Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Singen können die alle!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am20.12.2013Auflage
Marius Jung, schwarzer Comedian und Musiker, erklärt, wo die Fettnäpfchen stehen im Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe. Auch wenn es nur nett gemeint ist wie zum Beispiel 'Singen können die alle' (und ebenso Tanzen, Vögeln und andere Sportarten). Mit gekonntem Witz und anhand persönlicher Erlebnisse packt Marius Jung die Hellhäutigen bei ihrer Befangenheit - ohne den gefürchteten Zeigefinger.

Marius Jung erblickte das Licht der Welt im Jahre 1965. Er ist ein klassisches Besatzungskind. Schon früh ging er auf die Bühne. Passend zu seiner Hautfarbe spielte er jedes Jahr im Dezember den Balthasar, also den schwarzen der drei heiligen Könige. Ebenfalls passend zu seiner Hautfarbe konnte er singen - und da sich in der Nähe seines Heimatorts keine Baumwollfelder befanden, hatte er Zeit, im örtlichen Chor mitzuwirken. Als Jugendlicher widmete er sich intensiver dem Theaterfach und stellte fest, dass das Rollenangebot für schwarze Schauspieler überschaubar ist. In der Regel konnte und kann er wählen zwischen Kleindealer, Kleindealer und Kleindealer. Trotzdem machte er das Bühnenfach zu seinem Beruf. Um sich tatsächlich mit all seinen Talenten auszuleben, ging er in die Kleinkunst, denn in eigenen Programmen kann er jede Rolle spielen und singen, die er für sich schreibt. Durch seine Arbeit als Kabarettist sowie als Coach für Bühnenkollegen wie Bastian Pastewka, Bernhard Hoecker und viele andere lernte er viel über menschliche Verhaltensmuster. Mit Hingabe setzt er sich mit seiner eigenen Geschichte sowie dem Miteinander verschiedener Kulturen auseinander. Nun war es an der Zeit, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben: Singen können die Alle.
mehr

Produkt

KlappentextMarius Jung, schwarzer Comedian und Musiker, erklärt, wo die Fettnäpfchen stehen im Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe. Auch wenn es nur nett gemeint ist wie zum Beispiel 'Singen können die alle' (und ebenso Tanzen, Vögeln und andere Sportarten). Mit gekonntem Witz und anhand persönlicher Erlebnisse packt Marius Jung die Hellhäutigen bei ihrer Befangenheit - ohne den gefürchteten Zeigefinger.

Marius Jung erblickte das Licht der Welt im Jahre 1965. Er ist ein klassisches Besatzungskind. Schon früh ging er auf die Bühne. Passend zu seiner Hautfarbe spielte er jedes Jahr im Dezember den Balthasar, also den schwarzen der drei heiligen Könige. Ebenfalls passend zu seiner Hautfarbe konnte er singen - und da sich in der Nähe seines Heimatorts keine Baumwollfelder befanden, hatte er Zeit, im örtlichen Chor mitzuwirken. Als Jugendlicher widmete er sich intensiver dem Theaterfach und stellte fest, dass das Rollenangebot für schwarze Schauspieler überschaubar ist. In der Regel konnte und kann er wählen zwischen Kleindealer, Kleindealer und Kleindealer. Trotzdem machte er das Bühnenfach zu seinem Beruf. Um sich tatsächlich mit all seinen Talenten auszuleben, ging er in die Kleinkunst, denn in eigenen Programmen kann er jede Rolle spielen und singen, die er für sich schreibt. Durch seine Arbeit als Kabarettist sowie als Coach für Bühnenkollegen wie Bastian Pastewka, Bernhard Hoecker und viele andere lernte er viel über menschliche Verhaltensmuster. Mit Hingabe setzt er sich mit seiner eigenen Geschichte sowie dem Miteinander verschiedener Kulturen auseinander. Nun war es an der Zeit, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben: Singen können die Alle.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646925913
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum20.12.2013
AuflageAuflage
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8317 Kbytes
Artikel-Nr.1310797
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3. Neger und Gespräche
 

Besuch im Krankenhaus:

Es gibt einen guten Grund dafür, dass ich kein Arzt geworden bin. Das viele Geld und das gesellschaftliche Ansehen haben mich noch am wenigsten geschreckt, auch eine unleserliche Sauklaue, wie man sie meist auf den Rezepten findet, hätte ich mit links hinbekommen, aber neben der Abinote stand vor allem ein Hindernis unüberwindbar zwischen mir und einem Medizinstudium: Ich mag keine Krankenhäuser.

