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Märchen aus Ungarn

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
190 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am06.06.20141. Auflage
*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Die ungarischen Märchen weisen sehr viel »internationales Erzählgut« auf, das auf der ganzen Welt zu finden ist. Aber westeuropäische Traditionen und östliche Zaubermärchen, slawische und finnougrische Elemente finden in der Puszta eine einzigartige Gestaltung.

Leander Petzoldt war Professor an der Universität Innsbruck und Direktor des Instituts für Europäische Ethnologie. 1989 wurde er mit dem ?Premio Pitré? (International Prize for Ethnoanthropological Studies) ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Die ungarischen Märchen weisen sehr viel »internationales Erzählgut« auf, das auf der ganzen Welt zu finden ist. Aber westeuropäische Traditionen und östliche Zaubermärchen, slawische und finnougrische Elemente finden in der Puszta eine einzigartige Gestaltung.

Leander Petzoldt war Professor an der Universität Innsbruck und Direktor des Instituts für Europäische Ethnologie. 1989 wurde er mit dem ?Premio Pitré? (International Prize for Ethnoanthropological Studies) ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104031101
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum06.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten190 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1135 Kbytes
Artikel-Nr.1413389
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die sechs Drachen

Wo war´s - wo war´s nicht? Weit über dem Operenzmeere war einmal ein König, der hatte drei Söhne und drei Töchter. Der König war sehr alt und stand schon mit einem Fuße im Grabe. Wie er nun nahe am Sterben war, ließ er seine Söhne rufen und sagte zu ihnen: »Hört, meine Söhne! Eure Schwestern müßt ihr dem ersten geben, der um sie anhält. Wenn ihr im Walde jagt, hütet euch vor dem großen Pappelbaum, und wenn ihr euch in der Nacht einmal dort verspätet, so geht nie und legt euch drunter schlafen.« Nicht lange drauf starb der alte König, und das Königreich kam an seinen jüngsten Sohn.

Einmal am Abend, wie sie alle zusammen beim Abendessen saßen, sagte jemand am Fenster: »Gebt mir doch eure älteste Schwester!« Die Söhne wollten dem Befehl ihres Vaters gehorsam sein und gaben sie ihm gleich durchs Fenster. Tags darauf um dieselbe Zeit forderte jemand die mittlere Tochter, die gaben sie dem auch. Am dritten Abend forderte wieder eine Stimme die jüngste, auch die steckten sie ihm zum Fenster hinaus. So waren nun die drei Königssöhne ganz allein.

Einmal gingen sie in dem Wald jagen, und wie es Abend wurde, waren sie zufällig grade unter dem Baum, den ihnen ihr Vater verboten hatte. Seine Warnung fiel ihnen wohl ein, aber sie wollten doch auch gern wissen, warum er´s ihnen verboten hatte. Sie legten sich also drunter schlafen, weil sie so müde waren, und der älteste Königssohn hielt Wache. Ein großes Feuer brannte, und er legte tüchtig nach; auf einmal merkt er, daß etwas an dem Feuer frißt und es nach und nach verzehrt. Wie er näher zusieht, sieht er, daß es ein großer Drache mit drei Köpfen ist. Gleich geht er mit dem Säbel auf ihn los, sie kämpfen eine Weile, am Ende aber besiegt er den Drachen, gräbt ihm eine Grube unter dem Baum und begräbt ihn darin. Als es wieder Tag wurde, standen die beiden jüngeren Brüder auf, aber von der Nachtgeschichte wußten sie nichts, und ihr großer Bruder sagte ihnen auch kein Wort davon.

Nach einiger Zeit gingen sie wieder in den Wald jagen und legten sich für die Nacht auch wieder unter den Baum. Diesmal wachte der mittlere Sohn, weil die andern schliefen. Auf einmal, wie er so mit gezogenem Säbel unter dem Baum auf und ab geht, merkt er, daß etwas am Feuer frißt und es verzehrt; wie er näher hinsieht, sieht er, daß es ein sechsköpfiger Drache ist. Gleich haut er mit dem Säbel nach ihm, lange kämpfen die beiden, aber am Ende tötete der Königssohn auch den Drachen und begrub ihn unter dem Baum. Am Morgen standen die andern Brüder auf, aber von dem, was in der Nacht geschehen war, wußten sie nichts.

