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Das Universum in dir

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am24.07.20141. Auflage
Die Gesamtgeschichte der Erde und des Menschen und von Allem - ungewöhnlich, unterhaltsam und packend! Seit dem Urknall haben sich Galaxien, Sonnensysteme und Planeten gebildet und im Laufe der Äonen entwickelte sich das Leben auf der Erde. Angesichts dessen könnten wir Menschen uns unbedeutend vorkommen - doch tief in uns verborgen liegt das große Wunder des Lebens: Das Universum ist in uns! Der weltbekannte Paläontologe Neil Shubin geht in seinem neuen Buch den Rätseln unseres Lebens nach: Er erzählt von der Zusammensetzung der Moleküle, findet eine Erklärung dafür, weshalb wir einen Regenbogen sehen können und zeigt, wie das Universum unseren Schlafrhythmus und die Geschwindigkeit beeinflusst, mit der sich unsere Zellen teilen. Ein wissenschaftliches Abenteuer, nach dem wir besser verstehen, wer - und was - wir sind.

Neil Shubin, geboren 1960, ist Paläontologe und Leiter des Instituts für organische Biologie und Anatomie an der University of Chicago. Er publiziert in renommierten Fachzeitschriften wie »Nature« und »Science«. Als Expeditionsleiter birgt er Fossilien aus dem ewigen Eis. Mit der Untersuchung von Fossilienfunden mittels moderner DNA-Technologie war er an der Erschließung eines revolutionären Forschungsgebietes beteiligt. Seit 2011 ist er Mitglied der »National Academy of Science«. Shubin lebt in Chicago.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR21,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextDie Gesamtgeschichte der Erde und des Menschen und von Allem - ungewöhnlich, unterhaltsam und packend! Seit dem Urknall haben sich Galaxien, Sonnensysteme und Planeten gebildet und im Laufe der Äonen entwickelte sich das Leben auf der Erde. Angesichts dessen könnten wir Menschen uns unbedeutend vorkommen - doch tief in uns verborgen liegt das große Wunder des Lebens: Das Universum ist in uns! Der weltbekannte Paläontologe Neil Shubin geht in seinem neuen Buch den Rätseln unseres Lebens nach: Er erzählt von der Zusammensetzung der Moleküle, findet eine Erklärung dafür, weshalb wir einen Regenbogen sehen können und zeigt, wie das Universum unseren Schlafrhythmus und die Geschwindigkeit beeinflusst, mit der sich unsere Zellen teilen. Ein wissenschaftliches Abenteuer, nach dem wir besser verstehen, wer - und was - wir sind.

Neil Shubin, geboren 1960, ist Paläontologe und Leiter des Instituts für organische Biologie und Anatomie an der University of Chicago. Er publiziert in renommierten Fachzeitschriften wie »Nature« und »Science«. Als Expeditionsleiter birgt er Fossilien aus dem ewigen Eis. Mit der Untersuchung von Fossilienfunden mittels moderner DNA-Technologie war er an der Erschließung eines revolutionären Forschungsgebietes beteiligt. Seit 2011 ist er Mitglied der »National Academy of Science«. Shubin lebt in Chicago.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104030906
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum24.07.2014
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4053 Kbytes
Artikel-Nr.1410327
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 Wir rocken die Welt

Aus der Luft müssen mein Begleiter und ich ausgesehen haben wie zwei schwarze Flecken hoch oben auf einer riesigen Ebene aus Gestein, Schnee und Eis. Wir waren am Ende einer langen Wanderung und kämpften uns den Weg zurück ins Lager über einen Felsgrat, der zwischen zwei der größten Gletscher unseres Planeten lag. Der klare nördliche Himmel wölbte sich über einem Panorama, das vom Packeis des Nordpolarmeeres im Osten bis zur scheinbar endlosen Eiskappe Grönlands im Westen reichte. Nach einem produktiven Tag auf Fossiliensuche und einer berauschenden Wanderung hatten wir angesichts des majestätischen Panoramas das Gefühl, wir hätten den Gipfel der Welt bestiegen.

Dann aber riss uns ein Wechsel im Gestein unter unseren Füßen abrupt aus unseren Tagträumen. Als wir das Muttergestein überquerten, ging der braune Sandstein plötzlich in rosafarbene Streifen aus Kalkstein über, und aufgrund unserer früheren Entdeckungen erkannten wir darin ein deutliches Anzeichen dafür, dass Fossilien in der Nähe waren. Nachdem wir ein paar Minuten lang die Felsbrocken inspiziert hatten, läuteten die Alarmglocken; ein ungewöhnliches Flimmern, das von einer Ecke eines Gesteinsbrockens von der Größe einer Melone kam, erregte meine Aufmerksamkeit. Die Erfahrungen im Feld hatten mich gelehrt, auf das Gefühl zu hören, das von einem solchen Moment ausgelöst wird. Wir waren nach Grönland gereist, um kleine Fossilien zu suchen, und so musterte ich, über meine Lupe gebeugt, sorgfältig das Gestein. Das Glitzern, das mich gefesselt hatte, kam von einem kleinen weißen Fleck, nicht größer als ein Sesamkorn. Die nächsten fünf Minuten bückte ich mich über den Stein und betrachtete ihn aus nächster Nähe, bevor ich den Brocken an meinen Kollegen Farish weitergab und ihn nach seiner fachkundigen Meinung fragte.

