Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der Himmel so fern

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am25.10.20121. Auflage
Bestsellerautorin Kajsa Ingemarsson - Schwedens erfolgreichste Autorin im modernen Frauenroman Eine Frau steht allein am Rande eines Abgrunds. Hinter ihr liegen Ehe und Karriere, Erfolg und Geld. Vor ihr glitzern die Lichter der Großstadt. Vieles ist schiefgelaufen in ihrem Leben, viele Chancen vertan. Das ist das Ende, doch für Rebecka beginnt alles neu. Kajsa Ingemarsson hat einen überaus berührenden Roman über die Liebe geschrieben;er handelt von Reue und Vergebung, vom Lieben und Loslassen und von der Aussöhnung mit der eigenen Vergangenheit.

Kajsa Ingemarsson war zunächst Übersetzerin und Radiomoderatorin, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Ihre Bücher erscheinen regelmäßig auf den Bestsellerlisten und werden von der Kritik hoch gelobt. Seit Jahren ist sie auch ein gefragter Gast im schwedischen Fernsehen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in einem Vorort südlich von Stockholm.Im Fischer Taschenbuch Verlag sind lieferbar: >Es ist nie zu spät für allesDas große Glück kommt nie allein> (Bd. 18588).
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextBestsellerautorin Kajsa Ingemarsson - Schwedens erfolgreichste Autorin im modernen Frauenroman Eine Frau steht allein am Rande eines Abgrunds. Hinter ihr liegen Ehe und Karriere, Erfolg und Geld. Vor ihr glitzern die Lichter der Großstadt. Vieles ist schiefgelaufen in ihrem Leben, viele Chancen vertan. Das ist das Ende, doch für Rebecka beginnt alles neu. Kajsa Ingemarsson hat einen überaus berührenden Roman über die Liebe geschrieben;er handelt von Reue und Vergebung, vom Lieben und Loslassen und von der Aussöhnung mit der eigenen Vergangenheit.

Kajsa Ingemarsson war zunächst Übersetzerin und Radiomoderatorin, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Ihre Bücher erscheinen regelmäßig auf den Bestsellerlisten und werden von der Kritik hoch gelobt. Seit Jahren ist sie auch ein gefragter Gast im schwedischen Fernsehen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in einem Vorort südlich von Stockholm.Im Fischer Taschenbuch Verlag sind lieferbar: >Es ist nie zu spät für allesDas große Glück kommt nie allein> (Bd. 18588).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104017587
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum25.10.2012
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1086 Kbytes
Artikel-Nr.1249882
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Als ich die Augen wieder aufschlug, wusste ich nicht, was ich glauben sollte. Einen kurzen Augenblick lang war mir, als hätte ich alles nur geträumt - ein unheimlicher und ganz entsetzlicher Traum, doch mein Blick fiel weder auf die Dunkelheit meines Schlafzimmers mit seinen wohlbekannten Silhouetten noch auf eine anonyme Hotelzimmerwand. Stattdessen befand ich mich wieder auf der Klippe, und Stockholm glitzerte unter mir zwischen dem schwarzen Himmel und dem ebenso dunklen Wasser. Einen Moment lang blieb ich stehen, spürte den Wind im Gesicht, wie sich die Härchen auf meiner Haut aufstellten von der Kälte. War ich wieder oben? Ich war durcheinander, es war wie ein magischer Szenenwechsel im Theater.

Als Erstes spürte ich eine riesige Erleichterung. Nichts war geschehen, ich hatte es doch nicht getan, und die Dankbarkeit, die ich in diesem Moment verspürte, war tiefer als alles, was ich je zuvor erlebt hatte.

Ich begann zu lachen. Es sprudelte aus mir wie Kohlensäure aus einer frisch geöffneten Flasche. Wie das Wunder, das mir soeben widerfahren war, zustande kam, war mir völlig unklar, doch es stand außer Zweifel, dass etwas Großes geschehen war. Ich war nicht gesprungen.

Der Abgrund vor meinen bloßen Füßen machte mich wahnsinnig. Ich wollte nur noch zurück, über das Geländer klettern, dieses Mal in die richtige Richtung. Wieder in die Schuhe schlüpfen, die Autotür öffnen und nach Hause fahren. Gleich auf dem Heimweg würde ich Mikael anrufen, bloß keine Zeit verlieren. Es war nicht zu spät, ich konnte alles noch ändern. Wenn ich es vorher nicht geglaubt hatte: Hier war der Beweis. Diese Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorgekommen waren, hatten alles in Frage gestellt. Was mir vorher in meinem Leben so schwerwiegend und aussichtslos erschienen war, dass ich sogar beschlossen hatte, ihm ein Ende zu setzen, war jetzt nicht besorgniserregender als ein Gewitter, dem man mit Gummistiefeln und Regenschirm begegnen konnte. Alles würde sich regeln.