Wieder übernachteten sie einmal unter dem Baum, da blieb der Jüngste Wache stehen. Weil er so mit blankem Säbel auf und ab geht, sieht er auf einmal, daß etwas am Feuer frißt und es verzehrt; diesmal merkt er´s aber erst, wie schon alles verzehrt war. Wie er genauer zusieht, sieht er, daß es ein neunköpfiger Drache ist. Wieder haut er gleich mit dem Säbel nach ihm, und sie kämpfen lange miteinander; zuletzt wird auch der Drache vom Königssohn besiegt und wie die vorigen unter dem Baum begraben.

Nun dachte der Königssohn aber gleich daran, wo er ein bißchen Feuer herkriegen könnte, und ging in den Wald suchen, wo er ein bißchen fände. Auf einmal sieht er ein kleines Licht flimmern; er geht also drauf zu, da sieht er, wie die Nacht sich mit der Morgenröte balgt. Da fragt er, warum sie sich balgten.

»Darum«, sagt die Morgenröte, »weil ich schon aufgehen möchte, die Nacht will´s aber nicht haben.« Da schnitt der Königssohn seine Hosenbundschnur auseinander und band sie jede an einen Baum. Nun ging er und nahm das kleine Licht, aber bis er dahin gekommen war, wo seine Brüder schliefen, war´s wieder ausgegangen. Nun mußt´ er sich noch einmal Licht suchen. So wandert er ohne Rast und Ruh durch den Wald: Auf einmal sieht er einen Fleck, da flackert ein gewaltiges Feuer himmelhoch.

Wie er hinkommt, sieht er drei Riesen um das Feuer liegen und schlafen. Zwischen denen geht er grade durch und faßt einen tüchtigen Feuerbrand; wie er aber umkehrt, da fällt dem einen Riesen ein brennendes Stück auf den Rücken. Der packt gleich den Königssohn und sagt zu dem zweiten Riesen: »Du, guck mal her, da hab ich ´ne Mücke gefangen!«

Sagt der andere: »Tu ihr nichts, das ist ja der kleine Königssohn; was sollen wir mit dem machen?«

Sagt der dritte: »Braten wollen wir ihn, braten und auffressen!«

Nun bat sie der Königssohn, sie möchten ihm doch nichts tun.

»Na!« sagt einer von den Riesen. »Wir wollen dir nichts tun, wenn du tust, was wir von dir verlangen.«

Der Königssohn versprach ihnen Gold und Gut, wenn sie ihn nur losließen. Sagt der größte Riese zu ihm: »Na hör´ einmal, der und der König hat drei Töchter; wir haben sie uns schon holen wollen, aber das ging nicht, denn da waren ein Hähnchen und ein Hündchen, die wittern gleich alles Fremde und melden es; wenn du uns nun die drei Königstöchter holst oder das Hähnchen und das Hündchen totschlägst, dann kannst du gehen, wo du hinwillst.«

Sagt der Königssohn: »Gut, das will ich tun; gebt mir nur einen Knäuel Bindfaden, das Ende laß ich hier, das muß einer von euch in die Hand nehmen; wenn ich dann den Faden anziehe, so kommt mir zu Hilfe.«

Nun ging der Königssohn fort ohne Rast und Ruh und war schon nahe an der Burg, da kam er an ein Wasser und wußte gar nicht, wie er drüberkommen sollte. Gleich zog er den Bindfaden an und gleich war auch einer von den Riesen da, der warf eine Eiche übers Wasser, da konnte der Königssohn hinüber.

Nun ging er ins Schloß; Hähnchen und Hündchen spürten nichts von ihm, weil der Wind grade entgegenwehte. Zuerst ging er in die Schlafkammer der ältesten Königstochter; da sah er sie auf einem kupfernen Bett liegen. Gleich zog er ihr den goldenen Ring vom Finger und steckte ihn an seinen. Weiter ging er in die nächste Kammer, da sah er die mittlere Königstochter auf einem silbernen Sofa liegen. Auch der nahm er den goldenen Ring und steckte ihn an seinen Finger. Nun ging er in die dritte Kammer, da sah er die jüngste und schönste Königstochter auf einem goldenen Sofa liegen. Auch der zog er den goldenen Ring vom Finger, aber er gewann sie auch zugleich sehr lieb, weil sie so schön war, und dachte gleich daran, wie er die Riesen umbringen könnte.

