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Das Geheimnis der Maurin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
576 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am03.12.20121. Auflage
Andalusien 1491: Die schöne Zahra und ihre Familie müssen vor den christlichen Eroberern nach Portugal fliehen, werden jedoch auf ihrer Flucht von Soldaten überfallen. Zahras kleine Tochter wird dabei entführt. Nur einer kann das Mädchen retten: Gonzalo, der Bruder ihres Geliebten Jaime. Doch dieser hat keinen Grund, Zahra zu helfen, hat er sie doch schon lange vor Jaime geliebt und seine Niederlage nie verwunden ...

Lea Korte, geboren 1963 in Frankfurt, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus. Von Anfang an setzte sie sich intensiv mit der Geschichte und Kultur ihrer Wahlheimat auseinander. Zusammen mit ihrem französischen Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Südspanien.Weitere Informationen zu Lea Korte finden Sie unter: www.leakorte.de - und bei Facebook!
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAndalusien 1491: Die schöne Zahra und ihre Familie müssen vor den christlichen Eroberern nach Portugal fliehen, werden jedoch auf ihrer Flucht von Soldaten überfallen. Zahras kleine Tochter wird dabei entführt. Nur einer kann das Mädchen retten: Gonzalo, der Bruder ihres Geliebten Jaime. Doch dieser hat keinen Grund, Zahra zu helfen, hat er sie doch schon lange vor Jaime geliebt und seine Niederlage nie verwunden ...

Lea Korte, geboren 1963 in Frankfurt, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus. Von Anfang an setzte sie sich intensiv mit der Geschichte und Kultur ihrer Wahlheimat auseinander. Zusammen mit ihrem französischen Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Südspanien.Weitere Informationen zu Lea Korte finden Sie unter: www.leakorte.de - und bei Facebook!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426415252
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum03.12.2012
Auflage1. Auflage
Seiten576 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1454 Kbytes
Artikel-Nr.1247492
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Erster Teil

Talavera
1491 bis 1496/97



I.

Eine Lichtung unweit von Umbrete (Provincia de Sevilla)
2. Dezember 1491


Mutter, so hört doch, da, im Wald ... Hört Ihr das nicht?« Bang sah die vierjährige Chalida zu ihrer Mutter auf, doch diese war damit beschäftigt, auf dem kargen Boden der kleinen Lichtung ihren Schlafplatz für die Nacht vorzubereiten, und brummelte nur: »Ach Kind, was soll da schon sein? Wahrscheinlich streift eine Herde Mufflons umher, oder ein paar Wildschweine stöbern nach Mäusenestern im Laub.«

Trotz der beruhigenden Worte starrte Chalida mit ihren großen blauen Augen weiter angstvoll zum dunklen Wald hinüber und wich ihrer Mutter nicht von der Seite. Als Zahra die Decken ausgebreitet hatte, wandte sie sich ihrer Tochter zu und strich ihr über die kastanienbraunen Locken. »Was hast du bloß? Du bist doch sonst nicht so furchtsam!«

Chalida antwortete nicht. Ihr kleines, feines Gesichtchen war noch blasser als sonst, ihr Atem ging rasch und flach wie nach einer Verfolgungsjagd. Allmählich doch von der Unruhe ihrer Tochter angesteckt, spähte Zahra in die Richtung, in die Chalida blickte. Zahra lauschte angestrengt, konnte aber weiterhin nichts Ungewöhnliches feststellen. Allerdings herrschte um sie herum rege Geschäftigkeit. Auch ihre Geschwister und einige ihrer Diener und Geleitsoldaten waren damit beschäftigt, die Schlafstätten für die Nacht vorzubereiten, während andere die Reittiere absattelten. Die Pferde, die ihre beiden Wagen zogen, stampften ungeduldig und wollten getränkt und zum Weiden geführt werden. Tamu, ihre älteste Dienerin, packte gemeinsam mit der fünfzehnjährigen Khadidscha das Kochgeschirr aus, um für ihre Truppe, die aus achtunddreißig Männern, Frauen und Kindern bestand, eine kräftige Suppe zu kochen. Zwar war es ein milder Herbst gewesen, aber sobald die Sonne unterging, wurde es mittlerweile empfindlich kühl, und dann tat es gut, sich zumindest von innen aufwärmen zu können.

