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Schneesturm im Frühling

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am02.06.20141. Auflage
Schneeflocken und Blütenblätter Die Hochzeitsvorbereitungen sind bereits in vollem Gange, doch Caroline stellt sich Fragen, die einer glücklichen Braut nicht in den Sinn kommen sollten. Auf einer Reise nach Schottland verursacht sie dann während eines unerwarteten Schneesturms einen Autounfall. Als sie sich auf die Suche nach Hilfe und einer Bleibe für die Nacht macht, verschlägt es sie auf das Anwesen des reichen Geschäftsmanns Oliver. Die Begegnung zeigt Caroline, was ihr bisher fehlte. Doch auch Oliver ist gebunden ...

Rosamunde Pilcher wurde 1924 in Lelant/Cornwall geboren, arbeitete zunächst beim Foreign Office und trat während des Zweiten Weltkrieges dem Women´s Royal Naval Service bei. 1946 heiratete sie Graham Pilcher und zog nach Dundee/Schottland. Rosamunde Pilcher schrieb seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr. Ihre Romane haben sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Rosamunde Pilcher starb im Februar 2019.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSchneeflocken und Blütenblätter Die Hochzeitsvorbereitungen sind bereits in vollem Gange, doch Caroline stellt sich Fragen, die einer glücklichen Braut nicht in den Sinn kommen sollten. Auf einer Reise nach Schottland verursacht sie dann während eines unerwarteten Schneesturms einen Autounfall. Als sie sich auf die Suche nach Hilfe und einer Bleibe für die Nacht macht, verschlägt es sie auf das Anwesen des reichen Geschäftsmanns Oliver. Die Begegnung zeigt Caroline, was ihr bisher fehlte. Doch auch Oliver ist gebunden ...

Rosamunde Pilcher wurde 1924 in Lelant/Cornwall geboren, arbeitete zunächst beim Foreign Office und trat während des Zweiten Weltkrieges dem Women´s Royal Naval Service bei. 1946 heiratete sie Graham Pilcher und zog nach Dundee/Schottland. Rosamunde Pilcher schrieb seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr. Ihre Romane haben sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Rosamunde Pilcher starb im Februar 2019.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644510111
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum02.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse559 Kbytes
Artikel-Nr.1337264
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


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2

Die Standuhr in der Diele schlug zwei, als sie schließlich nach Hause kamen. Sanft und würdevoll erklangen die Glockenschläge, während Hugh Carolines Schlüssel ins Schloss steckte und die schwarze Tür öffnete. In der Diele brannte noch Licht, aber die Treppe führte hinauf ins Dunkel. Es war sehr still; die Gäste hatten sich längst verabschiedet, und man war zu Bett gegangen.

«Gute Nacht, Hugh.»

«Gute Nacht, mein Schatz.» Sie küssten sich. «Wann sehe ich dich wieder? Morgen bin ich nicht da ... vielleicht am Dienstag?»

«Komm zum Abendessen. Ich sag Diana Bescheid.»

«Tu das.»

Er lächelte sie an, wandte sich um und ging. «Vielen Dank für den schönen Abend», rief sie ihm gerade noch rechtzeitig nach, bevor die Tür ins Schloss fiel. Dann war sie allein.

Als das Motorengeräusch seines Wagens sich in der Ferne verloren hatte, drehte sie sich um und stieg langsam die Treppe hinauf, Stufe für Stufe, die Hand am Geländer. Vom Treppenabsatz machte sie das Dielenlicht aus und tastete sich den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Die Vorhänge waren zugezogen, das Bett aufgedeckt, und am Fußende lag auf dem Quilt ihr Nachthemd bereit. Auf dem Weg von der Tür streifte sie die Schuhe ab, ließ Tasche, Jacke und Schal fallen und warf sich aufs Bett, ohne Rücksicht darauf, was sie ihrem Kleid womöglich damit antat. Nach einer Weile hob sie eine Hand und begann langsam, die winzigen Knöpfe aufzumachen, zog sich den Kaftan über den Kopf und schälte sich aus allen übrigen Kleidungsstücken; dann streifte sie ihr Nachthemd über, das sich kühl und leicht auf der Haut anfühlte. Barfuß tappte sie zum Bad hinüber, wusch sich flüchtig das Gesicht und putzte sich die Zähne. Danach fühlte sie sich wieder frisch. Zwar spürte sie noch die Müdigkeit, doch ihr Kopf war hellwach. Sie trat an die Frisierkommode, öffnete die untere Schublade und holte Drennans Briefe heraus. Das Bündel war immer noch mit einer roten Schleife zusammengebunden, und darunter lagen das Foto von ihnen beiden, wie sie die Tauben am Trafalgar Square fütterten, die alten Theaterprogramme, Speisekarten und ein Haufen unwichtiger Zettelchen, die sie nur deshalb aufgehoben hatte, weil sie die einzig greifbare Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Zeit waren.

