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Märchen aus Tirol

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
170 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am06.06.20141. Auflage
*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Diese Märchen vermitteln viel vom Lokalkolorit der Tiroler Berge und dem Leben in den Tälern. Sie sind nicht nur Wunschdichtung über eine bessere Welt, sondern finden auch Gestalten für Nöte und Träume, Werte und Vorstellungen ihrer Erzähler.

Leander Petzoldt war Professor an der Universität Innsbruck und Direktor des Instituts für Europäische Ethnologie. 1989 wurde er mit dem ?Premio Pitré? (International Prize for Ethnoanthropological Studies) ausgezeichnet.
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Produkt

Klappentext*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Diese Märchen vermitteln viel vom Lokalkolorit der Tiroler Berge und dem Leben in den Tälern. Sie sind nicht nur Wunschdichtung über eine bessere Welt, sondern finden auch Gestalten für Nöte und Träume, Werte und Vorstellungen ihrer Erzähler.

Leander Petzoldt war Professor an der Universität Innsbruck und Direktor des Instituts für Europäische Ethnologie. 1989 wurde er mit dem ?Premio Pitré? (International Prize for Ethnoanthropological Studies) ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104031194
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum06.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten170 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1178 Kbytes
Artikel-Nr.1413393
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Der Schmied in Rumplbach

Der Schmied in Rumplbach war stets ein kreuzbraver, arbeitsamer Mann gewesen, dem man seinen Fleiß an den schwieligen Händen wohl ansehen konnte. Er war aber so unglücklich, sein Geld bei solchen Leuten gutzuhaben, deren Beutel zwar vom Gelde nicht leer, deren Herz aber davon noch voller war. Da er nun trotz seiner schweren Arbeit nichts zu essen hatte, wurde er täglich mürrischer und kam eines Nachts auf den Gedanken, ob denn gegen den Geiz seiner Gläubiger nicht einige Klafter unter der Erde ein Kräutlein gewachsen sei. Nur wußte er nicht, wie er den Doktor, der dasselbe bringen sollte, herbeiholen könnte. Doch der Teufel ist bekanntermaßen ein Herr, der sich nicht lange bitten läßt. Am anderen Morgen ging der Schmied, den Kopf voll Gedanken, in die Werkstatt und griff verdrießlich zum Hammer. Siehe da! ein schmucker junger Herr im grünen Rock, den Hirschfänger an der Seite und die Flinte auf dem Rücken, tritt zur Tür herein.

»Wie geht´s, Rumplbacher?« lautete sein freundlicher Zuruf. »Ach, wie geht´s? Arbeit genug und doch kein Geld!« »Arbeiten und kein Geld haben, wie geht denn das, das heißt ja säen, ohne zu ernten.«

Der Schmied, zu einem langen Geschwätz nicht aufgelegt, fuhr den Junker barsch an: »Was hilft´s reden, Ihr könnt mir doch nicht helfen.«

»Ich nicht helfen können«, spöttelte der Junker und schob den Hut ein wenig beiseite, so daß der Rumplbacher ein krummes Hörnlein bemerken konnte.

»Ah, wenn Ihr der seid«, entgegnete höflich der Schmied, indem er die schmutzige Kappe abzog, »dann ließe sich mit Euch wohl ein Geschäft machen.«

»Warum denn nicht? Aber wisse, daß ich für alle Dienste, die ich dir erweise, keine geringere Belohnung nehme als deine Seele, und diese will ich nicht später holen als nach sieben Jahren.«

Diese Worte fuhren dem Schmied durch Mark und Bein; er stand eine Weile stumm da, wollte dann eine Entschuldigung hervorstottern, hatte aber nicht den Mut, dem Teufel zu widersprechen.

