmal und unterdrückten die Tränen. Blair bemerkte lächelnd: »Das Jahr vergeht bestimmt wie im Flug. Und nächstes Weihnachten komme ich nach Hause.«

Nora, ihre Mutter, biss sich auf die Lippen, nickte und gab ihr einen Kuss. »Bitte sei vorsichtig«, sagte sie zum dutzendsten Mal.

»Macht euch keine Sorgen.«

Luther und Nora gaben ihre Tochter frei und sahen ihr nach. Sie reihte sich in die Warteschlange ein und entfernte sich Zentimeter für Zentimeter, fort von ihnen, fort von ihrem Heim und der Geborgenheit und allem, was sie bisher gekannt hatte. Als ihre Bordkarte überprüft wurde, drehte sie sich noch einmal um und lächelte ihren Eltern zum letzten Mal zu.

»Das war es dann wohl«, sagte Luther. »Und jetzt genug geheult. Ihr wird schon nichts geschehen.«

Schweigend beobachtete Nora, wie ihre Tochter verschwand. Dann wandten sich die beiden ab und schlossen sich der Menschenmenge an, die sich in Richtung Ausgang wälzte, vorbei an dem Weihnachtsmann mit der penetranten Glocke und den kleinen Läden, in denen sich die Leute gegenseitig auf den Füßen standen.

Nora und Luther verließen den Flughafen und gingen zur Haltestelle des Shuttlebusses. Es begann zu regnen. Der Bus kroch über das Flughafengelände und spuckte sie zweihundert Meter von ihrem Wagen entfernt wieder aus. Mittlerweile goss es in Strömen. Es kostete Luther sieben Dollar, sich und sein Auto aus dem geldgierigen Klammergriff des Parkplatzwächters zu befreien.

Während der Fahrt in die Stadt löste sich Nora schließlich wieder aus ihrer Erstarrung. »Ob wohl alles gut geht?«, fragte sie. Luther hatte diese Frage bereits so oft gehört, dass er ganz automatisch brummte: »Klar.«

»Glaubst du wirklich?«

»Klar.« Was machte es in diesem Moment schon aus, ob er das tatsächlich glaubte oder nicht? Blair war fort, sie beide konnten sie nicht aufhalten.

Luther krampfte die Hände um das Lenkrad und verfluchte im Stillen den Verkehr, der immer zähflüssiger wurde. Er wollte gar nicht wissen, ob seine Frau weinte. Er wollte einfach nur nach Hause, etwas Trockenes anziehen, sich vor den Kamin setzen und die Zeitung lesen.

Als es nur noch drei Kilometer bis zu ihrem Haus waren, verkündete Nora: »Ich brauche noch ein paar Sachen aus dem Supermarkt.«

»Es regnet«, erwiderte Luther.

»Ich brauche sie trotzdem.«

»Kann das nicht warten?«

»Du kannst ja im Auto bleiben. Es dauert nur eine Minute. Fahr zu Chip´s. Die haben noch geöffnet.«

Also machte Luther sich auf den Weg zu Chip´s, einem Laden, den er nicht nur wegen seiner unverschämten Preise und hochnäsigen Angestellten hasste, sondern auch wegen seiner unmöglichen Lage. Natürlich schüttete es immer noch wie aus Eimern. Und natürlich suchte sich Nora keinen Supermarkt wie Kroger aus, wo man problemlos parken und eben kurz hineinspringen konnte. Nein, sie wollte unbedingt zu Chip´s, wo man parkte und dann erst einmal auf Wanderschaft gehen musste.

Manchmal klappte allerdings noch nicht einmal das. Der Parkplatz war voll. Selbst in den Feuerwehrzufahrten wimmelte es von Autos. Nachdem Luther zehn Minuten lang umsonst gesucht hatte, sagte Nora frustriert: »Lass mich einfach am Bordstein raus.«

Er bog auf den Parkplatz eines Schnellrestaurants und brummte: »Was genau brauchst du?«

»Ich kann selbst gehen«, sagte sie mit gespieltem Protest in der Stimme. Dabei wussten beide ganz genau, dass es am Ende Luther sein würde, der durch den Regen marschierte.

»Was brauchst du?«

»Nur weiße Kuvertüre und ein Pfund Pistazien«, sagte sie erleichtert.

»Das ist alles?«

»Ja, aber nimm die Kuvertüre von Logan´s, in der Ein-Pfund-Packung, und die Pistazien von Lance Brothers.«

»Und das kann nicht noch einen Tag warten?«

»Nein, Luther, das kann nicht warten. Ich muss den Nachtisch für das Essen morgen zubereiten. Wenn du nicht gehen willst, dann halt doch einfach den Mund und lass mich den Einkauf erledigen.«

Er knallte die Wagentür zu. Sein dritter Schritt führte ihn geradewegs in ein Schlagloch. Kaltes Wasser umspülte seinen rechten Knöchel und sickerte schnell bis in den Schuh hinein. Eine Sekunde lang blieb Luther wie angewurzelt stehen und sog scharf die Luft ein, dann ging er auf Zehenspitzen davon. Verzweifelt versuchte er, weitere Pfützen rechtzeitig zu erkennen und sich gleichzeitig durch den Verkehr zu schlängeln.

Chip´s wurde ganz nach dem Motto »niedrige Pacht und hohe Preise« geführt. Der Laden befand sich in einer Seitenstraße, wo man ihn zudem noch ausgesprochen leicht übersehen konnte. Die Weinhandlung direkt nebenan wurde von einem Europäer geführt, der behauptete, Franzose zu sein, Gerüchten zufolge jedoch aus Ungarn stammte. Sein Englisch war grauenvoll, aber den Wortschatz der Preistreiberei beherrschte er perfekt. Er hatte ihn wahrscheinlich von Chip´s gelernt. Letzten Endes waren in diesem Stadtviertel alle Geschäfte für ihre Wucherpreise bekannt.

Nichtsdestotrotz wimmelte es auch hier vor Menschen. Vor dem Käselädchen schwang ein weiterer Weihnachtsmann seine Glocke. »Rudolph the Red-Nosed Reindeer« plärrte es aus einem versteckten Lautsprecher über dem Bürgersteig vor Mutter Erde, einem Laden, in dem die Körnerfresser zweifellos immer noch Jesuslatschen trugen. Luther verabscheute den Laden und weigerte sich, auch nur einen Fuß hineinzusetzen. Aus welchem Grund Nora dort regelmäßig biodynamische Kräuter kaufte, war ihm immer noch ein Rätsel.

Der alte Mexikaner vom Tabakgeschäft befestigte gerade fröhlich eine Lichterkette in seinem Schaufenster. Aus seinem Mundwinkel hing eine Pfeife, Rauch waberte um seinen Kopf, und hinter ihm stand ein mit künstlichem Schnee besprühter künstlicher Weihnachtsbaum.

Für den späteren Abend war echter Schneefall angesagt....

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Autor

John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.