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Märchen von Krankheit und Heilung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am06.06.20141. Auflage
*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Auf vielerlei Weise sind in den Märchen Krankheiten und ihre Heilung mit dem Übernatürlichen verbunden. In früheren Zeiten konnte man sich die Ursache für eine Krankheit oft nicht anders erklären als durch einen störenden Einfluss von außen: einen Wurm, ein Gift, einen Fluch oder als die Strafe Gottes. Auch bei der Heilung ging es meist nicht ohne Zauberei, Beschwörung, besonderes Heilwissen oder Wunder wirkende Substanzen.

Stephan Marks, Jahrgang 1951, studierte Politikwissenschaft und Psychologie in Gießen und promovierte über C. G. Jung.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Auf vielerlei Weise sind in den Märchen Krankheiten und ihre Heilung mit dem Übernatürlichen verbunden. In früheren Zeiten konnte man sich die Ursache für eine Krankheit oft nicht anders erklären als durch einen störenden Einfluss von außen: einen Wurm, ein Gift, einen Fluch oder als die Strafe Gottes. Auch bei der Heilung ging es meist nicht ohne Zauberei, Beschwörung, besonderes Heilwissen oder Wunder wirkende Substanzen.

Stephan Marks, Jahrgang 1951, studierte Politikwissenschaft und Psychologie in Gießen und promovierte über C. G. Jung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104031149
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum06.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1413386
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die drei Schwestern

Ein Vater hatte drei Töchter, die wohnten in einem schönen Haus nahe am Palast eines Königs. Einmal traf es sich, dass der Vater wichtiger Geschäfte halber verreisen musste. Der König hatte einen Sohn, der war ein junger schöner Prinz, welcher, nachdem der Vater verreist war, den drei Mädchen melden ließ, er werde zu ihnen auf Besuch kommen. Bevor die Stunde schlug, zu welcher er kommen sollte, kleideten sich alle drei prächtig, und die beiden älteren richteten es so ein, dass die jüngste sich in die Mitte setzen musste; denn auf diese Weise, dachten sie, muss der Prinz neben einer von uns sitzen. Als aber der Prinz kam, setzte er sich dennoch in die Mitte neben die jüngste, weil sie die schönste und liebenswürdigste war, und sie redeten lange von allerlei Dingen.

Der Prinz versprach am folgenden Tag wiederzukommen, und die beiden älteren Schwestern richteten es so ein, dass Marie - so hieß nämlich die jüngste - sich auf die Seite setzen musste; doch auch diesmal setzte sich der Prinz neben sie und tat so bei jedem Besuch. Einmal versteckten die beiden älteren alle schönen Kleider von Marie, und sie musste im einfachen Hauskleid vor dem Prinzen erscheinen; aber zum Ärger der beiden sprach er gerade diesmal viel mehr und viel freundlicher mit Marien als sonst, und es war unzweifelhaft, dass seine Besuche hauptsächlich nur ihr galten.

»Wie, soll die jüngste von uns noch einmal Königin werden und nicht ich oder du?«, sagten die beiden älteren Schwestern öfters eine zur andern, und ergrimmt sannen sie auf böse Anschläge gegen Marien.

Sie hatten eine alte Magd im Hause, welche eine Hexe war, diese riefen sie eines Abends zu sich und fragten sie: »Wen liebst du mehr, uns beide oder unsere jüngste Schwester?«

»O gewiss euch beide«, antwortete die Magd.

Da befahlen sie ihr, Marien am kommenden Morgen in den Wald zu führen, um Erdbeeren zu pflücken. »Führe sie recht weit hinein«, sagten sie; »dann lass sie allein, damit sie den Rückweg nicht mehr findet. Wir wollen indessen einen Sarg machen und denselben in eine Grube versenken lassen; sobald der Vater kommt, werden wir ihm sagen, Marie sei gestorben, und wenn er es nicht glaubt, so lassen wir die Grube wieder öffnen und zeigen ihm den Sarg.«

