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Die Wurzeln des Himmels

Metro 2033-Universum-Roman
Heyneerschienen am01.07.2013
Die Ewige Stadt wehrt sich gegen die Mutanten
Auch in Rom leben 2033, nach der atomaren Katastrophe, noch Menschen in den U-Bahn-Tunneln und den uralten Katakomben unter der Ewigen Stadt. Der junge Priester John Daniels erhält von Kardinal Albani einen riskanten Auftrag: Er soll mit einer Gruppe Schweizergardisten nach Venedig reisen, um den Patriarchen aufzuspüren. Auf ihrer Reise durch das verwüstete Italien begegnen sie zahllosen Gefahren - und Pater Daniels ist sich nicht sicher, wie weit er dem Kardinal und der Schweizergarde trauen kann ...

Tullio Avoledo (geb. 1957) studierte Jura und arbeitete zunächst in diversen anderen Berufen, bevor er 2003 mit seinem Erstling 'L'elenco telefonico di Atlantide' einen Bestseller landete. Typisch für Avoledos Romane ist sein unverwechselbares Gespür für fantastische und post-apokalyptische Szenarien. In 'Die Wurzeln des Himmels' stellt er diese Begabung erneut eindrucksvoll unter Beweis.
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Produkt

KlappentextDie Ewige Stadt wehrt sich gegen die Mutanten
Auch in Rom leben 2033, nach der atomaren Katastrophe, noch Menschen in den U-Bahn-Tunneln und den uralten Katakomben unter der Ewigen Stadt. Der junge Priester John Daniels erhält von Kardinal Albani einen riskanten Auftrag: Er soll mit einer Gruppe Schweizergardisten nach Venedig reisen, um den Patriarchen aufzuspüren. Auf ihrer Reise durch das verwüstete Italien begegnen sie zahllosen Gefahren - und Pater Daniels ist sich nicht sicher, wie weit er dem Kardinal und der Schweizergarde trauen kann ...

Tullio Avoledo (geb. 1957) studierte Jura und arbeitete zunächst in diversen anderen Berufen, bevor er 2003 mit seinem Erstling 'L'elenco telefonico di Atlantide' einen Bestseller landete. Typisch für Avoledos Romane ist sein unverwechselbares Gespür für fantastische und post-apokalyptische Szenarien. In 'Die Wurzeln des Himmels' stellt er diese Begabung erneut eindrucksvoll unter Beweis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641101343
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Verlag
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum01.07.2013
Seiten592 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1296
Artikel-Nr.1274785
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Von Menschen und Ratten

Ein scharfer Geruch von Staub liegt in der Luft des Zimmers, in dem sie mich warten lassen ...

Es riecht nach Staub und Kerzenfett. Früher einmal bestanden die Kerzen, deren Licht einst auf diese eintausendsiebenhundert Jahre alten Fresken fiel, aus reinem Bienenwachs. Heute stellen wir sie aus dem her, was sich auftreiben lässt: aus Paraffin, Stearin und nicht nur tierischem Fett. In unserer neuen Welt werfen wir nichts weg, weder Körper noch Ideen.

Wir entdecken die Vergangenheit neu. Die früheren Techniken und Methoden. Wie zum Beispiel die Herstellung von Kerzen und Armbrüsten, oder wie man Ratten das Fell abzieht und es gerbt.

Es ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Andererseits, auch die Welt vor dem Tag des Leids machte nichts anderes, als die Erfindungen der Vergangenheit neu zu entdecken. Schon damals waren wir Zwerge auf den Schultern von Riesen, Parasiten der Vergangenheit.

Das Echo eines gregorianischen Chorals reicht manchmal bis hierher, klar und rein selbst am Ende seines Weges durch Kirchenkeller und Kurven.

