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Die Nonne mit dem Schwert

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am03.12.20121. Auflage
Spanien im 17. Jahrhundert: Die 15jährige baskische Adlige Catalina de Erauso wird von ihren Eltern ins Kloster gesteckt, doch kurz vor der Weihe gelingt ihr die Flucht in die Freiheit. Schnell merkt Catalina, dass sie in der Welt als Frau nicht überleben kann. Sie verkleidet sich als Mann - ein unverzeihlicher Frevel im Zeitalter der Inquisition - und lässt sich ein auf ein Leben voller Gefahren, das sie bis nach Südamerika führt ... Sie sucht dort ihren Geliebten, der von ihrer wahren Identität selbst dann noch nichts ahnt, als sie Seite an Seite mit ihm in der königlichen Armee kämpft ... Der wahre Roman einer mutigen Frau, die das Unmögliche wagte und deren Leben ein einziges Abenteuer war.

Lea Korte, geboren 1963 in Frankfurt, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus. Von Anfang an setzte sie sich intensiv mit der Geschichte und Kultur ihrer Wahlheimat auseinander. Zusammen mit ihrem französischen Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Südspanien.Weitere Informationen zu Lea Korte finden Sie unter: www.leakorte.de - und bei Facebook!
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Produkt

KlappentextSpanien im 17. Jahrhundert: Die 15jährige baskische Adlige Catalina de Erauso wird von ihren Eltern ins Kloster gesteckt, doch kurz vor der Weihe gelingt ihr die Flucht in die Freiheit. Schnell merkt Catalina, dass sie in der Welt als Frau nicht überleben kann. Sie verkleidet sich als Mann - ein unverzeihlicher Frevel im Zeitalter der Inquisition - und lässt sich ein auf ein Leben voller Gefahren, das sie bis nach Südamerika führt ... Sie sucht dort ihren Geliebten, der von ihrer wahren Identität selbst dann noch nichts ahnt, als sie Seite an Seite mit ihm in der königlichen Armee kämpft ... Der wahre Roman einer mutigen Frau, die das Unmögliche wagte und deren Leben ein einziges Abenteuer war.

Lea Korte, geboren 1963 in Frankfurt, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus. Von Anfang an setzte sie sich intensiv mit der Geschichte und Kultur ihrer Wahlheimat auseinander. Zusammen mit ihrem französischen Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Südspanien.Weitere Informationen zu Lea Korte finden Sie unter: www.leakorte.de - und bei Facebook!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426418208
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum03.12.2012
Auflage1. Auflage
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1085 Kbytes
Artikel-Nr.1247570
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Erster Teil San Sebastián 1607

1

Francisco sah die drei Flamen mit den nachtschwarzen Umhängen nicht zum ersten Mal in Enekos Taverne kommen. Auch heute wieder zwang ihn das selbstherrliche Auftreten der Männer, ihnen nachzusehen, bis sie sich an dem hintersten Tisch der Wirtsstube niedergelassen hatten. Der Älteste, ein krummnasiger Koloss mit Augenklappe, winkte das Schankmädchen herbei. Das dünne Ding näherte sich ihm nur zögerlich.

»Muss ich dir erst Beine machen?«

Erschrocken raffte das Mädchen die Röcke und beeilte sich so, dass sie stolperte. Die Flamen johlten. Francisco sah, wie dem Wirt der Hals schwoll. Er trat an den Tresen heran. »Irgendwann jagen wir sie alle davon!« Eneko wandte den Blick zu Francisco und klatschte den Spüllappen auf den Tresen, als wolle er jemanden erschlagen. »Hast du schon gehört, dass das verdammte Flamenpack wieder eine unserer Galeonen versenkt hat?«

Francisco nickte und sah zu den Flamen hinüber, doch die waren so mit dem Schankmädchen beschäftigt, dass sie Enekos Provokation gar nicht gehört hatten.

»Vier ihrer Schiffe gegen ein einziges der unseren!«, fuhr Eneko mit lauter Stimme fort. »Nur wenige Meilen vor dem Hafen! Werden immer dreister, die gottlosen Calvinisten. Und mit so einem Pack lässt sich unser König Philipp auf Friedensverhandlungen ein, flämische Teufelsbrut, die das ist!«

Diesmal hatte zumindest der Krummnasige seine Rede gehört. Mit glühenden Augen drehte er sich zu ihnen um. Eneko hob das Kinn, Francisco straffte sich, doch der Flame blieb auf seinem Platz.

»Los, bring uns Wein, eine Karaffe«, herrschte er das Schankmädchen an. »Und ein bisschen plötzlich!«

Er nippte an dem Wein und spuckte ihn angewidert auf den Kneipenboden. »Wein soll das sein? Baskische Pisse ist das!«

Wutschnaubend wollte sich Eneko auf ihn stürzen, doch seine Frau, eine zierliche Brünette, stellte sich ihm in den Weg.