Du hattest eine Lungenentzündung - Hughs ehrenwerter Versuch, sie in Schutz zu nehmen.

Es klang so einleuchtend. Aber kein Mensch, nicht einmal Diana, hatte je von Drennan Colefield erfahren. Nicht einmal als die Krankheit ausgestanden war und Caroline mit Diana allein zwei Wochen in Antibes verbrachte, um wieder zu Kräften zu kommen, hatte sie erzählt, was wirklich passiert war, obwohl sie sich so nach dem Trost der alten, billigen Weisheiten sehnte. Die Zeit heilt alle Wunden. Eine unglückliche Liebe im Leben braucht jedes Mädchen. Auch andere Mütter haben einen schönen Sohn.

Monate später war sein Name beim Frühstück aufgetaucht. Diana las die Theaterseite in der Zeitung und fragte quer durch die morgendlichen Sonnenstrahlen, die Marmelade und den Kaffeeduft: «Hat Drennan Colefield nicht am Theater in Lunnbridge gastiert, als du dort warst?»

Caroline stellte ganz vorsichtig ihre Kaffeetasse ab. «Doch. Warum?»

«Hier heißt es, dass er in der Verfilmung von Bring Out Your Gun den Kirby Ashton spielen soll. Das ist wahrscheinlich eine recht deftige Rolle, das Buch war voller Sex, Crime und schöner Frauen.» Sie blickte auf. «War er gut? Als Schauspieler, meine ich?»

«Soviel ich weiß, schon.»

«Hier ist ein Foto von ihm mit seiner Frau. Wusstest du, dass er Michelle Tyler geheiratet hat? Er sieht verteufelt gut aus.» Sie hatte ihr die Zeitung herübergereicht, und da stand er, schmaler, als Caroline ihn in Erinnerung hatte, und mit längeren Haaren, aber mit demselben strahlenden Lächeln, dem Funkeln in den Augen und der Zigarette zwischen den Fingern.

«Was hast du heute Abend vor?», hatte er gefragt, als sie sich zum ersten Mal begegneten. Sie hatte in der Garderobe Kaffee gekocht und war nach ein paar Stunden Arbeit am Bühnenbild von oben bis unten mit Farbe bekleckert.

«Nichts», hatte sie wahrheitsgemäß geantwortet, worauf Drennan sagte: «Ich auch nicht. Tun wir doch gemeinsam nichts.» Und nach diesem Abend hatte sich die Welt in einen phantastischen Ort verwandelt. Jedes Blatt am Baum war plötzlich ein Wunder. Ein Kind, das mit einem Ball spielte, ein alter Mann auf einer Parkbank, alles bekam einen Sinn, den sie bisher nie erkannt hatte. Das langweilige Städtchen war wie umgekrempelt, die Menschen strahlten, und die Sonne schien unentwegt, so hell und warm wie nie zuvor. Und alles wegen Drennan. So ist das, wenn man sich liebt, hatte er ihr erklärt und dann auch gezeigt. So soll es sein.

 

So war es aber nie wieder gewesen. Die Erinnerung an Drennan und der Gedanke, dass sie in einer Woche Hugh heiraten würde, waren zu viel für sie. Caroline kamen die Tränen. Sie weinte lautlos, es war eine Tränenflut, die ihr in die Augen stieg und dann ungehemmt die Wangen hinunterlief.

Womöglich hätte sie noch bis zum Morgen so dagesessen, in Selbstmitleid zerfließend und ohne nennenswertes Ergebnis ihrer Brüterei, wenn Jody sie nicht aufgeschreckt hätte. Er schlich geräuschlos über den Gang zwischen ihren beiden Zimmern, klopfte, und als keine Antwort kam, steckte er den Kopf zur Tür herein.

«Hast du irgendwas?», fragte er.

Sein unerwartetes Auftauchen wirkte wie eine kalte Dusche. Augenblicklich riss sich Caroline zusammen, wischte mit der flachen Hand die Tränen ab und angelte nach ihrem Morgenmantel.

«Nein ... wieso? Wieso bist du denn auf?»

«Ich bin aufgewacht, als du nach Hause gekommen bist. Dann hab ich so komische Geräusche gehört, und ich dachte, dir ist vielleicht nicht gut.» Er schloss die Tür und trat, im blauen Schlafanzug, barfuß und mit einem widerspenstigen Haarbüschel am Hinterkopf an die Frisierkommode.

«Warum hast du geweint?»

Leugnen hatte keinen Zweck. Also sagte Caroline: «Einfach so», was ungefähr genauso viel Sinn hatte.

