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Jul-Morde

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.11.20131. Auflage
Wie feiert man im hohen Norden Weihnachten? Tanzt man um den Tannenbaum, fährt man Schlitten, genehmigt man sich ein Schlückchen Glögg? Nej, nej! In der norwegischen Einöde stapft ein alter Einsiedler wachsam durchs Gehölz. Nicht schon wieder soll ein Tannenbaum aus seinem Wald gestohlen werden, dafür wird er sorgen - notfalls mit roher Gewalt. In Oslo schmiedet eine böse Stiefmutter finstere Pläne, wie sie ihre schneeblinde Stieftochter loswerden kann, und im eisigen Stockholm gerät ein Kommissar bei einem Verhör gehörig ins Schwitzen. Von einem vorweihnachtlichen Betriebsausflug in die Schären wird eine Kollegin am Ende nicht zurückkehren, und die Tour durch das winterliche Bergslagen wird für zwei kriminelle Motorradrocker zur buchstäblich letzten gemeinsamen Reise. Vor der südschwedischen Küste wiederum fahren zwei Schwestern mit ihrem Vater ein letztes Mal zur See. Seine Asche haben sie in einer Plastiktüte vom Supermarkt dabei. Stellt sich die Frage: Wie ist der geliebte Papa eigentlich gestorben?

THOMAS ENGER, geboren 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte. Er arbeitete als Sportlehrer und als Online-Journalist, bevor er sich ganz dem Schriftstellerberuf widmete. Mit seiner Krimireihe um den Journalisten Henning Juul ist Enger in seinem Heimatland wie international äußerst erfolgreich. Der Autor lebt mit seiner Familie in Oslo. ÅKE EDWARDSON, geboren 1953, arbeitete als Journalist und unterrichtete an der Universität, ehe er sich dem Schreiben widmete. Er gehört zu den erfolgreichsten schwedischen Krimiautoren. Seine Bücher um Kommissar Erik Winter wurden vielfach ausgezeichnet und in über zwanzig Sprachen übersetzt. Michael Hjorth ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell. Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist einer der angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie «Die Brücke», die in über 170 Ländern ausgestrahlt wurde und zahlreiche Preise erhielt. Für die britische Fernsehserie «Marcella» wurde er mit dem British Screenwriters' Award in der Kategorie Best Crime Writing on Television ausgezeichnet. Als Teil des Autorenduos Hjorth & Rosenfeldt schrieb er acht Kriminalromane der Sebastian-Bergman-Reihe, die in 34 Ländern erscheint, sich weltweit über 4 Millionen mal verkauft hat - allein in Deutschland 2,5 Millionen mal - und die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird. Alle Bände befanden sich monatelang in den Top 10 der Spiegel-Bestsellerlisten, mit Band 6 gelang der Sprung auf Platz 1 sowohl auf der Spiegel-Hardcover- als auch der Taschenbuch-Liste. In seinem Heimatland Schweden ist Hans Rosenfeldt ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator.  Mons Kallentoft wurde 1968 in Linköping geboren. Nach einigen Jahren in Madrid ist er nun in sein Heimatland zurückgekehrt und lebt mit seiner Familie in Stockholm HANS KOPPEL wurde 1964 in Helsingborg geboren. Er hat lange als Journalist gearbeitet, bevor er sich gänzlich dem Verfassen von Romanen zuwandte. Koppel lebt heute mit seiner Familie in Stockholm. Die Thriller Entführt und Bedroht sind in deutscher Sprache im Heyne Verlag erschienen. Robert Kviby, geboren 1976, lebt in Stockholm. «Korrupt» ist sein erster Roman und Auftakt der Reihe um Annie und Max Lander. Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit. Olle Lönnaeus, geboren 1957, wohnt in Lund und arbeitet seit über zwanzig Jahren beim «Sydsvenska Dagbladet». Der Journalist hat für seine investigativen Reportagen bereits mehrere Preise erhalten. Für seinen Debütroman «Das fremde Kind» wurde Lönnaeus 2009 von der Schwedischen Krimi-Akademie mit dem renommierten Preis für das beste schwedische Krimidebüt ausgezeichnet - so wie vor ihm Åke Edwardson und Håkan Nesser. KRISTINA OHLSSON, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismus-Expertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman Aschenputtel gelang ihr auf Anhieb der internationale Durchbruch als Thrillerautorin. VIVECA STEN, geboren 1959, war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWie feiert man im hohen Norden Weihnachten? Tanzt man um den Tannenbaum, fährt man Schlitten, genehmigt man sich ein Schlückchen Glögg? Nej, nej! In der norwegischen Einöde stapft ein alter Einsiedler wachsam durchs Gehölz. Nicht schon wieder soll ein Tannenbaum aus seinem Wald gestohlen werden, dafür wird er sorgen - notfalls mit roher Gewalt. In Oslo schmiedet eine böse Stiefmutter finstere Pläne, wie sie ihre schneeblinde Stieftochter loswerden kann, und im eisigen Stockholm gerät ein Kommissar bei einem Verhör gehörig ins Schwitzen. Von einem vorweihnachtlichen Betriebsausflug in die Schären wird eine Kollegin am Ende nicht zurückkehren, und die Tour durch das winterliche Bergslagen wird für zwei kriminelle Motorradrocker zur buchstäblich letzten gemeinsamen Reise. Vor der südschwedischen Küste wiederum fahren zwei Schwestern mit ihrem Vater ein letztes Mal zur See. Seine Asche haben sie in einer Plastiktüte vom Supermarkt dabei. Stellt sich die Frage: Wie ist der geliebte Papa eigentlich gestorben?