»Sollen die aus unserer Taverne Kleinholz machen?«

Mit aufreizender Langsamkeit setzte der Flame seinen breitkrempigen Filzhut auf und machte seinen Gefährten mit einer knappen Kopfbewegung klar, dass sie mit ihm das Lokal verlassen sollten. »Hier stinkt´s mir zu sehr nach Basken.«

Kaum war die Tür hinter ihnen zugefallen, warfen sich Francisco und Eneko ihre Umhänge über die Schultern und folgten ihnen.

Auf der Straße sahen sie nur noch den Krummnasigen. Er verschwand gerade um die Ecke.

»Ich bleibe an ihm dran, und du versuchst, die beiden anderen aufzustöbern«, zischte Francisco Eneko zu. »Den einen hier schaffe ich allein, und die beiden anderen nehmen wir uns später zusammen vor. Komm an die alte Kirche, wenn du weißt, wo sie hingegangen sind.«

Die Hand am Degenknauf, eilte Francisco dem Krummnasigen nach und geriet dabei mehr und mehr in die dunkleren Viertel der Stadt. Bald half ihm nur noch der durch den spätabendlichen Nebel schimmernde Mond dabei, den Kerl in dem Gassengewirr nicht aus den Augen zu verlieren.

Als sie die fünfte oder sechste Straßenecke hinter sich gelassen hatten, drehte sich der Kerl auf einmal mit gezücktem Degen zu ihm um.

»Ich hoffe, du hast gebeichtet, Bürschchen!«

»Das hättest du tun sollen!« Francisco zog ebenfalls den Degen.

»Deine großen Töne dürften dir gleich vergehen«, prophezeite jemand hinter ihm.

Francisco fuhr herum und sah sich den beiden anderen Flamen gegenüber. Er fluchte und fragte sich, wo Eneko steckte.

»Streckst du den Degen oder müssen wir dir erst Feuer unterm Hintern machen?«

»Passt lieber auf, dass eure Hintern nicht gleich brennen!« Mit dem letzten Wort stach Francisco in den Arm des Krummnasigen, für den der Angriff völlig überraschend kam. Stöhnend griff er sich an die Wunde und ließ den Degen fallen, während Francisco schon herumsprang und die Hiebe der beiden anderen abwehrte. Sie versuchten, ihn an die Wand zu drängen und niederzustechen, doch wann immer sie sich am Ziel wähnten, glitt Francisco unter ihren Degen hindurch und griff sie kurz darauf, freche Scherze rufend, von hinten an. Schließlich packte den Jüngeren die Wut: Er preschte allein vor. Francisco machte einen Ausfall und öffnete dem Mann mit einem einzigen, geraden Schnitt die Kehle. Nun hatte er es nur noch mit dem Wendigsten von ihnen zu tun. Mit ihm, das wurde Francisco angesichts der in schwindelerregendem Tempo geführten Attacken schnell klar, hatte er seinen ärgsten Feind noch vor sich, und schon durchfuhr ihn ein heißer Schmerz im Oberarm. Fluchend wirbelte Francisco herum, übernahm seinen Degen mit der anderen Hand und wollte dem Gegner eben den Todesstoß versetzen, als ihn jemand höchst unsanft von hinten am Kragen packte und regelrecht in die Luft hob.

 

»Catalina de Erauso! Natürlich«, donnerte die Stimme der Novizinnenmutter und beendete damit Catalinas geistigen Ausflug in die Männerwelt. Von einer Sekunde zur nächsten war sie wieder nur eines der vierunddreißig Mädchen, die hier im Dominikanerkloster Santo Domingo zu San Sebastián auf ein Leben des Gebets und der Besinnung vorbereitet wurden. Ehe sie auch nur eine Silbe zu ihrer Verteidigung hervorbringen konnte, hatte Schwester Asunción ihr auch schon ihren Fechtstock entwunden und drosch damit höchst unchristlich auf ihr Hinterteil ein.

»Nimm das und das!«, rief sie empört. Obwohl der dünne Stoff ihrer Novizinnenkutte die Hiebe kaum milderte, drang kein Laut über Catalinas Lippen. Schließlich war sie eine de Erauso! Trotzdem war sie froh, als der Nonne die Arme erlahmten.

»Das werde ich der Mutter Oberin melden«, drohte ihr jene mit hochrotem Kopf. »Vielleicht glaubt sie mir jetzt endlich, dass du vom Teufel besessen bist. Was sonst sollte eine Novizin dazu bringen, mit Geistern zu fechten?«

»Der Überdruss und das verdammte Einerlei hier!«, presste Catalina tonlos hervor, aber die Schwester hörte es doch und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige.

