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Verbrechen und Strafe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
790 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am20.12.20111. Auflage
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Nicht »besser als eine Laus« erscheint dem Studenten Raskolnikow eine alte Wucherin, weshalb er glaubt, sie töten und ausrauben zu können. Nach dem Mord jedoch erkennt er, dass kalter Verstand und Nützlichkeitsdenken nicht alles im Leben sind. - Mit seiner psychologisch beeindruckenden Darstellung eines Mörders hat Dostojewskij einen Charakter beschrieben, der in seiner Orientierungslosigkeit symptomatisch für die moderne Gesellschaft ist. Bei aller Zeitkritik aber überwiegt am Ende die Hoffnung, dass es noch andere Kräfte in der Welt gibt als das Böse.

Fjodor Michailowitsch Dostojewskij (1821-1881) war ursprünglich Leutnant in St. Petersburg. Er quittierte seinen Dienst 1844, um freier Schriftsteller zu werden. Seine Romane ?Verbrechen und Strafe?, ?Der Spieler?, ?Der Idiot?, ?Böse Geister?, ?Ein grüner Junge?, ?Die Brüder Karamasow? sowie ?Aufzeichnungen aus dem Kellerloch? liegen im S. FISCHER Verlag in der herausragenden Übersetzung von Swetlana Geier vor.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,95
BuchGebunden
EUR18,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextMit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Nicht »besser als eine Laus« erscheint dem Studenten Raskolnikow eine alte Wucherin, weshalb er glaubt, sie töten und ausrauben zu können. Nach dem Mord jedoch erkennt er, dass kalter Verstand und Nützlichkeitsdenken nicht alles im Leben sind. - Mit seiner psychologisch beeindruckenden Darstellung eines Mörders hat Dostojewskij einen Charakter beschrieben, der in seiner Orientierungslosigkeit symptomatisch für die moderne Gesellschaft ist. Bei aller Zeitkritik aber überwiegt am Ende die Hoffnung, dass es noch andere Kräfte in der Welt gibt als das Böse.

Fjodor Michailowitsch Dostojewskij (1821-1881) war ursprünglich Leutnant in St. Petersburg. Er quittierte seinen Dienst 1844, um freier Schriftsteller zu werden. Seine Romane ?Verbrechen und Strafe?, ?Der Spieler?, ?Der Idiot?, ?Böse Geister?, ?Ein grüner Junge?, ?Die Brüder Karamasow? sowie ?Aufzeichnungen aus dem Kellerloch? liegen im S. FISCHER Verlag in der herausragenden Übersetzung von Swetlana Geier vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104018904
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum20.12.2011
Auflage1. Auflage
Seiten790 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1905 Kbytes
Artikel-Nr.1250051
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Erster Teil



I


ANFANG Juli, es war außerordentlich heiß, trat gegen Abend ein junger Mann aus seiner Kammer, die er in der S.-Gasse zur Untermiete bewohnte, auf die Straße hinaus und ging langsam, als wäre er unentschlossen, auf die K.-Brücke zu.

Glücklicherweise war ihm eine Begegnung mit seiner Wirtin auf der Treppe erspart geblieben. Seine Kammer lag unmittelbar unter dem Dach eines hohen, fünfstöckigen Hauses und glich eher einem Schrank als einem Wohnraum. Seine Wirtin, bei der er diese Kammer samt Mittagessen und Aufwartung gemietet hatte, wohnte ein Stockwerk tiefer in einer separaten Wohnung, und jedesmal, wenn er das Haus verließ, kam er zwangsläufig an ihrer Küche vorbei, deren Tür zum Treppenhaus fast immer sperrangelweit offenstand. Und jedesmal, wenn er vorüberkam, hatte der junge Mann eine peinigende und feige Empfindung, er schämte sich ihrer und runzelte die Stirn. Er war bei seiner Wirtin tief verschuldet und fürchtete sich, ihr zu begegnen.

Nicht, daß er besonders feige und eingeschüchtert gewesen wäre, ganz im Gegenteil; aber seit einiger Zeit befand er sich in einem reizbaren und angespannten Zustand, einer Art Hypochondrie. Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt und hatte sich so sehr von allen zurückgezogen, daß er sich überhaupt vor einer Begegnung fürchtete, nicht nur vor der mit seiner Wirtin. Die Armut hatte ihn erdrückt; aber sogar seine bedrängte Lage kümmerte ihn in der letzten Zeit nicht mehr. Mit seinem Alltag beschäftigte er sich nicht länger und wollte es auch nicht tun. Vor seiner Wirtin fürchtete er sich eigentlich nicht im mindesten, was sie auch immer gegen ihn vorhaben mochte. Aber im Treppenhaus stehenbleiben, jeden Unsinn über all diesen gewöhnlichen Kleinkram, mit dem er nichts zu schaffen hatte, diese ewigen Mahnungen, Drohungen, Klagen anhören und sich dabei winden, entschuldigen, lügen müssen - nein, es war schon besser, wie eine Katze die Treppe hinunterzuschleichen und zu entwischen, ohne von jemandem gesehen zu werden.