Zahra sah zu Jaime, der gerade ein Lagerfeuer anfachte. »Kannst du im Wald etwas Besonderes hören? Chalida ist schier außer sich vor Angst, und ich verstehe nicht, warum!«

Jaime blies zum wiederholten Male in die Glut, woraufhin endlich eine kleine Flamme hochzüngelte und das allzu klamme Reisig doch noch Feuer fing. Dann erhob er sich, trat zu ihnen und nahm seine Tochter auf den Arm. »Was hast du denn, mein Herz?«

Chalida blickte weiter starr in den Wald. Jaime drückte sie an sich. »Aber Kind, du zitterst ja!«

»Vater, hört Ihr das denn nicht?«, wisperte sie und schien sich immer mehr in sich selbst zu verkriechen.

Jaime rief den anderen zu, für einen Moment in ihren Tätigkeiten innezuhalten, aber auch als sich alle ganz ruhig verhielten, vernahmen sie nichts als ein leises Blätterrascheln im Wind. »Sie ist gewiss übermüdet«, meinte er und reichte Zahra ihre Tochter. »Immerhin sind wir seit Sonnenaufgang fast pausenlos geritten. Es wird Zeit, dass wir etwas in den Magen kriegen und sie schlafen kann.«

Wirklich zu beruhigen vermochte er Zahra damit nicht, und auch Tamu hob zweifelnd die Augenbrauen. Die alte Berberin drückte Khadidscha die Karotte, die sie gerade schälte, in die Hand und ging zu Zahra und Chalida hinüber.

»Was hörst du, mein Liebling?«, brummelte sie und näherte ihr von tiefen Falten zerfurchtes Gesicht dem Chalidas, bis sie es fast berührte. »Na komm, sag deiner alten Tamu, was du hörst!«

»Ich weiß nicht«, brachte Chalida mit erstickter Stimme hervor. »Es wird immer lauter. Es ist wie Schreien und Hämmern ...«

Plötzlich horchte Jaime auf. »Verdammt«, brüllte er. »Das Kind hat recht, da donnert ein Reitertrupp auf uns zu! Schnell, alle Frauen und Kinder unter die Wagen, und ihr Männer auf eure Plätze! Na los, jeden Moment werden sie hier sein!«

Hastig sah sich Zahra nach ihren Söhnen um. Der sechsjährige Abdarrahman und der zweijährige Yayah übten sich am Waldrand im Steineweitwurf.

»Abdu, hörst du denn nicht, was dein Vater sagt? Kriech sofort mit Yayah unter unseren Wagen! Jetzt mach schon!«

Im nächsten Moment brachte sie sich gemeinsam mit Chalida in Sicherheit, während ihre Schwester Zainab mit ihrem kleinen Bruder Mahdi und Raschids Frau mit ihren Kindern und Dienerinnen unter den anderen Wagen krochen.

»Khadidscha, Maria, kommt endlich!«, herrschte Zahra ihre Dienerinnen an. Die beiden jungen Frauen stolperten ihr nach, wobei Maria mit ihrem ob der groben Behandlung ärgerlich strampelnden kleinen Sohn zu kämpfen hatte. Am ganzen Körper zitternd, kroch sie neben Zahra und wimmerte: »Oh Gott, Herrin, oh Gott!«

Im nächsten Moment drang ein großer Trupp siegesgewiss johlender Kastilier mit massigen Rössern auf die Lichtung. Gnadenlos hieben die Männer mit ihren im Licht der tief stehenden Sonne blitzenden Schwertern auf die von dem Angriff völlig überraschten Mauren ein. Schluchzend presste Chalida das Gesichtchen in Zahras Halsbeuge, während Abdarrahman mit seinem kleinen Bruder von der Wagenmitte zum äußeren Rand des Wagens kroch, wobei sich in seiner Miene weniger Furcht denn Faszination spiegelte. Achtzehn Männer wies ihr Trupp auf: Neben Jaime, Zahras Bruder Raschid und Zubair, dem früheren Leibwächter von Zahras verstorbenem Vater, traten auch die acht Geleitsoldaten und sieben Diener den Angreifern entschlossen mit ihren Krummsäbeln und Langdolchen entgegen. Nach einem kurzen, heftigen Gefecht gelang es Jaime, seinen ersten Widersacher vom Pferd zu stoßen. Mit einem allen Lärm übertönenden Wutschrei stürzte er sich auf den Mann und rammte ihm sein Schwert in den Leib. Zugleich spritzte ihm von der Seite warmes Blut ins Gesicht: Ein Kastilier hatte dem Geleitsoldaten neben ihm den Hals aufgeschlitzt.

