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Der rote Sarg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am27.05.20131. Auflage
Moskau 1939: Oberst Nagorski ist unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Der Ingenieur war für Stalins wichtigstes Projekt verantwortlich - den neuen, hochgeheimen Panzer T-34, von Spöttern auch »der rote Sarg« genannt. Der Diktator glaubt an Sabotage und vermutet, dass die »Weiße Gilde« Nagorski ermordet hat. Sonderermittler Pekkala erhält den Auftrag, die Verschwörer aufzuspüren - eine lebensgefährliche Mission. Denn niemand weiß, ob es die Gruppe überhaupt gibt. Der Krimi 'Der rote Sarg' ist Band 2 der Inspektor-Pekkala-Serie von Sam Eastland!

Sam Eastland ist das Pseudonym des amerikanischen Schriftstellers Paul Watkins, geboren 1964, der sich auch mit literarischen Werken einen Namen gemacht hat. Seinen ersten Roman veröffentlichte er im Alter von sechzehn Jahren. Mit seiner Familie lebt er in Hightstown, New Jersey.
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Produkt

KlappentextMoskau 1939: Oberst Nagorski ist unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Der Ingenieur war für Stalins wichtigstes Projekt verantwortlich - den neuen, hochgeheimen Panzer T-34, von Spöttern auch »der rote Sarg« genannt. Der Diktator glaubt an Sabotage und vermutet, dass die »Weiße Gilde« Nagorski ermordet hat. Sonderermittler Pekkala erhält den Auftrag, die Verschwörer aufzuspüren - eine lebensgefährliche Mission. Denn niemand weiß, ob es die Gruppe überhaupt gibt. Der Krimi 'Der rote Sarg' ist Band 2 der Inspektor-Pekkala-Serie von Sam Eastland!

Sam Eastland ist das Pseudonym des amerikanischen Schriftstellers Paul Watkins, geboren 1964, der sich auch mit literarischen Werken einen Namen gemacht hat. Seinen ersten Roman veröffentlichte er im Alter von sechzehn Jahren. Mit seiner Familie lebt er in Hightstown, New Jersey.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426418017
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum27.05.2013
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse980 Kbytes
Artikel-Nr.1275632
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


In diesem Augenblick wurde Pekkala in die Zeit zurückgeworfen.

Wie jemand, der aus einer Trance aufwacht, fand er sich im Alexanderpalast wieder und hatte die Hand erhoben, um an die Tür zum Arbeitszimmer des Zaren zu klopfen.

Es war der Tag, an dem er endlich den Mörder Grodek aufgespürt hatte.

Grodek und seine Verlobte Maria Balka hatten sich in einer Wohnung in der Nähe des Moika-Kanals versteckt. Als Agenten der Ochrana das Gebäude stürmten, ließ Grodek einen Sprengsatz explodieren. Das Haus wurde vollständig zerstört, alle darin befindlichen Personen, auch die Agenten, wurden getötet. Grodek und Balka waren unterdessen über den Hintereingang geflohen, wo Pekkala allerdings bereits auf sie gewartet hatte. Er verfolgte sie auf den vereisten Pflastersteinen, bis Grodek die Potsulejew-Brücke überqueren wollte. Auf der anderen Seite hatten sich jedoch Ochrana-Männer postiert, so dass die beiden Flüchtenden in der Falle saßen. Daraufhin erschoss Grodek seine Verlobte, damit sie nicht der Polizei in die Hände fiel. Balkas Leichnam stürzte in den Kanal und verschwand unter den Eisschollen, die wie diamantbesetzte Flöße in die Ostsee hinaustrieben. Grodek, der sich nicht zu springen traute, wollte sich erschießen, aber ihm war die Munition ausgegangen. Er wurde augenblicklich in Gewahrsam genommen.

Der Zar hatte Pekkala an jenem Tag befohlen, nicht später als bis 16 Uhr im Alexanderpalast zu erscheinen, um seinen Bericht abzuliefern. Der Monarch schätzte es nicht, wenn er warten musste. Pekkala hatte sich daher beeilt und war wenige Minuten vor vier eingetroffen. Er stürmte die Stufen zum Palast hinauf und eilte zum Arbeitszimmer des Zaren.

Niemand antwortete, also klopfte Pekkala erneut. Noch immer keine Antwort. Vorsichtig öffnete er die Tür. Der Raum war leer.

Pekkala seufzte.

