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Ostseewind und Sanddornküsse

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am06.02.2015Auflage
Harriet Bohnekamp, fast fünfzig, liebenswert und ausgesprochen tollpatschig, führt ein geordnetes, todlangweiliges Leben. Demnächst soll sie die kleine Bremer Bankfiliale übernehmen, in der sie seit zwanzig Jahren arbeitet. Eine Familie zu gründen, hat sie verpasst, und an die große Liebe glaubt sie schon lange nicht mehr. Der überraschende Heiratsantrag von einem alten Schulfreund reißt Harriet aus ihrem Tiefschlaf. Ihre Flucht auf den Darß führt sie wiederum direkt in die Arme von Jakob und zu einer himmlischen Liebesnacht am Strand. Harriet wollte einen Neuanfang - jetzt hat sie zwei Männer zum Verlieben. So prickelnd hatte sie sich das alles gar nicht vorgestellt...

Susanne Lieder wurde 1963 in Ostwestfalen geboren. Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Söhne. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann auf einem kleinen Resthof in der Nähe von Bremen. Wenn sie könnte, würde sie sofort auf den Darß ziehen.
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Produkt

KlappentextHarriet Bohnekamp, fast fünfzig, liebenswert und ausgesprochen tollpatschig, führt ein geordnetes, todlangweiliges Leben. Demnächst soll sie die kleine Bremer Bankfiliale übernehmen, in der sie seit zwanzig Jahren arbeitet. Eine Familie zu gründen, hat sie verpasst, und an die große Liebe glaubt sie schon lange nicht mehr. Der überraschende Heiratsantrag von einem alten Schulfreund reißt Harriet aus ihrem Tiefschlaf. Ihre Flucht auf den Darß führt sie wiederum direkt in die Arme von Jakob und zu einer himmlischen Liebesnacht am Strand. Harriet wollte einen Neuanfang - jetzt hat sie zwei Männer zum Verlieben. So prickelnd hatte sie sich das alles gar nicht vorgestellt...

Susanne Lieder wurde 1963 in Ostwestfalen geboren. Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Söhne. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann auf einem kleinen Resthof in der Nähe von Bremen. Wenn sie könnte, würde sie sofort auf den Darß ziehen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843709842
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum06.02.2015
AuflageAuflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1301 Kbytes
Artikel-Nr.1410231
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2.

DIE EINLADUNG ZUM KLASSENTREFFEN hatte sie schon beinahe wieder vergessen.

Meine Güte, warum hatte sie die Karte nicht einfach verbrannt? Oder gleich weggeworfen?

Stattdessen prangte sie am Küchenschrank wie eine Art Mahnmal.

Und das seit nunmehr vier Wochen. Mittlerweile hatte Harriet sich daran gewöhnt, dass sie dort hing.

Sie hatte in einem Anflug von geistiger Verwirrung zugesagt.

Sie hatte in der Mail sogar geschrieben, dass »sie sich freue, alle mal wiederzusehen«.

Dabei freute sie sich kein bisschen.

Gott, ging es noch heuchlerischer?

Sie donnerte die Küchenschranktür zu, als ob er die Einladung angezettelt hatte.

Klementine, die auf dem Küchenstuhl lag und sich putzte, fuhr zusammen und sah sie empört an.

Klementine konnte sogar arrogant gucken.

Harriet seufzte herzzerreißend und überlegte zähneknirschend, was sie am Abend anziehen sollte.

Etwas Todschickes vielleicht? Das kleine Schwarze?

Oder um ihrer eigentlichen Abscheu Ausdruck zu verleihen, zerrissene Jeans und Schlabbershirt?

Ja, Lust hatte sie genau dazu, doch sie wusste, dass sie es ja doch nicht fertigbringen würde.

Sie lief nach oben ins Bad, duschte und cremte sich ausgiebig ein. Danach stand sie ewig vor dem Kleiderschrank und zog ein Kleidungsstück nach dem nächsten heraus.

Nagelneue weiße Jeans, ein knielanger, enger Rock, ein luftiges Sommerkleid mit einem gebauschten Rock und sogar ein Kostüm einer deutschen Designerin, das sie sich in einem Anflug von Geldverschwendung gekauft hatte.

Sie ließ sich aufs Bett fallen und streckte beide Beine weit von sich. Dabei betrachtete sie ihre unlackierten Fußnägel.

Sie musste an Miriam denken, eine Bekannte, die sich für ihre beste Freundin hielt. Miriam würde niemals mit unlackierten Fußnägeln aus dem Haus gehen, nicht einmal im Winter.