Er zog also den Bindfaden an, und gleich war auch ein Riese da und trat in das Haus. Nun war die Tür für seine Größe viel zu niedrig, so daß er sich bücken und den Kopf vorbiegen mußte. Den schlug ihm nun der Königssohn auf der Stelle so ab, als hätt´ er nie einen gehabt; seinen Leib aber schleppte er in einen Winkel. Nun zog er wieder den Bindfaden, da kam der zweite Riese, der bückte den Kopf ebenso, gleich schlug der Königssohn ihm den ab, ihn selber schleppte er in den Winkel neben den ersten. Zum dritten Mal zog er den Bindfaden, da kam der dritte Riese; auch mit dem macht´ er´s so, wie mit den andern.

Was sollte er aber jetzt machen? Auf einmal fiel ihm ein, daß er Morgenröte und Nacht nebeneinander an einen Baum gebunden hatte; auf der Stelle lief er hin und band sie los, gleich wurd´ es auch Tag. Dann ging er wieder unter den großen Baum, wo seine Brüder schliefen, und weckte sie. Da sagte der älteste Bruder: »Potztausend, Brüderchen, war das eine lange Nacht!«

 

»Ja«, sagte der kleine Königssohn, »gehörig lange, lieber Bruder!« Nun machten sie sich zusammen auf und gingen ohne Rast und Ruh, bis sie daheim waren.

Einmal sagte der kleine Königssohn zu den beiden älteren Brüdern: »Kommt, wir wollen uns Frauen suchen; ich weiß drei schöne Königstöchter.« Nun wanderten die drei ohne Rast und Ruh durch sieben und abersieben Länder, noch übers Operenzmeer. Da fanden sie eine Stadt, in der wohnten die drei Königstöchter.

Sagt der kleinste Sohn zu seinen beiden Brüdern: »Bleibt hier, ich will hinein und um die drei Königstöchter werben.« Seine Brüder blieben auch da, und er ging hinein; er war schon bis zum Schloßtor gekommen, wo der König wohnte. Da stand auf einmal ein Mann vor ihm und fragte ihn, wo er hinwollte. Er sagte: »Zum König; ich will für uns drei um seine drei Töchter werben.«

»Das ist nicht eher erlaubt«, sagte jener, »als bis er auf die Pauke hier geschlagen hat; und wenn er auf das, wonach sie fragt, nicht Antwort geben kann, so muß er sterben, wenn er auch tausend Seelen hat.«

Da schlug er drauf, sie fragte ihn allerlei über die Riesen, die er getötet hatte, und da antwortete er Wort für Wort auf die Fragen und bekannte auch, daß er sie erlegt hatte.

Da sagte der König zu ihm: »Wähle unter meinen Töchtern.« Gleich rief er die andern Brüder dazu, und so nahmen die drei die drei Königstöchter, natürlich kam auf ihn die jüngste; und da hielten sie eine so große Hochzeit, daß die braune Bratenbrühe von Lützelburg bis Michelburg floß. Der Vater der Mädchen hatte keinen Sohn, und darum übergab er das Königreich seinem jüngsten Eidam; aber er bat sich aus, daß sie zusammen wohnen möchten.

Nun wollte der kleine Königssohn einmal in das Königreich, das ihm sein Vater hinterlassen hatte, aber seine Gemahlin wollte er auch mitnehmen. Der alte König sagte: »Nimm sie nicht mit, mein Sohn, denn du behältst sie nur so lange, bis du an die Grenze kommst, da rauben sie sie dir den Augenblick.« Aber seine Gemahlin hatte doch auch große Lust, und so reiste sie doch mit ihm, und es begleiteten ihn wohl vierzig riesige Krieger. Auf einmal, wie sie über die Grenze gingen, rissen sie ihm die Königin so plötzlich aus der Kutsche, daß er gar nicht wußte, wie ihm geschah.

Da ging der jüngste Königssohn wieder...
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