Dem Zaren gefiel es zwar nicht, wenn er warten musste, er hatte aber keine Probleme damit, andere warten zu lassen.

In diesem Augenblick vernahm Pekkala die Stimme des Zaren. Sie kam aus dem Zimmer an der gegenüberliegenden Gangseite, das der Zarin Alexandra gehörte und als das Malvenboudoir bekannt war. Von den hundert Räumen im Alexanderpalast gehörte es zu den berühmtesten - hauptsächlich deshalb, weil es von nahezu allen als ausgesprochen hässlich empfunden wurde. Pekkala musste zustimmen. Seiner Meinung nach war alles in diesem Raum in eine Farbe getaucht, die der von gekochter Leber ähnelte.

Pekkala blieb davor stehen und versuchte nach seinen eiligen Schritten, zu Atem zu kommen. Dann hörte er die Stimme der Zarin und die wütende Erwiderung des Zaren. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie über ihn sprachen.

»Ich werde Pekkala nicht entlassen!«, sagte der Zar.

Pekkala hörte das leise Knarren der Reitstiefel, mit denen der Zar auf und ab schritt. Er wusste genau, um welches Paar es sich handelte - sie waren speziell in England geordert worden und in der Woche zuvor eingetroffen. Der Zar versuchte, sie einzulaufen, was mit ziemlichen Schmerzen einherging. Er hatte Pekkala anvertraut, dass er, um das Leder weich zu machen, sogar den alten Bauerntrick angewandt und hineinuriniert und sie über Nacht hatte stehenlassen.

Die sanfte Stimme der Zarin war wieder zu hören. Sie hob so gut wie nie die Stimme, in ihrem leisen Ton aber schien immer eine unterschwellige Drohung mitzuschwingen. »Unser Freund drängt uns dazu«, sagte sie.

Bei der Erwähnung von »unserem Freund« spannte sich Pekkalas Kiefer. So nannten Zar und Zarin, wenn sie unter sich waren, den selbsternannten Heiligen Rasputin.

Rasputins Einfluss auf die Zarenfamilie hatte seit seiner Ankunft am Hof so zugenommen, dass er mittlerweile in allen Fragen konsultiert wurde, egal, ob es um den Krieg ging, der nun in seinem zweiten Jahr war und von einer Katastrophe zur nächsten führte, um Berufungen an den Zarenhof oder die Krankheit ihres jüngsten Kindes Alexej. Offiziell wurde es zwar dementiert, bei dem Jungen aber war Hämophilie diagnostiziert worden. Verletzungen, über die jeder gesunde Junge nur gelacht hätte, fesselten Alexej tagelang ans Bett. Oftmals musste er bei Ausflügen von seinem Leibdiener, einem Matrosen namens Derewenko, getragen werden.

Die Zarin war bald davon überzeugt, dass Rasputin Alexej von seiner Krankheit heilen könnte.

Ministerpräsident Pjotr Stolypin, beunruhigt wegen Rasputins gesellschaftlichem Aufstieg, ordnete eine Untersuchung an. Der Bericht, den er daraufhin dem Zaren vorlegte, enthüllte ausschweifende Gelage in Rasputins Petrograder Wohnung und geheime Treffen zwischen der Zarin und Rasputin im Haus ihrer besten Freundin Anna Wyrubowa.

Die Zarin, beim russischen Volk nicht besonders beliebt, wurde landläufig nur als Nemka, die Deutsche, bezeichnet. Als das Land im Krieg gegen das Deutsche Reich stand, fragte man sich natürlich, welcher Seite ihre Loyalität wirklich gehörte.

Nach der Lektüre des Berichts befahl der Zar Stolypin, Rasputin ihm gegenüber nie wieder zu erwähnen. Als 1911 auf Stolypin bei einem Opernbesuch in Kiew ein Anschlag verübt wurde, an dessen Folgen der Ministerpräsident fünf Tage später starb, sorgte das Desinteresse seitens des Zaren und der Zarin für einen Skandal am russischen Hof.

Nach der Verhaftung des Attentäters Dimitri Bogrow stellte sich heraus, dass dieser ein bezahlter Informant der Ochrana gewesen war. Beim Prozess gegen Bogrow war es den Anwälten nicht erlaubt, zu fragen, ob es irgendeine Verbindung zwischen Bogrow und der Familie Romanow gegeben habe. Keine Woche nach Stolypins Tod wurde Bogrow hingerichtet.

