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Der letzte Kuss

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am26.06.20121. Auflage
In den fünf Jahren vor seinem Tod 1940 geht dem einst so erfolgsverwöhnten Schriftsteller nichts mehr leicht von der Hand. Alkohol, Geldprobleme sowie die Verantwortung für seine Tochter Scottie und für seine Frau Zelda, deren Aufenthalt in der Nervenheilanstalt finanziert werden muss, treiben Fitzgerald nach Hollywood. Dort lebt er als Außenseiter und schafft doch noch einmal eine Reihe unvergesslicher Geschichten über die nicht mehr so glänzende Glanzzeit Hollywoods. Der letzte Kuss erzählt von einer großen Gelegenheit, wie sie nur das Filmbusiness zu bieten scheint und die Jim und Pamela verpassen.

F. Scott Fitzgerald, 1896 in St. Paul (Minnesota) geboren, wurde schon mit seinem ersten Roman, ?Diesseits vom Paradies?, auf einen Schlag berühmt und stand mit seiner Frau Zelda im Mittelpunkt von Glanz und Glimmer. ?Der große Gatsby?, sein heute meistgelesenes Buch, war jedoch ein finanzieller Flop. Um Geld zu verdienen, ging Fitzgerald 1937 als Drehbuchautor nach Hollywood, wo er 1940 starb.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextIn den fünf Jahren vor seinem Tod 1940 geht dem einst so erfolgsverwöhnten Schriftsteller nichts mehr leicht von der Hand. Alkohol, Geldprobleme sowie die Verantwortung für seine Tochter Scottie und für seine Frau Zelda, deren Aufenthalt in der Nervenheilanstalt finanziert werden muss, treiben Fitzgerald nach Hollywood. Dort lebt er als Außenseiter und schafft doch noch einmal eine Reihe unvergesslicher Geschichten über die nicht mehr so glänzende Glanzzeit Hollywoods. Der letzte Kuss erzählt von einer großen Gelegenheit, wie sie nur das Filmbusiness zu bieten scheint und die Jim und Pamela verpassen.

F. Scott Fitzgerald, 1896 in St. Paul (Minnesota) geboren, wurde schon mit seinem ersten Roman, ?Diesseits vom Paradies?, auf einen Schlag berühmt und stand mit seiner Frau Zelda im Mittelpunkt von Glanz und Glimmer. ?Der große Gatsby?, sein heute meistgelesenes Buch, war jedoch ein finanzieller Flop. Um Geld zu verdienen, ging Fitzgerald 1937 als Drehbuchautor nach Hollywood, wo er 1940 starb.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257601435
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum26.06.2012
Auflage1. Auflage
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1560 Kbytes
Artikel-Nr.1293469
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

[9] Sieh nur, der arme Pfau!

I

Miss McCrary stülpte den Lederschutz über die Schreibmaschine. Da es das letzte Mal war, kam Jason herüber und half ihr in den Mantel, was sie eher verlegen machte.

»Mr. Davis, denken Sie daran, falls irgendetwas anfällt, an das ich in meinem Memo nicht gedacht habe, rufen Sie mich einfach an. Die Post ist erledigt; die Akten in Ordnung. Am Montag wird wegen der Maschine angerufen.«

»Sie waren sehr freundlich.«

»Oh, nicht der Rede wert. Es war mir eine Freude. Es tut mir nur leid, dass -«

Jason murmelte die übliche Floskel: »Wenn die Zeiten wieder besser werden -«

Kaum war sie gegangen, da tauchte ihr Gesicht noch einmal im Eingang auf:

»Alles Liebe für die Kleine. Und ich hoffe, dass es Mrs. Davis wieder bessergeht.«

Augenblicklich war es einsam im Büro. Nicht etwa aufgrund von Miss McCrarys körperlicher Abwesenheit - ihre Gegenwart war ihm oft lästig -, sondern weil sie für immer gegangen war. Als er sein Jackett anzog, fiel Jasons [10] Blick auf ihr letztes Memorandum - nichts war dabei, was noch heute erledigt werden musste - auch nicht in drei Tagen. Es war angenehm, einen aufgeräumten Schreibtisch zu haben, aber er erinnerte sich an Zeiten, da ihn das Geschäft derart in Atem, ja auf Trab hielt, dass er seine Anweisungen telefonisch aus der Eisenbahn durchgab oder von Schiffen hierher telegraphierte.

Als er nach Hause kam, spielten Jo und zwei andere kleine Mädchen im Wohnzimmer Greta Garbo. Jo wirkte so glücklich und so rührend lächerlich, so clownesk mit dem kindlichen Klecks Rouge und Mascara, dass er beschloss, bis nach dem Lunch zu warten, ehe er ihr die Tragödie verkündete.

Auf dem Weg durch die Diele warf er den immer noch verkleideten kleinen Mädchen einen verkniffenen Blick zu und begriff, dass er schon bald eine Phantasieblase würde zum Platzen bringen müssen. Das Mädchen, das Mae West spielte - bis hin zu dem Spruch »Come up and see me sometime« -, gestand, dass man ihr noch nie erlaubt hatte, Mae West auf der Leinwand zu sehen; dieses Privileg war ihr zu ihrem vierzehnten Geburtstag versprochen worden.

Jason war alt genug gewesen für den Krieg; er war achtunddreißig. Sein Schnurrbart war grau meliert, er war mittelgroß und machte sich gut in dem ersten Anzug von der Stange, den er je besessen hatte.

Jo kam zu ihm und fragte in schnellem Französisch: »Dürfen die Mädchen zum Essen bleiben?«

»Pas aujourd´hui.«

»Bien.«

[11] Doch jetzt musste sie es erfahren. Er wollte ihr die schlechten Nachrichten nicht am Abend überbringen, wenn sie müde sein würde.

Nach dem Lunch, als sich das Hausmädchen zurückgezogen hatte, sagte er:

»Ich muss jetzt mit dir etwas besprechen, etwas Ernstes.«

Die Ernsthaftigkeit seines Tonfalls ließ sie ihren Blick von einem herumliegenden Krümel abwenden. »Es ist wegen der Schule«, sagte er.

»Wegen der Schule?«

Er stürzte sich in seinen Vortrag.

»Es gab viele Rechnungen vom Krankenhaus, aber im Geschäft wenig zu tun. Ich habe einen Haushaltsplan aufgestellt - du weißt, was das ist: Da steht drin, wie viel man hat, und auf der anderen Seite, wie viel man ausgeben kann. Für Kleidung und Essen und Schule und so weiter. Miss McCrary hat mir dabei geholfen, bevor sie gegangen ist.«

»Sie ist gegangen? Warum denn?«

»Ihre Mutter ist krank, und sie hatte das Gefühl, sie sollte besser zu Hause bleiben und sich um sie kümmern. Und jetzt, Jo, ist der größte Posten in unserem Haushaltsplan die Schule.«

Ohne recht zu begreifen, worauf er abzielte, nahm Jos Gesicht langsam den unglücklichen Ausdruck ihres Vaters an.

»Es ist eine teure Schule mit all den Extras und so weiter - eine der teuersten Tagesschulen hier im Osten.«

Er kämpfte sich an sein Hauptanliegen heran, und der ihr bevorstehende Schmerz schnürte ihm selbst die Kehle zu.

[12] »Es sieht ganz so aus, als könnten wir sie uns in diesem Jahr nicht mehr leisten.«

Jo begriff noch immer nicht recht, aber im Esszimmer herrschte Totenstille.

»Du meinst, ich kann dieses Halbjahr nicht zur Schule gehen?«, fragte sie endlich.

»O doch, zur Schule schon. Aber nicht mehr nach Tunstall.«

»Also gehe ich am Montag nicht nach Tunstall in die Schule«, sagte sie mit leiser Stimme. »Aber wohin denn dann?«

»Du machst das zweite Halbjahr in einer ganz normalen, öffentlichen Schule. Die sind heute sehr gut. Mama ist nie in eine Privatschule gegangen.«

»Daddy!« Endlich begriff sie, ihre Stimme klang schockiert.

»Wir dürfen aus einer Mücke keinen Elefanten machen. Wahrscheinlich kannst du ja nächstes Jahr schon wieder in deine alte Schule zurück und dort abschließen -«

»Aber, Daddy! Tunstall gilt als die beste. Und du hast selbst gesagt, dass du dieses Semester mit meinen Zensuren zufrieden warst -«

»Das hat doch damit nichts zu tun. Wir sind zu dritt, Jo, und wir müssen an alle drei denken. Wir haben sehr viel Geld verloren. Wir haben einfach nicht genug, um dich weiter dorthin schicken zu können.«

Zwei überquellende Tränen passierten die Grenze ihrer Augen und erkundeten ihre Wangen.

Unfähig, ihren Kummer zu ertragen, sprach er automatisch weiter: »Was ist denn wohl besser - zu viel ausgeben [13] und Schulden machen - oder den Gürtel für einige Zeit etwas enger schnallen?«

Noch immer weinte sie leise. Auf der ganzen Fahrt zum Krankenhaus zu ihrem wöchentlichen Besuch vergoss sie unfreiwillig Tränen.

