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Die Kameliendame

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.10.20111. Auflage
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Paris im 19. Jahrhundert, rauschende Feste, Opernbesuche, Bonbons und Champagner: Hier verliebt sich der noble Bourgeois Armand Duval in die Kurtisane Marguerite Gautier. Sie gibt für ihn ihr freizügiges Leben auf. Doch Armands Vater überzeugt sie von der Unsittlichkeit ihrer Verbindung und dem Schaden, den sie ihm und seiner Familie zufügt. Aus Liebe trennt sie sich daraufhin und kehrt in ihr altes Milieu zurück. Armand verlässt schmerzgetrieben Paris und sieht seine Marguerite nicht mehr lebend wieder. Dieser bewegende Roman wurde sofort nach seinem Erscheinen 1848 zum Bestseller. Dumas' eigene Umarbeitung zum Theaterstück und Verdis Vertonung in der Oper ?La Traviata? haben die Geschichte unsterblich gemacht.

Alexandre Dumas der Jüngere (1824-1895) war der Sohn des Autors von ?Die drei Musketiere? und einer Näherin. Als Verfasser zahlreicher Milieuromane und -dramen, die ein ungeschöntes Bild der Pariser Gesellschaft entwarfen, führte er einen neuen, dem Realismus verpflichteten Ton in die französische Literatur ein. Mit seinem Roman ?Die Kameliendame? (1848) und dessen Bühnenfassung (1852) konnte Dumas, den Zensurbehörden zum Trotz, weltweit Erfolge feiern.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
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BuchGebunden (Leinen)
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TaschenbuchKartoniert, Paperback
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TaschenbuchKartoniert, Paperback
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TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,99

Produkt

KlappentextMit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Paris im 19. Jahrhundert, rauschende Feste, Opernbesuche, Bonbons und Champagner: Hier verliebt sich der noble Bourgeois Armand Duval in die Kurtisane Marguerite Gautier. Sie gibt für ihn ihr freizügiges Leben auf. Doch Armands Vater überzeugt sie von der Unsittlichkeit ihrer Verbindung und dem Schaden, den sie ihm und seiner Familie zufügt. Aus Liebe trennt sie sich daraufhin und kehrt in ihr altes Milieu zurück. Armand verlässt schmerzgetrieben Paris und sieht seine Marguerite nicht mehr lebend wieder. Dieser bewegende Roman wurde sofort nach seinem Erscheinen 1848 zum Bestseller. Dumas' eigene Umarbeitung zum Theaterstück und Verdis Vertonung in der Oper ?La Traviata? haben die Geschichte unsterblich gemacht.

Alexandre Dumas der Jüngere (1824-1895) war der Sohn des Autors von ?Die drei Musketiere? und einer Näherin. Als Verfasser zahlreicher Milieuromane und -dramen, die ein ungeschöntes Bild der Pariser Gesellschaft entwarfen, führte er einen neuen, dem Realismus verpflichteten Ton in die französische Literatur ein. Mit seinem Roman ?Die Kameliendame? (1848) und dessen Bühnenfassung (1852) konnte Dumas, den Zensurbehörden zum Trotz, weltweit Erfolge feiern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104018805
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum27.10.2011
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1366 Kbytes
Artikel-Nr.1250091
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

I.

Ich bin der Meinung, daß man Gestalten nur schaffen kann, wenn man die Menschen lange ergründet hat, ebenso wie man eine Sprache nur unter der Bedingung beherrscht, daß man sie ernsthaft erlernte.

Da ich noch nicht in dem Alter stehe, in dem man erfindet, begnüge ich mich damit, einfach zu erzählen. Ich bitte also den Leser, von der Wirklichkeit dieser Geschichte überzeugt zu sein: alle ihre Personen, mit Ausnahme der Heldin selbst, sind noch am Leben.

Außerdem gibt es in Paris Gewährsleute für die Mehrzahl der Vorkommnisse, die ich hier zusammenstelle: sollte meine eigene Aussage nicht genügen, so könnten sie alles bestätigen. Ein besonderer Umstand hat bewirkt, daß ich allein die Tatsachen niederschreiben konnte, denn ich allein war Zeuge der letzten Einzelheiten, ohne die es unmöglich gewesen wäre, einen vollgültigen Bericht zu geben.

Ich will nun erzählen, wie diese Einzelheiten zu meiner Kenntnis gelangt sind. Am 12. März 1847 las ich in der Rue Lafitte ein großes, gelbes Plakat, das eine Versteigerung von Möbeln und zahlreichen Luxusgegenständen ankündigte. Es war eine sogenannte Versteigerung infolge Todesfalls. Das Plakat erwähnte nicht den verstorbenen Eigentümer, wohl aber, daß der Verkauf in Nr. 9 der Rue d´Antin am 16. von zwölf bis fünf Uhr stattfinden werde. Außerdem wurde die Angabe gemacht, daß man am 13. und 14. Wohnung und Möbel besichtigen konnte.

