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Märchen aus Österreich

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am06.06.20141. Auflage
*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Märchen aus den unterschiedlichsten Regionen Österreichs werden hier zu einem bunten Teppich volkstümlicher Erzählkunst vereint. Sie vermitteln ein Bild der traditionellen Volkskultur von Hirten und Königen, bäuerlicher Arbeit und Mühe, von Armut und Reichtum und den geheimen Wünschen der Erzähler und Zuhörer.

Leander Petzoldt war Professor an der Universität Innsbruck und Direktor des Instituts für Europäische Ethnologie. 1989 wurde er mit dem ?Premio Pitré? (International Prize for Ethnoanthropological Studies) ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Märchen aus den unterschiedlichsten Regionen Österreichs werden hier zu einem bunten Teppich volkstümlicher Erzählkunst vereint. Sie vermitteln ein Bild der traditionellen Volkskultur von Hirten und Königen, bäuerlicher Arbeit und Mühe, von Armut und Reichtum und den geheimen Wünschen der Erzähler und Zuhörer.

Leander Petzoldt war Professor an der Universität Innsbruck und Direktor des Instituts für Europäische Ethnologie. 1989 wurde er mit dem ?Premio Pitré? (International Prize for Ethnoanthropological Studies) ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104031019
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum06.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1237 Kbytes
Artikel-Nr.1413391
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Der König und seine drei Söhne

Der König eines fernen Reiches hatte drei Söhne, aber keine Tochter. Zum Ersatze dafür hatte er ein blühend schönes, aber verwaistes Mädchen angenommen. Für diese faßte jeder der drei Prinzen die zärtlichste Liebe. Dies blieb dem Könige kein Geheimnis. Er beratschlagte daher bei sich, welchen von den drei Söhnen, die ihm alle gleich lieb waren, er als Bräutigam für sie bestimmen sollte. Endlich fiel ihm ein Auskunftsmittel ein. Er versammelte die Prinzen um sich und sprach zu ihnen: »Meine lieben Söhne! Einer von euch soll einst mein Thronfolger werden. Wer den Thron erbt, dem bestimme ich auch die angenommene Prinzessin als Braut. Ich will jedoch die Entscheidung, welcher von euch der Glückliche sein soll, dem Zufall überlassen. Ich sende euch in die Welt, und jeder möge ziehen, wohin es ihm beliebt. Nach einem Jahre jedoch sollt ihr wieder bei mir zusammentreffen. Wer dann das vorzüglichste Geschenk mitbringt, der hat auf das Reich und auf die geliebte Braut den unbestrittenen Anspruch.« Die Söhne gingen auf diesen Plan bereitwillig ein. Den folgenden Tag schon traten sie die Reise an und begleiteten einander bis zur ersten Nachtherberge. Am nächsten Morgen gaben sie sich noch gegenseitig das Versprechen, übers Jahr wieder hier zusammenzutreffen, und trennten sich. Jeder schlug eine andere Richtung ein.

Der älteste der Brüder kam nach einiger Zeit in eine große Stadt, wo eben ein schöner Teppich für 300 Goldstücke feilgeboten wurde. Dieser Teppich hatte die Kraft, daß derjenige, der denselben besaß, sich augenblicklich an jeden beliebigen Ort hin versetzen konnte. Gut, dachte der Prinz, den will ich kaufen; ein solches Geschenk wird keiner meiner Brüder mitbringen. Und er kaufte ihn. Unterdessen war auch der zweite Prinz in eine große, reiche Stadt gekommen. Hier bot man ein Fernrohr für 500 Goldstücke zum Verkaufe aus, welches die Eigenschaft hatte, daß derjenige, welcher hindurchsah, mit einem Blicke alles übersehen konnte, selbst was in den fernsten Ländern geschah. Der Prinz kaufte sogleich das Rohr für den bestimmten Preis und sah sich schon als den Bräutigam der geliebten Braut. Auch den jüngsten der Prinzen hatte der Weg in eine große Stadt geführt. Gerade bei seiner Ankunft machte man öffentlich bekannt, daß ein Apfel für den Preis von 600 Goldstücken zu verkaufen sei, mit dessen Safte Kranke jeder Art geheilt, alte Personen verjüngt und selbst Verstorbene wieder lebendig gemacht werden könnten. Ohne Zögern zahlte der Prinz den Preis und dachte bei sich: Welches Geschenk könnte wohl dem Vater willkommener sein? Mir kann es nicht fehlen, den Vorzug vor meinen Brüdern zu erlangen.