Dieser schaute den Verzagten mit höhnischem Stolz an und machte Miene zum Weggehen, als ihn der Rumplbacher zurückhielt mit dem Ruf: »Nun, so sei´s gewagt. Hört, was ich von Euch für meine Seele verlange. Ich möchte eine Bank vor meinem Hause, wer sich auf derselben niedersetzt, der soll ohne meinen Willen nicht wieder wegkommen.«

»Das kann ich Euch wohl geben«, fiel der Teufel hastig ein, »also unterschreibt.«

»Oho«, erwiderte der Schmied, »das geht nicht so leicht, für die Bank allein ist mir meine Seele nicht feil. Ich möchte auch noch einen Kirschbaum, wer auf denselben hinaufsteigt, soll ohne meinen Willen nicht wieder herunterkommen. Und weil aller guten Dinge drei sind, so gebt mir auch noch einen Sack, wer in demselben steckt, soll ohne meinen Willen nicht wieder herauskommen. Bringt Ihr mir diese drei Stücke, so will ich Euch meine Seele verschreiben.«

Der Teufel willigte mit Freuden ein, zog ein gewaltiges Buch aus seiner Rocktasche hervor, in dasselbe wurde der Vertrag hineingeschrieben, und der Schmied mußte seinen Namen mit seinem eigenen Blut unterzeichnen. Der Teufel entfernte sich und kam alsbald mit Sack, Bank und Baum zurück. Man mochte sich nur wundern, wie er alles tragen konnte; doch was ertrüge wohl der Teufel nicht?

Der Sack wurde in der Werkstatt hinterlegt, die Bank vor dem Hause aufgestellt und der Baum in den Garten gepflanzt. Dabei half der Teufel tatkräftig mit, und nachdem die Arbeit vorbei war, rief er: »Auf Wiedersehen in sieben Jahren!« Mit diesen Worten spazierte er von dannen.

Kaum war der Teufel weg, als eine dicke Bäurin des Weges kam, deren Mann nicht selten ein Stück Eisen aus der Werkstatt des Schmiedes geholt hatte, ohne seinen Beutel dafür aufzutun.

»Gott willkommen, Bäurin!« rief der Schmied, »nur nicht so geeilt! Gibt´s nichts Neues im Außerdorf? Kommt, setzt Euch zu mir auf die Bank und erzählt etwas.«

Die Bäurin mochte wohl nicht genau kennen, welcher Art das Verhältnis zwischen ihrem Hanns und dem Schmied war, und setzte sich auf die Bank; denn das Plaudern war ihre Sache. Sie erzählte nun alles, von der Anna und Annamiedl angefangen, bis zum Zasphannes und Ziegerpeter. Als sie eben ihre Erzählungen wieder von vorn anfangen wollte, guckte der Mond schon hinter dem nahen Berg herauf.

Nun merkte sie erst, wie lange sie geplaudert hatte, und wollte aufstehen und nach Hause gehen. Doch wie erschrak sie, als sie sich - vergeblich - zu erheben versuchte, und der Schmied mit unbändigem Lachen ausrief: »Hab ich dich nun einmal! Nun kommst du mir nimmer los, ehe mich dein Mann bezahlt hat.«

Der Rumplbacher eilte nun ins Haus zum Abendessen und zur Nachtruhe. Am andern Morgen vernahm er in aller Frühe ein ungestümes Gepolter an der Haustür. Er ging hinunter, um nach dem Lärmer zu sehen, und fand den Mann der Bäurin, der ihm dreifache Bezahlung anbot, wenn er nur die »Urschl« vom Fleck ließe. Der Rumplbacher willigte freudig ein, und der Bauer eilte mit seiner beschränkten Ehehälfte beschämt nach Hause.

Kaum waren sie weg, da kam ein Bub dahergelaufen, dessen Vater beim Schmied nicht in bestem Andenken stand.

»He da, Junge!« rief der Rumplbacher, »magst du keine Kirschen?«

»Wie sollte ich keine Kirschen mögen? Nur her damit!«

»Steig nur auf den Baum hinauf, da draußen im Garten, und iß nach Herzenslust!«

Der Knabe ließ sich das nicht zweimal sagen. Im Nu war er hinter dem Haus und auf dem Baum. Da aß er nun Kirschen, es war eine Freude, ihm zuzuschauen. Aber, o weh! Als er vom Baum herabsteigen wollte, war alle Anstrengung umsonst. Es kam ihm vor, als sei er festgebunden, und er mußte oben bleiben, mochte er wollen oder nicht. Bald kam der Schmied, um nach dem neuen Fang zu sehen. Der Bursche bat mit weinerlicher Stimme um Befreiung vom luftigen Kerker, aber es half nichts. Der Schmied sprach: »Bevor mich dein Vater nicht bezahlt hat, sollst du mir vom Baum nicht herunterkommen.« Erst gegen Mittag ging der Vater des Knaben hinter dem Haus des Schmiedes vorbei, um sein Kind zu suchen. Wie er dieses auf dem Kirschbaum sah, schrie er zornig: »Gehst nicht herunter, Schleckermaul?«