»Jaime, pass auf!«, brüllte Raschid, doch seine Warnung kam zu spät. Noch ehe Jaime den Kopf wenden konnte, fuhr ihm eine Schwertschneide in den rechten Oberarm. Instinktiv ließ Jaime sich fallen, womit er ein tieferes Eindringen des Schwertes verhindern konnte. Er rollte sich zur Seite, sprang sogleich wieder auf die Füße und ergriff das Schwert mit der anderen Hand. Mittlerweile war Raschid an seiner Seite und hieb mit ihm zusammen auf den Angreifer ein, bis der getroffen zusammenbrach, doch sofort attackierten sie zwei andere berittene Kastilier. Raschid konnte einen am Bein verletzen, Jaime den anderen aus dem Sattel hebeln. Nach einem gewaltigen Schlagabtausch ergriff sein Angreifer die Flucht. Hastig verschaffte sich Jaime einen Überblick. »Bei Santiago«, stöhnte er. »Das sind ja fast doppelt so viele Männer wie wir!«

Auf einmal gewahrte Zahra, dass Yayah nicht mehr neben Abdarrahman lag. Erschrocken sah sie sich um und stellte fest, dass der kleine Kerl auf dem besten Wege war, seitlich unter dem Wagen herauszukrabbeln.

»Yayah, bleibst du hier!« Hastig schob Zahra Chalida der neben ihr liegenden Tamu zu und robbte ihrem Jüngsten hinterher. Während sie sich immer wieder am Wagenboden den Kopf stieß, kam der kleine Bursche gut voran, und noch ehe sie ihn auch nur am Fuß packen konnte, war er unter dem Wagen heraus und wackelte auf seinen kurzen Beinchen in Richtung Wald. Ein Kastilier bemerkte den Jungen und trieb sein Pferd auf ihn zu.

»Yayah, komm zurück!«, schrie Zahra entsetzt. Das Kind hielt inne und wandte den Kopf, und im gleichen Moment hieb der Kastilier auf ihn ein. Wie eine mit Stroh ausgestopfte Stoffpuppe flog der Knabe durch die Luft und landete in einem Busch. Der Reiter riss sein Pferd herum und hielt erneut auf den Jungen zu. Zahra hetzte zu ihrem Sohn, doch Zubair stieß sie zur Seite.

»Bringt Euch in Sicherheit!«, brüllte er sie an und sprang dem Reiter in den Weg, um den Jungen zu schützen.

Hohnlachend holte der Kastilier mit seinem Schwert gegen ihn aus, doch trotz seines fortgeschrittenen Alters erwiderte Zubair den Schlag mit unnachgiebiger Härte. Dumpf klirrend prallten die Scheiden gegeneinander. Zubair taumelte zurück, aber auch der Reiter geriet für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Mit dem Mut der Verzweiflung ergriff Zahra die Zügel seines Pferdes und riss es herum. Sie sah das Schwert des Mannes auf sich niederzischen und meinte den Schmerz des Hiebs schon zu spüren, als der Kastilier plötzlich röchelnd die Arme hochriss, nach hinten kippte und zu Boden donnerte. Zubair kniete sich vor ihn, zog sein Wurfmesser aus dem Leib des Toten und wehrte einen neuen Angreifer ab, während Zahra ihren reglos daliegenden Sohn hochhob und mit ihm zurück unter den Wagen floh, wo sie Tamus hilfreiche Arme empfingen. Behutsam bettete diese das am Arm stark blutende Kind zwischen sich und Zahra.

»Ruhig, Zahra, ganz ruhig, Ihr müsst Euch beruhigen!«

Erst als die alte Frau ihre Hand auf die ihre legte, merkte Zahra, wie sehr sie zitterte. Sie nickte, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich unter ihrem Hidschab gelöst hatte, und hob den Stoff von Yayahs Tunika über der Verletzung an. Als sie die lange, tiefe Schnittwunde erblickte, die sich von der Schulter bis zum Ellbogen zog, stockte ihr der Atem.

»Er lebt, Zahra«, mahnte Tamu sie, »und an nichts anderes dürft Ihr jetzt denken!«

Zahra nickte, zerrte ihren Hidschab samt Niqab vom Kopf, drückte die Wundränder zusammen und fertigte mit dem Tuch einen Notverband. Zwischendurch warf sie immer wieder angstvolle Blicke zu den Kämpfenden. Einige ihrer Männer lagen reglos am Boden, andere waren so schwer verletzt, dass sie sich kaum noch zur Wehr setzen konnten. Von den Kastiliern waren bisher nur zwei Männer gefallen, und kaum jemand schien verletzt zu sein. So brachten sie die...

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Autor

Lea Korte, geboren 1963 in Frankfurt, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus. Von Anfang an setzte sie sich intensiv mit der Geschichte und Kultur ihrer Wahlheimat auseinander. Zusammen mit ihrem französischen Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Südspanien.Weitere Informationen zu Lea Korte finden Sie unter: leakorte.de - und bei Facebook!