Ehe die Zeit eines Jahres um war, machten sich die drei Brüder wieder auf den Heimweg und langten am bestimmten Tage in dem Gasthofe an, welcher eine Tagreise von ihres Vaters Wohnung entfernt war. Sie begrüßten sich brüderlich und fragten einander um ihre Erlebnisse. Und jeder erzählte, was ihm begegnet war. Endlich kamen sie überein, eine Probe mit den angekauften Sachen anzustellen. Zuerst gingen sie an die Prüfung des Fernrohres. Der mittlere Bruder sah hinein, um das Befinden des Vaters zu erforschen. Da sah er den alten Mann sterbenskrank im Bette liegen und die Umstehenden in trostloser Verzweiflung. Kaum hatte er das seinen Brüdern mitgeteilt, so beschlossen sie, die Kraft des Teppichs zu versuchen. Sie breiteten ihn auf den Boden, setzten sich darauf, und im Nu sahen sie sich an das Bett ihres Vaters versetzt. Sogleich nahm der jüngste von ihnen seinen Apfel hervor, preßte einige Tropfen Saft daraus auf das Haupt des Sterbenden, und im Augenblicke war er gesund und rüstig.

Dem Könige aber leuchtete es bald ein, daß keinem Geschenke vor dem andern ein Vorzug gebühre, da alle drei an seiner Rettung den gleichen Anteil hatten. Er erklärte ihnen also, daß es ihm unmöglich sei, einen gerechten Entscheidungsspruch zu tun; er müsse ihnen daher nochmals eine Aufgabe stellen. Wer von ihnen seinen Pfeil am weitesten schießen könne, dem solle der Preis zuerkannt werden. Die Prinzen waren damit einverstanden. Als der Tag erschienen war, an welchem das Wettschießen stattfinden sollte, verfügten sie sich an den bestimmten Platz. Der älteste schoß zuerst, und sein Pfeil traf weiter, als jedermann erwartet hatte. Der mittlere Bruder aber, welcher nun an die Reihe kam, schoß beträchtlich weiter. Dann trat der jüngste auf den Platz und schoß. Sein Pfeil schwirrte durch die Luft, aber niemand sah ihn niederfallen, auch war er trotz sorgfältigen Suchens nicht wiederzufinden. Der König traf daher die Entscheidung, daß der mittlere der Söhne den Preis erhalte.

Sein jüngerer Bruder beschloß aber, nicht eher zu ruhen, als bis er den Pfeil gefunden habe. Er suchte und suchte, bis er in ganz unbekannte Gegenden kam. Da legte er sich eines Abends ganz ermüdet an einer Felswand nieder und schlief ein. Als er des Morgens erwachte, musterte er den Ort und bemerkte an der Felswand eine geschlossene Pforte. Er rüttelte daran und öffnete dieselbe ohne viele Mühe. Da er in den Eingang treten wollte, kam ihm eine Frau von wunderbarer Schönheit entgegen, so daß er vor Überraschung kein Wort sprechen konnte. Die holde Gestalt aber fragte ihn um sein Verlangen. Er teilte ihr mit, daß er einen verschossenen Pfeil suche. Im stillen war er mit sich einig, daß dieses Wesen an Schönheit seine verlorene Braut weit überstrahle. »Den gesuchten Pfeil«, sprach sie nun, »kannst du hier finden«, wobei sie auf die innere Felsenpforte wies. Dort steckte wirklich der vermißte Pfeil. Sie führte ihn dann in einen reichgeschmückten Saal, wo ein mit den köstlichsten Speisen und Getränken besetzter Tisch stand, und lud ihn ein, davon nach Lust zu essen und zu trinken. Sie eröffnete ihm dabei, daß sie die Königin eines Reiches sei, welches an Umfang das seines Vaters weit übertreffe, und erklärte ihm, daß sie geneigt sei, ihn zum Gemahl zu nehmen, wenn ihn dies befriedigen könne. Durch diesen Antrag fühlte er sich unaussprechlich beglückt und bat nur, noch einmal seinen Vater und seine Brüder besuchen zu dürfen. Diese Bitte gewährte sie ihm. Als bereits ein Jahr verflossen war, machte er sich, begleitet von einer Anzahl reichgeschmückter Diener mit dem prächtigsten Gespann auf die Reise und kam glücklich bei seinem Vater an. Die reichen Geschenke, die er mitbrachte, und der Aufwand, den er machte, reizten die Mißgunst seines Bruders auf das heftigste. Er suchte dabei seinem Vater begreiflich zu machen, daß die Reichtümer seines Bruders nur Geschenke des Teufels sein können, und daß er sie alle noch ins Verderben stürzen werde. Deshalb möge er trachten, ihn für immer fernzuhalten. Der Vater berief daher eine Zauberin, um ihren Rat zu vernehmen. Diese erschien und schlug ihm vor, den fremden König aufzufordern, daß er nach Verlauf eines Jahres wiederkehre und ein Zelt mitbringe, welches man mit einer Hand bedecken könne, das aber auch groß genug sei, um sein ganzes Kriegsheer aufzunehmen. Das gefiel dem König, und den folgenden Morgen, als der jüngste Sohn wieder abreisen wollte, machte er ihm dieses Begehren kund. Das verursachte dem Sohne Kummer.