Der Geruch von Desinfektionsmitteln gibt mir keinen Kick, und die meist kühle Atmosphäre bedrückt mich. Die Patienten wirken oft krank, und das Personal ist nicht halb so attraktiv wie in Emergency Room.

Deshalb bringe ich gerne bunte Blumen mit, um den Räumen zumindest etwas Farbe zu verleihen. Bei meinem letzten Besuch in der chirurgischen Station musste ich allerdings feststellen, dass ich mir den Strauß Sonnenblumen auch hätte sparen können. Mein Erscheinen allein genügte, um ein bisschen Kirmesstimmung zu verbreiten.

Die liebe Freundin, die ich aufsuchen wollte, Petra, hatte sich das Bein gebrochen, und zwar so unglücklich und spontan, dass sie es nicht hingekriegt hatte, vor dem Hinfallen noch in die private Krankenkasse zu wechseln. Sie weilte also in einem vollbelegtem Dreibettzimmer, und als ich durch die Tür trat, begrüßte sie mich mit leisem Schnarchen.

Meine gute Kinderstube verlangte natürlich, die Schlafende nicht zu wecken und stattdessen die übrigen, sowohl wachen als auch wachsamen Anwesenden zu begrüßen. Es handelte sich um zwei ältere Damen, die aufrecht wie zwei hungrige Vampire kurz nach Sonnenuntergang in ihren Betten saßen, sobald sie meiner gewahr wurden. Misstrauisch schauten sie in meine Richtung und würdigten mein »Guten Tag« mit keinem Wort. Sie tauschten Blicke - und begutachteten mich erneut.

Aufgrund meiner Kleidung - Jeans und Kapuzen-Shirt - schätzten sie blitzschnell ein, dass ich trotz meiner Service-Hautfarbe weder zum Personal gehörte noch essbar war. Große Enttäuschung, gepaart mit noch größerer Ratlosigkeit spiegelte sich hinter vier dicken Brillengläsern. In Ermangelung einer weißen Flagge winkte ich den Greisinnen mit dem Blumenstrauß zu, um mich auf diese Weise als harmloser Besucher auszuweisen.

Sie starrten mich weiter an, wortlos. Nun, ich erkenne ein gespanntes Publikum, wenn ich auf dem Präsentierteller stehe, also versuchte ich es mit einer lockeren Standarderöffnung: »Hallo, die Damen!«

Das Eis war gebrochen. Zwar sparten die Ladys mit Applaus, aber immerhin horchte die eine von ihnen mit lauter Stimme nach: »Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?« Mit jedem Wort, das sie sprach, schwoll ihre Stimme an, als sie bei »helfen« angelangt war, klang sie wie eine Sirene, und Petra wachte auf. Meine Freundin sah mich erschrocken an, ich zuckte hilflos mit den Schultern. Ich wusste auch nicht, weshalb ihre Zimmergenossin den Fliegeralarm imitierte.

War sie etwa sauer auf mich? Hätte ich ihr auch Blumen mitbringen sollen? Hätte ich mich mit einer solideren Entwarnung vorstellen sollen, etwa so: »Ich grüße Sie und versichere Ihnen, dass keine Gefahr von mir ausgeht. Ich möchte lediglich Ihre Zimmernachbarin besuchen.«

Aber mir wurde schnell klar, dass das Golden Girl nicht böse auf mich war. Sie sorgte sich schlicht, dass der Neger ihre Worte nicht verstehen könnte und bediente sich deshalb ihrer ganz eigenen Laut-Sprache.

Ebenfalls alarmiert, schaltete sich nun die andere Dame ein. Sie wollte beruhigen, was aber schon an ihrer fast ebenso schrillen Stimme scheiterte:

»Ich glaube, der Mann spricht unsere Sprache.«

Ich war erleichtert: Es schien sie nicht zu stören, dass ich im Raum war, während sie über mich sprach.

»Dem ist wohl so«, bestätigte ich, leicht pikiert über den fehlenden Respekt. »Mensch, der spricht ja richtig gut Deutsch«, bemerkte die Lautsprecherin, sah aber leider davon ab, mir zur Belohnung eine Erdnuss hinzuwerfen.

Ich fand mich damit ab, dass ich den Aufstieg vom Gesprächsthema zum Gesprächsteilnehmer nicht ge-schafft hatte, und langte auf Petras Nachttisch nach koffeinfreiem Kaffee und zuckerfreien Keksen. Meine höfliche Frage: »Darf ich Ihnen etwas anbieten?« dürfte man auch im übernächsten Zimmer gehört haben. Wusste ich denn, ob die alten Damen Zimmerlautstärke verstanden?

Jedenfalls erwiesen sie sich als erstaunlich gelenkig. Nachdem sie beide einen synchronen Satz in die Höhe vollführt hatten, drehten sie sich beleidigt zur Wandseite, weg von mir, dem guten Koffeinfreien und dem Keksersatz. Petra musste grinsen, und als ich ihr mit ernster Miene mitteilte: »Hallo Petra, ich habe zwar heute keinen Dienst, aber ich dachte, ich schau einfach mal bei dir rein und gucke, dass die Kollegen auch den Gips richtig angelegt haben«, da war mir, als schwiegen die beiden Seniorinnen so still und andächtig, wie sie es sonst nur sind, wenn die Sachsenklinik im Fernsehen läuft. Ich lächelte gütig, während Petra mir einen Vogel zeigte. Ruhe ist das Wichtigste für Genesende. Und für Besucher. Um das zu wissen, muss man kein Arzt sein.
ÜBUNG 1 KONVERSATION MIT DEM NEGER
Nach der Lektüre dieser kleinen Anekdote ist Ihnen hoffentlich bewusst geworden, dass im Umgang mit Negern überall Gefahren lauern - nicht nur im Krankenhaus. Ganz wichtig ist es aber nun, nicht einfach davonzulaufen, wenn Sie des schwarzen Mannes ansichtig werden, sondern sich ihm mutig und völkerverständigend entgegenzustellen. Hier lernen Sie, wie - und wie besser nicht.

Im ersten Übungsteil wollen wir die Grundlagen der Begrüßung und des Gesprächs mit Negern erlernen oder verbessern. Zunächst sei festgehalten: Falls der Neger unserer Sprache nicht mächtig ist, nutzt es nichts, lauter zu sprechen. Durch lautes Sprechen wird das Verständnis fremder Vokabeln nicht erhöht. Würde dieses Prinzip funktionieren, müssten wir zwar keine Fremdsprachen erlernen, aber es wäre unangenehm laut auf dieser Welt, und das Leben gliche einer ewigen Techno-Party ohne Drogen, wäre also vergeudet.

AUSNAHME Lautes Sprechen erhöht dann die Verständlichkeit, wenn Ihr Gegenüber schlecht hört. Insbesondere bei betagten Negern (z.B. Onkel Tom, Roberto Blanco) kann dies vorkommen.

Kommen wir also zunächst zur klassischen Begrüßung:

»Hallo, mein Name ist ... Wie heißen Sie?«

oder auch förmlicher:

»Guten Tag, mein Name ist ...«

WICHTIG Hier besteht kein Unterschied zur Begrüßung von Weißen. Auch der Neger kennt das Konzept von Tag und Nacht und freut sich, wenn man ihm einen guten Tag wünscht, in den er dann sorglos hineinleben kann.

ACHTUNG, FALLE! Begrüßungsformeln wie »Was wollen Sie hier?« (bei gleichzeitigem In-Sicherheit-Bringen von Portemonnaie und Wertsachen) oder »Die Putzmaterialien stehen im Besenschrank« können das Gespräch von Anfang an belasten.

Sprechen Sie nun die Begrüßungsformel nach und setzen Sie dabei Ihren Namen ein.

Und schon ist ein natürlicher Gesprächeinstieg geschafft.

Bemerken sie ein Unverständnis auf der Gegenseite, hilft eine Frage:

»Sprechen Sie Deutsch?«

TIPP: Vermeiden Sie Formulierungen wie: »Sprechen Sie etwa kein Deutsch?«

Diese Frage nimmt dem Gespräch die Freundlichkeit.

Sollten Sie anderer Sprachen mächtig sein, können Sie das Gespräch auch frisch und kosmopolitisch angehen, indem Sie die Kenntnis dieser anderen Sprachen abfragen. Hier ein paar Beispiele:

»Do you speak English?«

oder auch

»Parlez-vous français?«

Oder ganz weltoffen

»Uga Uga?«

Haben Sie alle Sprachen abgefragt und nur Schulterzucken geerntet, helfen nur noch Zeichensprache oder das Malen von Bildern. Sollten weder Stift noch Papier (bzw. nach Schiffbruch, Flugzeugabsturz etc. Sandstrand und Stock) vorhanden sein, kann das Gespräch bereits hier etwas ins Stocken geraten. Überbrücken Sie die Situation mit dem Darreichen von Speisen und Getränken. Das zeigt Ihre Gastfreundlichkeit. Auf Partys kann man gut einen starken Drink und ein paar Cocktailwürstchen reichen. Die Kombination passt immer. Es sei denn, der farbige Mitbürger ist Moslem.

Nehmen wir jetzt an, Sie sprechen dieselbe Sprache. Nach der Begrüßung gilt es, das Gespräch in Gang zu bringen. Suchen Sie ein naheliegendes Thema. Das kann sich beispielsweise durch den Ort ergeben, an dem Sie sich treffen. Fahren Sie mit der Straßenbahn oder sitzen Sie im Flugzeug, ist die Frage nach dem Reiseziel eine gute Wahl. Unnötig zu erwähnen, das sich je nach Transportmittel einige Fragen als obsolet erweisen (»Fliegen Sie auch nach Mallorca?«)? Aber wenn Sie im ÖPNV darauf verzichten können, den ältesten Kalauer der Welt loszulassen (»Fahren Sie schwarz?«), kommen ganz natürlich viele spannende Fragen auf:

»Was machen Sie in ...?«

»Waren Sie schon mal da?«

»Sind Sie das erste Mal raus aus dem Busch?«

ACHTUNG, FALLE! Formulierungen wie »aus dem Busch« wirken eher negativ.

Besser: »Ach ja, in Deutsch-Südwestafrika soll man ja herrlich Großwild jagen können, da darf man noch einfach draufballern, ohne Waffenschein.«

Noch besser: «Ah, Namibia! Da gibt es ja noch viel zu tun, abgesehen von Safaris, meine ich ...«

Wenn Menschen aufgrund ihres Aussehens offensichtlich einer anderen Ethnie zugeordnet werden können, ist die erste Frage oft die nach der Herkunft. Der Gedanke ist legitim, wird aber gerne von der Angst begleitet, den anderen auf sein Aussehen zu reduzieren. Deshalb:

TIPP: Vermeiden Sie am Anfang des Gesprächs Fragen nach der Herkunft Ihres farbigen Gegenübers. Streuen Sie diese Frage einfach zu einem späteren...

mehr

Autor

Marius Jung erblickte das Licht der Welt im Jahre 1965. Er ist ein klassisches Besatzungskind. Schon früh ging er auf die Bühne. Passend zu seiner Hautfarbe spielte er jedes Jahr im Dezember den Balthasar, also den schwarzen der drei heiligen Könige. Ebenfalls passend zu seiner Hautfarbe konnte er singen - und da sich in der Nähe seines Heimatorts keine Baumwollfelder befanden, hatte er Zeit, im örtlichen Chor mitzuwirken.Als Jugendlicher widmete er sich intensiver dem Theaterfach und stellte fest, dass das Rollenangebot für schwarze Schauspieler überschaubar ist. In der Regel konnte und kann er wählen zwischen Kleindealer, Kleindealer und Kleindealer. Trotzdem machte er das Bühnenfach zu seinem Beruf.Um sich tatsächlich mit all seinen Talenten auszuleben, ging er in die Kleinkunst, denn in eigenen Programmen kann er jede Rolle spielen und singen, die er für sich schreibt.Durch seine Arbeit als Kabarettist sowie als Coach für Bühnenkollegen wie Bastian Pastewka, Bernhard Hoecker und viele andere lernte er viel über menschliche Verhaltensmuster. Mit Hingabe setzt er sich mit seiner eigenen Geschichte sowie dem Miteinander verschiedener Kulturen auseinander.Nun war es an der Zeit, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben: Singen können die Alle.