»Wenn ich nicht kann«, jammerte der auf dem Baum und zeigte dem Vater, daß alle Anstrengungen herunterzukommen vergeblich waren. Unterdessen kam der Schmied aus dem Haus und lachte aus vollem Herzen. »Aha, hab ich deinen Vogel gefangen; nun mach schnell und bezahle, sonst bleibt mir der Junge ewig auf dem Baum sitzen.«

Der Bauer merkte wohl, was damit gemeint sei, zog schnell den Beutel heraus und bezahlte dem Schmied das Dreifache von dem, was er schuldig war. Da war es dem Knaben, als ob er losgebunden würde, und er eilte mit seinem Vater beschämt nach Hause. Der Schmied schob vergnügt das Geld ein und dachte eben daran, wie er auch von seinem Sack guten Gebrauch machen könnte, als ein Mädchen des Weges kam, das war pudelnärrisch, weil es bald heiraten sollte. Gretes Bräutigam war aber auch einer von denen, die dem Schmied das Bänklein, den Baum und den Sack notwendig gemacht hatten.

Grete lief freundlich auf den Schmied zu: »Guten Nachmittag, Meister Rumplbacher! Wie geht´s? Wie steht´s?«

»Wie magst du um derlei Dinge fragen? Unsereinem geht´s immer gut, wenn er nur Geld hat. Aber komm, Grete! und schau, was ich heut Neues in der Werkstatt habe. So einen Sack hast du dein Lebtag nicht gesehen.«

Sie gingen nun zusammen in die Werkstatt, und der Schmied zog den ungeheuren Teufelssack aus einer Ecke hervor.

»Potz Blitz!« schrie lachend das Mädchen, »da drinnen könnte ich ja mit meinem Peterle einen Walzer tanzen.«

»So tanz halt«, spottete der Schmied, indem er ihr den Sack über den Kopf warf, so daß sie von demselben ganz bedeckt war. Nun half kein Bitten und kein Flehen. Sie mußte im finstern Quartier bleiben, bis ihr Bräutigam kommen würde, sie abzulösen.

Abends war »Beim grauen Bären« ein Tanz angesagt. Peterle wollte auch dabei erscheinen, ging den ganzen Nachmittag herum, seine Grete zu suchen, fand sie aber nirgends. Wie er ungeduldig an der Werkstatt des Schmiedes vorbeikam, hörte er seine Grete bitten und weinen. »Wo bist du denn? Was fehlt dir?« fragte Peter erstaunt. Da kam schon der Schmied des Weges daher und fuhr ihn barsch an: »Da heißt´s einmal bezahlen, sonst kriegst du deine Grete bis zum Jüngsten Tage nimmer.«

Peter war erstaunt, wußte aber wohl, was damit gemeint war, und wie er seine Grete im Sack fand, bezahlte er schnell das Dreifache und eilte mit seiner Liebsten davon.

Solche Streiche machte nun der Schmied gar viele, und er war in kurzer Zeit ein reicher Mann. Ein Jahr verstrich nach dem andern, und endlich ging auch das siebente Jahr zu Ende, und es nahte der Tag, an welchem der Teufel den Schmied holen wollte. Dieser aber war immer guter Dinge.

Am ersten Tag des achten Jahres kam der junge Herr im grünen Staat in die Werkstatt und lud den Schmied höflich ein, ihm zu folgen.

»Ach, ich bin schnell fertig«, entgegnete der Rumplbacher, »ich möchte nur noch das Hufeisen fertigschmieden; setzt Euch indessen ein wenig auf die Bank da draußen, denn Ihr seid gewiß müde.«

Der Teufel war ein dummer Teufel und setzte sich auf die Bank. Bald merkte er aber, daß vom Wegkommen nicht so leicht die Rede sei. Er fing nun an, den Schmied um seine Freilassung zu bitten. Dieser meinte aber: »Wenn du mir noch sieben Jahre hierzubleiben vergönnest, so lasse ich dich los.« Der Teufel ging endlich auf die Bedingung ein und machte sich verdrießlich aus dem Staub.

Auch in den folgenden sieben Jahren vergaß der Rumplbacher nicht, seine drei Stücke gehörig zu gebrauchen. Aber die Zeit flog vorüber wie der...
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