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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.04.20141. Auflage
Eine Liebe, größer als das Meer. Kurz vor Maries Hochzeit stirbt unerwartet ihre geliebte Oma Anneliese. Die junge Frau ist wie gelähmt vor Trauer, die Feier wird verschoben. Im Nachlass findet Marie ein Bündel alter Briefe. Wunderschöne Liebesbriefe, von einem Paul Hansen aus Amrum. Neugierig nimmt sie Kontakt zu dem Fremden auf und erhält prompt eine Antwort. Zwischen Hamburg und der Nordseeinsel entspinnt sich ein reger Briefwechsel. Doch nach und nach kommen Marie die Briefe immer rätselhafter vor. Sie beschließt, selbst nach Amrum zu reisen - und erlebt eine Überraschung. Auf den Spuren ihrer Großmutter und einer schicksalhaften Liebe entdeckt sie ein Geheimnis, das auch ihr Leben für immer verändern wird ...

Sofie Cramer stammt aus der Lüneburger Heide, geboren wurde sie 1974 in Soltau. Zum Studium der Germanistik und Politik ging sie zunächst nach Bonn, später nach Hannover. Nach ihrer Zeit als Hörfunk-Redakteurin machte sie sich selbständig. Heute schreibt sie Romane, arbeitet als Schreibcoach sowie als freie Drehbuchautorin und entwickelt Film- und Fernsehstoffe. Seit ihrem Bestseller «SMS für dich», der 2016 erfolgreich fürs Kino verfilmt wurde, hat sie bereits mehrere Romane unter dem Pseudonym Sofie Cramer geschrieben. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Liebe, größer als das Meer. Kurz vor Maries Hochzeit stirbt unerwartet ihre geliebte Oma Anneliese. Die junge Frau ist wie gelähmt vor Trauer, die Feier wird verschoben. Im Nachlass findet Marie ein Bündel alter Briefe. Wunderschöne Liebesbriefe, von einem Paul Hansen aus Amrum. Neugierig nimmt sie Kontakt zu dem Fremden auf und erhält prompt eine Antwort. Zwischen Hamburg und der Nordseeinsel entspinnt sich ein reger Briefwechsel. Doch nach und nach kommen Marie die Briefe immer rätselhafter vor. Sie beschließt, selbst nach Amrum zu reisen - und erlebt eine Überraschung. Auf den Spuren ihrer Großmutter und einer schicksalhaften Liebe entdeckt sie ein Geheimnis, das auch ihr Leben für immer verändern wird ...

Sofie Cramer stammt aus der Lüneburger Heide, geboren wurde sie 1974 in Soltau. Zum Studium der Germanistik und Politik ging sie zunächst nach Bonn, später nach Hannover. Nach ihrer Zeit als Hörfunk-Redakteurin machte sie sich selbständig. Heute schreibt sie Romane, arbeitet als Schreibcoach sowie als freie Drehbuchautorin und entwickelt Film- und Fernsehstoffe. Seit ihrem Bestseller «SMS für dich», der 2016 erfolgreich fürs Kino verfilmt wurde, hat sie bereits mehrere Romane unter dem Pseudonym Sofie Cramer geschrieben. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644500914
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.04.2014
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse766 Kbytes
Artikel-Nr.1337223
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


[zur Inhaltsübersicht]

Marie


Na, endlich!», zischte Marie, als das Taxi mit ihrem Vater vor der kleinen Kapelle hielt, in der die Beerdigung stattfinden sollte. Als Rainer Wiedmann seine Tochter entdeckte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Marie ging ihm schnellen Schrittes entgegen und freute sich, dass er sie zur Begrüßung inniger umarmte als sonst.

«Ich hatte schon Angst, du schaffst es nicht rechtzeitig», nuschelte Marie in seine Schulter. Sie bemerkte sein neues, herberes Aftershave und wunderte sich im selben Moment darüber, dass ihr etwas so Banales auffiel. Wahrscheinlich hätte Rainer für diesen aufdringlichen Duft von Anneliese direkt eine Rüge bekommen. Sein dunkler Anzug dagegen saß wie immer tadellos. Als Geschäftsführer einer international aufgestellten Großreederei gehörten Schlips und Kragen für ihn zum Alltag. Marie konnte sich gar nicht erinnern, wann sie ihren Vater zuletzt in Freizeitkleidung gesehen hatte. Vielleicht war es am Weihnachtsmorgen gewesen, als sie Rainer in seinem Apartment in der Hafencity zum Gänseessen bei Anneliese abgeholt hatte.

Er und seine Schwiegermutter waren sich nie grün gewesen und hatten bei vielen Begegnungen ihre Meinungsverschiedenheiten ausgefochten. Vor gar nicht allzu langer Zeit, nach einem üppigen Grünkohlessen bei ihrer Oma und ein paar Gläschen von Annelieses Lieblingsobstler, hatte Marie ihr entlockt, dass sie damals ganz und gar nicht mit der Partnerwahl ihrer Tochter einverstanden gewesen war. Doch bevor Marie die Gründe für Annelieses Vorbehalte hatte erfahren können, hatte diese abgewinkt und Maries Fragen im Keim erstickt.