Dieses Mal übrigens war er, als er auf die Straße hinaustrat, sogar selbst verblüfft über die Furcht vor einer Begegnung mit seiner Gläubigerin.

Auf welches Wagnis will ich mich einlassen und vor welchen Lappalien fürchte ich mich! dachte er mit einem eigentümlichen Lächeln. Hm ... ja ... Alles hat der Mensch in der Hand, und alles läßt er sich vor der Nase wegschnappen, aus purer Feigheit ... Das ist ein Axiom ... Interessant: Wovor fürchten sich die Menschen am meisten? Vor einem neuen Schritt, vor einem neuen eigenen Wort, davor fürchten sie sich am meisten ... Übrigens rede ich viel zu viel. Deshalb handle ich auch nicht, weil ich rede. Allerdings kann es auch sein: Ich rede, weil ich nicht handle. Das Reden habe ich mir in diesem letzten Monat angewöhnt, als ich Tag und Nacht in der Ecke lag und über ... über den Zaren Goroch nachdachte. Also wozu gehe ich jetzt dorthin? Kann ich das etwa tun? Ist es mir damit etwa ernst? Es ist mir damit keineswegs ernst. Einfach so, Phantasie, ich mache mir selbst etwas vor; Spielerei! Ja, es wird wohl Spielerei sein!

Draußen war eine furchtbare Hitze, drückende Schwüle, Gedränge, überall Kalk, Gerüste, Ziegel, Staub und dieser besondere Sommergestank, der jedem Petersburger, falls er nicht in der Lage ist, eine Datscha zu mieten, sattsam bekannt ist - all dies erschütterte die ohnehin überreizten Nerven des jungen Mannes aufs empfindlichste. Der unerträgliche Gestank aus den Schenken, die in diesem Stadtteil besonders zahlreich sind, und die Betrunkenen, denen man trotz des Werktags auf Schritt und Tritt begegnete, vollendeten das widerwärtige und trostlose Bild. Tiefster Ekel zeigte sich für einen Augenblick auf den feinen Gesichtszügen des jungen Mannes. Übrigens war er auffallend schön, dunkelblond, mit wunderbaren dunklen Augen, über mittelgroß, schlank und gut gewachsen. Aber gleich darauf schien er wieder in tiefe Nachdenklichkeit zu versinken, besser gesagt, sogar in eine Art Geistesabwesenheit, und setzte seinen Weg fort, ohne die Umgebung weiter zu beachten und ohne es auch nur zu wollen. Ab und zu murmelte er irgend etwas vor sich hin, nach seiner Gewohnheit, die er sich selbst eben erst eingestanden hatte, monologisierend. In diesem Augenblick wußte er, daß seine Gedanken sich zuweilen verwirrten und er sehr geschwächt war: Schon den zweiten Tag hatte er fast nichts gegessen.

Er war so schlecht gekleidet, daß mancher, der sich in seine Armut schickte, sich geniert hätte, am hellichten Tage in solchen Lumpen über die Straße zu gehen. Übrigens konnte man in diesem Stadtteil durch seine Kleidung schwerlich Aufsehen erregen. Durch die Nähe des Heumarkts, die Vielzahl gewisser Etablissements und eine Bevölkerung, die vorwiegend aus Handwerkern und Arbeitern bestand und in diesen innersten Straßen und Gassen Petersburgs eng zusammengepfercht lebte, war das gesamte Panorama gelegentlich von solchen Subjekten belebt, daß es sonderbar gewesen wäre, sich über den einen oder anderen zu wundern. In der Seele des jungen Mannes jedoch hatten sich bereits so viel Grimm und Verachtung angesammelt, daß er, ungeachtet einer mitunter ganz jugendlichen Empfindlichkeit, sich seiner Lumpen auf der Straße am wenigsten schämte. Anders war es nur, wenn er Bekannten oder früheren Kommilitonen begegnete, denen er überhaupt am liebsten aus dem Wege ging ... Als indessen ein Betrunkener, der aus irgendeinem Grund auf einem riesigen Bauernwagen mit einem gewaltigen Gaul davor irgendwohin befördert wurde, ihm plötzlich im Vorbeifahren zurief: »Hast ja ´n deutschen Hut auf!« und aus vollem Halse grölte, wobei er mit dem Finger auf ihn zeigte - da blieb der junge Mann stehen und griff krampfhaft nach seiner Kopfbedeckung. Es war ein hoher, runder Hut von Zimmermann, aber völlig abgetragen, verfärbt, löcherig und fleckig, mit abgerissener Krempe, seitlich aufs häßlichste eingebeult. Aber es war nicht Scham, sondern ein ganz anderes Gefühl, am ehesten ein Erschrecken, das sich seiner bemächtigte.

