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Der fröhliche Frauenhasser

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am24.06.2013
Der sechste Laos-Krimi mit dem einzigartigen Ermittler
Dr. Siri Paiboun, einziger Leichenbeschauer in Laos und ebenso exzentrisch wie genial, steckt in der Klemme: Dass er die Wohnung seiner Angetrauten, Madame Daeng, der ihm von der Regierung zugewiesenen Bleibe vorzieht, ruft die laotische Bürokratie auf den Plan ? und mit der ist nicht zu spaßen. Doch Siri hat keine Zeit, sich mit halsstarrigen Beamten herum zuschlagen: Die Arbeit ruft! Als auf seinem Seziertisch die Leiche einer jungen Frau landet, schlittert er prompt in seinen nächsten Kriminalfall. Denn das Mädchen wurde brutal ermordet. Der Killer hatte es an einen Baum gefesselt, gefoltert und schließlich erwürgt. Als Dr. Siri der Sache nachgeht, muss er feststellen, dass er es mit einer ganzen Serie von Frauenmorden zu tun hat. Und dass der Killer auch vor in Ehren ergrauten Pathologen nicht haltmacht ...

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
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Produkt

KlappentextDer sechste Laos-Krimi mit dem einzigartigen Ermittler
Dr. Siri Paiboun, einziger Leichenbeschauer in Laos und ebenso exzentrisch wie genial, steckt in der Klemme: Dass er die Wohnung seiner Angetrauten, Madame Daeng, der ihm von der Regierung zugewiesenen Bleibe vorzieht, ruft die laotische Bürokratie auf den Plan ? und mit der ist nicht zu spaßen. Doch Siri hat keine Zeit, sich mit halsstarrigen Beamten herum zuschlagen: Die Arbeit ruft! Als auf seinem Seziertisch die Leiche einer jungen Frau landet, schlittert er prompt in seinen nächsten Kriminalfall. Denn das Mädchen wurde brutal ermordet. Der Killer hatte es an einen Baum gefesselt, gefoltert und schließlich erwürgt. Als Dr. Siri der Sache nachgeht, muss er feststellen, dass er es mit einer ganzen Serie von Frauenmorden zu tun hat. Und dass der Killer auch vor in Ehren ergrauten Pathologen nicht haltmacht ...

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641088286
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum24.06.2013
Reihen-Nr.6
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3046 Kbytes
Artikel-Nr.1274355
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2

BO BEN NYANG

Trotz der Hitze nahmen sie ihr samstägliches Mittagessen unter freiem Himmel ein, am Ufer des träge dahinfließenden Mekong. Genosse Civilai hatte selbstgebackene Baguettes mitgebracht. Seit seiner Pensionierung verbrachte Civilai einen Großteil seiner Freizeit in der Küche. Als ehemaliges Politbüromitglied hatte er sein Haus in dem alten amerikanischen Militärkomplex bei Kilometer 6 behalten dürfen, samt dem darin befindlichen Gasofen. Civilai buk mit derselben Begeisterung, mit der ein Schwein sich im Schlamm suhlt. Sein wachsender Bauchumfang legte anschaulich Zeugnis ab von seinen kulinarischen Experimenten. Während das gemeine Volk morgens nicht selten einen leeren Markt vorfand, mangelte es hochrangigen Parteigenossen mitnichten an den nötigen Zutaten. Selbst Civilais großer, kahler Schädel schien zugenommen zu haben. Er gab freimütig zu, dass seine Baguettes sich im Vergleich mit denen der alten Tante Lah hinter der Moschee bescheiden ausnahmen, doch allmählich hatte er den Bogen heraus, und Siri diente ihm als offizieller Vorkoster.

»Na, wie schmeckt´s?«, fragte Civilai, während er zusah, wie sein bester Freund sich an der krossen Kruste fast die Zähne ausbiss.

»Nicht ganz so sehr nach Baumrinde wie sonst«, lobte Siri.

Siri hatte mit dem Gedanken gespielt, seine Essensverabredung abzusagen. Die Obduktion des heutigen Vormittags steckte ihm noch immer in den Knochen. Seine Wut war keineswegs verflogen, aber er hatte gelernt, seine Gefühle für sich zu behalten, es sei denn, es diente der Aufklärung eines Falles. Die meisten Leute ließen sich problemlos täuschen, doch einem gerissenen Burschen wie Civilai konnte er so leicht nichts vormachen. Und vielleicht wusste sein Freund zu den gestrigen Vorfällen in Vang Vieng ja sogar den einen oder anderen klugen Gedanken beizusteuern.