Die beiden hatten sich vor knapp zwei Jahren auf der Geburtstagsparty eines gemeinsamen Bekannten kennengelernt.

Miriam hatte Harriet auf die Kette angesprochen, die sie getragen hatte, und so waren sie ins Gespräch gekommen. Wobei Miriam eindeutig diejenige gewesen war, die das Gespräch in Gang gehalten hatte. Harriet wäre nie auf den Gedanken gekommen, sich nach der Party bei Miriam zu melden. Doch das Schicksal war manchmal unbarmherzig; nur wenige Tage später waren die beiden sich im Viertel über den Weg gelaufen. Seitdem klebte Miriam mit einer besonderen Art von Anhänglich- und Beharrlichkeit an Harriet, und Harriet wiederum war schlicht nicht der Mensch, der jemandem mit der Holzhammermethode deutlich machte, dass er ihr auf die Nerven ging.

Sie hatte Miriam seit Wochen nicht gesehen. Meistens tauchte die einfach irgendwann auf, lud sich auf einen Tee oder Kaffee, gern auch zum Essen ein und blieb bis Mitternacht, um Harriet mit ihren nervtötenden Monologen zu quälen.

Dirk macht dies, Dirk macht das. Dirk ist fürchterlich, Dirk ist der Größte. Dirk hat meinen Geburtstag vergessen, dafür hat er an den seiner Sekretärin gedacht. Dirk war Miriams Ehemann und weiß Gott nicht zu beneiden.

Harriet entschied sich spontan für die weißen Jeans.

Sie suchte ihre hellgrüne Bluse und überlegte, ob sie die Miriam geliehen hatte. Dabei war die alles andere als darauf angewiesen, sich Klamotten von Freundinnen und Bekannten zu schnorren. Dirk war vielleicht fürchterlich und vergesslich, doch er war überaus großzügig.

Harriet stöhnte leise und schüttelte den Kopf.

Nie mehr würde sie Miriam auch nur ein Tuch leihen.

Sie nahm eine dunkelrote weite Bluse, eine Art Tunika, aus dem Schrank und streifte sie über. Sie hatte sie ewig nicht getragen. Warum eigentlich nicht?

Die Tunika war bildschön, saß wie angegossen und schmeichelte fast jeder Figur. Obwohl bei Harriet schmeicheln absolut nicht notwendig war, denn sie war schlank wie eh und je.

Sie drehte sich vor dem Spiegel. Doch, sie konnte sich durchaus sehen lassen.

Sie nahm eine auffällige Kette aus der Schublade, frisierte ihre Naturpracht, legte sich ein wenig Make-up auf und tupfte sich Parfum ins Dekolleté.

Dann nahm sie ihre Jacke und verließ die Wohnung.

Sämtliche Parkplätze vor dem Lokal waren natürlich besetzt.

Harriet wunderte sich nicht, sie war einfach zu spät losgefahren, das hatte sie nun davon.

Vielleicht hatte Gerd mehr Glück gehabt und einen Parkplatz erwischt. Sie hatten sich vor dem Lokal verabredet.

Harriet reckte den Hals, um zu sehen, ob er bereits da war. Offenbar war das aber nicht der Fall. Gerd war eigentlich die Pünktlichkeit in Person, irgendetwas musste ihm dazwischengekommen sein. Gut, dann würde sie in zweiter Reihe stehen bleiben und im Wagen auf ihn warten.

Gerd Biedermann und sie kannten sich seit der Schulzeit, genauer gesagt seit der siebten Klasse. In der Oberstufe hatten sie sich dann angefreundet. Gerd war ein As in Physik und Chemie, Fächer, die ihr immer Probleme gemacht hatten. Nach dem Abitur hatte Gerd Maschinenbau in Braunschweig studiert, während Harriet ihre Ausbildung zur Bankkauffrau begonnen hatte. Danach hatte sie Betriebswirtschaft studiert, ebenfalls in Bremen. Der Kontakt zu Gerd war eher unregelmäßig gewesen, aber nie ganz abgebrochen.

Seit etwa zehn Jahren lebte er wieder in Bremen.

Die beiden kochten gemeinsam, gingen ins Kino oder auch mal ins Theater. Sie waren gute Freunde, nicht mehr und nicht weniger. Gerd war ein zuverlässiger, bodenständiger Mensch, etwas, das Harriet sehr schätzte. Außerdem hatte er es nie darauf angelegt, mehr aus ihrer Freundschaft machen zu wollen. Er selbst war lange in einer Beziehung gewesen und seit zwei Jahren wieder Single.