Als der Fleck unter seiner Linse auftauchte, erstarrte er. Sein Blick traf mich mit einem Ausdruck freudiger Erregung, Unglauben und Überraschung. Er erhob sich aus seiner kauernden Haltung, riss sich die Handschuhe von den Händen und warf sie drei Meter hoch in die Luft. Dann wurde ich von einer der gewaltigsten Umarmungen, die ich jemals erlebt habe, fast erdrückt.

Farishs Überschwang ließ mich vergessen, wie absurd es eigentlich war, sich so über die Entdeckung eines Zahnes zu freuen, der nicht viel größer war als ein Körnchen Sand. Wir hatten drei Jahre lang unzählige Dollars und zahlreiche Bänderdehnungen investiert und endlich gefunden, wonach wir gesucht hatten: ein 200 Millionen Jahre altes Bindeglied zwischen Reptilien und Säugetieren. Aber dieses Projekt war keine Trophäenjagd im Kleinformat. Der winzige Zahn stellt die Verbindung zwischen uns selbst und einer längst vergangenen Welt dar. Hier, verborgen in den Felsen Grönlands, liegen die tiefreichendsten Verbindungen zu den Kräften, die unseren Körper, unseren Planeten und sogar das gesamte Universum geformt haben.

Unsere Zusammengehörigkeit mit der Natur erkennen zu wollen, gleicht dem Versuch, das verborgene Muster in einem Kaleidoskop zu entziffern. Mit Lebewesen, Steinen und Sternen haben wir es in unserem Leben tagtäglich zu tun. Übt man den Blick ein wenig, machen die vertrauten Gegenstände einer tiefer liegenden Realität Platz. Wenn man lernt, die Welt durch diese Brille zu sehen, werden Lebewesen und Sterne zu Fenstern in eine Vergangenheit, die nahezu unbegreiflich weit zurückreicht, hin und wieder von Katastrophen geprägt wurde und den Lebewesen und dem Universum, das sie hervorgebracht hat, immer gemeinsam war.

Wie kann eine solche große Welt in einem winzigen Zahn liegen, ganz zu schweigen von unserem eigenen Körper? Die Geschichte beginnt damit, wie wir überhaupt auf diesen eisigen Gebirgsrücken in Grönland kamen.

 

Stellen wir uns einmal vor, wir stünden vor einem Panorama, so groß wie das Auge reicht. Gleichzeitig wissen wir, dass unsere Suche einem Fossil gilt, das so groß ist wie der Punkt am Ende dieses Satzes. Fossile Knochen können sehr klein sein. Dasselbe trifft auch auf ganze Panoramen zu, die im Verhältnis zur Oberfläche der Erde wirklich winzig sind. Wenn man Lebewesen früherer Zeiten finden will, darf man Steine nicht als unveränderliche Objekte betrachten, sondern muss lernen, in ihnen Gebilde mit einer dynamischen und oftmals turbulenten Vergangenheit zu sehen. Das bedeutet auch zu begreifen, dass unsere Körper und unsere gesamte Umwelt nur kurze Augenblicke im Ablauf der Zeit darstellen.

Das Drehbuch, mit dessen Hilfe Fossilienjäger sich neue Orte zum Suchen auswählen, ist während der letzten 150 Jahre mehr oder weniger unverändert geblieben. Rational betrachtet, ist es ganz einfach: Finde diejenigen Orte, an denen das Gestein genau das richtige Alter hat, um damit die Fragen beantworten zu können, die dich interessieren; suche Gesteinstypen, die wahrscheinlich Fossilien enthalten werden und außerdem an der Oberfläche freiliegen. Je weniger du buddeln musst, desto besser. Diese Herangehensweise, die ich bereits in meinem Buch Der Fisch in uns beschrieben habe, führte 2004 dazu, dass meine Kollegen und ich einen Fisch fanden, der an der Schwelle des Überganges zum Leben an Land stand.

Während meines Studiums in den Achtzigern fühlte ich mich zu einer Arbeitsgruppe hingezogen, die fortschrittliche, neue Methoden zur Suche nach Fossilienfundstätten entwickelt hatte. Ihr Ziel war es, die ältesten Verwandten der Säugetiere in versteinerter Form zu entdecken. Die Gruppe hatte an mehreren Orten im Westen Nordamerikas kleine, an Spitzmäuse erinnernde Fossilien und eng mit ihnen verwandte Reptilien gefunden. Doch Mitte der 1980er Jahre steckten sie nach ersten Erfolgen in einer Sackgasse. Am besten formuliert man das Problem mit dem Paläontologenwitz »Jedes neu entdeckte fehlende Bindeglied reißt zwei neue Lücken in der Fossilienreihe auf«. Auf diese Weise hatte das Team einen ganzen Haufen dieser Lücken geschaffen, und sah sich jetzt mit einer solchen Lücke in 200 Millionen Jahre altem Gestein konfrontiert.