Am folgenden Morgen ging Marie mit der Magd in den Wald, um Erdbeeren zu pflücken. Sie kamen immer tiefer in denselben hinein, und während Marie eifrig die schönen roten Beeren pflückte, entfernte sich die Magd unbemerkt und ging nach Hause. Marie weinte und rief, aber vergebens. Den ganzen Tag irrte sie hin und her und statt einen Ausweg zu finden, geriet sie nur immer tiefer hinein in den pfadlosen dunkeln Wald voll hoher Bäume, deren Äste keinen Sonnenstrahl auf den feuchten moosigen Boden dringen ließen. Ganz müde und verzweifelt setzte sie sich auf die weit auslaufende Wurzel einer hundertjährigen Tanne und ergab sich weinend in ihr bitteres Schicksal. Doch auf einmal sah sie einen ehrwürdigen Greis mit langem weißen Barte vor sich, welcher sie freundlich fragte, wie sie hierhergekommen sei.

Sie erzählte ihm alles. Da sagte er: »Mein Kind, deine Schwestern haben aus Neid diesen boshaften Anschlag gegen dich ausgesonnen, und sie würden dich nur um so sicherer verderben, wenn du auch den Rückweg fändest. Bleibe bei mir, da sollst du ein stilles und einsames, aber glückliches Leben führen!«

Marie willigte freudig ein, und der Greis führte sie in sein Häuschen, welches mitten im Wald stand. Da blieb sie nun bei ihm; der kluge Alte wusste ihr viel zu erzählen und behandelte sie liebevoll wie ein Vater und ehrerbietig, als wäre sie eine Königin. Marie blieb nur zeitweilig allein, sooft er nämlich wegging, um Holz zu sammeln oder Lebensmittel zu holen; er verbot ihr aber, in seiner Abwesenheit irgend jemandem die Tür zu öffnen.

Die beiden Schwestern aber erfuhren dennoch, dass Marie noch lebe und wo sie sei. Voll Zorn befahlen sie der Magd, verkleidet mit einem Korb voll behexter Sachen zum Häuschen in den Wald zu gehen und diese Marien zum Kauf anzubieten.

Als nun eines Tages der Alte fortgegangen und Marie allein zu Hause war, kam eine Frau mit einem Korb und rief: »Kauft Ringe, Nadeln, Zwirn, schöne und wohlfeile Ware!« Marie wollte zwar anfangs nicht aufmachen; die Frau aber wusste ihr so lange zuzureden, dass sie endlich die Tür öffnete, um sich die Sachen anzusehen. Am besten gefiel ihr ein Ring; als sie ihn aber an den Finger gesteckt hatte, fiel sie wie tot zu Boden, und die Magd - denn diese war die Frau - machte sich aus dem Staub.

Als der Alte nach Hause kam und Marien wie tot daliegen sah, erschrak er sehr, ahnte aber bald, was da vorgefallen sein müsse. Er bemerkte sogleich, dass ein Finger an einer Hand geschwollen sei und zog den Ring ab. Marie erwachte wie aus einem tiefen Schlaf und erzählte dem Alten alles, was vorgefallen war. Er warnte sie wieder und verbot ihr von neuem, in seiner Abwesenheit jemandem die Haustür zu öffnen.

Die beiden Schwestern aber erfuhren, dass Marie noch lebe und schickten die Magd wieder in den Wald. Eines Tages war der Alte eben ausgegangen und Marie allein zu Hause; da kam wieder eine Frau, die aber ganz anders aussah als die frühere und auch andere Sachen, nämlich nur Kleidungsstücke verkaufte. Marie ließ sie lange pochen und rufen, endlich aber blickte sie doch heraus, und als sie all die schönen Dinge sah, vergaß sie das Verbot des Alten und öffnete die Tür. Unter anderen Dingen war da ein hübsches Schnürleibchen, das musste ihr anstehen wie angegossen, und sie legte es sogleich an. Kaum hatte sie es am Leibe, als sie wieder wie tot zu Boden fiel; die böse Verkäuferin aber entfloh, so schnell ihre Füße sie trugen. Mit Schrecken sah der Alte, als er zurückkam, Marien wie tot auf dem Boden und untersuchte sie sogleich. Er zog ihr das Schnürleibchen aus, und Marie erwachte abermals wie aus einem tiefen Schlaf. Noch eindringlicher als zuvor wiederholte der Alte seine Warnung und sein Verbot.

