Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

The Lost

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am31.03.2014
Ein heißer Tag. Ein Campingplatz im Wald. Zwei Frauen - Opfer für den Teenager Ray, der töten will. Er richtet ein Blutbad an, bei dem seine Freunde tatenlos zusehen. 1969, fünf Jahre später: Ray konnte nie überführt werden und ist nach wie vor auf freiem Fuß. Doch er lebt immer einen Schritt vom Abgrund entfernt, und seine Scheinwelt aus Drogen, Sex und krankhaftem Egoismus droht zusammenzubrechen. Was folgt, ist ein Ausbruch des Wahnsinns von albtraumhafter Intensität.

Jack Ketchum ist das Pseudonym des ehemaligen Schauspielers, Lehrers, Literaturagenten und Holzverkäufers Dallas Mayr. Er gilt heute als einer der absoluten Meister des Horror-Genres. 2011 wurde er zum Grand Master der World Horror Convention ernannt. Er erhielt fünfmal den Bram Stoker Award, sowie 2015 den Lifetime Achievement Award der Horror Writers Association. Jack Ketchum verstarb am 24. Januar 2018 in New York City, New York.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin heißer Tag. Ein Campingplatz im Wald. Zwei Frauen - Opfer für den Teenager Ray, der töten will. Er richtet ein Blutbad an, bei dem seine Freunde tatenlos zusehen. 1969, fünf Jahre später: Ray konnte nie überführt werden und ist nach wie vor auf freiem Fuß. Doch er lebt immer einen Schritt vom Abgrund entfernt, und seine Scheinwelt aus Drogen, Sex und krankhaftem Egoismus droht zusammenzubrechen. Was folgt, ist ein Ausbruch des Wahnsinns von albtraumhafter Intensität.

Jack Ketchum ist das Pseudonym des ehemaligen Schauspielers, Lehrers, Literaturagenten und Holzverkäufers Dallas Mayr. Er gilt heute als einer der absoluten Meister des Horror-Genres. 2011 wurde er zum Grand Master der World Horror Convention ernannt. Er erhielt fünfmal den Bram Stoker Award, sowie 2015 den Lifetime Achievement Award der Horror Writers Association. Jack Ketchum verstarb am 24. Januar 2018 in New York City, New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641141332
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum31.03.2014
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2348 Kbytes
Artikel-Nr.1388485
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Juni 1965 · Sparta, New Jersey

 


Im Lichtschein des Lagerfeuers sah er, wie sie sich küssten. Nur eine kurze Berührung der Lippen, nichts Besonderes, und auch nur ein einziges Mal. Danach setzten sie sich neben dem Baum im Schneidersitz vor ihr Abendessen, das anscheinend aus Würstchen und Bohnen bestand.

Keine große Sache. Nur ein flüchtiger Kuss. Aber, gottverdammt, er fand es widerlich.

»Unfassbar«, sagte er. »Lesben. Mann, ist das eklig.«

Tim grinste. »Bleib locker, Ray. Du weißt doch gar nicht, ob sie lesbisch sind. Vielleicht sind es Schwestern. Oder der Kuss war freundschaftlich gemeint.«

»Hast du jemals ein Mädchen so geküsst, Jen? Oder ihr so übers Haar gestrichen wie die gerade?«

»Natürlich nicht.«

»Bist du jemals nackt vor anderen Mädchen rumgelaufen, so wie die beiden vorhin? Ich meine, außer im Duschraum nach dem Sportunterricht? Da geht's ja nicht anders. Aber einfach so, nur, weil du Lust drauf hattest?«

»Jetzt hör schon auf, Ray, okay?« Als ob Jennifer von anderen Frauen träumen würde. Konnte er sich kaum vorstellen. Sie lallte schon ein bisschen, hatte wohl zu viel getrunken. Wie wir alle, dachte er.

»Siehst du? Ich sag's doch. Die beiden sind Lesben.«

Nachmittags gegen zwei hatte er die Brünette aus dem Klohäuschen des Zeltplatzes kommen sehen, splitternackt bis auf ihre Badelatschen. Er hatte kacken müssen und war praktisch über sie gestolpert, hätte fast die Scheißhaustür in die Fresse gekriegt. Er wusste nicht, wer überraschter gewesen war, die Brünette oder er, aber wer von ihnen die Begegnung mehr genossen hatte, stand fest.

Er hatte sie ausgelacht. Hast du eine Zigarette?, hatte er gefragt. Hoppla, ich schätze nicht.