Die Suche nach Fossilienfundstätten bekommt Beihilfe von Wirtschaft und Politik: Wenn die Aussicht auf nennenswerte Öl-, Gas- und Mineralienvorkommen besteht, besteht für die Staaten ein Anreiz, die geologischen Verhältnisse innerhalb ihrer Grenzen genau zu kartieren und zu erfassen. Deshalb finden sich in praktisch jeder geologischen Fachbibliothek zahlreiche Artikel, Berichte und - hoffentlich - auch Kartenmaterial, aus denen Alter, Aufbau und Mineraliengehalt des Gesteins hervorgehen, das an der Oberfläche verschiedener Staaten und Regionen freiliegt. Die Herausforderung besteht darin, die richtigen Karten zu finden.

Die besagte Arbeitsgruppe am Museum für Vergleichende Zoologie der Harvard University wurde von Professor Farish A. Jenkins Jr. geleitet. Fossilien zu entdecken war für ihn und seine Mannschaft das täglich Brot, und die Arbeit begann in der Bibliothek. Chuck Schaff und Bill Amaral, zwei Kollegen aus Farishs Labor, spielten dabei eine Schlüsselrolle; die beiden hatten ihr Verständnis der Geologie so verfeinert, dass sie mutmaßliche Fundstätten vorhersagen konnten, und - noch wichtiger - sie hatten ihren Blick so trainiert, dass sie tatsächlich selbst winzig kleine Fossilien fanden. Ihre Beziehung hatte oft die Form einer langen, freundschaftlichen Diskussion: Der eine stellte eine neue Idee in den Raum, und der andere bemühte sich erbarmungslos darum, sie zunichtezumachen. Hielt der Gedanke dem zumeist liebenswürdigen Meinungsaustausch stand, stellten sich beide hinter den Vorschlag und legten ihn Farish vor, der ihn mit seinem genauen Gespür für Logistik und Wissenschaft beurteilen sollte.

Eines Tages im Jahr 1986, während er noch mit Chuck seine Gedanken durchkaute, fand Bill auf dem Schreibtisch seines Kollegen ein Exemplar des Shell Oil Guide to the Permian and Triassic of the World. Beim Durchblättern des Buches stieß er auf eine Karte von Grönland, auf welcher an der Ostküste der Insel, ungefähr auf 72 Grad nördlicher Breite - was ungefähr der Höhe des Nordkaps oder der Nordspitze Alaskas entspricht -, ein kleines, schraffiertes Gebiet mit Trias-Gestein eingetragen war. Daraufhin legte Bill los, indem er verkündete, dies könne ein geeignetes neues Arbeitsgebiet sein. Nun folgte die übliche Debatte: Chuck meinte, es handele sich nicht um den richtigen Gesteinstyp, Bill antwortete darauf, und Chuck konterte erneut.

Durch schieres Glück verfügte Chuck über ein Mittel, mit dem er die Debatte direkt aus seinem Bücherregal heraus beenden konnte. Ein paar Wochen zuvor hatte er in aussortiertem Material aus der Bibliothek gestöbert und einen Artikel mit dem Titel »Revision of Triassic Stratigraphy of Scoresby Land and Jameson Land Region, East Greenland« aus dem Stapel gezogen. Verfasst hatte ihn ein dänisches Geologenteam in den 1970er Jahren. Was noch niemand wusste: Dieser vor dem Mülleimer gerettete Zufallsfund sollte für unser Leben in den nächsten zehn Jahren eine gewaltige Rolle spielen. Praktisch vom ersten Augenblick an, nachdem Bill und Chuck sich die Landkarten in dem Nachdruck angesehen hatten, war die Diskussion vorbei.

Mein Doktoranden-Arbeitszimmer lag auf der anderen Seite des Korridors, und wie üblich schaute ich am späten Nachmittag bei Chuck vorbei, um mich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Bill trieb sich ebenfalls dort herum, und es war klar, dass noch ein Rest ihrer Diskussion in der Luft lag. Bill sagte nicht viel; er knallte einfach Chucks geologischen Sonderdruck vor mir auf den...
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Autor

Neil Shubin, geboren 1960, ist Paläontologe und Leiter des Instituts für organische Biologie und Anatomie an der University of Chicago. Er publiziert in renommierten Fachzeitschriften wie »Nature« und »Science«. Als Expeditionsleiter birgt er Fossilien aus dem ewigen Eis. Mit der Untersuchung von Fossilienfunden mittels moderner DNA-Technologie war er an der Erschließung eines revolutionären Forschungsgebietes beteiligt. Seit 2011 ist er Mitglied der »National Academy of Science«. Shubin lebt in Chicago.Sebastian Vogel, geboren 1955 in Berlin, ist promovierter Biologe und langjähriger Übersetzer. Neben den Werken Neil Shubins hat er Bücher von Richard Dawkins, Jared Diamond, Stephen Jay Gould und Steven Pinker ins Deutsche übertragen.