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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am02.05.20121. Auflage
Wandern ist out, Geocaching ist in! Geocaching: die moderne Schnitzeljagd! Ausgerüstet mit dem GPS-Gerät werden querfeldein die verschlüsselten Koordinaten geknackt, um den Cache zu heben. Caches sind wasserdichte Tupperdosen - als Schätze in Wäldern verscharrt, in Seen versenkt oder unter Parkbänke geklebt. Jede freie Minute widmet sich Bernhard Hoëcker der geheimnisvollen Schatzsuche. Mit viel Humor erzählt er von seinen außergewöhnlichen Abenteuern und erklärt alles, was man über Geocaching wissen muss.

Bernhard Hoecker wurde 1970 in Neustadt a.d. Weinstraße geboren. Bereits während seines Studiums der Volkswirtschaft machte er seine ersten Comedy-Erfahrungen auf der Bühne. Seit vielen Jahren tritt er mit seinen Solo-Programmen in ganz Deutschland auf und gehört zu den bekanntesten Comedians des deutschen Fernsehens. Neben vielen anderen Auszeichnungen gewann er den Deutschen Fernsehpreis und den Deutschen Comedypreis.
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Produkt

KlappentextWandern ist out, Geocaching ist in! Geocaching: die moderne Schnitzeljagd! Ausgerüstet mit dem GPS-Gerät werden querfeldein die verschlüsselten Koordinaten geknackt, um den Cache zu heben. Caches sind wasserdichte Tupperdosen - als Schätze in Wäldern verscharrt, in Seen versenkt oder unter Parkbänke geklebt. Jede freie Minute widmet sich Bernhard Hoëcker der geheimnisvollen Schatzsuche. Mit viel Humor erzählt er von seinen außergewöhnlichen Abenteuern und erklärt alles, was man über Geocaching wissen muss.

Bernhard Hoecker wurde 1970 in Neustadt a.d. Weinstraße geboren. Bereits während seines Studiums der Volkswirtschaft machte er seine ersten Comedy-Erfahrungen auf der Bühne. Seit vielen Jahren tritt er mit seinen Solo-Programmen in ganz Deutschland auf und gehört zu den bekanntesten Comedians des deutschen Fernsehens. Neben vielen anderen Auszeichnungen gewann er den Deutschen Fernsehpreis und den Deutschen Comedypreis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644463318
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum02.05.2012
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse4020 Kbytes
Artikel-Nr.1249084
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



EINLEITUNG


1 Ein Gespenst geht um in der Welt, das Gespenst des Geocaching ...

Dabei handelt es sich um ein Hobby, dem ich mich seit knapp zwei Jahren widme. Wie das leider bei allen meinen Hobbys ist, weiß die weitaus größte Zahl der Menschen gar nicht, dass ich es überhaupt habe. Teilweise wissen die Leute nicht einmal, dass es mich gibt, was bei einer Bevölkerungszahl von rund sechs Milliarden auf dieser Erde auch nicht sonderlich verwunderlich ist.

Aber es gibt durchaus eine beachtliche Anzahl Menschen, die Kenntnis davon haben, dass es mich gibt, allerdings wissen die wiederum nicht, dass ich dieses Hobby habe. Das soll sich im Laufe dieses Buches ändern, und wenn man die Sache mal logisch betrachtet, hat es sich schon geändert, denn im ersten Absatz habe ich es bereits gesagt oder besser geschrieben.

Dann gibt es noch Menschen, die sehr wohl wissen, dass ich dieses Hobby habe, und welche, die nicht mehr hören wollen, dass ich dieses Hobby habe. Letztere gehören zu meinem engen Freundeskreis. Das mag daran liegen, dass ich offenbar dazu neige, den ein oder anderen Sachverhalt mehrfach, häufig, wiederholt und manchmal auch alles zusammen nochmal von vorne zu erläutern. Daher neigen diese Menschen gelegentlich dazu, mich alleine zu lassen. Leider merke ich das oft erst sehr spät ...

Das Ganze nimmt teilweise groteske Züge an. Letztens fragt mich auf einer Hochzeitsfeier ein unerfahrener Gast so ganz nebenbei, um ein eigentlich längst erstorbenes Gespräch wiederzubeleben, was ich denn so für Hobbys hätte.

Sofort fangen meine Augen an zu funkeln, mein Herzschlag setzt für einen Moment aus, und ich lasse das bereits erhobene Glas Cola, das nur noch dazu da war, geleert zu werden, um einen Grund zu haben, endlich den Gesprächspartner zu wechseln, kurz vor meinem Mund, etwa auf Höhe des zweiten Doppelkinns von unten, verharren. Ich mustere mein Gegenüber eingehend, dann blicke ich mich langsam und vorsichtig um.