THOMAS ENGER, geboren 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte. Er arbeitete als Sportlehrer und als Online-Journalist, bevor er sich ganz dem Schriftstellerberuf widmete. Mit seiner Krimireihe um den Journalisten Henning Juul ist Enger in seinem Heimatland wie international äußerst erfolgreich. Der Autor lebt mit seiner Familie in Oslo. ÅKE EDWARDSON, geboren 1953, arbeitete als Journalist und unterrichtete an der Universität, ehe er sich dem Schreiben widmete. Er gehört zu den erfolgreichsten schwedischen Krimiautoren. Seine Bücher um Kommissar Erik Winter wurden vielfach ausgezeichnet und in über zwanzig Sprachen übersetzt. Michael Hjorth ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell. Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist einer der angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie «Die Brücke», die in über 170 Ländern ausgestrahlt wurde und zahlreiche Preise erhielt. Für die britische Fernsehserie «Marcella» wurde er mit dem British Screenwriters' Award in der Kategorie Best Crime Writing on Television ausgezeichnet. Als Teil des Autorenduos Hjorth & Rosenfeldt schrieb er acht Kriminalromane der Sebastian-Bergman-Reihe, die in 34 Ländern erscheint, sich weltweit über 4 Millionen mal verkauft hat - allein in Deutschland 2,5 Millionen mal - und die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird. Alle Bände befanden sich monatelang in den Top 10 der Spiegel-Bestsellerlisten, mit Band 6 gelang der Sprung auf Platz 1 sowohl auf der Spiegel-Hardcover- als auch der Taschenbuch-Liste. In seinem Heimatland Schweden ist Hans Rosenfeldt ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator.  Mons Kallentoft wurde 1968 in Linköping geboren. Nach einigen Jahren in Madrid ist er nun in sein Heimatland zurückgekehrt und lebt mit seiner Familie in Stockholm HANS KOPPEL wurde 1964 in Helsingborg geboren. Er hat lange als Journalist gearbeitet, bevor er sich gänzlich dem Verfassen von Romanen zuwandte. Koppel lebt heute mit seiner Familie in Stockholm. Die Thriller Entführt und Bedroht sind in deutscher Sprache im Heyne Verlag erschienen. Robert Kviby, geboren 1976, lebt in Stockholm. «Korrupt» ist sein erster Roman und Auftakt der Reihe um Annie und Max Lander. Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit. Olle Lönnaeus, geboren 1957, wohnt in Lund und arbeitet seit über zwanzig Jahren beim «Sydsvenska Dagbladet». Der Journalist hat für seine investigativen Reportagen bereits mehrere Preise erhalten. Für seinen Debütroman «Das fremde Kind» wurde Lönnaeus 2009 von der Schwedischen Krimi-Akademie mit dem renommierten Preis für das beste schwedische Krimidebüt ausgezeichnet - so wie vor ihm Åke Edwardson und Håkan Nesser. KRISTINA OHLSSON, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismus-Expertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman Aschenputtel gelang ihr auf Anhieb der internationale Durchbruch als Thrillerautorin. VIVECA STEN, geboren 1959, war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644216112
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum01.11.2013
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse723 Kbytes
Artikel-Nr.1298949
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Johan Theorin
Die letzte Reise