«Das geht nicht. Man weint nicht einfach so.» Er beugte sich vor und legte den Kopf schief. «Hast du vielleicht Hunger?»

Sie musste lächeln und schüttelte den Kopf.

«Ich schon. Ich geh am besten mal runter und hol was.»

«Gute Idee.»

Aber er blieb stehen und blickte sich suchend nach irgendeinem Anhaltspunkt für ihr Unglück um. Sein Blick fiel auf das Bündel Briefe und das Foto. Er nahm es in die Hand. «Das ist doch Drennan Colefield. Den hab ich in Bring Out Your Gun gesehen. Ich musste Katy überreden, dass sie mit mir hingeht, sonst wäre ich nicht reingekommen. Er hat den Kirby Ashton gespielt, er war super.» Er sah Caroline an. «Den kennst du also.»

«Ja. Wir waren zusammen am Theater in Lunnbridge.»

«Er hat inzwischen geheiratet.»

«Ich weiß.»

«Hast du deshalb geweint?»

«Schon möglich.»

«Hast du ihn denn so gut gekannt?»

«Ach, Jody, das ist alles längst vorbei.»

«Wieso musst du dann weinen?»

«Ich habe bloß einen sentimentalen Anfall.»

«Aber du ...» Er stolperte über das Wort «liebst». «Du heiratest doch Hugh.»

«Ich weiß. Deshalb sage ich ja, dass es ein sentimentaler Anfall ist. Sentimental ist man, wenn man einer Sache nachtrauert, die längst aus ist, vorbei und vergessen. Es ist reine Zeitverschwendung.»

Jody blickte sie stirnrunzelnd an. Nach einer Weile legte er das Foto wieder hin und sagte: «Ich geh mal runter und hol mir ein Stück Kuchen. Bin aber gleich wieder da. Soll ich dir was mitbringen?»

«Nein. Sei leise, weck Diana nicht auf.»

Er schlüpfte hinaus. Caroline legte die Briefe und das Foto in die Schublade zurück und schob sie energisch zu. Dann klaubte sie die am Boden verstreuten Kleider auf, hängte den Kaftan auf einen Bügel, klemmte Schuhspanner in die Schuhe und legte die übrigen Sachen ordentlich auf einen Stuhl. Als Jody mit seinem Imbiss zurückkam, hatte sie sich die Haare gebürstet und saß aufrecht im Bett. Er stellte sein Tablett auf dem Nachttisch ab und machte es sich neben ihr gemütlich.

«Ich habe übrigens eine Idee.»

«Eine gute?», erkundigte sie sich.

«Find ich schon. Du glaubst wahrscheinlich, ich gehe gern mit Diana und Shaun nach Kanada. Das stimmt aber nicht. Ich habe überhaupt keine Lust, echt überhaupt keine. Es graut mir fürchterlich davor.»

Caroline starrte ihn an. «Aber du wolltest doch! Du hast dich so gefreut.»

«Bloß aus Höflichkeit.»

«Du liebes bisschen, du kannst doch nicht höflich sein, wenn es darum geht, nach Kanada zu ziehen!»

«Doch. Und dir sag ich jetzt, dass ich nicht hinwill.»

«Aber Kanada wird doch toll.»

«Woher willst du das wissen? Du warst ja auch noch nie da. Außerdem will ich aus meiner Schule nicht weg, und von meinen Freunden und von unserer Fußballmannschaft.»

Caroline war völlig verblüfft. «Warum hast du mir denn das nicht schon früher gesagt? Warum erzählst du´s mir erst jetzt?»

«Früher hab ich´s nicht gesagt, weil du immer so beschäftigt warst, mit deinen Dankesbriefen und Toaströstern und Schleiern und dem ganzen Zeug.»

«Aber doch nicht zu beschäftigt für dich!»

Er redete unbeirrt weiter, als hätte sie überhaupt nichts gesagt. «Und jetzt erzähl ich´s dir, weil es sonst zu spät ist. Wir haben sowieso nicht mehr viel Zeit. Also, willst du nun hören, was ich vorhabe?»

Ihr wurde plötzlich mulmig. «Ich weiß nicht so recht. Was hast du denn vor?»

«Ich glaube, ich bleibe am besten hier in London und...
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Autor

Rosamunde Pilcher wurde 1924 in Lelant/Cornwall geboren, arbeitete zunächst beim Foreign Office und trat während des Zweiten Weltkrieges dem Women¿s Royal Naval Service bei. 1946 heiratete sie Graham Pilcher und zog nach Dundee/Schottland. Rosamunde Pilcher schrieb seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr. Ihre Romane haben sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Rosamunde Pilcher starb im Februar 2019.