Die Gespräche im Raum verstummen, sämtliche Menschen, die mich kennen, legen schützend ihre Arme um Freund oder Freundin. Oder beides. Dabei flüstern sie: «Oh Gott!», und: «Da hat schon wieder einer diese Frage gestellt!», und: «Wie kommen wir hier wieder raus?», und: «Verdammt, ich habe Frau und Kind ... muss das alles hier so enden?» Teilweise werden hektisch Sachen zusammengerafft, und über alle verfügbaren Rettungswege versuchen die Eingeweihten mit den ihnen Anvertrauten die Räumlichkeiten zu verlassen.

Ich setze in aller Seelenruhe das Glas ab, lehne mich an die Wand und sorge dafür, dass mein Opfer keinen Grund hat zu gehen. Mit geübtem Handgriff fülle ich sein Glas bis zum Rand auf. Jetzt kann er nämlich auch nicht trinken, ohne etwas auf sein schickes Hemd zu schütten. Folglich wird er das Glas in der nächsten Zeit nicht leeren und kann somit nicht fliehen. Er versteift sich quasi vor mir und stellt sich tot: wehrlos, hilflos, hoffnungslos. Mein Opossum2 des heutigen Abends.

Dann beginne ich ganz harmlos: «Geocachen ...»

Aus dem Augenwinkel sehe ich einen Freund heranschleichen, der verzweifelt versucht, mein Gegenüber irgendwie von mir wegzulocken. Während er ihm zuwinkt, formt er wild mit den Lippen Worte. Er wendet dabei den Trick an, nur eine Seite seines Mundes zu bewegen, damit die mir zugewandte Lippenhälfte ruhig bleibt und ich denke, er würde nicht reden. Leider verwechselt er dabei gerne mal die Seiten, und der Geheimhaltungsgrad sinkt ganz weit nach unten ...

Deshalb sagt mein naiver Gesprächspartner, obwohl er mein siegessicheres Lächeln unmöglich übersehen haben kann: «Geocachen, was ist denn das?»

Ein Raunen geht durch die Reihen der verbliebenen Gäste, vielerorts ist ein entsetztes «NEIN!» zu hören. Zwei meiner Freunde stürzen sich aus dem Fenster. Bei einer Kellerparty schürft man sich dabei zwar nur die Stirn auf, aber ich verstehe, dass sie es wenigstens versuchen mussten.

Ich setze an: «Also. Das ist eine moderne Schnitzeljagd. Jemand versteckt eine Tupperdose im Wald ...»

Auch die Braut verlässt nun den Raum mit den Worten: «Es ist meine Hochzeit! Es hätte so ein schöner Tag werden können! Davon träumt man als Frau ein ganzes Leben! Ich hab dir gesagt, ich will den nicht einladen!»

Darauf der Bräutigam: «Ich kann doch nichts dafür, dass er gefragt hat.»

«Aber du kennst den, DEN er gefragt hat ...»

Ich lasse mich von so etwas natürlich nicht stören, immerhin bemerke ich einen Hauch von Neugierde im Gesicht meines Gegenübers und fahre fort: «... und merkt sich die GPS-Koordinaten.»

«GP ... Was für Koordinaten?»

JA! Er ist tatsächlich ahnungslos, und ich kann, nein DARF ganz von vorne anfangen. «GPS. Das ist ein System zur Ortsbestimmung, satellitenbasiert. Damit weiß man immer, wo man sich auf der Erde befindet. Es funktioniert folgendermaßen ...»

So geht das jetzt lange. Sehr lange. Sehr, sehr lange.

Irgendwann verliert mein Gesprächspartner das Bewusstsein und bricht zusammen. Dabei entleert sich das volle Glas Cola über ihm, und er kommt mit einem «Er war so schön, dieser kurze Moment» wieder zu sich. Sofort frage ich ihn, wo ich denn stehengeblieben sei. Da er zwischendurch geschlafen haben muss, liegt dieser Punkt weit, weit vorne im Gespräch, und ich darf wieder bei Adam und Eva beginnen. Irgendwann bin ich fertig, und der Gast wird aus dem Zimmer getragen. Wiederbelebungsversuche werden in der Regel unterlassen. Es ist besser für ihn, er könnte aufwachen und sich an jedes Detail erinnern. Das wäre zwar nicht das Schlimmste, aber würde auch nur die kleinste Lücke auftauchen, ich würde sie füllen. Mit Vergnügen!

