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Licht - Die Trilogie

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
976 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.08.2014
Hinter dem Ereignishorizont
Der Wissenschaftler Michael Kearney ist mit der Arbeit an dem neuen Quantencomputer beschäftigt, als ihm zunehmend unwirkliche Erscheinungen aus seiner Vergangenheit zu schaffen machen. Vierhundert Jahre später hat eine Frau, die mit dem Bewusstsein eines Raumschiffs verbunden ist, mit demselben Problem zu kämpfen. Einem Problem, das offenbar die Struktur des Universums durchzieht. Doch dann machen beide eine unfassbare Entdeckung, die das Schicksal der Menschheit für immer verändern wird.

Der Engländer M. Hohn Harrison, 1945 geboren, zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Autoren auf dem Gebiet der Science Fiction und Fantasy. Etliche seiner Romane und Erzählungen wurden preisgekrönt, seine zuletzt erschienenen Bücher 'Licht' und 'Die Centauri-Maschine' wurden von Publikum und Kritik einhellig gefeiert. Harrison lebt und arbeitet in London.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextHinter dem Ereignishorizont
Der Wissenschaftler Michael Kearney ist mit der Arbeit an dem neuen Quantencomputer beschäftigt, als ihm zunehmend unwirkliche Erscheinungen aus seiner Vergangenheit zu schaffen machen. Vierhundert Jahre später hat eine Frau, die mit dem Bewusstsein eines Raumschiffs verbunden ist, mit demselben Problem zu kämpfen. Einem Problem, das offenbar die Struktur des Universums durchzieht. Doch dann machen beide eine unfassbare Entdeckung, die das Schicksal der Menschheit für immer verändern wird.

Der Engländer M. Hohn Harrison, 1945 geboren, zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Autoren auf dem Gebiet der Science Fiction und Fantasy. Etliche seiner Romane und Erzählungen wurden preisgekrönt, seine zuletzt erschienenen Bücher 'Licht' und 'Die Centauri-Maschine' wurden von Publikum und Kritik einhellig gefeiert. Harrison lebt und arbeitet in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641131807
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum11.08.2014
Seiten976 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1477 Kbytes
Artikel-Nr.1382407
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1 · Desillusioniert vom Faktischen

1999:

Kurz vor Torschluss fragte jemand Michael Kearney: »Und, wie werden Sie wohl die erste Minute des neuen Millenniums verbringen?« Das also verstand man in der trostlosen Kleinstadt in den Midlands, wo er seinen Vortrag gehalten hatte, unter einer netten Abendgestaltung. Schneeregen schlug an die Fenster des privaten Esszimmers und rann im orangefarbenen Schein der Straßenlaterne an den Scheiben herunter. Antworten folgten einander rings um den Tisch, mit geradezu nachtwandlerischer Vorhersehbarkeit, manche mit Hintergedanken, manche sittsam, alle optimistisch. Man wollte trinken bis zum Umfallen, miteinander schlafen, sich das Feuerwerk anschauen oder aus dem Fenster eines Flugzeugs den endlosen Sonnenaufgang verfolgen.

Dann gab jemand zu: »Mit den Scheißkindern vermutlich.«

Das sorgte für brüllendes Gelächter, und gleich darauf sagte ein anderer: »Mit jemandem, der jung genug ist, um eins von meinen Kindern zu sein.«

Mehr Gelächter. Allgemeiner Beifall.

Von dem Dutzend rings um den Tisch gaben die meisten etwas Ähnliches zum Besten. Kearney hatte keine hohe Meinung von den Leuten und wollte, dass sie es erfuhren; er war böse auf die Frau, die ihn hergelotst hatte, und wollte, dass sie das ebenfalls erfuhr. Also sagte er, als die Reihe an ihn kam: »Am Steuer eines fremden Wagens zwischen zwei Städten, die ich nicht kenne.«

In dem sich anschließenden Schweigen ließ er seine Worte eine Weile nachwirken, eher er bedächtig hinzufügte: »Es müsste allerdings ein anständiges Auto sein.«

Vereinzeltes Lachen.

»Du liebe Zeit«, sagte eine Frau. Sie sah lächelnd in die Runde. »Wie freudlos.«

Jemand wechselte das Thema.