Die steinerne Sitzbank ist unbequem. Die beiden Schweizergardisten rechts und links der Tür wirken müde. Sie wahren Haltung, aber in ihren Blicken zeigt sich deutliche Langeweile. Man nennt sie noch immer Schweizergardisten, obwohl sie mit den in operettenhafte Uniformen gekleideten Soldaten von einst überhaupt keine Ähnlichkeit haben. Sie tragen keine Hellebarden mehr, sondern eine praktische automatische Pistole im aufgeknöpften Halfter. Vorbei die Zeit der auffallenden bunten Uniformen, die einer - sicher falschen - Legende nach Michelangelo entworfen haben soll. Die einzigen Reste der Medici-Farben Blau, Rot und Gelb sind drei schmale Bänder auf den Brusttaschen der Tarnanzüge. Darüber ist ein Wappen aus grauem Stoff aufgenäht, mit den gekreuzten Schlüsseln Petri unter einem Baldachin: das Symbol der Sedisvakanz. Rom ohne Papst.

Es vergehen fast zwei Stunden, bis sich die Tür des Kardinalbüros öffnet, und endlich lässt mich die Wache eintreten.

Der Kardinal und Camerlengo Ferdinando Albani ist ein kleiner, pummeliger Mann mit dicken Wurstfingern. Fettleibigkeit sieht man in diesen Zeiten selten.

Vielleicht drücke ich ihm etwas zu lange die Hand, denn er zieht sie mit einem Ruck zurück.

»Kommen Sie herein, Pater Daniels. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie nicht früher empfangen habe, aber ich musste mich um eine dringende Angelegenheit kümmern.«

Der Kardinal setzt sich hinter einen großen, alten Schreibtisch, der sehr schwer zu sein scheint. Ich frage mich, wie viel Mühe es gekostet hat, ihn hier herunterzubringen. Wie viele Leben. Auch der Bücherschrank hinter ihm wirkt sehr alt und enthält in Leder gebundene Bücher. Es stehen mindestens zweihundert hinter dem gravierten Glas. Wahrscheinlich ist es die größte Büchersammlung, die das Leid überstanden hat.

Ich bin zum ersten Mal hier. Der Kardinal lächelt, als er bemerkt, dass ich zur hohen Decke sehe und ihre alten Fresken betrachte.

»Interessieren Sie sich für Kunst?«

Ich räuspere mich. »Nicht mehr.«

Albani deutet auf ein Bild in einem kleinen Abschnitt der Decke: Jesus mit dem Evangelium in der Hand. »Christus Pantokrator«, sagt er mit einem Stolz, der mir übertrieben erscheint, denn das Fresko ist alles andere als ein Kunstwerk.

Der Kardinal zeigt auf das Bild daneben. »Der heilige Urban, Papst und Märtyrer.«

Albani steht auf, wobei der Stuhl unter ihm knarrt, und geht zur Wand links vom Schreibtisch.

»Bevor dies zu meinem Arbeitszimmer wurde, war es die Krypta der heiligen Cäcilia. Ihr Sarkophag stand hier. Ich zeige es Ihnen.«

Langsam zieht er einen Vorhang aus rotem Samt beiseite. Dahinter kommt eine Nische zum Vorschein. Das Licht der Kerzen fällt auf die marmorne Statue einer mit dem Gesicht zur Wand liegenden Frau.

Die Stimme des Kardinals bekommt einen beinahe melodischen Klang, als er sagt:

»Die heilige Cäcilia ... Der große Bildhauer Stefano Maderno stellte sie so dar, wie sie bei der Sargöffnung um 1599 gefunden wurde. Achten Sie auf die Finger. Bei der rechten Hand drei gestreckt und bei der linken einer. Selbst im Tode blieb die Heilige der Tradition treu und zeigte ihren Glauben an die Einheit und Dreifaltigkeit Gottes. In dieser Nische stand ihr Sarkophag bis zum Jahr 821.«

Der Kardinal seufzt und zieht den Vorhang wieder zu.

»Diese Statue ist leider nur eine Kopie. Das Original ...«

Er vollführt eine Geste, die der Oberfläche gilt, und fügt ihr ein Schaudern hinzu.