Mein Gott, sagte sie. Ich dachte, wir wären allein hier oben! Tut mir leid. O Gott! Sie versuchte mit einem Arm ihre Titten zu bedecken, warf die Hand über die rechte Brust und wollte die linke in die Armbeuge klemmen, während sie die andere Hand auf ihre Scham legte. Aber die linke Titte spielte nicht mit. Er konnte den runzeligen braunen Rand des Warzenhofes erkennen. Das Mädchen hatte eine tolle Figur, so viel stand schon mal fest. Groß, üppig und fest, ganz nach seinem Geschmack. Ihr Gesicht war auch nicht übel.

Aber ihm gefiel die Stimme nicht. Irgendetwas an der Art, wie sie redete. Ihr Akzent klang nicht so, als stammte sie aus der Gegend. Ihr Tonfall ließ vermuten, dass Daddy Geld hatte.

Entschuldige, falls ich dir einen Schreck eingejagt habe, sagte er. Ich wollte … ähem … nur auf die Toilette. Das Ähem gefiel ihm auch nicht. War gar nicht seine Art, so rumzustottern. Das lag irgendwie an ihrer Stimme. Eigentlich war er viel lässiger. Aber er lächelte sie trotzdem an und tat so, als wolle er nun aufs Klo gehen und sein Geschäft verrichten. Das Mädchen erwiderte das Lächeln, nickte verlegen und wandte sich ab, um den Pfad hinunterzulaufen.

Ihr Hintern war auch nett. Wie er hin und her wackelte, während sie davoneilte. Nur eine kleine Portion Extrafett an den Pobacken. Nicht viel.

Scheißen konnte er auch später noch. Er schlich ihr nach, hielt sich auf dem schmalen gewundenen Pfad dicht hinter den Büschen. Sie überquerte den Hügel und trottete zum See hinunter. In seinen Stiefeln bergab zu gehen war unangenehmer als bergauf, aber wie immer ignorierte er seine schmerzenden Füße.

Ich dachte, wir wären allein hier oben.

Er musste unbedingt herausfinden, wer wir war.

Wie sich herausstellte, war es eine bleiche, extrem zierliche Rothaarige mit dicken rosigen Nippeln, krauser Wuschelmähne und etwas helleren, karottenfarbenen Schamhaaren. Eine goldene Halskette glitzerte im Sonnenschein, ein goldenes Armband am Handgelenk. Ihr Gesicht war hinter der Wuschelmähne verborgen. Aber auch so konnte er sich denken, was die Brünette ihr erzählte. Hier oben ist jemand, wir müssen uns anziehen. Denn die Rothaarige, die am Ufer in der Sonne lag, setzte sich plötzlich auf, und man sah, wie sie gestikulierte und halbherzig widersprach. Na und? Ist doch egal. Aber die Brünette war bereits in ihre Jeans gestiegen und knöpfte die ärmellose Bluse zu, und dann beobachtete er, wie die Rothaarige seufzend nach ihrem T-Shirt griff.

Danach hatte er sich davongestohlen.

Er war zum feuchten, stinkenden Klohäuschen zurückmarschiert. Anschließend war er wieder den Hügel zum großen Felsen hinaufgestiegen, wo Tim und Jennifer im Schatten hockten, Marlboros rauchten und Starkbier tranken. Er hatte sich auch eine Dose aufgemacht, die schlanke Remington Kaliber .22 mit Walnussgriff aufgehoben und sich auf das Gewehr gestützt wie auf einen Gehstock, während er ihnen von den Mädchen berichtete. In seiner Schilderung hatte er die beiden hübscher gemacht als sie wirklich waren, hatte ein wenig übertrieben, besonders bei der Rothaarigen, deren Gesicht er überhaupt nicht gesehen hatte. In erster Linie, um Jennifer zu ärgern, sie eifersüchtig zu machen, das alte Feuer nicht verlöschen zu lassen.

Aber irgendwie war es enttäuschend, nun mit Tim und Jen untätig hinter den Büschen in der Dunkelheit zu kauern; es machte ihn fast wütend auf die beiden Mädchen. Wer war schon eifersüchtig auf zwei gottverdammte Lesben, die sich im Wald küssten? Jennifer bestimmt nicht. Vorhin war er noch so scharf gewesen, dass er die Brünette am liebsten übel durchgefickt hätte. Aber daran war nun nicht mehr zu denken.

Denn die beiden jetzt angezogen vor ihrem schicken Zelt sitzen zu sehen, bestätigte seinen ersten Eindruck: Die beiden waren die Kinder reicher Eltern. Er wäre sowieso nie im Leben an sie rangekommen. Mit der Sorte von Mädchen kannte er sich aus. Sie gingen in niegelnagelneuen Jeans zum Campen, verdammt nochmal. Waren mit teurem Equipment ausstaffiert: hochwertiges Isolierzelt, wahrscheinlich von L. L. Bean, glänzender tragbarer Butankocher, große, nagelneue Coleman-Laterne.