Indessen war auch der Vater nach Hause gekommen und vergoss bittere Tränen, als ihm die beiden Töchter sagten, seine liebe Marie sei gestorben. Es verging einige Zeit; da erfuhren sie, dass Marie doch noch lebe. Voll Zorn riefen sie die Magd und sagten: »Geh hin und verstelle dich, wie du nur kannst, damit sie dir die Tür öffne. Dann sieh, dass sie sich von dir kämmen lässt, und wenn du sie kämmst, stoß ihr diese verhexte Nadel in den Kopf, die wird der Alte gewiss nicht finden.«

Marie war eines Tages wieder allein zu Hause und blickte eben zum Fenster heraus; da sah sie ganz nahe eine Alte, die schleppte sich mühsam an einem Krückstock weiter und brach endlich kraftlos in sich zusammen. Marie lief sogleich hinaus, hob die Alte auf, führte sie in das Häuschen und erquickte sie mit Speise und Trank. Bald gewann die Alte ihre Kräfte wieder und dankte Marien herzlich. »Oh, wenn ich Euch nur auch einen Gefallen tun könnte, mein gutes Kind!«, sagte sie. »Ich sehe, dass Eure schönen Haare zerzaust sind, ich will sie Euch recht schön kämmen und flechten!«

Marie widerstrebte, aber endlich ließ sie es geschehen. Die Magd - denn diese war die Alte - stieß die Nadel in den Kopf und eilte hinweg. Der Alte kam und sah Marien wie tot auf dem Boden. Er untersuchte sie am ganzen Leibe, aber er konnte nichts finden. Da wurde er sehr traurig und beschloss, das schöne Mädchenbild - denn einer Leiche sah sie nicht gleich, sondern nur einer Schlafenden - im Hause zu behalten. Er legte sie schön gekleidet auf ein Bett, kaufte in der Stadt viele große Kerzen und stellte deren vier um das Bett, wo er sie Tag und Nacht brennen ließ.

Einmal ging der Königssohn auf die Jagd und verirrte sich im Wald. Da kam er auch am Häuschen vorbei und sah darin die brennenden Kerzen. Voll Neugierde blickte er durch das Fenster und sah das schönste Mädchen wie schlafend auf dem Bett ruhen. Als der Alte die Türe geöffnet hatte, ging er hinein und konnte sich an der schönen schlafenden Leiche gar nicht satt sehen. Mit tausend Bitten und Versprechungen drang er in den Alten, ihm die schöne Schläferin zu überlassen, aber da war alles vergebens, und der Königssohn ging traurig nach Hause. Doch schon am folgenden Tage kam er wieder mit seinen Dienern, welche kostbare Geschenke trugen und erneuerte seine Bitten. Endlich gab der Alte mit Tränen nach, nicht der Geschenke wegen, sondern weil er dem Sohne des Königs diese Gefälligkeit nicht länger verweigern konnte.

Die schöne schlafende Leiche wurde in das königliche Schloss in der Stadt gebracht; dort ließ sie der Prinz prachtvoll bekleidet in einem eigens verfertigten kostbaren Glasschrank aufstellen. Stundenlang stand er oft vor dem schönen Bilde, konnte sich daran gar nicht satt sehen und wurde doch immer so traurig dabei. Er ließ auch niemanden, selbst seine eigene Mutter nicht in das Zimmer treten und behielt den Schlüssel zu demselben stets bei sich.

Einmal ging der Prinz weit fort auf die Jagd; da übergab er vor der Abreise den Schlüssel seiner Mutter mit dem Auftrag, das Zimmer nie, außer nur im dringendsten Notfalle, zu betreten. Als er fort war, konnte die Königin ihrer Neugierde nicht widerstehen und trat in das Zimmer. Mit großem Staunen sah sie das schöne Bild im Glaskasten, öffnete ihn und nahm es heraus. »Oh, was für ein schönes Mädchen!«, rief sie ein über das andere Mal, »sie ist nicht tot und doch nicht lebendig, was es doch sein mag? Und was für prächtige Haare sie hat!«, fügte sie bei und wühlte mit der Hand in den Haaren des Bildes. Da fühlte sie etwas Hartes und sah, dass es der Kopf einer großen Nadel sei. Sie zog dieselbe langsam heraus, und in demselben Augenblick erwachte Marie aus...
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