Der Sektenbeauftragte der Landeskirche kommt vorbei und sagt: «Ich habe Sie schon lange unter Beobachtung. Alle, die sich mit Ihren wirren Gedanken beschäftigen, verlieren ihre Selbstkontrolle.»

«Guter Mann, es geht nicht um Religion, es geht um Geocachen.»

«Geocachen? Was ist denn das?»

Knapp zwei Stunden später liegt er neben dem anderen Gast auf der Straße und bekommt Frischluft zugefächelt.

Viel schöner ist es da, wenn es sich um meine eigene Geburtstagsfeier handelt. Dann kann ich reden, erzählen, aufbauen. Auf Details und Fakten, die die anderen schon kennen. Und falls es wider Erwarten nichts zum Aufbauen gibt, lege ich gerne noch einmal das ein oder andere Fundament. Und keiner kann sich wehren! Schließlich ist mein Geburtstag! Jeder muss zuhören!

Gut, inzwischen kommt natürlich so gut wie keiner mehr zu meinen Feiern, weil sie alle wissen, was sie erwartet. Nur andere Geocacher und Menschen mit starkem Charakter, die Herausforderungen suchen und sicher sind, dass sie diesmal als Sieger hervorgehen. Einem von ihnen bin ich sehr dankbar, denn der sagte auf der letzten Feier kurz vor dem Zusammenbruch: «Warum schreibst du eigentlich kein Buch? Dann haben wir alle Ruhe.»

Jetzt haben alle Ruhe ...

Dennoch, die Frage bleibt: Geocachen? Was ist denn das?

Im Prinzip ist es ganz einfach: Jemand versteckt eine Tupperdose, notiert sich die Koordinaten, jemand anders nutzt diese und sucht die Dose.

Leider ergeben sich aus diesem Satz mit 16 Wörtern insgesamt neun Fragen. Macht einen Unklarheitsquotienten3 von ~ 56 Prozent.

1. Wer ist dieser Jemand?

2. Wie versteckt man denn da?

3. Tupperdose?

4. Wo wird da was notiert?

5. Was sind denn das für Koordinaten?

6. Wer ist der zweite Jemand?

7. Wie nutzt man?

8. Wieso sucht man?

9. Wenn man die Dose hat, was dann?

Deshalb erkläre ich das Ganze lieber etwas genauer: Ich verstecke also zum Beispiel eine Tupperdose, in die ich einen kleinen Notizblock stecke, im Schwarzwald in einem hohlen Baumstamm. Mit Hilfe eines GPS-Gerätes4 notiere ich mir die Koordinaten, die die genaue Lage dieses Baumes beschreiben. Anschließend hinterlege ich diese Daten unter dem Namen «Schwarzwalds hohle Eiche» auf einer Internetplattform5. Ein anderer Geocacher, der sich in Schwarzwaldnähe befindet, sucht nun unter dem Stichwort «Schwarzwald» auf derselben Internetplattform nach versteckten Caches, stößt dabei auf meine Daten, gibt sie in sein GPS-Gerät ein und macht sich auf die Suche nach diesem Baum. Er entdeckt die Dose und schreibt «Ich war da» auf den Notizblock. Wieder zu Hause angekommen, trägt er sich außerdem auf der Website ein, auf der er den Hinweis gefunden hat. So weiß ich dann, dass jemand meinen Cache gefunden hat.

Um das mal maximal allgemein zu formulieren: Irgendjemand bewegt sich irgendwohin und versteckt irgendwo irgendwas irgendwie. Er notiert sich das irgendwo, also das erste Irgendwo, in Form von GPS-Koordinaten und stellt diese dann ins Internet. Ein anderer Geocacher versucht nun, die diversen Fragepronomen hinter den jeweiligen «irgend» zu ersetzen.

Das Irgendjemand ist relativ einfach zu benennen, denn das steht in der Beschreibung drin, das erste Irgendwo ist da schon schwieriger, man muss es entweder durch Lösen eines Rätsels herausfinden, oder man hat es schon, weil der Ort des Versteckes in...

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Autor

Bernhard Hoecker wurde 1970 in Neustadt a.d. Weinstraße geboren. Bereits während seines Studiums der Volkswirtschaft machte er seine ersten Comedy-Erfahrungen auf der Bühne. Seit vielen Jahren tritt er mit seinen Solo-Programmen in ganz Deutschland auf und gehört zu den bekanntesten Comedians des deutschen Fernsehens. Neben vielen anderen Auszeichnungen gewann er den Deutschen Fernsehpreis und den Deutschen Comedypreis.Tobias Zimmermann, 1975 im Rheinland geboren, im Sauerland sozialisiert, lebt seit 1995 in Köln.