Zwei verwöhnte Ziegen mit reichen Daddys. Wahrscheinlich waren sie aus der Stadt hier raufgekommen.

Verwöhnte Lesben noch dazu.

Er hasste Schwule und Lesben. In der elften Klasse hatte es im Englischunterricht einen Homo namens Billy Dultz gegeben. Der Kerl hatte jedem, der ihm fünf Dollar zahlte oder die Fresse polierte, den Schwanz gelutscht. Er kannte Typen, die hatten Dultz auf beide Arten entlohnt, manchmal direkt nacheinander. Zuerst hatten sie ihm den Fünfer in die Hand gedrückt, und hinterher hatten sie ihm eine reingehauen. Aber nicht er. Nicht Ray. Nie im Leben würde er sich von einem Typen einen runterholen oder blasen lassen oder sich in den Arsch ficken lassen - das war krank -, und seiner Meinung nach galt für Lesben dasselbe. Jedes Mädchen, das lieber an einer Muschi als an einem Schwanz lutschte, hatte es verdient, auf der Stelle tot umzufallen.

Das ist das Allerletzte, dachte er.

Er ließ den Busch los, den er herabgedrückt hatte, um besser sehen zu können. Wer wollte schon zwei reichen Weibern beim Würstchenfressen zugucken?

Aber die Würste rochen gut. Und er hatte Kohldampf.

Er hob die Remington auf.

»Weißt du, was, Timmy?«, sagte er. »Lass sie uns abknallen!«

»Was?« Er hörte an ihrer Stimme, dass er Jennifer erschreckt hatte. Das freute ihn. Er musste grinsen. Es war dieses breite, leicht spöttische Elvis-Grinsen, das er den beiden jetzt zuwarf. Jennifer zu erschrecken machte ihm noch mehr Spaß, als sie eifersüchtig zu machen. Er wusste nicht, warum es so war. Aber so war es eben. Tim sagte nichts, aber das lag daran, dass Tim ein beschissener Feigling war. Genau betrachtet, waren die beiden doch fast noch Kinder. Er beschloss, sie noch ein bisschen zu ärgern.

»Wir sollten sie abknallen«, flüsterte er. »Hey, Tim und ich haben schon öfter darüber gesprochen, stimmt's, Tim? Wie es wäre, jemanden abzuknallen. Du warst nie jagen, Jen, deshalb kannst du das nicht verstehen. Du hast nie einen Hasen abgeschossen. Tim und ich schon. Man sieht es in ihren Augen. In einem Moment ist alles okay, nach dem Motto: Hey, wir hoppeln den Karnickelpfad runter! Und im nächsten Moment sind sie in der Karnickelhölle. Man hat das völlig in der Hand. Man selbst hat den Hasen auf Nimmerwiedersehen ins Jenseits befördert. Deshalb beginnt man, sich irgendwann zu fragen, wie es wohl wäre, mal einen Menschen zu erschießen. Und verfickte Lesben wie die beiden da unten kann man doch sowieso kaum als vollwertige Menschen bezeichnen. Sie werden niemals Kinder kriegen, stimmt's? Wer wird sie schon groß vermissen?«

»Ray, um Himmels willen, du kannst doch gar nicht wissen, ob sie wirklich lesbisch sind, nur weil sie sich geküsst und nackt gesonnt haben.«

Er konnte die Furcht in Tims Stimme hören. Auch das machte ihm Spaß. Aber langsam wurde es ihm ein bisschen zu viel.

»Verdammt, schrei nicht so rum, Tim.«

»Okay. Ist ja gut. Aber du kannst wirklich nicht wissen, ob sie lesbisch sind. Ich hab gehört, in Europa legen sich die Leute alle nackt in die Sonne, und Freundinnen spazieren Arm in Arm durch die Straßen. Manche Mädchen drücken sich in der Öffentlichkeit sogar hin und wieder einen Kuss auf die Lippen. Vielleicht kommen die beiden ja aus Europa.«

Fast hätte er losgeprustet.

»Tim, du bist echt bescheuert. Aus Europa?«

»Na, man kann ja nie wissen, oder?«

»Die Brünette jedenfalls kommt nicht aus Europa. Die ist so amerikanisch wie warmer Apfelkuchen. Außerdem hat sie Geld. Also, was meinst du? Abknallen oder...

mehr

Autor

Jack Ketchum ist das Pseudonym des ehemaligen Schauspielers, Lehrers, Literaturagenten und Holzverkäufers Dallas Mayr. Er gilt heute als einer der absoluten Meister des Horror-Genres. 2011 wurde er zum Grand Master der World Horror Convention ernannt. Er erhielt fünfmal den Bram Stoker Award, sowie 2015 den Lifetime Achievement Award der Horror Writers Association. Jack Ketchum verstarb am 24. Januar 2018 in New York City, New York.