Ich bin immer ein Liebhaber dieser reizvollen Dinge gewesen. Ich nahm mir vor, die Gelegenheit nicht zu versäumen und, wenn ich auch nichts kaufen sollte, doch wenigstens alles anzusehn.

Am nächsten Tag begab ich mich in die Rue d´Antin Nr. 9.

Es war noch früh, gleichwohl bewegten sich schon einige Besucher durch die Wohnung - auch Besucherinnen, welch letztere, obwohl sie in Samt gekleidet waren, Kaschmirschals trugen und vor der Tür von ihren eleganten Kupees erwartet wurden, doch voll Staunen, ja sogar voll Bewunderung den Luxus betrachteten, der sich vor ihren Augen ausbreitete.

Ich verstand bald Bewunderung und Erstaunen, denn sobald ich selbst mit der Prüfung begonnen hatte, erkannte ich ohne weiteres, daß ich mich in der Wohnung einer ausgehaltenen Frau befand, und wenn es etwas gibt, das die Damen von Welt zu sehen wünschen, und es waren Damen der Welt da, so ist es das Interieur solcher Mädchen, deren Kutschen täglich ihre eignen streifen und bespritzen, die wie sie selbst und Seite an Seite mit ihnen ihre Loge in der Großen und in der Italienischen Oper haben und, in Paris wenigstens, durch ihre Schönheit, ihre Diamanten und ihre Skandale die Aufmerksamkeit aller herausfordern.

Die Frau, bei der ich mich befand, war tot: nichts hinderte darum selbst die tugendhaftesten Damen, bis in ihr Schlafzimmer vorzudringen. Der Tod hatte die Luft eines Raumes gereinigt, der vielleicht nur eine glänzende Kloake gewesen war, und im übrigen konnten die Damen sich im Notfall immer damit entschuldigen, daß sie zu einer Versteigerung kamen, ohne zu wissen, bei wem sie sich eigentlich aufhielten. Sie hatten Plakate gelesen, sie konnten einfach das besichtigen, was diese Plakate versprachen, und ihre Wahl im voraus treffen wollen - nichts war einfacher. Das hielt sie nicht ab, inmitten so vieler Kostbarkeiten den Spuren eines Kurtisanenlebens nachzugehen, von dem man ihnen ohne Zweifel die merkwürdigsten Dinge erzählt hatte.

Leider waren die Geheimnisse mit der Nymphe gestorben, und trotz allen guten Willens kamen die Damen nicht auf ihre Kosten: sie sahen nur das, was nach dem Todesfall zum Verkauf bestimmt, aber nichts von dem, was zu Lebzeiten der Besitzerin käuflich gewesen war.

Im übrigen gab es noch immer genug, was zum Kauf verlocken konnte. Das Mobiliar war prachtvoll. Möbel aus Rosenholz und von Boulle, Sèvres- und Chinavasen, Statuetten aus sächsischem Porzellan, Seide, Samt und Spitzen, nichts fehlte.

Ich schlenderte durch die Zimmer und folgte den vornehmen und so neugierigen Besucherinnen, die schon vor mir den Rundgang begonnen hatten. Sie traten in ein Schlafzimmer, das mit persischen Stoffen bespannt war, und ich schickte mich ebenfalls an, hineinzugehen, da verließen sie es beinahe im selben Augenblick schon wieder, lachend und so, als ob sie vor der Befriedigung dieser letzten Neugierde zurückscheuten. Mein Wunsch, gerade dieses Zimmer zu betreten, wuchs nur dadurch. Es war das Toilettenzimmer und enthielt noch vollständig bis in alle Einzelheiten die Einrichtung, die ein Beweis für die äußerste Verschwendungssucht der Toten war.

Auf einem großen an der Wand stehenden Tisch, der drei Fuß breit und sechs lang war, glänzten alle Wunderwerke von Aucoc und Odiot. Es war die großartigste Sammlung, die man sich denken kann; jeder der tausend Gegenstände, die bei der Toilette einer Frau, wie der, bei der wir uns befanden, notwendig waren, bestand aus Gold oder Silber. Eine solche Sammlung hatte nur nach und nach angelegt werden können, und es war mehr als ein Liebhaber nötig gewesen, um sie zu solcher Vollständigkeit zu bringen.

Ich, der beim Anblick des Toilettenzimmers einer ausgehaltenen Frau nicht in Erregung geriet, vergnügte mich damit, jede Einzelheit, welcher Art sie auch sein mochte, ins Auge zu fassen, und ich machte die Beobachtung, daß alle die prachtvoll ziselierten Gegenstände ungleiche Initialen und verschiedene Kronen trugen.