»Also bitte, kleiner Bruder«, verteidigte sich Civilai. »Ich habe mich streng an Lahs Rezept gehalten. Ich musste sie mit einer halben Flasche Rum bestechen, um es ihr abzuluchsen.«

»Und das Ergebnis ist aller Ehren wert. Aber ein Rezept allein genügt nicht. Da spielen viele andere Faktoren eine Rolle: die Patina des Ofens, der Schweiß des Bäckers, die Erfahrung. Ein echtes Baguette ist gewissermaßen eine Zeitkapsel, in der jeder einzelne Schritt der Zubereitung enthalten ist.«

»Mit anderen Worten, es mundet dir nicht.«

»Das habe ich nicht gesagt. Ich finde es durchaus genießbar.«

»Du bist ein harter Brocken, Siri. Ich werde mich hüten, dich noch einmal nach deiner Meinung zu fragen, wenn du einen schlechten Tag hast.«

»Wie kommst du darauf, dass ich einen schlechten Tag habe?«

»Dein Gesicht ist ungefähr so lang wie der da.«

Er wies mit einem Nicken zum Mekong. Im März bot der Fluss einen jämmerlichen Anblick, wie eine große dreckige Pfütze, der ihr Bett ein paar Nummern zu groß war. Wie jedes Jahr hatten die Trockenzeitgärtner an den Ufern ihr Gemüse gepflanzt und ihre Parzellen mit Schnur und Papierstreifen markiert, die ihren Namen oder ihr Zeichen trugen. Weitere Sicherheitsvorkehrungen gab es nicht. Wenn jemand solchen Hunger litt, dass er gezwungen war, einen Kopf Salat zu stehlen, dann hatte er ihn redlich verdient.

»Du hast nicht zufällig etwas zu trinken in der Tasche?«

»Deinem Tonfall entnehme ich, dass du dabei nicht unbedingt an Chrysanthemensaft dachtest?«

»Etwas stärker darf´s schon sein.«

Civilai fischte einen Flachmann aus den Tiefen seines alten grünen Seesacks. Er schraubte den Verschluss ab, schnupperte daran und reichte Siri die Flasche.

»Das Zeug rinnt dir wahrscheinlich besser durch die Kehle, wenn du nicht weißt, was es ist.«

Siri trank einen Schluck und spürte, wie sich eine Handvoll brennender Reißzwecken in seine Leber bohrte.

»Autsch! Heiliger Vater des großen Buddha«, sagte er.

»Recht gehaltvoll, nicht?«

»Mit so etwas haben wir früher den Lack von den Panzern gebeizt.«

»Dann gib sie wieder her.«

»Kommt nicht in Frage.« Siri nahm einen zweiten Schluck.

So saßen sie ein Weilchen beieinander, beschworen die Fliegen, sie in Ruhe zu lassen, und bewunderten den Eifer einer Wasserratte, die fleißig Pilze in ihr Loch beförderte.

»Wie geht´s Dtui?«, fragte Civilai und überließ es Siri, ihm zu verraten, was er auf dem Herzen hatte.

»Ihrem Leibesumfang nach zu urteilen bringt sie in vier Wochen einen keinen Bulldozer zur Welt«, sagte Siri.

»Und die Ehe?«

»Die beiden machen einen zufriedenen Eindruck.«

»Ich meinte deine.«

»Meine?« Endlich ein beglückender Gedanke. »Ich hätte es gar nicht besser treffen können, großer Bruder. Ich hatte ganz vergessen, wie schön es ist, einer Frau beim Schlafen zuzusehen ... wie sich ihre Brust bei jedem Atemzug sanft hebt und senkt.«

»Gemach, sonst schreibst du demnächst noch Gedichte.« Siri schwieg. »Oder hast du etwa ...?«

»Nur ein ganz kurzes.«

»Du bist wie ich, Siri. Du kannst ohne eine Frau nicht sein. Schade nur, dass du dich mit der einen wirst begnügen müssen.«

»Der einen was?«

»Frau. Unsere Freunde oben am Kreisverkehr haben ein Gesetz gegen Polygamie verabschiedet. Da der gemeine Flachlandlaote bekanntlich schon mit einem Ehegespons heillos überfordert ist, geht es ihnen offenbar einzig und allein darum, den Bergvölkern einen neuerlichen Tritt in die Testikel zu verpassen.«