Rasputins Zusammenkünften mit der Zarin stand nun nichts mehr im Weg. Bald kamen Gerüchte über ihre Untreue auf. Pekkala schenkte ihnen zwar keinen Glauben, aber er kannte viele, die dies taten.

Allerdings war er davon überzeugt, dass die Angst um ihren kranken Sohn die Zarin fast um den Verstand gebracht hatte. Aller Reichtümer der Romanows zum Trotz gab es kein Heilmittel, das sie für Geld hätte kaufen können. Daher hatte sich die Zarin dem Aberglauben zugewandt, der mittlerweile so viel Macht über sie hatte, dass sie in einer völlig von Angst beherrschten Welt lebte. Und in dieser Welt war Rasputin zu einer Art Gott geworden.

Der Zar ließ sich nicht so leicht davon überzeugen. Rasputins Einfluss hätte vielleicht wieder nachgelassen, wäre nicht ein Ereignis eingetreten, das ihm nicht nur die Ergebenheit der gesamten Familie gesichert, sondern letztlich auch sein Schicksal besiegelt hatte.

In der tristen Jagdunterkunft der Romanows in Spala war der Zarewitsch, als er aus der Badewanne stieg, ausgeglitten und hatte sich dabei eine so schlimme Blutung zugezogen, dass die Ärzte den Eltern nahelegten, sich bereits auf sein Ableben einzustellen.

Dann traf ein Telegramm von Rasputin ein, in dem er der Zarin versicherte, dass ihr Sohn nicht sterben werde.

Was als Nächstes geschah, konnten noch nicht einmal Rasputins schärfste Kritiker abstreiten.

Nach der Ankunft des Telegramms begann sich Alexejs Zustand überraschend schnell zu bessern.

Von diesem Zeitpunkt an war Rasputin, egal was er tat, über nahezu jede Kritik erhaben.

Nahezu.

Denn Rasputin frönte auch weiterhin seinen Ausschweifungen, und Pekkala fürchtete den Tag, an dem er vom Zaren möglicherweise damit betraut wurde, gegen den sibirischen Prediger zu ermitteln. So oder so wäre dies das Ende seiner Karriere gewesen oder - wie bei Stolypin - gar seines Lebens. Möglicherweise aus diesem Grund oder weil er die Wahrheit nicht erfahren wollte, verschonte der Zar ihn mit einem solchen Auftrag.

»Unser Freund«, gab der Zar zurück, »würde gut daran tun, nicht zu vergessen, dass ich persönlich Pekkala ernannt habe.«

»Nun, mein Lieber«, sagte die Zarin, worauf das Rascheln ihres Kleides zu hören war, während sie durchs Zimmer ging, »keiner behauptet, dass es falsch war, ihn zu ernennen. Deine Loyalität gegenüber Pekkala steht außer Zweifel. Es ist nur Pekkalas Loyalität dir gegenüber, die in Frage gestellt wird.«

Die Worte versetzten Pekkala einen Stich. Er hatte sich nie auch nur im Geringsten illoyal verhalten. Er wusste es, und der Zar musste es ebenfalls wissen. Aber in diesem Augenblick packte ihn der Zorn, denn er wusste, wie leicht der Monarch umgestimmt werden konnte. Der Zar sah sich gern als entscheidungsfreudigen Mann, was er in gewisser Weise auch war, dennoch konnte er von so ziemlich allem überzeugt werden, wenn es sich seine Frau nur in den Kopf gesetzt hatte.

»Sunny, verstehst du nicht?«, protestierte der Zar. »Pekkala hat nicht mir gegenüber loyal zu sein.«

»Na, ich will doch annehmen, dass er das sein sollte, oder?«

»Pekkala ist ausschließlich der Aufgabe verpflichtet, die ich ihm stelle«, erwiderte der Zar, »nur ihr gehört seine Loyalität.«

»Seine Pflicht ...«, begann die Zarin.

Der Zar schnitt ihr das Wort ab. »... ist es, die Wahrheit in der Sache herauszufinden, mit der ich ihn betraue, mag sie noch so unerfreulich sein. Ein solcher Mensch entfacht Angst in den Herzen jener, die Lügen in sich tragen. Und ich frage mich, Sunny, ob unser Freund nicht mehr um sich selbst besorgt ist als um das Wohlergehen des Hofes.«

»Das kannst du nicht behaupten, mein Lieber! Unser Freund wünscht unserer Familie und unserem Land nur das Beste. Er hat dir...
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