Kearney ließ es dabei bewenden. Er zündete sich eine Zigarette an und dachte über seine Idee nach, die ihn selbst ziemlich überrascht hatte. In dem Augenblick, in dem er sie ausgesprochen hatte - in dem er sie sich eingestanden hatte -, war ihm ihre zersetzende Wirkung bewusst geworden. Nicht bloß wegen der Einsamkeit, der Egozentrik dieser Vorstellung, hier in dieser Schonung aus akademischer und politischer Selbstzufriedenheit - nein, vielmehr wegen ihrer Kindlichkeit. Die Freiheiten, für die sie stand - die Wärme und Leere des Automobils; der Geruch nach Plastik und Zigaretten; das leise spielende Radio bei Nacht; das grüne Leuchten der Armaturen; bei jeder Kurve das Gefühl zu haben, über ein Instrument zu verfügen oder eine Reihe instrumenteller Entscheidungen zu treffen - diese Freiheiten waren ebenso infantil wie befriedigend. Sie beschrieben sein bisheriges Leben.

Als man aufbrach, sagte seine Begleiterin: »Na ja, eine reife Leistung war das nicht.«

Kearney hätte nicht jungenhafter lächeln können. »Sag bloß?«

Sie hieß Clara. Sie war Ende dreißig, rothaarig und körperlich noch ziemlich jung, aber erste Falten und ein abgehärmtes Gesicht verrieten, dass es ihr zunehmend schwerfiel, Schritt zu halten. Die Karriere forderte Einsatz. Sie musste alleinerziehend und erfolgreich sein. Sie musste jeden Morgen sieben Kilometer joggen. Sie musste gut im Bett sein, sie musste Sex brauchen, ihn genießen und in der Lage sein, nachts »Oh. Da. Ja, so!« zu winseln. Brachte es sie durcheinander, hier in einem viktorianischen Hotel aus roten Ziegeln und Terracotta mit einem Mann zusammen zu sein, der das alles offenbar nicht zu schätzen wusste? Kearney war sich nicht sicher. Er sah sich um. Die cremeweiß glänzenden Korridorwände erinnerten ihn an die Schulen seiner Kindheit.

»Eine schreckliche Bruchbude«, sagte er.

Er nahm sie bei der Hand, sodass sie mit ihm die Treppe hinunterlaufen musste, zog sie in einen menschenleeren Raum, in dem zwei oder drei Billardtische standen, und tötete sie so rasch, wie er all die anderen getötet hatte. Sie sah zu ihm auf, und noch bevor ihre Augen glasig wurden, schlug die Erwartung darin in Verwirrung um. Er kannte sie seit etwa vier Monaten. Anfangs hatte sie ihn als »seriell monogam« eingestuft. Vielleicht erkannte sie nun ja die Ironie dieser Bezeichnung, wenn schon nicht die durch sie zum Ausdruck gebrachte sprachliche Inflation.

Draußen auf der Straße - achselzuckend, sich mit einer Hand rasch und wiederholt über den Mund wischend - glaubte er eine Bewegung, einen Schatten an der Wand zu sehen, die Ahnung einer Bewegung im orangefarbenen Schein der Straßenlaterne. Regen, Schneeregen und Schnee, alles schien auf einmal herunterzukommen. Dazwischen meinte er, Dutzende von kleinen Lichtflecken zu erkennen. Funken, dachte er. In allem waren Funken. Dann schlug er den Mantelkragen hoch und ging rasch davon. Auf der Suche nach seinem Wagen hatte er sich bald in dem Labyrinth aus Straßen und Fußgängerzonen verlaufen, das zum Bahnhof führte. Also nahm er stattdessen den Zug und kehrte erst nach einigen Tagen zurück. Der Wagen stand noch da, wo er ihn geparkt hatte, ein roter Lancia Integrale, in den er ziemlich verknallt gewesen war.

Kearney setzte sein Gepäck - einen alten Laptop, zwei Bände von A Dance to the Music of Time - auf die Rückbank des Integrale und fuhr nach London zurück, wo er ihn in einer Straße in South Tottenham abstellte, nicht ohne sich noch einmal zu vergewissern, dass die Türen unverschlossen waren und der Zündschlüssel steckte. Dann nahm er die U-Bahn zu seiner Forschungssuite, seinem Hauptarbeitsplatz. Finanzielle Verquickungen, zu kompliziert, um sie aufzuschlüsseln, waren der Grund, warum diese Suite in einer Seitenstraße zwischen Gower Street und Tottenham Court Road lag. Dort hausten er und ein Physiker namens Brian Tate in drei langen Zimmern mit lauter Beowulfsystem-Computern, die ihrerseits mit Apparaturen verschraubt waren, die, so hoffte Tate, eines Tages in der Lage sein würden, die Interaktionen von Ionenpaaren aus dem magnetischen Rauschen zu isolieren. Theoretisch würde ihnen das erlauben, Daten in Form von Quantenereignissen zu codieren. Kearney hatte seine Zweifel; doch Tate war von Cambridge über das MIT und, was vielleicht noch wichtiger war, über Los Alamos gekommen, sodass er durchaus gewisse Erwartungen hegte.

