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Japantown

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
592 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.06.2014
Mein Name ist Jim Brodie. Ich bin in Tokio aufgewachsen, lebe in San Francisco und verbringe meine Zeit vor allem damit, antike Vasen zu reparieren. Ab und zu helfe ich der Polizei. Heute Nacht haben sie mich nach Japantown gerufen. Eine japanische Familie wurde auf brutale Weise hingerichtet. Doch das ist nicht alles. Am Ort des Verbrechens fand ich ein japanisches Schriftzeichen - dasselbe Zeichen, das vor drei Jahren bei meiner ermordeten Frau entdeckt wurde. Dies wird der Fall meines Lebens, der Fall, den ich lösen muss, koste es, was es wolle ...

Barry Lancets große Liebe zu Japan nahm vor über 30 Jahren ihren Anfang. Nach einer ersten Asienreise beschloss Lancet, seine Heimat Kalifornien zu verlassen und für längere Zeit in Tokio zu leben. Er blieb über 20 Jahre in Japan, arbeitete bei einem großen Verlag und entwickelte zahlreiche Bücher vor allem über die japanische Kunst und Kultur. Als Lancet eines Tages aufgrund eines Missverständnisses stundenlang von der Tokio Metropolitan Police verhört wurde, beschloss er, einen Thriller zu schreiben: Sein Debüt Japantown war geboren.
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Produkt

KlappentextMein Name ist Jim Brodie. Ich bin in Tokio aufgewachsen, lebe in San Francisco und verbringe meine Zeit vor allem damit, antike Vasen zu reparieren. Ab und zu helfe ich der Polizei. Heute Nacht haben sie mich nach Japantown gerufen. Eine japanische Familie wurde auf brutale Weise hingerichtet. Doch das ist nicht alles. Am Ort des Verbrechens fand ich ein japanisches Schriftzeichen - dasselbe Zeichen, das vor drei Jahren bei meiner ermordeten Frau entdeckt wurde. Dies wird der Fall meines Lebens, der Fall, den ich lösen muss, koste es, was es wolle ...

Barry Lancets große Liebe zu Japan nahm vor über 30 Jahren ihren Anfang. Nach einer ersten Asienreise beschloss Lancet, seine Heimat Kalifornien zu verlassen und für längere Zeit in Tokio zu leben. Er blieb über 20 Jahre in Japan, arbeitete bei einem großen Verlag und entwickelte zahlreiche Bücher vor allem über die japanische Kunst und Kultur. Als Lancet eines Tages aufgrund eines Missverständnisses stundenlang von der Tokio Metropolitan Police verhört wurde, beschloss er, einen Thriller zu schreiben: Sein Debüt Japantown war geboren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641134204
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum09.06.2014
Seiten592 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3227 Kbytes
Artikel-Nr.1366100
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



KAPITEL 1

San Francisco

Zwei Rottöne stachen mir in der Einkaufsmeile von Japantown ins Auge, als ich dort eintraf. Einer gehörte zum scharlachroten Kleid eines kleinen Mädchens, der andere zu einer allzu menschlichen Flüssigkeit. Später bei der Pressekonferenz sollte noch ein dritter hinzukommen, nämlich die Schamesröte auf den Gesichtern der Stadtoberen.

Aber ehe die Nachricht vom Gemetzel in Japantown die Runde machte, landete das Problem bei mir.

Ein paar Minuten nach Erhalt des dringenden Ersuchens, zum Tatort zu kommen, raste ich in meinem kastanienbraunen Cutlass-Cabrio, einem Klassiker, die Fillmore hinunter. Bevor der mitternächtliche Anruf eintraf, hatte ich eine japanische Teeschale aus dem achtzehnten Jahrhundert repariert - eine Fertigkeit, die ich in der Töpferstadt Shigaraki, eine Stunde außerhalb von Kyoto, erlernt hatte. Obwohl ich mit offenem Verdeck fuhr, hing mir immer noch der scharfe Geruch des Lacks in der Nase, mit dem ich das fingernagelgroße Plättchen an den Schalenrand geklebt hatte. Sobald es getrocknet war, konnte ich das fehlende Muster auftragen - einen Schnörkel aus verflüssigtem Goldstaub. Gut, eine Reparatur bleibt immer eine Reparatur, aber richtig ausgeführt, kann sie einem Gegenstand die Würde zurückgeben.

Ich bog so scharf in die Post Street ab, dass Reifenspuren zurückblieben, und schnitt dabei zwei Gangmitglieder, die in einem flammend roten Mazda Miata den Hügel hinaufjagten. Der Fahrtwind blies mir ins Gesicht und durch die Haare und wehte die letzten Spuren von Schläfrigkeit fort. Die Gangmitglieder fuhren ebenfalls mit offenem Verdeck - zweifellos ein Vorteil, wenn man in der Gegend herumballern will.