Mein Blick verweilte bei Dingen, deren jedes eine neue Prostitution des armen Geschöpfes darstellte, und ich sagte mir, daß Gott mild zu ihr gewesen war, da er nicht erlaubt hatte, daß sie den Weg bis zu seinem bittren Ende ging, sondern sie im vollen Luxus und inmitten ihrer Schönheit hatte sterben lassen, bevor das Alter kam, dieser erste Tod der Kurtisanen.

Ist etwas trauriger anzusehn, als das Altern des Lasters, zumal bei einer Frau? Es versagt ihr jede Würde und flößt nicht die geringste Anteilnahme ein. Die ewige Reue, die sie empfindet - weniger über den schlechten Lebenswandel, den sie einschlug, als über falsche Berechnungen und schlecht angewandtes Geld - ist eines der niederziehendsten Schauspiele, die man erleben kann. Ich kannte eine solche altgewordene galante Frau: von ihrer Vergangenheit blieb ihr nichts als eine Tochter, die beinahe ebenso schön war wie ehemals, nach Aussagen ihrer Zeitgenossen, die Mutter. Das arme Kind, dem seine Mutter nie aus einem anderen Grunde gesagt hatte: »Du bist meine Tochter«, als um zu verlangen, daß es für ihre alten Tage auf dieselbe Weise aufkam, wie sie für seine Kindheit aufgekommen war - dieses arme Geschöpf hieß Louise und überließ sich den Männern, wie die Mutter es befahl, ohne Willen, ohne Leidenschaft, ohne Vergnügen, genau so wie sie irgendeinen Beruf ausgeübt haben würde, wenn man daran gedacht hätte, sie einen Beruf lernen zu lassen.

Der fortwährende Anblick des Lasters, eines vorzeitigen und durch den andauernd krankhaften Zustand des Mädchens genährten Lasters, hatten in ihr die Erkenntnis des Bösen und des Guten erstickt: Gott hatte ihr diese Erkenntnis vielleicht gegeben, aber es war niemand eingefallen, sie zur Entwicklung zu bringen.

Immer werde ich mich an dieses junge Mädchen erinnern, das beinahe täglich, zur gleichen Stunde, über die Boulevards ging, von seiner Mutter mit derselben Ausdauer begleitet, mit der eine wirkliche Mutter ihre wirkliche Tochter begleitet hätte. Ich war damals sehr jung und vollständig bereit, für meine Person die leichte Moral meines Jahrhunderts anzunehmen; und doch weiß ich noch heute, wie viel Verachtung und Ekel mir der Anblick einer so schimpflichen Überwachung verursachte.

Dabei muß man bedenken, daß kein jungfräuliches Gesicht eine stärkere Empfindung von Unschuld und Leid hätte vermitteln können. Sie war wie das Sinnbild der duldenden Unterordnung selbst.

Eines Tages trat auf das Gesicht des Mädchens Helle. Inmitten der Ausschweifungen, deren Leitung in den Händen der Mutter lag, schien es der armen Sünderin, daß Gott ihr ein Glück erlaubte. Und in der Tat, warum hätte Gott, der sie ohne Widerstandskraft geschaffen hatte, sie unter der schmerzlichen Bürde eines Lebens ohne Trost erliegen lassen sollen? An jenem Tag bemerkte sie, daß sie schwanger ging, und alles, was an ihr noch keusch geblieben war, bebte vor Freude. Die Seele hat seltsame Schlupfwinkel. Louise stürzte zu ihrer Mutter, um ihr eine Nachricht anzukündigen, die sie mit Freude erfüllte. Wir erzählen hier nicht zur Unterhaltung vom Laster, wir erzählen eine wahre Tatsache, die wir vielleicht verschwiegen hätten, wenn wir nicht glaubten, daß es von Zeit zu Zeit gut ist, den Lebensweg von Geschöpfen zu enthüllen, die man verdammt, ohne sie anzuhören, und verachtet, ohne ihnen ein unparteiischer Richter gewesen zu sein. Es ist beschämend, sagen zu müssen, daß die Mutter dem Kind antwortete, sie hätten schon nicht zuviel für zwei und nicht genug für drei, solche Kinder seien unnötig, und eine Schwangerschaft bedeute nur verlorene Zeit.

Am nächsten Tag besuchte eine Hebamme, die wir nur als Freundin der Mutter einführen wollen, Louise. Louise blieb ein paar Tage im Bett und war, als sie aufstand, blasser und schwächer als zuvor.

Drei Monate später wurde ein Mann von Mitleid zu dem Mädchen erfaßt und übernahm seine seelische und körperliche Heilung; aber die letzte Erschütterung war zu heftig gewesen, und Louise starb an den Folgen der Fehlgeburt. Die Mutter lebt noch - wie, das mag Gott wissen.

Diese Geschichte war mir in den Sinn gekommen, während ich die silbernen Toilettegegenstände betrachtete, und während meiner Überlegungen konnte wohl einige Zeit verflossen sein,...
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