Aus dem Schwedischen von Kerstin Schöps



In der Dunkelheit hört er seine Atemzüge, keuchend und stockend.

In der Erinnerung sucht er nach seinem Namen: Vasa Malmsten.

In seinem Inneren steigt eine unsägliche Übelkeit in ihm hoch. Sein Kopf vibriert noch von den harten Schlägen gegen Ohren und Stirn. Sein Blick ist verschwommen, die Nase gebrochen.

Vasa will sich übergeben, aber er spürt die Lederweste, die an seinen Schultern spannt, und erinnert sich daran, wie kostbar sie ist. Die Kutte muss sauber bleiben. Darum reißt er sich zusammen.

Wer hat ihn so zusammengeschlagen, bevor er ohnmächtig wurde? Das war er selbst gewesen. Sein Körper, fast hundert Kilo schwer, ist wie ein Gummiball zwischen dem Dach und den Seitentüren hin und her geflogen.

Vasa versucht, seinen Blick scharf zu stellen. Vor ihm ist eine gesprungene Windschutzscheibe. Ein verbogenes Lenkrad drückt ihm gegen die Brust, und seine Schultern werden gegen einen weichen Sitz gepresst.

Ein Auto. Er ist in einem Autowrack gefangen, das genauso lädiert ist wie er.

Es ist dunkel und kalt, der Motor läuft nicht.

Er ist nicht allein, neben ihm sitzt jemand auf dem Beifahrersitz. Ein lebloser Körper, der vornübergesunken im Sicherheitsgurt hängt.

Vasa streckt den Rücken durch, versucht, einen klaren Kopf zu bekommen.

In diesem Moment gerät der Wagen ins Schwanken. Das Blech knirscht.

Das Auto muss abgestürzt, aber noch nicht auf dem Boden aufgeschlagen sein, begreift Vasa. Es hängt mitten im Nichts und schaukelt in der Dunkelheit hin und her.

Er hält den Atem an und verkrampft sich - alles, was frei in der Luft hängt, muss früher oder später herunterfallen.

Aber nichts geschieht. Das Auto scheint sich an etwas festzuklammern.

Vasa atmet vorsichtig aus, er blinzelt. Was ist geschehen? Heute Morgen war noch alles in Ordnung, es war ein sonniger Tag, und er war mit seinem besten Kumpel unterwegs. Seinem einzigen Kumpel.


Vasa erinnert sich genau, wie Drake am Morgen aussah: stark und unerschütterlich. Pralle Muskeln, gerader, breiter Rücken, lange, geschmeidige Schritte. Drake bewegte sich wie ein Panther auf zwei Beinen, als sie den Parkplatz des Hotels überquerten. Vasa brauchte nur neben ihm zu gehen und spürte, wie diese unglaubliche Energie auf ihn überging.

Sie waren wie zwei Streitwagen, Vasa und Drake, unverwundbar. Als wären sie von einem unsichtbaren Schutzschild umgeben. Aus Panzerglas, ohne Riss, ohne Loch.