Wie dumm ich gewesen war. Wie hatte ich nur auf so eine verrückte Idee kommen können? Sich das Leben zu nehmen. Von einer Felsmauer zu springen, ohne die winzigste Chance auf Rettung. Warum hatte ich keine Tabletten geschluckt? Ich hätte meinen Arzt nur um ein neues Rezept bitten müssen. Hätte sagen können, die alten Tabletten halfen nicht mehr, ich könne nicht einschlafen, wache ständig wieder auf. Ich hatte einen aufreibenden Job, da waren Schlafprobleme an der Tagesordnung. Niemand hätte sich Gedanken gemacht.

Ich muss völlig verzweifelt gewesen sein, dachte ich noch sonderbar distanziert, als ginge es hier gar nicht um mich, sondern um eine hoffnungslose Figur aus einem Film oder einer Erzählung. Ich versuchte, mich zu bewegen, um dieses Gefühl von Unwirklichkeit abzuschütteln. Reckte mein Gesicht gen Himmel, damit die Schneeflocken auf meiner Haut landeten und mir bestätigten, wo ich mich befand. Mit gebeugtem Nacken zwinkerte ich in den dunklen, sternlosen Himmel. Wenn es einen Gott gab, was nach diesem Erlebnis ja wohl kaum zu bezweifeln war, sollte ich künftig doch ein paar Stunden opfern und in den Gottesdienst gehen. Genau das dachte ich, während ich da stand und auf das Gefühl von nasser Kälte auf meiner Haut wartete. Vielleicht wäre auch eine großzügige Spende für einen wohltätigen Zweck angebracht. Nicht weil ich mich freikaufen wollte, ich könnte mich vielleicht auch selbst in einer Wohltätigkeitsorganisation engagieren. Etwas Sinnvolles tun. Eine Spendenaktion ins Leben rufen, an Obdachlose Essen ausgeben, in einer Suppenküche helfen, in einem Frauenhaus arbeiten, irgendetwas. Mir würde sicher etwas einfallen, wie ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen könnte.

Auf dem Steinfundament des Geländers standen nach wie vor meine Schuhe. Die könnte ich ja als Erstes verkaufen, als eine Art symbolischen Akt. Auch wenn Secondhand-kleidung nicht viel einbrachte, würde ich vielleicht noch tausend Kronen dafür bekommen, möglicherweise mehr. Immerhin waren es Gucci-Pumps, so gut wie neu. Es gab Secondhandläden, die sich auf Designermarken spezialisiert hatten. Ich selbst war da noch nicht gewesen, bislang hielt ich nicht viel von Secondhandklamotten, aber vielleicht war das ein guter Anfang meiner Bußezeit, eine erste erniedrigende Handlung.

Ich senkte den Kopf und blinzelte einige Male, noch immer hatte ich den Wind im Gesicht. Draußen auf dem Wasser sah ich die Lichter eines Schärgartendampfers auf dem Weg in die Stadt hinein. Was tat ich hier eigentlich? Was hatte ich eigentlich vor? Mit einem Mal war es keine Dankbarkeit mehr, die ich spürte. Stattdessen überkam mich ein Schuldgefühl, so stark wie eine erbarmungslose Flutwelle, die auf den Strand rollt. Es gelang mir nicht, mich in Sicherheit zu bringen, meine Lungen waren voller Wasser, ehe ich mich überhaupt umsehen konnte, wohin ich fliehen könnte. Nur Mikael sah ich. Wie er zu Hause auf mich wartete, ohne die geringste Ahnung, was ich hier trieb. Das Bild von ihm - in einem Sessel sitzend, entspannt zurückgelehnt mit einem Buch in der Hand, die Haare ein bisschen zerzaust und die Füße auf dem Couchtisch - das drehte mir den Magen um. Ich schluckte, umklammerte verkrampft das Geländer und holte ganz tief Luft. Wie war ich bloß auf diesen Gedanken gekommen?

Im Büro hatte ich alles aufgeräumt. Als stände ein längerer Urlaub bevor. Soweit möglich, hatte ich die offenen Vorgänge noch abgeschlossen, ansonsten diskrete Anweisungen hinterlassen, was als Nächstes zu tun war. Ich gehörte nicht zu den Menschen, die andere im Stich ließen, die nicht die Verantwortung trugen für das, was sie begonnen hatten, so hatte ich es mir überlegt und war in meiner Eitelkeit sogar stolz darauf gewesen. Hatte ich das wirklich geglaubt?

Ich wusste, dass auf Mikael keine finanziellen Probleme zukamen, so weit hatte ich immerhin gedacht. Er hatte sein eigenes Gehalt, und er würde ja alles erben. Da wäre für einige Zeit vorgesorgt. Darüber hatte ich mich fast gefreut, denn das war schließlich eine Art Entschädigung. Er würde reisen können, sich Dinge leisten, schön wohnen, gut essen ... Er brauchte mich nicht. Im Gegenteil. Ich war diejenige, die ihn runterzog, die ihn von vielem abhielt, was er vorhatte. Ich bremste ihn, ich schränkte ihn ein. Das waren meine Gedanken gewesen. Dabei hatte ich mir nicht diesen einsamen Mann im Sessel vorgestellt, der nur auf das Geräusch des Schlüssels in der Haustür wartete, darauf, dass seine Frau nach einem langen Geschäftsessen endlich nach Hause kam. Sein Lächeln, die Frage, ob ich auch ein Glas Wein wolle oder lieber eine Tasse Tee. Die Umarmung, beiläufig, als er an mir vorbeigeht, um in der Küche den Wasserkocher anzustellen. Eine entspannte halbe Stunde auf dem Sofa vor dem Fernseher. Unsere Zahnbürsten nebeneinander im Badezimmer.