Jetzt glitten sie hinter mir heran. Ich hörte sie mit dröhnenden Stimmen Flüche ausstoßen, die trotz der kreischenden Reifen zu verstehen waren, und im Rückspiegel sah ich sie wütend ihre Fäuste in die Luft stoßen, während der schnittige Sportwagen immer mehr an meine Stoßstange herankroch. Als Nächstes erschienen im Spiegel die unheilvollen Umrisse einer Pistole, gefolgt vom Oberkörper eines Mannes, doch dann bemerkte der Fahrer die Polizeiblockade, stieg voll auf die Bremse und riss den Mazda herum. Der abrupte Richtungswechsel schleuderte den Pistolenmann zur Seite und um ein Haar aus dem Wagen. Mit wild rudernden Armen bekam er gerade noch den Rahmen der Windschutzscheibe zu fassen und ließ sich in den gepolsterten Schalensitz des Miata zurückfallen, der mit frustriertem Motorengeheul davonjagte.

Ich hätte am liebsten das Gleiche getan. Doch ich folgte gewissermaßen einer persönlichen Einladung, und so blieb mir keine andere Wahl, als mir den nächtlichen Tatort anzusehen.

Als das Telefon geklingelt und ich meine Arbeit an der Teeschale beendet hatte, streifte ich mir äußerst vorsichtig die Gummihandschuhe ab, damit keine giftigen Lackreste an meine Haut kamen. Da es tagsüber im Laden zu viel zu tun gab, pflegte ich solche Reparaturen erst abends zu erledigen, nachdem ich meine Tochter zu Bett gebracht hatte.

Lieutenant Frank Renna vom San Francisco Police Department vergeudete keine Zeit mit Höflichkeiten. »Du musst mir einen Gefallen tun. Diesmal einen großen.«

Ich warf einen Blick auf die hellgrünen Ziffern der Uhr. 0 Uhr 24. »Wahrlich ein grandioser Zeitpunkt.«

Am anderen Ende der Leitung brummte Renna eine Entschuldigung. »Du erhältst das übliche Beraterhonorar. Dürfte wie immer zu wenig sein.«

»Ich werd's überleben.«

»Gute Einstellung. Ich möchte, dass du herkommst und dir etwas anschaust. Hast du eine Baseballkappe?«

»Klar.«

»Drück sie dir tief ins Gesicht, und zieh außerdem Sportschuhe und Jeans an. Dann komm so schnell wie möglich her.«

»Wohin?«

»Japantown. In die Fußgängerzone.«

Ich schwieg, denn ich wusste, dass in J-Town außer Denny's Coffeeshop und einigen Bars längst alles geschlossen hatte.

Renna fragte: »Wie schnell kannst du hier sein?«

»Viertelstunde, wenn ich ein paar Verkehrsregeln ignoriere.«

»Mach zehn Minuten draus.«

Neun Minuten später raste ich auf die Straßenblockade zu, einem Haufen kreuz und quer geparkter Streifenwagen genau dort, wo die Fußgängerzone in der Buchanan an der Einmündung Post Street anfängt. Dahinter erkannte ich den Kombi des Gerichtsmediziners und drei Krankenwagen - die Türen standen offen, und die Innenräume erinnerten mich an dunkle Höhlen. Etwa hundert Meter davon entfernt fuhr ich vor dem Japan Center an den Straßenrand und stellte den Motor ab, stieg aus und ging auf das Durcheinander zu. Düster und unrasiert, löste Frank Renna sich aus einer Gruppe von Cops und kam mir auf halbem Weg entgegen. Die rotierenden roten und blauen Lichter der Einsatzfahrzeuge beleuchteten seine Silhouette.

»Alles aufgefahren heute Nacht, was?«

Sein Blick war finster. »Fast.«

Ich war das wandelnde Lexikon, das man beim SFPD zurate zog, wann immer es um etwas Japanisches ging. Und das, obwohl mein Name Jim Brodie lautet, ich eins fünfundachtzig messe, fünfundachtzig Kilo wiege und blaue Augen habe. Und Weißer bin.

Der Zusammenhang? Ganz einfach: Die ersten siebzehn Jahre meines Lebens habe ich in Tokio verbracht, wo ich auch zur Welt kam. Als Sohn eines bulligen, irisch-amerikanischen Vaters, der eine Ermittlungsagentur leitete, und einer etwas zierlicheren amerikanischen Mutter, die Kunst liebte. Da das Geld knapp war, besuchte ich normale japanische Schulen und keine teuren amerikanisch-internationalen Einrichtungen. Auf diese Weise saugte ich die Sprache und die Kultur auf wie ein Schwamm.

Nebenbei lernte ich Karate und Judo bei zwei Großmeistern in der japanischen Hauptstadt und gewann dank meiner Mutter erste Einblicke in die Welt der japanischen Kunst.