Für immer verloren, lautet seine Botschaft.

Wie alle Dinge oben.

Albani setzt sich wieder an seinen Schreibtisch.

»Möchten Sie etwas trinken?«

Ich schüttele den Kopf.

»Nein, danke.«

»Ich glaube, wir haben noch den einen oder anderen Teebeutel. Wie wäre es mit einer Tasse?«

»Besser nicht. Ich habe lange genug gebraucht, den Geschmack von Tee oder Kaffee zu vergessen. Lassen wir die alten Sehnsüchte ruhen.«

»Also Wasser«, sagt der Prälat und lächelt.

Er klatscht zweimal. Hinter einem Vorhang auf der gegenüberliegenden Seite des Raums tritt ein Alter hervor, sein dunkler Anzug so verschlissen, als stammte er von irgendeinem Müllhaufen.

»Anselmo, bitte sei so nett und bring Pater Daniels frisches Wasser und mir einen Tee. Danke.«

Der Alte verbeugt sich und verlässt den Raum.

»Anselmo stand in den Diensten des Papstes«, sagt der Kardinal leise. »Ihm verdanken wir den Bericht über die letzten Stunden des verstorbenen Pontifex. Es ist ein Wunder, ein wahres Wunder, dass er mit dem Leben davongekommen ist.«

Hier unten in den Kellern kennen wir alle die Umstände, unter denen der Papst ums Leben kam. Die Geschichte wird immer wieder erzählt, in allen Einzelheiten. Seine letzte Ansprache vom Balkon aus, vor einem Petersplatz mit zweihunderttausend Gläubigen. Fünfmal so viele standen außerhalb der Kolonnaden oder knieten im Gebet. Der Papst hatte Gott um Gnade angerufen und Seinen Schutz für Rom und die Welt erfleht. Seine letzten Worte verloren sich im Heulen der Sirenen, die seit dem Zweiten Weltkrieg stumm gewesen waren.

Die Bombe war kurze Zeit später gefallen, fünf Kilometer nordöstlich des Platzes, und die Druckwelle hatte alles zertrümmert, die Kuppel ebenso wie Berninis Kolonnaden. Und die vielen Menschen auf dem Platz und außerhalb davon ... Sie waren verbrannt.

So heißt es jedenfalls.

So wurde es uns erzählt.

Niemand von uns war dabei. Wir haben es von anderen gehört, die es wiederum von Leuten wissen, die vielleicht, vielleicht an jenem Tag dort oben gewesen sind.

»Anselmo hat sich wie ein Verräter gefühlt, als er dem Platz den Rücken kehrte und zur nächsten Station der Metropolitana lief. Aber sein Bericht ist so wertvoll, dass es Gott gewesen sein muss, der an jenem Tag seine Schritte lenkte.«

Kardinal Albani schweigt, als der Alte mit einem Plastiktablett zurückkehrt, auf dem eine Tasse und ein Glas stehen. Erst als er ganz nahe ist, bemerke ich im Schein der Kerze auf dem Schreibtisch die langen Narben im Gesicht und die Brandmale am Hals.

»Danke, Anselmo. Ist schon Zucker drin? Zwei Würfel? Danke.«

Er sieht auf die dampfende Tasse hinab, atmet den Duft des Tees mit geschlossenen Augen ein und lächelt zufrieden. Dann hebt er die Lider und schüttelt schuldbewusst den Kopf.

»Ich weiß, ich sollte das eigentlich nicht. Es...


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Autor

Tullio Avoledo (geb. 1957) studierte Jura und arbeitete zunächst in diversen anderen Berufen, bevor er 2003 mit seinem Erstling "L'elenco telefonico di Atlantide" einen Bestseller landete. Typisch für Avoledos Romane ist sein unverwechselbares Gespür für fantastische und post-apokalyptische Szenarien. In "Die Wurzeln des Himmels" stellt er diese Begabung erneut eindrucksvoll unter Beweis.
Weitere Artikel von
Brandhorst, Andreas
Übersetzung