»Woher weißt du das alles?«

»Sie halten mich auf dem Laufenden. Einmal die Woche schicken sie mir einen Boten mit den neuesten Nachrichten aus dem Politbüro, einem Exemplar der Lao Huksat und einer langen Liste von Besprechungen und Konferenzen, die ich regelmäßig mit meiner Abwesenheit beehre. Möchtest du die Höhepunkte dieser Woche hören?«

»Nur zu, bring mich zum Lachen.«

»Am besten gefällt mir der Beschluss, dass künftig alle Geisterhäuser registriert werden müssen.«

»Von ihren Bewohnern?«

Civilai lachte. »Ach, und Verhütungsmittel sind ab sofort verboten ... nicht, dass sich jemand welche leisten könnte. Wie es scheint, wollen sie für Familien mit mehr als drei Kindern die Reissteuer senken. Damit das Proletariat nicht ausstirbt.«

»Aber die Lebensmittelzuteilung wollen sie nicht zufällig erhöhen?«

»Nicht, dass ich wüsste. Dann ist da noch die übliche Liste von antiwestlichen Paranoiamaßnahmen: Zu dem Moratorium für lange Haare kommt jetzt auch noch eins für Bluejeans. Außerdem werden sämtliche Lokale fortan von Inspektoren kontrolliert, die für ausreichende Beleuchtung sorgen sollen.«

»Damit man die Flecken auf den Tischtüchern besser sehen kann?«

»Schummriges Licht führt allem Anschein nach zu Hurerei und Unzucht.«

»Was wiederum zu Schwangerschaften und Bevölkerungszuwachs führt. Die Herrschaften können sich offenbar nicht recht entscheiden.«

»Es wäre urkomisch, wenn es nicht die traurige Wahrheit wäre.«

»Was macht eigentlich die gute alte Kollektivierung?«

»Die befindet sich in fortgeschrittener Planung.«

»Das kann unmöglich ihr Ernst sein! Die sind ja noch debiler, als ich dachte.«

»Kollektivierung: die allwöchentliche Zusammenkunft von Bauern, die ihre nicht vorhandenen Erträge unters Volk bringen sollen.«

»Du triffst den Nagel auf den Kopf. Die russischen Kommunisten haben die Landwirtschaft kollektiviert, um die Bauern im Kampf gegen die ausbeuterischen Großgrundbesitzer zu unterstützen. Bei uns gibt es keine ausbeuterischen Großgrundbesitzer.«

»Dann werden sie vermutlich ein paar anheuern, bevor das Programm in Kraft tritt.«

»Ich stehe wahrscheinlich ganz oben auf ihrer Liste.«

»Warum?«

»Weil ich aller Voraussicht nach wegen häuslicher Abwesenheit und Zuhälterei ins Gefängnis wandern werde. Heute Morgen hat mich ein Zwerg vom Wohnungsamt aus dem Bett geholt und mir eröffnet, dass ich mein Haus aufgeben muss.«

»Mitsamt den schrägen Vögeln, die es bevölkern?«

»Er wollte mir partout nicht glauben, dass ich dort wohne.«

»Tust du ja auch nicht.«

»Ich weiß.«

Die beiden alten Männer teilten sich lächelnd eine Banane.

»Heiß heute, was?«, sagte Civilai schließlich.

»Verdammt heiß.«

»Inzwischen scheint die kühle Jahreszeit nahtlos in die verdammt heiße Jahreszeit überzugehen, ohne eine milde oder lauwarme Periode dazwischen. An einem Tag wie heute müsste der Verrückte Rajid eigentlich splitternackt im Fluss sitzen.«

»Hmm, da fällt mir ein, dass ich ihn schon seit geraumer Zeit nicht mehr ziellos durch die Stadt habe streifen sehen.«

»Ich auch nicht.«

»Hoffentlich ist ihm nichts passiert.« Siri legte die Stirn in Falten.

»Es dürfte nicht ganz leicht sein, einen irren, obdachlosen Inder im Auge zu behalten. Womöglich liegt er längst tot irgendwo im Straßengraben, und niemand hat etwas davon bemerkt.«

»Ich werde mich mal ein wenig umhören. Aber ein paar verirrte Gene hier und eine Überdosis Wodka da, und...


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Kritik
»Originelle Geschichten, in die Cotterill mit leichter Hand seinen laotischen Helden schickt.«mehr

Autor

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.