Sie sah sein dunkles Auto um die Ecke kommen und sehr langsam weiterfahren. Sie stieg aus dem Wagen und gab ihm ein Handzeichen, obwohl sie nicht mit einem Parkplatz dienen konnte.

Er ließ das Fenster herunter. »Sieht aus, als wären Parkplätze Mangelware.«

Sie nickte seufzend.

Er zeigte hinter sich. »Ich versuch´s da drüben.«

Sie stieg wieder in den Wagen, um ihm zu folgen.

Etwas weiter abseits fanden sie tatsächlich zwei Parkplätze.

Harriet hakte sich bei Gerd unter. »Soll ich ehrlich sein? Ich hab überhaupt keine Lust auf dieses blöde Klassentreffen.«

Er sah sie überrascht an. »Ich dachte, du wärst ganz wild darauf.«

Sie betrachtete ihn von der Seite. Er sah wirklich gut aus heute Abend. Er trug ein helles Hemd, dazu dunkle Jeans, und er war nicht glatt rasiert, was ihr an einem Mann ausgesprochen gut gefiel.

»Du siehst gut aus«, sagten beide fast gleichzeitig.

Gerd grinste, und auch sie musste lachen. »Komm, bringen wir´s hinter uns.«

Als sie in den Saal kamen, standen einzelne Grüppchen herum und musterten sie neugierig.

Gerd blickte sofort auf das Büfett, das auf der Längsseite aufgebaut war. »Oh, das sieht aber gut aus.«

Eine zierliche Frau mit einem hellblonden Pagenkopf kam auf sie zu und streckte die Arme aus. »Harriet und Gerd. Wie schön, dass ihr gekommen seid.« Sie drückte erst Harriet, dann Gerd an sich.

»Simone.« Harriet lächelte. »Du siehst toll aus.« Was auch stimmte.

Simone war eine der Frauen, die im Laufe der Jahre immer attraktiver werden, während sie in der Schulzeit eher unscheinbar ausgesehen hatte. »Die Haarfarbe steht dir großartig.«

Simone strahlte. »Danke für die Blumen, Jette.«

Gerd blickte sich um, und Harriet stieß ihm sacht den Ellbogen in die Seite. »Du wirst dich noch ein bisschen gedulden müssen.«

»Ich glaube, ich habe eben Martin gesehen.«

Sie schmunzelte. »Ich glaube, du hast eben das Büfett gesehen.«

Er ließ sie mit Simone allein und schlenderte zu einer anderen Gruppe hinüber.

»Komm, du wirst staunen, wer alles gekommen ist. Und ich wette, du wirst Andreas nicht wiedererkennen.« Simone ging voran, und Harriet folgte ihr.

Johannes Köhler, Geschichte Leistungskurs, stand hinter Gerd und wartete darauf, dass es endlich weiterging.

Die beiden waren die Ersten, die das Büfett gestürmt hatten.

Harriet hatte Johannes nicht gleich wiedererkannt, wie sie zugeben musste. Er hatte sich zu einem attraktiven, durchtrainierten Mann entwickelt. Früher war er einer der Unsportlichsten der ganzen Klasse gewesen, immer blass und eher kränklich aussehend.

Harriet stand mit Simone und ein paar anderen aus ihrem früheren Mathe-Leistungskurs zusammen. Sie hatten sich wirklich nett unterhalten. Simone hatte zwei Jahre in Argentinien gelebt, war inzwischen mit einem Argentinier verheiratet und erzählte von diesem aufregenden Land.

Harriet bewunderte es immer sehr, wenn jemand etwas von der Welt gesehen hatte und davon erzählen konnte. Sie selbst war nie wirklich aus Norddeutschland herausgekommen.

»Ich glaube, ich reihe mich mal in die Schlange ein«, verkündete sie.

Sie nahm sich einen Teller und begutachtete das Essen. Es sah nicht mal übel aus, das eine oder andere war sicherlich durchaus genießbar. Es roch nach gebratenem Fleisch und Fisch und diversen Kräutern. Harriet sog die Luft durch die Nasenlöcher ein, und prompt meldete sich ihr Magen. Sie war wirklich hungrig.

Gerd marschierte an ihr vorbei, den vollen Teller geschickt ausbalancierend. Er zwinkerte ihr zu. »Du weißt ja, wer zu spät kommt ...« Er hob...


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