«Wie geht es dir?», fragte Rainer und blickte seine Tochter warmherzig an.

Marie zuckte mit den Schultern und versuchte ein Lächeln. Eigentlich brauchte sie gar nicht zu antworten. Ihr Vater wusste auch ohne große Worte, wie es in ihr aussah. Obwohl sie nie wirklich darüber gesprochen hatten, war auch Rainer bewusst, wie viel Anneliese Marie bedeutet hatte, vor allem seit Veras Tod. Natürlich konnte eine Oma keine Mutter ersetzen. Aber als alleinerziehender Vater hatte Rainer immer auf Annelieses Unterstützung zählen können und war ihr trotz aller Animositäten sehr dankbar dafür.

Während sie gemeinsam auf die Kapelle zugingen, dachte Marie daran, was für ein aufopferungsvoller Mensch Anneliese gewesen war.

Bereits wenige Tage nach Veras tödlichem Unfall, bei dem ein LKW-Fahrer sie übersehen und ihren Wagen von der Straße abgedrängt hatte, hatte Anneliese ihren Mann Heinrich dazu überredet, das Haus im Alten Land zu verkaufen und in die Stadt zu ziehen, um immer in der Nähe ihrer Enkelin sein zu können.

Erst Jahre später, als Heinrich längst altersschwach geworden war, erwähnte Anneliese Marie gegenüber, was sie wegen des Umzugs ins nördliche Hamburg auszustehen hatte. Nicht etwa, weil sie das beschauliche Landleben vermisste - für Marie hatte sie das alte, reetgedeckte Bauernhaus mit Obstgarten gerne aufgegeben -, sondern weil Heinrich ihr wegen dieses Schritts regelmäßig Vorhaltungen machte. Er konnte sich nur schwer umstellen. Alle wussten, dass er ein vergrämter Stinkstiefel war, auch wenn es nie jemand laut ausgesprochen hatte. Nichts konnte man ihm recht machen. Und als er vor gut zehn Jahren nach einer Magenoperation nicht mehr aus der Narkose aufgewacht war, war Marie nicht einmal besonders betroffen gewesen.

Anneliese war nie müde geworden zu betonen, dass ihr Mann kein leichtes Schicksal gehabt hatte. Im Krieg war er an der Ostfront schwer verwundet worden und erst im Herbst 1946 aus der Gefangenschaft nach Hamburg zurückgekehrt.

Dennoch war es für Marie ein tröstlicher Gedanke, dass ihre Oma, die sich stets für ihre Lieben aufgeopfert hatte, die letzten Jahre als Witwe so gut es ging genossen hatte. Sie hatte sich einen schönen Lebensabend so sehr verdient, nachdem sie ihre Tochter verloren, Marie mit großgezogen und jahrelang die Nörgeleien ihres Mannes ertragen hatte. Und all das, ohne sich jemals darüber zu beklagen. Dafür war sie viel zu stolz gewesen. Und viel stärker, als es ihre zierliche Figur vermuten ließ. Sie war wirklich stets erhobenen Hauptes durchs Leben gegangen.

Wenige Augenblicke später saß Marie in der ersten Reihe der kleinen Kapelle und sah mit von Tränen verschleiertem Blick auf die vielen wunderschönen Blumengebinde. Sie war zwar unendlich traurig, aber auch stolz und dankbar, als Pastor Melchert in seiner Rede für Anneliese so persönliche Worte fand.

Marie musterte den dunklen Sarg, der mit weißen Lilien geschmückt war, die Anneliese ebenso wie Mohnblumen und apricotfarbene Rosen sehr gemocht hatte. Diese hatte Marie auch für den Kranz ausgewählt, den eine große weiße Schleife zierte. Auf der linken Seite stand In Liebe und Dankbarkeit und auf dem rechten Band Deine Marie geschrieben. Diese Geste war ihr so wichtig gewesen, dass sie nicht zugelassen hatte, sich auch sie von Constanze aus der Hand nehmen zu lassen. Zwar hatte Marie nur mit halbem Ohr mitbekommen, wie Max am Telefon darüber mit seiner Mutter gesprochen hatte. Doch hatte sie schnell begriffen, dass ihre Schwiegermutter es lieber gesehen hätte, wenn Max und Marie wie in der Zeitungsanzeige gemeinsam ihre Trauer bekundet hätten. Während Max diese Sache gänzlich egal war, bestand Constanze darauf, im Gegenzug wenigstens einen eigenen Kranz beizusteuern, der mit Familie Bergmann beschriftet und fast doppelt so groß war wie der von Marie.

Dabei hatte es Max´ Vater nicht einmal geschafft, seine Frau zur Trauerfeier zu begleiten. Seine Termine waren angeblich unaufschiebbar und das, obwohl Rainer bei dieser traurigen Gelegenheit eigentlich die zukünftigen Schwiegereltern seiner Tochter hätte kennenlernen sollen.

Umso aufgesetzter erschien Marie Constanzes Begrüßung, als sie direkt nach der Beisetzung auf ihren Vater zutänzelte.

«Sie müssen Herr Wiedmann sein. Die Ähnlichkeit zu Ihrer hübschen Tochter ist frappierend!», flötete sie ihn an.