»Ich wußte es ja«, murmelte er verwirrt, »ich habe es mir ja gedacht! Das ist das allerschlimmste! Eine solche Dummheit, eine ganz banale Kleinigkeit kann den ganzen Plan zunichte machen. Ja, der Hut ist zu auffällig ... Er ist komisch, und darum fällt er auf. Zu meinen Lumpen gehört unbedingt eine Mütze, und wenn sie platt wie ein Pfannkuchen ist, nur nicht dieses Ungetüm. Kein Mensch trägt einen solchen Hut, man erkennt ihn auf eine Werst, und man erinnert sich an ihn ... das ist die Hauptsache, man erinnert sich später an ihn, und schon hat man ein Indiz. Man soll dabei so wenig auffallen wie möglich. Kleinigkeiten, Kleinigkeiten, das ist das wichtigste. Gerade Kleinigkeiten verderben immer alles.«

Er hatte nicht weit zu gehen; er wußte sogar, wie viele Schritte es von seinem Hause aus waren: genau siebenhundertdreißig. Einmal hatte er sie gezählt, als er allzu lebhaft geträumt hatte. Damals hatte er diesen seinen Träumen selbst noch nicht geglaubt und bloß durch ihre grauenhafte, aber verführerische Kühnheit sich selbst gereizt. Jetzt, einen Monat später, begann er bereits, sie anders zu betrachten, und gewöhnte sich schon daran, ungeachtet aller herausfordernden Monologe über die eigene Ohnmacht und Unentschlossenheit, diesen »grauenhaften« Traum sogar fast unwillkürlich für ein realisierbares Unternehmen zu halten. Er hatte sich sogar auf den Weg gemacht, um sein Vorhaben auszuprobieren, obwohl er sich selbst immer noch nicht traute, und mit jedem Schritt wurde seine Erregung stärker und stärker.

Mit stockendem Herzen und nervösem Zittern ging er auf das riesige Gebäude zu, das mit der einen Seite an den Kanal und mit der anderen an die ... - Straße grenzte. Das Haus hatte unzählige kleine Wohnungen und war von allen möglichen Handwerkern bevölkert - Schneidern, Schlossern, Köchinnen, verschiedenen Deutschen, alleinstehenden jungen Mädchen, kleinen Beamten und dergleichen mehr. Unter den beiden Torbögen und auf den beiden Höfen herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Hier waren drei oder vier Hausknechte beschäftigt. Der junge Mann war äußerst zufrieden, keinem von ihnen begegnet zu sein, und huschte in der Toreinfahrt unbemerkt sogleich rechts in das Treppenhaus. Es war dunkel und eng, eine richtige Hintertreppe, aber er kannte das alles bereits, hatte alles genau studiert und an dieser ganzen Umgebung Gefallen gefunden: In solchem Dunkel war sogar ein neugieriger Blick ungefährlich. Wenn ich mich schon jetzt so fürchte, wie wird es erst sein, wenn es tatsächlich einmal zu der Tat kommen sollte? ... , dachte er unwillkürlich, während er zum vierten Stock hinaufstieg. Da versperrten ihm Lastenträger den Weg, ausgediente Soldaten, die Möbel aus einer Wohnung hinausschafften. Er wußte schon, daß in dieser Wohnung ein Deutscher mit Familie lebte, ein Beamter: Also zieht dieser Deutsche jetzt aus, also wird im vierten Stock, in diesem Treppenhaus und auf diesem Treppenabsatz eine gewisse Zeit nur die Wohnung der Alten bewohnt sein. Das ist gut ... für alle Fälle , dachte er abermals und klingelte an der Tür der Alten. Die Glocke schepperte schwach, als wäre sie aus Blech und nicht aus Messing. In Häusern mit solch engen Wohnungen findet man diese Glocken fast immer. Er hatte diesen Ton bereits vergessen, aber nun schien ihn dieser besondere Klang plötzlich an etwas zu erinnern und es ihm vor Augen zu führen. Er fuhr regelrecht...

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Fjodor Michailowitsch Dostojewskij (1821-1881) war ursprünglich Leutnant in St. Petersburg. Er quittierte seinen Dienst 1844, um freier Schriftsteller zu werden. Seine Romane >Verbrechen und StrafeDer SpielerDer IdiotBöse GeisterEin grüner JungeDie Brüder KaramasowAufzeichnungen aus dem KellerlochVerbrechen und StrafeDer SpielerDer IdiotBöse GeisterEin grüner JungeDie Brüder KaramasowAufzeichnungen aus dem KellerlochSwetlana Geier. Ein Leben zwischen den Sprachen