Jason hatte sie zweifellos verwöhnt. Zehn Jahre lang hatte der Haushalt der Familie Davis verschwenderisch in Paris gelebt; von dort war Jason von Stockholm bis nach Istanbul gereist, um amerikanisches Kapital in viele Unternehmen zu investieren. Es war ein prächtiges Unterfangen - solange es von Dauer war. Sie bewohnten ein schönes Haus in der Avenue Kleber oder eine Villa in Beaulieu. Es gab eine englische Kinderschwester und später eine Gouvernante, die Jo das Gefühl einimpfte, ihr Vater verfüge über fast unbegrenzte Macht. Sie wurde mit der gleichen kostspieligen Einfachheit erzogen wie die Kinder, mit denen sie auf den Champs-Élysées spielte. Genau wie sie akzeptierte auch Jo die Vorstellung, dass man für Luxus im Leben nichts weiter tun musste, als hineinzuwachsen - für das Recht auf eine privilegierte Stellung, auf große Motoren, schnelle Boote, Logen in der Oper und beim Ballett; Jo hatte sich schon früh angewöhnt, heimlich das meiste des Übermaßes an Geschenken wegzugeben, mit denen sie überhäuft wurde.

Vor zwei Jahren dann begann sich alles zu ändern. Die Gesundheit ihrer Mutter verschlechterte sich, und ihr Vater war nicht mehr länger der mysteriöse Mann, der immer gerade aus Italien zurückkehrte, mit einer ganzen Familie Lenci-Puppen für sie. Doch sie war jung und anpassungsfähig und fügte sich in das Leben in der Tunstall-Schule, [14] ohne sich bewusst zu werden, wie sehr sie an dem alten Leben hing. Jo versuchte aufrichtig, auch das neue Leben liebzugewinnen, denn sie liebte Dinge und Menschen, und sie war auch bereit, diese neueste Veränderung zu mögen. Allerdings dauerte das eine gewisse Zeit aufgrund der Tatsache, dass sie liebte, dass sie geschaffen war zu lieben, tief und auf ewig zu lieben.

Als sie beim Krankenhaus ankamen, sagte Jason:

»Sag Mutter nichts von der Schule. Sie könnte merken, dass es dich ziemlich getroffen hat, und das würde sie unglücklich machen. Wenn du dich ein bisschen daran gewöhnt hast, können wir es ihr immer noch sagen.«

»Ich sage nichts.«

Sie folgten einem ihnen mittlerweile bekannten gekachelten Durchgang zu einer offenen Tür.

»Dürfen wir hereinkommen?«

»Ob ihr dürft?«

Gemeinsam nahmen Vater und Tochter sie, fast eifersüchtig, von beiden Seiten des Bettes aus in die Arme. In tiefer Stille drängten sie Arme und Hals aneinander.

Annie Lees Augen füllten sich mit Tränen.

»Setzt euch doch. Nehmt euch doch Stühle. Miss Carson, wir brauchen noch einen Stuhl.«

Sie hatten die Anwesenheit der Schwester kaum bemerkt.

»So, und jetzt erzählt mir alles. Nehmt euch Pralinen. Tante Vi hat sie geschickt. Sie kann sich nie merken, was ich essen darf und was nicht.«

Ihr Gesicht veränderte sich selten - elfenbeinkalt im Winter, im Frühling vor Schmerzen zart wildrosa, dann im [15] Sommer bleich wie die weißen Tasten eines Klaviers. Nur die Ärzte und Jason wussten, wie krank sie wirklich war.

»Alles in bester Ordnung«, sagte er. »Wir halten das Haus in Schwung.«

»Was ist mit dir, Jo? Was macht die Schule? Hast du deine Prüfungen bestanden?«

»Natürlich, Mama.«

»Gute Zensuren, viel besser als letztes Jahr«, fügte Jason hinzu.

»Was ist mit dem Stück?«, fuhr Annie Lee ahnungslos fort. »Wirst du jetzt die Titania spielen?«

»Ich weiß noch nicht, Mama.«

Jason wechselte das Thema auf »die Farm«, einem Überbleibsel der einst ausgedehnten Besitzungen von Annie Lee.

»Ich würde sie verkaufen, wenn ich könnte. Ich verstehe einfach nicht, wie deine Mutter es geschafft hat, damit etwas zu verdienen.«

»Das hat sie aber. Bis zu dem Tag, an dem sie starb.«

»Es war die Wurst. Und es sieht so aus,...
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