Als die Suite noch ein Team von Neurobiologen beherbergt hatte, das mit lebenden Katzen arbeitete, war sie wiederholt von extremistischen Tierrechtlern in Brand gesteckt worden. An nassen Vormittagen roch sie noch schwach nach verkohltem Holz und Plastik. Kearney, der sehr wohl um die moralische Entrüstung der Wissenschaftsgemeinde über diesen Vorfall wusste, hatte jedermann wissen lassen, dass er die Tierrechtsbewegung unterstützte; und dann hatte er noch Öl ins Feuer gegossen, indem er ein Paar orientalischer Katzen importiert hatte, die eine schwarz und männlich, die andere weiß und weiblich. Mit ihren langen Beinen und bedrohlich dünnen Leibern schlichen sie rastlos wie Mannequins umher, warfen sich in bizarre Posen und behinderten Tate bei der Arbeit.

Kearney nahm das Weibchen hoch. Es wehrte sich kurz, dann schnurrte es und ließ sich auf seiner Schulter nieder. Der Kater beäugte Kearney, als habe er ihn noch nie gesehen, legte die Ohren an und duckte sich unter eine Werkbank.

»Die beiden sind nervös heute«, sagte er.

»Gordon Meadows war hier. Sie wissen, dass er sie nicht leiden kann.«

»Gordon? Was wollte er?«

»In Erfahrung bringen, ob wir uns einer Präsentation gewachsen fühlen.«

»Hat er sich so ausgedrückt?«, fragte Kearney und fuhr, als Tate lachte, fort: »Für wen denn?«

»Ein paar Leute von Sony, glaub ich.«

Jetzt war es an Kearney, zu lachen.

»Gordon ist ein Dummkopf«, sagte er.

»Gordon«, sagte Tate, »ist unser Kapital. Muss ich dir das buchstabieren? Erst K und dann A …«

»Du kannst mich auch mal«, sagte Kearney. »Sony bräuchte nur ein Glas Wasser, um Gordon zu schlucken.« Er sah sich zwischen den Apparaturen um. »Die müssen verzweifelt sein. Haben wir diese Woche Fortschritte gemacht?«

Tate zuckte die Achseln.

»Es ist immer dasselbe Problem«, sagte er.

Er war ein ziemlich großer Mann mit sanften Augen, der seine Freizeit, soweit er sie denn hatte, darauf verwandte, sich ein komplexitätsorientiertes architektonisches System auszudenken, das voller Formen und Kurven war, die er als »natürlich« beschrieb. Er wohnte in Croydon, und seine Frau, die zehn Jahre älter war als er, hatte zwei Kinder aus erster Ehe mitgebracht. Vielleicht als Erinnerung an seine Zeit in Los Alamos hatte Tate eine Vorliebe für Bowlinghemden, Hornbrille und einen sorgfältigen Haarschnitt, mit dem er wie Buddy Holly aussah.

»Wir können das Tempo verringern, mit dem die Qubits Phase aufnehmen. Wir sind da schon besser als Kielpinski - ich hatte diese Woche Faktor 4 und mehr.«

Er zuckte die Achseln.

»Darüber nimmt das Rauschen zu. Kein Qubit. Kein Quantencomputer.«

»Und das ist alles?«

»Das ist alles.« Tate nahm die Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. »Oh. Eins...

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Autor

Der Engländer M. Hohn Harrison, 1945 geboren, zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Autoren auf dem Gebiet der Science Fiction und Fantasy. Etliche seiner Romane und Erzählungen wurden preisgekrönt, seine zuletzt erschienenen Bücher "Licht" und "Die Centauri-Maschine" wurden von Publikum und Kritik einhellig gefeiert. Harrison lebt und arbeitet in London.