Als er daher mit betrübtem Herzen bei seiner Gemahlin ankam, so fragte sie ihn sogleich um den Grund seiner Niedergeschlagenheit, und er teilte ihr denselben mit. Sie tröstete ihn und versprach, ihm Rat zu schaffen. Als er gegen Ende des zweiten Jahres abreisen wollte, gab sie ihm eine Zitrone mit der Weisung, sie als das verlangte Zelt dem Vater vorzuzeigen. Er brauche sie nur mit der Hand zusammenzudrücken, so werde sie sich zu einem ungeheuren Zelte ausdehnen, und sein ganzes Kriegsheer könne sich dann darunter lagern. Er fuhr ab. Nach seiner Ankunft im Schlosse seines Vaters wurde er aufgefordert, das verlangte Zelt vorzuzeigen. Er zeigte alsbald die Zitrone, bedeckte sie mit seiner Hand und erklärte zugleich, daß dies das verlangte Lagerzelt sei. Jetzt drückte er die Hand und preßte die Zitrone. Im Nu war ein ungeheures Zelt ausgespannt, und darunter lagerte auf einer unabsehbaren, weiten Ebene eine zahllose Armee, deren stattliche Ausrüstung alles Ähnliche in der Welt überbot. Dadurch aber war der giftige Neid in dem Herzen seines Bruders wieder wach geworden. Er bat seinen Vater auf Mittel zu sinnen, um den unheimlichen Gast auf immer loszuwerden. Der Vater ließ abermals die alte Zauberin zu sich berufen, um sich ihres Beistandes zu bedienen. Diese gab den Rat, man möge von dem Gaste verlangen, daß er nächstes Jahr einen Trunk Wasser aus dem Born des Lebens mitbringe. Das erfordere ein Wagnis, wobei er gewiß den Tod finden müsse. Als der Gast den Rückweg antreten wollte, brachte ihm der Vater sein Begehren vor. Da sank ihm aller Mut, mit schwerem Herzen fuhr er nach Hause. Seine Gemahlin erkannte auch jetzt wieder, daß ihm etwas fehle. Sie forschte nach der Ursache. Er eröffnete ihr sein Herz. Sie versprach auch diesmal ihm zu helfen, bemerkte jedoch, daß er nicht lange bei ihr weilen könne.

»Du mußt nämlich«, sagte sie, »in ein entferntes Land ziehen und unwegsame Gegenden durchwandern. Damit du aber sicher ans Ziel gelangest, gebe ich dir einen Schmetterling mit. Diesen laß vor dir herflattern und folge ihm, wohin er fliegt. So wirst du endlich zu der Stelle kommen, wo das Wasser des Leben quillt. Der Brunnen aber wird von furchtbaren Riesen bewacht, die jeden töten, welcher daraus zu schöpfen versucht. Wenn du ihnen auf einige Entfernung nahe gekommen bist, so halte dich so lange vor ihren Blicken verborgen, bis sie durch die Gaukeleien des Schmetterlings, den sie zu haschen suchen, von der Quelle sich entfernt haben. Erspähe dann den rechten Augenblick, schöpfe einen Becher voll und eile damit zurück.«

Der König folgte den...
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