»Widerworte, nichts als freche Widerworte, und das seit dem unseligen Tag, an dem deine Eltern dich unserer Fürsorge anvertraut haben! Aber warte nur: Dir komme ich bei! Ich habe noch alle kleingekriegt.«

Catalina hörte kaum hin. Viel zu heiß brannte die Demütigung der Züchtigung noch in ihrer Seele.

»Das zahlst du mir heim«, schwor sie sich. »Irgendwann zahlst du mir das heim.«

Da hörte sie den dumpfen Widerhall von Schwester Euralias Stock auf dem gepflasterten Gehweg des Klostergartens. Sie wandte den Kopf.

»Catalina, Schwester Asunción!« Mühsam kam die gehbehinderte Schwester auf sie zu. Als junge Frau war sie nur wenige Tage vor ihrer Hochzeit mit dem ältesten Sohn eines Granden, eines Angehörigen des spanischen Hochadels, eine Treppe hinuntergestürzt und hatte sich beide Beine gebrochen. Schon nach der ersten Untersuchung durch den Leibarzt ihrer Eltern war klar gewesen, dass sie nie mehr richtig gehen können würde, worauf ihre Eltern sie im Kloster unterbrachten und Euralias jüngere Schwester mit dem einflussreichen Mann vermählten. Anfangs hatte das abgeschobene Mädchen gegen das Leben hinter den hohen Mauern rebelliert, aber dann hatte sie hier Lesen und Schreiben lernen und schließlich sogar Pharmazie studieren dürfen, und als ihre Schwester kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes im Wochenbett starb, war ihr endgültig klar geworden, dass sie das bessere Los gezogen hatte.

Genau dies versuchte sie schon seit Jahren Catalina zu vermitteln: dass ihr Gott geweihtes Leben durchaus Vorteile hatte - zumindest, wenn man nicht gerade wieder einmal von Schwester Asunción bei einer Missetat erwischt worden war.

»Schwester Asunción, ich bitte Euch: Was auch immer Catalina jetzt wieder angestellt hat - lasst Milde walten!«, bat sie ihre Mitschwester. »Ihr kennt sie doch. Sie ist kein schlechtes Mädchen. Es ist nur ihr Temperament, das immer wieder mit ihr durchgeht!«

»Und eben dieses Temperament werde ich ihr austreiben, und zwar ein für alle Mal!« Sie versetzte Catalina einen Stoß. »Los, zur Mutter Oberin! Wollen wir doch einmal sehen, wie lange sich der Teufel in dir hält, wenn du bei Wasser und Brot darbst!«

Notgedrungen stolperte Catalina vor Schwester Asunción her. Noch war die Stunde ihrer Rache nicht gekommen.

 

Catalina blieb stehen und drückte sich die Hände auf die Ohren. Allmählich hallten ihre Schritte wie Hohnlachen in ihrem Kopf wider, aber jetzt, wo sie stand und nichts weiter als den eigenen Atem hörte, fühlte sie sich auch nicht besser. Diese Stille! Schon seit zehn Tagen drückte sie ihr aufs Gemüt. Zumindest nahm sie an, dass es zehn Tage waren. Tageslicht, mit dessen Hilfe sie das Verstreichen der Stunden hätte abzählen können, drang nicht in ihre Zelle. In das dunkelste und feuchteste Verlies des Klosters hatte man sie gesteckt. In völliger Abgeschiedenheit sollte sie in sich gehen können. Bereuen. Beten. Buße tun. Mit nichts weiter als ihrem Rosenkranz und den Kerzen, die ihr in regelmäßigen Abständen von einer erbarmungslos schweigenden Schwester zusammen mit Brot, Wasser und einem sauberen Latrineneimer gebracht wurden. Catalina vermutete, dass sie immer nach dem ersten Morgengebet kam, doch die Zeit dazwischen erschien ihr so endlos, dass sie möglicherweise auch nur jeden zweiten Tag zu ihr herabstieg. Jedes Mal fragte Catalina sie, wie lange man sie noch hier unten schmoren lassen wolle. Und jedes Mal zog die Schwester stumm die Tür hinter sich zu. Catalina rieb sich die Schläfen, und als auch das nichts half, hämmerte sie dagegen. Die Stille, diese verdammte Stille!

 

Zum Zeitpunkt ihrer Einkerkerung lebte Catalina schon seit über sechs Jahren im...

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Autor

Lea Korte, geboren 1963 in Frankfurt, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus. Von Anfang an setzte sie sich intensiv mit der Geschichte und Kultur ihrer Wahlheimat auseinander. Zusammen mit ihrem französischen Mann und ihren vier Kindern lebt sie in Südspanien.Weitere Informationen zu Lea Korte finden Sie unter: leakorte.de - und bei Facebook!