Auf die ferne Pazifikseite war mein Vater ursprünglich durch die US-Army verschlagen worden, die nach dem Krieg das Land einige Jahre besetzte. Als junger Militärpolizist sollte er mit seiner Einheit in West-Tokio für Ordnung sorgen. Nach der Rückkehr in die USA arbeitete er eine ganze Weile für das Los Angeles Police Department. Weil er dort allerdings ein paarmal aneckte, kehrte er irgendwann nach Tokio zurück, diesmal mit meiner Mutter, und gründete dort die erste private Sicherheits- und Ermittlungsagentur nach amerikanischem Vorbild.

Dort wurde ich dann geboren. Eine Woche nach meinem zwölften Geburtstag begann er damit, mich in die Arbeit bei Brodie Security einzuführen. Ich begleitete ihn und andere Detektive zu Verhören, Observierungen und auf Ermittlungsreisen, durfte zuhören und beobachten. Im Büro vertiefte ich mich in alte Akten, sofern ich nicht gerade den Männern lauschte, wenn sie über ihre Fälle sprachen: Erpressung, Ehebruch, Entführungen und dergleichen mehr. Ihre Gespräche waren lebensnah und tausendmal spannender als eine Disconacht in Roppongi oder ein Besuch in einem spottbilligen Izakaya, einer Kneipe im Tokioter Bahnhofsviertel Harajuku, obwohl ich auch das vier Jahre später mit einem gefälschten Ausweis nicht verschmähte.

Drei Wochen nach meinem siebzehnten Geburtstag nahm Jakes Partner Shig Narazaki - »Onkel Shig«, wie ich ihn nannte - mich mal wieder zum »Anschauungsunterricht« mit. Zu einer simplen Beschattung in einem Erpressungsfall, in den der Vizepräsident einer Elektronikfirma sowie eine örtliche Bande von Möchtegern-Yakuza verwickelt waren. Es ging lediglich darum, Informationen zu sammeln. Keine Aktion, kein direkter Kontakt. Ich hatte schon Dutzende Male bei so etwas mitgemacht.

Wir saßen seit einer Stunde im Auto, versteckt in einer engen Gasse, und beobachteten ein Yakitori-Restaurant, das schon lange geschlossen hatte.

»Ich weiß nicht«, sagte Shig, »vielleicht ist es der falsche Laden.«

Er stieg aus, um nachzusehen, drehte eine Runde um das Gebäude und war gerade auf dem Rückweg, als aus einem Seitenausgang ein Schläger heraussprang und mit einem japanischen Schlagstock auf Shig einzudreschen begann, während der Rest der Bande aus einer anderen Tür stürmte und das Weite suchte.

Shig brach zusammen, und ich stürzte mit lautem Gebrüll aus dem Wagen. Woraufhin der Schläger auf mich zukam, mich anfunkelte und mit dem Stock ausholte wie mit einem Baseballschläger - was mir verriet, dass der Kerl nicht in die traditionelle Kunst des Bojutsu eingeweiht war. Dann griff er an. Bei der Waffe handelte es sich zum Glück um ein kurzes Exemplar, und so trat ich ihm, sobald er den vorderen Fuß aufsetzte, gegen die Kniescheibe. Er schrie auf und ging zu Boden - genug Zeit für Shig, um sich aufzurappeln, an dem Kerl vorbeizueilen und mich mit einer Geschichte nach Hause zurückzubringen, die meinen Vater stolz machte.

Leider zerstörte der Vorfall den Rest dessen, was von der kriselnden Ehe meiner Eltern noch übrig war. Während mein Vater Japan aus ganzem Herzen liebte, wurde meine Mutter mit dem Land nie richtig warm. Sie fühlte sich dort immer wie eine Außenseiterin, eine blassgesichtige Weiße, die Kleidergröße vierundvierzig in einem Land trug, wo zumeist Püppchen in Größe sechsunddreißig herumtrippelten. »Mich in Lebensgefahr zu bringen«, das war der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie kehrte mit mir nach Los Angeles zurück, mein Vater blieb in Tokio. Und damit hatte es sich.

All das lag fünfzehn Jahre zurück. Seither war viel geschehen: Meine...


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Autor

Barry Lancets große Liebe zu Japan nahm vor über 30 Jahren ihren Anfang. Nach einer ersten Asienreise beschloss Lancet, seine Heimat Kalifornien zu verlassen und für längere Zeit in Tokio zu leben. Er blieb über 20 Jahre in Japan, arbeitete bei einem großen Verlag und entwickelte zahlreiche Bücher vor allem über die japanische Kunst und Kultur. Als Lancet eines Tages aufgrund eines Missverständnisses stundenlang von der Tokio Metropolitan Police verhört wurde, beschloss er, einen Thriller zu schreiben: Sein Debüt Japantown war geboren.