«Freut mich», antwortete Rainer knapp und reichte ihr die Hand.

Wie immer gab Constanze eine überaus attraktive Erscheinung ab. Sogar in einem schlichten, schwarzen Kostüm sah sie umwerfend aus und war bis ins letzte Detail perfekt zurechtgemacht. Ihren kinnlangen, blonden Pagenkopf zierte ein kleiner, anthrazitfarbener Hut, der das vollkommene Bild abrundete.

Und dann gesellte sich auch schon Maries Onkel Johann mit seiner merkwürdigen Frau und den beiden noch seltsameren Cousinen zu ihnen, zu denen Marie nie einen rechten Draht entwickelt hatte. Aber sie war gut genug erzogen worden, ihre Familie mit Max und seiner Mutter offiziell miteinander bekannt zu machen. Marie fand es seltsam, dass ihre Cousinen nur mit ihren Handys beschäftigt waren, während ihr Onkel sich krampfhaft bemühte, ein Gespräch über das Hamburger Wetter zu beginnen. Der Nieselregen verwandelte sich allmählich in richtigen Regen. Und somit lösten sich die Grüppchen auf dem Parkplatz auch schon auf und verteilten sich auf die Autos. Etwa die Hälfte der gut fünfzig Leute, die zum Trauergottesdienst gekommen war, folgte Maries Familie in Annelieses Stammcafé.

Dort wurden sie herzlich von Frau Lehmann begrüßt. Obwohl der Gastraum mit seinen Holzverkleidungen längst in die Jahre gekommen war und eine Modernisierung vertragen konnte, war es ein Platz zum Wohlfühlen. Frau Lehmann hatte eine lange Tafel für die Gäste vorbereitet und diese liebevoll mit blassblauem Geschirr und weißen Servietten sowie kleinen Liliensträußen eingedeckt. Auch drei Platten Apfelkuchen standen bereit, was Marie einen schmerzhaften Stich versetzte und trotzdem beruhigend wirkte.

«Mein Mädchen, wir werden unsere Anneliese vermissen», hörte Marie eine leise Stimme dicht hinter sich.

Sie drehte sich um und blickte in die glasigen Augen von Frau Biermann. Mit ihren rötlich gefärbten, hochgesteckten Haaren sah sie gepflegt aus wie immer. Doch ihr schwarzes Kostüm war schon in die Jahre gekommen und etwas zu weit für ihre inzwischen sehr zarte Statur. Ohne ein weiteres Wort schloss sie Marie in ihre dünnen Arme.

Auch Frau Schwarz, die ebenfalls einen kleinen dunklen Hut trug, kam auf sie zu. Sie war etwas zurückhaltender und drückte Marie nur kurz fest am Arm. Aber ihre dunklen, von tiefen Falten umrandeten Augen blickten sie warm an, als sie tief seufzte und sagte: «Das war eine sehr schöne Ansprache von Pastor Melchert.»

Frau Biermann pflichtete ihr bei, und Marie lud sie beide ein, doch neben ihr Platz zu nehmen. Sie mochte die alten Damen sehr und hörte nur allzu gern Anekdoten über vergangene Zeiten. Doch heute konnte Marie dem Gespräch kaum folgen. Alles rauschte wie in einem Film an ihr vorbei. Ab und an sah sie zu ihrem Vater und Constanze rüber. Es machte sie etwas nervös, dass sie eine Zeitlang nur aus der Ferne beobachten konnte, wie ihre Schwiegermutter sich in Rainers Gegenwart gebärdete. Während sie und Max in eine Unterhaltung mit Annelieses Vermieterin Frau Schöneborn verwickelt waren, sah Marie aus dem Augenwinkel, dass Constanze munter auf ihren Vater einredete und dabei scheinbar vertraulich ihre Hand auf seinem Arm ablegte.

Nur mit halbem Ohr hörte Marie, dass Max und Frau Schöneborn über Annelieses Wohnung sprachen.

«Melden Sie sich jederzeit, wenn Sie einen zweiten Schlüssel brauchen», erklärte Frau Schöneborn.

«Danke, das wird nicht nötig sein! Die Kündigung lassen wir Ihnen in den nächsten Tagen zukommen», sagte Max.

An die Auflösung der Wohnung, die lange Jahre ein Ort der Geborgenheit und Zuflucht für sie gewesen war, mochte Marie noch gar nicht denken. Obwohl sie eigentlich froh...
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Sofie Cramer stammt aus der Lüneburger Heide, geboren wurde sie 1974 in Soltau. Zum Studium der Germanistik und Politik ging sie zunächst nach Bonn, später nach Hannover. Nach ihrer Zeit als Hörfunk-Redakteurin machte sie sich selbständig. Heute schreibt sie Romane, arbeitet als Schreibcoach sowie als freie Drehbuchautorin und entwickelt Film- und Fernsehstoffe. Seit ihrem Bestseller «SMS für dich», der 2016 erfolgreich fürs Kino verfilmt wurde, hat sie bereits mehrere Romane unter dem Pseudonym Sofie Cramer geschrieben. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg.