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Mit zwei Pampelmusen auf den Himalaya

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.01.2014
Wo bleibt denn nun der blöde Storch?
Lisa ist ein Glückspilz. Die leicht chaotische Fotografin hat ein florierendes Studio in Hamburg, zwei tolle beste Freundinnen, und sie ist mit ihrer großen Liebe Bob verheiratet. Fehlt nur noch eins zum großen Glück: ein Baby. Aber das klappt einfach nicht. Lisa klemmt sich hinter das Projekt - der Himalaya ist ja auch bezwungen worden! Doch irgendwann verliert sie dabei Bob aus den Augen, und als er ihr eines Tages wegläuft, muss sie einsehen, dass im Leben nicht immer alles glattläuft ...

Tina Wolf stand fünfzehn Jahre für verschiedene TV-Sender vor und hinter der Kamera. Parallel dazu fing sie an, erfolgreich Bücher zu schreiben. Tina Wolf lebt mit ihrem Mann, Sohn und Hund in Hamburg. Ihre Freizeit verbringt sie aber am liebsten an der Nordsee.
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Produkt

KlappentextWo bleibt denn nun der blöde Storch?
Lisa ist ein Glückspilz. Die leicht chaotische Fotografin hat ein florierendes Studio in Hamburg, zwei tolle beste Freundinnen, und sie ist mit ihrer großen Liebe Bob verheiratet. Fehlt nur noch eins zum großen Glück: ein Baby. Aber das klappt einfach nicht. Lisa klemmt sich hinter das Projekt - der Himalaya ist ja auch bezwungen worden! Doch irgendwann verliert sie dabei Bob aus den Augen, und als er ihr eines Tages wegläuft, muss sie einsehen, dass im Leben nicht immer alles glattläuft ...

Tina Wolf stand fünfzehn Jahre für verschiedene TV-Sender vor und hinter der Kamera. Parallel dazu fing sie an, erfolgreich Bücher zu schreiben. Tina Wolf lebt mit ihrem Mann, Sohn und Hund in Hamburg. Ihre Freizeit verbringt sie aber am liebsten an der Nordsee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641117856
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.01.2014
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1464 Kbytes
Artikel-Nr.1329824
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2. Kapitel

Zwei Jahre bevor wir unseren Bergführer kennenlernen durften, wachte ich eines Morgens völlig verwirrt auf. Ich hatte einen seltsamen Traum gehabt. Es war ein Samstag Ende Mai. Ich erinnere mich noch ganz genau.

Ich war im Traum an einem Ort gewesen, an dem man Babys bekam. Allerdings nicht im herkömmlichen Sinne. Es war eine Art Supermarkt. Es gab eine lange Warteschlange, und in der stand ich. Überall waren Frauen, die bereits ihre fröhlich glucksenden Babys erhalten hatten, sie auf dem Arm hin und her schaukelten, lachten und sich freudestrahlend an mir vorbei auf den Weg nach Hause zu ihren himmelblau und rosa ausgestatteten Kinderzimmern machten. Als ich endlich dran war, blickte mich ein Mann in einem Arztkittel mit langem weißem Bart über den Rand seiner Brille prüfend an und sagte: »Es gibt leider keine mehr, gute Frau. Sie sind zu spät!« Dann schloss er die Flügeltüren eines großen Tores, welche sich wie aus dem Nichts plötzlich zwischen uns schoben. Er rief mir noch zu: »Da hätten Sie früher kommen müssen!« Mit diesen Worten fiel das Tor laut, schwer und endgültig ins Schloss.

Ich wachte ruckartig auf.

Es war ein sonniger Morgen. Aber daran lag es nicht, dass ich schweißgebadet neben Bob aufschreckte.

»Alles okay?«, fragte Bob mich mit kleinen, verschlafenen Augen. Ich nickte. Bob drehte sich wieder auf die Seite.

»Glaube ich zumindest«, murmelte ich mehr zu mir selbst, völlig benommen von dem Traum.

Was war das denn bitte, überlegte ich. Ich hatte schon lange Lust auf Kinder, irgendwie, irgendwann, nicht konkret, aber eben hin und wieder mal. Aber bisher nahm ich die Pille und hatte noch nie das Gefühl von Torschlusspanik verspürt. Komisch, was man sich manchmal so zusammenträumte.

Ich sah mich um und vergewisserte mich, dass ich wirklich wach war. Ja, das hier war unser Schlafzimmer. Die hellgrauen Wände. Die schwarz gerahmten Bilder, die auf der alten Kommode meiner Großmutter standen und seit vier Jahren auf ein paar Nägel warteten. Daneben die unterschiedlich großen, dicken cremeweißen Kerzen, die wir noch nie angezündet hatten. Unsere dunkelgrauen Vorhänge, die bis zum Holzfußboden herunterhingen und mich daran erinnerten, dass sie gern mal wieder gewaschen werden wollten. Und der weiße Designer-Stuhl neben der Tür, den ich durch einen Deal mit meiner Freundin Kiki für ein Zeitschriften-Abo bekommen hatte und von dem man im Grunde nie etwas sah, da sich darauf stets ein Haufen Klamotten türmte. Ich sah nach oben, wo nach wie vor eine blanke Glühbirne in der Fassung hing, seitdem Loretta, unser spanischer Putzteufel, auf die Idee gekommen war, die Deckenleuchte mit dem Staubsauger zu behandeln. Seitdem staubte unsere mühsam zusammengefrickelte »IQ-Lampe« auf dem Kleiderschrank ein. An besagter Lampe wäre unsere Ehe beinahe gescheitert, weil sie bei der Lieferung flach und nicht rund gewesen war und aus zig Teilen bestanden hatte, die sich einfach nicht zu einer Kugel zusammenbauen lassen wollten.

Ich rutschte wieder unter die Decke und schloss die Augen. So richtig fit war ich doch noch nicht.

Wie viele Male war ich damals an dem Geschäft in einem meiner Lieblingsstadtteile Sternschanze vorbeigegangen und hatte mir die Lampe im Schaufenster sehnsüchtig angesehen? Den Preis allerdings auch, und den weniger sehnsüchtig. Dann hatte ich sie mir schließlich zum Geburtstag gewünscht. Bob war nämlich von der Sorte Mann, der man besser genau sagt, was man sich wünscht. Sonst kann es passieren, dass man rosa gehäkelte Topflappen bekommt.

Eine Überraschung war es also nicht gewesen, als er mir vor knapp drei Jahren an meinem 34. ein flaches, rechteckiges Päckchen auf die Bettdecke legte, neben ein Tablett, auf dem ein Herz aus Teelichtern brannte und ein Latte macchiato samt Zucker und Zimt stand. Gefreut hatte ich mich trotzdem wie ein kleines Kind! Ich weiß es noch genau: Wie wir uns nach dem Frühstück im Wohnzimmer auf den weichen Flokati gesetzt und angefangen hatten, die Lampe zusammenzubauen. Und da fing das Problem an. Ich bin die geborene Chaotin und dazu leider auch noch Gegnerin jeder Gebrauchsanweisung. Zum einen dauert es mir viel zu lange, alles durchzulesen, zum anderen bin ich zugegebenerweise etwas faul und immer der Meinung, die Dinge müssen so sein, dass sie sich von allein erklären. Daher versuche ich es meist einfach so. Und merke dann schnell, dass es einfach so nicht geht. Das will ich mir allerdings in der Regel nicht anmerken lassen.

Solange ich allein war und etwas Neues ausprobierte, von dem ich keine Ahnung hatte, war alles in Ordnung. Nun saß mir aber damals an diesem eigentlich ganz schönen, sonnigen Augusttag ein braun gebrannter Analytiker in Bermuda und Poloshirt gegenüber, der alles erst mal in Ruhe durchlas, bevor er überhaupt etwas in die Hand nahm. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mehrere der unzähligen weißen Plastikpuzzleteile zusammengesteckt und gedacht, ich wäre auf dem richtigen Weg.

Dem war aber nicht so, wie mir der Analytiker nach gründlichem Studieren des Beipackzettels zu verstehen gab. »Die Lampe heißt ja nicht ohne Grund IQ«, meinte er, schnappte sich die zusammengesteckten Teile, an denen ich zwanzig Minuten gesessen hatte, und nahm alles wieder auseinander. Okay, zugegeben, »alles« waren vier Teile. Aber immerhin! Ich kam mir vor, als säßen wir in der Sandkiste und er hätte meine Burg kaputt gemacht.

»Ach, und was möchtest du mir damit sagen?«

»Dass es etwas mit Nachdenken zu tun hat.«

»Hallo? Das habe ICH zusammengesteckt! Und stell dir vor: Ich habe nachgedacht, als ich die Teile zusammengesetzt habe«, konterte ich beleidigt, »die du gerade ohne Genehmigung einfach wieder auseinandergepflückt hast!«

»Die gehören genau andersrum zusammen, weil hier«, er zeigte auf den Beipackzettel, auf dem sich mehrere Zeichnungen für Schritt 1 bis 16 befanden, »die Schnur durchmuss für die Leuchte.«

»Aha«, machte ich eingeschnappt. Schließlich war ich das Geburtstagskind und wollte bitte auch so behandelt werden. Dann nahm ich mir wieder zwei Teile. Ich schielte an den durchtrainierten Waden meines Mannes vorbei auf Schritt 1, ohne dabei ertappt werden zu wollen, und fing noch mal von vorne an.

Leider kam ich auch trotz des Schielens nicht weiter. Die kleine Bastelstunde endete für mich mit einem Anfall von schlechter Laune, noch bevor ich Schritt 3 erreicht hatte. Ich legte alles beiseite und stand auf.

»Warum musst du immer so schnell aufgeben?«, fragte Bob, während er sich mit dem Zeigefinger seine Brille wieder auf die Nase schob und zu mir hochguckte. Diese eckige Hornbrille trug zwar inzwischen jeder Hans und Franz, aber ihm stand sie einfach so gut, dass er die Invasion der Nerdbrillen bisher nicht zum Anlass genommen hatte, eine neue zu besorgen.

»Ich gebe gar nicht auf«, meinte ich genervt, weil er natürlich recht hatte: Mein Durchhaltevermögen bei solchen Dingen lag kurz über null.

»Was hast du denn?«

»Ich möchte nicht wie ein kleines Kind behandelt werden.« Wie ein Geburtstagskind, aber nicht wie ein Kleinkind, dachte ich im Stillen.

»Das tut doch keiner. Aber es macht keinen Sinn, etwas zusammenzubauen, ohne sich vorher die Anleitung angesehen zu haben. Du kannst ja auch nicht ohne Pilotenschein einen Airbus fliegen«, sagte er.

Schöner Vergleich.

»Ich mache uns lieber einen Kaffee«, entgegnete ich und ging in die Küche. Sie war der einzige Ort in unserer Wohnung, an dem ich mich definitiv besser auskannte als er, auch ohne Anleitung. Ginge es nach ihm, würden wir nämlich jeden Tag Toast Hawaii essen. Seine Leibspeise.

Eine Missstimmung wie diese war bei uns eher die Ausnahme. Wir waren jetzt elf Jahre zusammen und stritten für gewöhnlich so gut wie gar nicht. Wir waren nur ein bisschen anders. Dafür waren wir bekannt. Der Analytiker und die Chaotin. Darüber hatte meine liebenswürdige Mutter schon am Tag unserer Hochzeit vor acht Jahren eine komplette Rede gehalten. Na ja, Gegensätze ziehen sich halt an. Außerdem waren wir immer noch sehr verliebt ineinander. Wer konnte das schon von sich behaupten?

Mein Geburtstag war auf alle Fälle dann doch noch richtig schön. Zumindest das, was davon übrig war. Denn Bob verbrachte den gesamten Vormittag auf dem Flokati, bis er mir sein Werk endlich stolz präsentierte. Und nun lag die Lampe für Hochbegabte eingestaubt auf dem Schrank. Man gewöhnt sich an so vieles, wenn man es nur lange genug ansieht.

Alles wie immer. Sehr beruhigend. Das hier war nicht ein leer gekaufter Baby-Supermarkt, sondern unsere Wohnung, in der es einen attraktiven Mann für mich gab, den ich - auch wenn er gerade mal wieder schnarchte - jederzeit noch einmal heiraten würde.

Vielleicht war mein Traum ein Wink mit dem Zaunpfahl? Dass ich Kinder mochte, war allgemein bekannt. Und in den letzten Monaten, das musste ich zugeben, hatte ich auffällig oft an diese kleinen Quaktüten gedacht. Außerdem hatte ich mich in letzter Zeit dabei erwischt, etwas zu lange in die Kinderwagen fremder Frauen zu starren. »Ja, ja, die lieben Hormone«, hatte mein schwuler Freund Max bei unserer letzten Shoppingtour gesagt und mich leicht genervt von einem Kinderwagen weggezogen, in dem so ein entzückend kleines Bündel lag.

Bob und ich hatten schon öfter über Nachwuchs gesprochen. Dass wir Kinder wollten, war klar wie Klößchenbrühe. Es war nur irgendwie nie der Zeitpunkt da gewesen, an dem wir dachten: Jetzt! Während unserer Flitterwochen auf Sardinien hatten wir das erste...


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Autor

Tina Wolf absolvierte ein Volontariat beim Fernsehen und stand fünfzehn Jahre für verschiedene Magazine vor und hinter der Kamera. Parallel zu ihrer Arbeit als Journalistin schreibt sie seit mehr als zehn Jahren erfolgreich Bücher unter verschiedenen Pseudonymen. Tina Wolf lebt mit ihrem Mann, Sohn, Hund und einem Haufen Fische in Hamburg.