Plötzlich erschrak ich. Das Badezimmer. Der Klempner, hatte ich ihm das gesagt? Wann wollte er kommen? Wir sollten unseren Hausschlüssel den Nachbarn geben, falls wir selbst nicht da sein konnten. Aber wo war der Zettel, lag er noch im Flur? Hatte ich ihn weggeworfen? Mikael hatte sich so über den tropfenden Wasserhahn geärgert. Ein Teil musste ausgetauscht werden, und das durfte nur ein Fachmann machen. Mikael würde toben, wenn er erfuhr, dass der Handwerker vor verschlossenen Türen gestanden hatte. Das Schwindelgefühl wurde schlimmer, und ich bekam Angst, ohnmächtig zu werden. Dort, wo ich stand, hätte das schiefgehen können, der schmale Vorsprung reichte kaum für meine Füße. Nein, ich erinnerte mich jetzt, ich hatte es bestimmt erledigt. Ich versuchte, ruhig zu atmen. Ganz tief, bis hinunter in den Bauch, so wie es mir Mette beigebracht hatte. Durch die Nase einatmen, durch den Mund wieder aus. Fang´ doch mit Yoga an, hatte sie vorgeschlagen. Da lernt man das, das würde mir guttun. Vielleicht hatte sie recht, vielleicht sollte ich es wirklich ausprobieren. Schließlich war ich am Leben und konnte tun, was ich wollte.

Langsam normalisierte sich meine Atmung, und mein Puls sank wieder, auch wenn ich meinen Herzschlag nach wie vor als ohrenbetäubend empfand.

Wie viel Zeit war vergangen? Ich sah mich um. Nichts hatte sich verändert, die Schneeflöckchen fielen auf die Erde rundherum, lösten sich auf und verschwanden. Von der Straße unten war Motorengeräusch zu hören und in der Ferne leise ein Martinshorn. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Genauso gut hätte das Blaulicht wegen mir flackern können. Krankenwagen und Polizei wären losgerast. Zeugen hätten den Notarzt gerufen und erzählt, was sie gesehen hatten. Wie ein Mensch sich hinuntergestürzt hatte und gefallen war. Geradewegs von der Felskante dort oben hinunter auf den Asphalt. Wieder wurde mir übel, doch dieses Mal war ich besser vorbereitet und holte ein paarmal tief Luft. Okay, alles unter Kontrolle.

Gerade wollte ich meinen Rock wieder hochkrempeln und auf die sichere Seite der Absperrung klettern, als mir plötzlich eine Idee kam. Ich würde diesem Wahnsinn ohne Wenn und Aber ins Auge sehen. Bevor ich mir erlaubte, einfach so in mein altes Leben zurückzukehren, würde ich mich selbst von diesen Dummheiten heilen, die mich so weit gebracht hatten. Wenn ich Mikael anrief, wollte ich ein neuer Mensch sein. Nicht eine Spur von der alten Rebecka wollte ich noch im Auto haben, wenn ich auf dem Heimweg war. Das klang vielleicht lächerlich, aber in diesem Moment fühlte ich mich wie neugeboren. Als ob dieses Erlebnis allen Dingen in meinem Leben, den wichtigen und unwichtigen, eine neue Reihenfolge gegeben hätte, und dies so gründlich, wie es keine noch so lange Therapie hätte bewirken können.

Jetzt stand ich da, erfüllt von der Einsicht, wie wertvoll das Leben war und wie ich zukünftig...
mehr

Autor

Kajsa Ingemarsson war zunächst Übersetzerin und Radiomoderatorin, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Ihre Bücher erscheinen regelmäßig auf den Bestsellerlisten und werden von der Kritik hoch gelobt. Seit Jahren ist sie auch ein gefragter Gast im schwedischen Fernsehen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in einem Vorort südlich von Stockholm.Im Fischer Taschenbuch Verlag sind lieferbar: >Es ist nie zu spät für allesDas große Glück kommt nie allein> (Bd. 18588).Stefanie Werner studierte Skandinavistik, Völkerkunde und Publizistik in Göttingen. Als freie Übersetzerin überträgt sie Belletristik und Sachbücher aus dem Schwedischen, hat u. a. Fredrik Backman, Maria Adolfsson, Mariette Lindstein und Gabriella Ullberg Westin übersetzt. Ihre Wahlheimat ist Dettingen am Fuße der Schwäbischen Alb.