Vasa mochte dieses Gefühl. Bevor sie sich als Hangarounds bei den Brüdern kennenlernten, hatte er sich seinen eigenen Schutzpanzer gegen die Welt aufgebaut. Aber seit er mit Patrik Drake unterwegs war, wurde der Panzer immer dicker und stärker. Niemand konnte ein Loch hineinschlagen.

Vasa und Drake waren aus Stockholm nach Örebro gekommen und würden ein paar Tage in der Gegend bleiben. Eine kurze Geschäftsreise, wie immer. Sie fuhren einen anonymen Datsun, keine Motorräder. Ihre Kutten hatten sie dabei, aber die waren im Kofferraum verstaut.

Am Abend ihrer Anreise waren sie ein Steak essen gegangen und danach im Fitnessraum des Hotels Eisen fressen. Vasa hatte beim Bankdrücken hundertdreißig Kilo gestemmt. Drake hatte ihn beobachtet und gesagt, er würde mehr schaffen. Und das tat er auch, hundertfünfzig Kilo mit geschwollenen Adern. Daraufhin hängte sich Vasa das Doppelte auf die Beinpresse, um es ihm zu zeigen. Er grinste Drake an, und sie gaben sich ein High Five.

Gegen halb elf gingen sie zu Bett. Um sieben standen sie auf. Zeit zu arbeiten.

Viertel nach acht fuhr Drake vom Hotelparkplatz, Vasa saß auf dem Beifahrersitz. Er schielte zu Drake hinüber, aber sein Partner starrte stumm geradeaus auf die Straße.

So war Drake, verschlossen. Er ließ seine Blicke sprechen. Wenn er jemandem seinen Willen aufzwingen wollte, starrte er ihn einfach in Grund und Boden, bis er sein Ziel erreicht hatte. Dieses Talent hätte Vasa auch gern gehabt.


Vasa zieht die Nase hoch, es tut unglaublich weh. Warmes Blut läuft ihm die Kehle hinunter.

Er tastet nach dem Hebel und schaltet die Scheinwerfer ein. Doch nichts geschieht.

Er dreht den Kopf nach rechts; neben ihm sitzt ein Mann. Eine männliche Leiche mit einem zerrissenen, blutgetränkten Pullover.

Vasa erinnert sich wieder, er war dabei, als der Mann starb.

Dann dreht er den Kopf nach links und schaut aus dem Fenster. Tief unter ihm sieht er eine glitzernde Wasseroberfläche. Wie ein großer Brunnen.

Nein, es ist kein Brunnen. Direkt neben der Beifahrertür erhebt sich eine Steilwand, uneben und von glänzendem Eisenerz durchzogen.

Er befindet sich in einem stillgelegten Steinbruch, dessen Wände fast senkrecht in die Tiefe stürzen.

Jetzt erinnert Vasa sich wieder.

Der Steinbruch sollte alle ihre Probleme lösen.

Plötzlich geht ein schwaches Licht im Wageninneren an. Vasa sieht sich vorsichtig um, die Lichtquelle befindet sich im Fußraum unterm Steuer. Sein Handy liegt dort. Das Display leuchtet und taucht den Innenraum in einen weißen Schimmer.

Er streckt den Arm aus und greift nach dem Handy. Der Akku ist fast leer, das Batteriesymbol ist rot.

Er geht ran. «Hallo?»

Eine ruhige Stimme antwortet: «Du lebst also noch.»

Vasa schluckt Blut. Er kennt die Stimme.


Vasa erinnert sich an die Autofahrt mit Drake. Eine angenehme Geschäftsreise.

Am Anfang drehten sie ihre Runden durch Örebro. Vasa kannte die Stadt gut, seine Großmutter hatte dort gelebt, er selbst war in einem Ort nur etwa 50 Kilometer nördlich davon aufgewachsen. Als Kind hatte er in den Wäldern gespielt, zwischen den Felsen und stillgelegten Steinbrüchen. Und hatte sich die ganze Zeit gewünscht, weit weg zu sein.

Jetzt war alles anders. Er war erwachsen und von Panzerglas umgeben, und er hatte Drake.

Und Vasa fuhr nicht nach Hause, er kam nur zurück. Die Brüder hatten ihm dieses Gebiet zugeteilt, weil er sich hier auskannte.

Drake und er hatten den ganzen Vormittag Restaurants abgeklappert. Ihr Ziel waren die Kneipen und Pizzerien, sie suchten die Ängstlichen und Schutzlosen auf.

Vasa und Drake verkauften eine Art Schutz. Jeder Termin lief gleich ab: Sie betraten mit den Kutten bekleidet das Lokal und setzten sich hin. Wenn der Besitzer aus der Küche kam, sagten sie kein Wort, sondern starrten ihn nur an.

Vasa betrachtete Drakes Profil, unerschütterlich wie ein Fels. Der kahlgeschorene Schädel, sein muskulöser Körper, seine tätowierten Arme. Vollkommen, das war das richtige Wort für ihn. Drake war vollkommen.

Der Besitzer stand mit nervösem Blick an der Kasse hinterm Tresen, kam aber nach einer Weile zu ihnen. In der Hand hielt er einen Umschlag. Den legte er wortlos vor Vasa und Drake auf den Tisch, um sich danach so schnell wie möglich wieder zurückzuziehen.

Sie bedankten sich nicht, sondern standen einfach auf und gingen. Das war ihre Art, danke zu sagen.


«Ja, ich lebe», antwortet Vasa mit leiser Stimme. «Aber meine Nase ist gebrochen.»

«Das kann man hören, Kumpel», sagt Drake. «Du klingst verrotzt.»

Vasa drückt die Stirn gegen die Fensterscheibe und versucht, die Kante des Steinbruchs auszumachen. Steht Drake da oben? Aber es ist alles dunkel. Darum fährt er fort: «Ich ... hab keinen blassen Schimmer, was passiert ist.»

«Du bist am Lenkrad hängengeblieben. Kannst du dich nicht erinnern?»

Vasa schweigt, er erinnert sich nicht.

«Und dann bist du mit dem Wagen über die Kante gestürzt», sagt Drake. «Aber du hattest verdammtes Glück, die Karre ist an dem Felsvorsprung hängengeblieben. Die rechte Seite hat sich da verhakt, und das Heck hängt links auf einer Kiefer drauf.»

Vasa hört schweigend zu. Dann dreht er den Kopf nach hinten und sieht die Kiefernzweige, die gegen die Heckscheibe drücken. Der Baum wächst aus dem Felsen heraus, seine Wurzeln klammern sich in den Spalten fest. Wie stark sind solche Wurzeln eigentlich?

Vorsichtig bewegt er sich auf seinem Sitz, bloß keine ruckartigen Bewegungen machen, die den Wagen erschüttern.

Ganz langsam lehnt er sich über die Leiche auf dem Beifahrersitz, legt seine Wange an die Fensterscheibe und sieht nach oben. Die Wand des Steinbruchs geht zwar nicht senkrecht steil nach oben, aber sie ist glatt wie gegossener Zement. Er kann da unmöglich hinaufklettern.

Der Wagen ist eingeklemmt zwischen einem Baumstamm und einem Felsvorsprung - aber wie lange noch?

Er hebt das Handy wieder ans Ohr. «Drake? Sieht es stabil aus?»

«Geht so.»


Die acht Lokale an diesem Vormittag brachten zusammen einen Verdienst von fast fünfzigtausend Kronen ein. Das Geld verschwand im Futter von Drakes Kutte.

Nach den Restaurantbesuchen nahmen sie den Wagen und fuhren aus der Stadt raus, Richtung Närkeslätten. Zur Crystal-Küche.

Die lag auf einem einsamen Hof hinter einem Bretterzaun, ein paar Kilometer außerhalb der Stadt. Der Hof bestand aus einem heruntergekommenen Wohnhaus, einer rot gestrichenen Scheune mit schiefem Dach und einem kleinen Schuppen, der Küche, aus der es nach Ammoniak stank.

Der Koch kam ihnen entgegen und entblößte lächelnd eine Reihe brauner Zähne. Er führte sie ins Haus und reichte ihnen eine Blechkiste mit kleinen Plastiktüten. Gefüllt mit bräunlich weißen Kristallen - Crank.

Vasa öffnete eine der Tüten, um die Qualität zu prüfen. Ihm stieg sofort der ganz besondere Geruch in die Nase. Es roch nach Katzenpisse, fand er.

Als sie Kinder waren, hatten Vasa und seine...
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Autor

THOMAS ENGER, geboren 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte. Er arbeitete als Sportlehrer und als Online-Journalist, bevor er sich ganz dem Schriftstellerberuf widmete. Mit seiner Krimireihe um den Journalisten Henning Juul ist Enger in seinem Heimatland wie international äußerst erfolgreich. Der Autor lebt mit seiner Familie in Oslo.ÅKE EDWARDSON, geboren 1953, arbeitete als Journalist und unterrichtete an der Universität, ehe er sich dem Schreiben widmete. Er gehört zu den erfolgreichsten schwedischen Krimiautoren. Seine Bücher um Kommissar Erik Winter wurden vielfach ausgezeichnet und in über zwanzig Sprachen übersetzt.Michael Hjorth ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist einer der angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie «Die Brücke», die in über 170 Ländern ausgestrahlt wurde und zahlreiche Preise erhielt. Für die britische Fernsehserie «Marcella» wurde er mit dem British Screenwriters' Award in der Kategorie Best Crime Writing on Television ausgezeichnet. Als Teil des Autorenduos Hjorth & Rosenfeldt schrieb er acht Kriminalromane der Sebastian-Bergman-Reihe, die in 34 Ländern erscheint, sich weltweit über 4 Millionen mal verkauft hat - allein in Deutschland 2,5 Millionen mal - und die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird. Alle Bände befanden sich monatelang in den Top 10 der Spiegel-Bestsellerlisten, mit Band 6 gelang der Sprung auf Platz 1 sowohl auf der Spiegel-Hardcover- als auch der Taschenbuch-Liste. In seinem Heimatland Schweden ist Hans Rosenfeldt ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator. Mons Kallentoft wurde 1968 in Linköping geboren. Nach einigen Jahren in Madrid ist er nun in sein Heimatland zurückgekehrt und lebt mit seiner Familie in StockholmHANS KOPPEL wurde 1964 in Helsingborg geboren. Er hat lange als Journalist gearbeitet, bevor er sich gänzlich dem Verfassen von Romanen zuwandte. Koppel lebt heute mit seiner Familie in Stockholm. Die Thriller Entführt und Bedroht sind in deutscher Sprache im Heyne Verlag erschienen.Robert Kviby, geboren 1976, lebt in Stockholm. «Korrupt» ist sein erster Roman und Auftakt der Reihe um Annie und Max Lander.Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.Olle Lönnaeus, geboren 1957, wohnt in Lund und arbeitet seit über zwanzig Jahren beim «Sydsvenska Dagbladet». Der Journalist hat für seine investigativen Reportagen bereits mehrere Preise erhalten. Für seinen Debütroman «Das fremde Kind» wurde Lönnaeus 2009 von der Schwedischen Krimi-Akademie mit dem renommierten Preis für das beste schwedische Krimidebüt ausgezeichnet - so wie vor ihm Åke Edwardson und Håkan Nesser.KRISTINA OHLSSON, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismus-Expertin bei der OSZE in Wien.Mit ihrem Debütroman Aschenputtel gelang ihr auf Anhieb der internationale Durchbruch als Thrillerautorin.VIVECA STEN, geboren 1959, war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt.