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Dr. Siri sieht Gespenster

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am24.06.2009
Mysteriöse Todesfälle im exotischen Laos - Dr. Siris 2. Fall
Für Dr. Siri, den einzigen Leichenbeschauer von ganz Laos, bringt der Frühling in Laos nicht nur große Hitze, sondern auch seltsame Todesfälle: Ein Bär ist aus dem Käfig eines Nobelhotels entwischt und scheint nun die Straßen von Vientiane unsicher zu machen. Denn wer oder was sonst sollte die Obstverkäuferin getötet haben, die offenbar von einer mit Klauen und Zähnen bewehrten Kreatur zerfleischt wurde? Und sie bleibt nicht das einzige Opfer.
Bald werden weitere Frauen mit ähnlichen Wunden aufgefunden und zu Dr. Siri gebracht. Gleichzeitig geben ihm zwei tote Männer Rätsel auf, die auf einem vollständig verbeulten Fahrrad mitten in der Hauptstadt gefunden wurden.
Mit Hilfe seiner beiden Angestellten - des unter einem leichten Down-Syndrom leidenden Mr. Geung und der zupackenden Krankenschwester Dtui - untersucht Siri die Todesfälle. Dabei bekommt er es mit einem abgesetzten König, einer Truppe russischer Zirkusartisten inklusive Dompteur und ein paar Holzpuppen mit einer riesigen Wut im Bauch zu tun  ...

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR8,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextMysteriöse Todesfälle im exotischen Laos - Dr. Siris 2. Fall
Für Dr. Siri, den einzigen Leichenbeschauer von ganz Laos, bringt der Frühling in Laos nicht nur große Hitze, sondern auch seltsame Todesfälle: Ein Bär ist aus dem Käfig eines Nobelhotels entwischt und scheint nun die Straßen von Vientiane unsicher zu machen. Denn wer oder was sonst sollte die Obstverkäuferin getötet haben, die offenbar von einer mit Klauen und Zähnen bewehrten Kreatur zerfleischt wurde? Und sie bleibt nicht das einzige Opfer.
Bald werden weitere Frauen mit ähnlichen Wunden aufgefunden und zu Dr. Siri gebracht. Gleichzeitig geben ihm zwei tote Männer Rätsel auf, die auf einem vollständig verbeulten Fahrrad mitten in der Hauptstadt gefunden wurden.
Mit Hilfe seiner beiden Angestellten - des unter einem leichten Down-Syndrom leidenden Mr. Geung und der zupackenden Krankenschwester Dtui - untersucht Siri die Todesfälle. Dabei bekommt er es mit einem abgesetzten König, einer Truppe russischer Zirkusartisten inklusive Dompteur und ein paar Holzpuppen mit einer riesigen Wut im Bauch zu tun  ...

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641026295
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum24.06.2009
Reihen-Nr.2
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2244 Kbytes
Artikel-Nr.1416334
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

TRAUTES HEIM, GLÜCK ALLEIN?

Der neue Vorort schmorte in der Sonne. Genosse Civilai entstieg seiner aufgeheizten schwarzen Limousine und trat, ohne die Türen zu verriegeln, vor das Betonmausoleum, das man Dr. Siri als neue Bleibe zugewiesen hatte. Tor und Haustür standen offen, sodass er bis in den kleinen Garten sehen konnte. Kein Mobiliar verstellte ihm den Blick.

Er schleuderte seine Sonntagssandalen von den Füßen und betrat das Wohnzimmer. Es schien, als hätten Maler und Bauarbeiter es eben erst verlassen. Die Wände erstrahlten in demselben jungfräulichen Hellblau wie der Flughafen Wattay. Sie waren gänzlich unbefleckt, nirgends hingen Bilder, Plakate oder Fotos von Helden der Revolution. Keine Stuckenten flogen in Formation. Keine Uhr tickte. Hätte er nicht gewusst, dass Siri seit einem Monat hier lebte, hätte er das Haus für unbewohnt gehalten.

Auf seinem Weg durch den Flur kam er an einem kleinen Zimmer vorbei, wo achtlos aufgetürmte Kleider ihm verrieten, dass er im Begriff war, sich einer primitiven Lebensform zu nähern. Im Garten fand er sie. Dr. Siri Paiboun, staatlicher Leichenbeschauer wider Willen, verwirrter Seher und enttäuschter Kommunist in Personalunion, schaukelte sanft in einer zwischen zwei Jackfruitbäumchen aufgespannten Hängematte. Unter der Last eines gewichtigeren Menschen wären die zarten Gewächse zweifellos zusammengebrochen.

In Siris Schatten lag Saloop, seines Zeichens Lebensretter und Straßenköter außer Dienst, und sabberte gemächlich auf die heiße Erde. Er klappte ein Auge auf, befand Civilai für zu alt und zu kahl, um eine Bedrohung darzustellen, und träumte weiter.

Noch vor vier Wochen war der Garten eine Schutthalde gewesen. Jetzt war er ein Dschungel. Siri hatte alles darangesetzt, die Umgebung wiederherzustellen, in der er die letzten vierzig seiner zweiundsiebzig Lebensjahre verbracht hatte. An den vergangenen vier Wochenenden war er mit seinen lieben Kollegen aus der Pathologie durch die Außenbezirke gezogen und hatte dort nach Herzenslust geplündert. Sie hatten eine Unmenge von Bäumen und Sträuchern in diesen bescheidenen Sandkasten verschleppt - der Dank der Partei für Siris Dienste.

»Ich störe hoffentlich nicht«, sagte Civilai, der selbstverständlich genau wusste, dass er störte. Siri schlug langsam seine schaurig grünen Augen auf und sah, dass sein Freund sich über ihn beugte.

»Ah, Boy. Stell er den eisgekühlten Limettensaft dort auf den Tisch, und dann verkrümele er sich spornstreichs in sein Dienstbotengemach.«

Civilai war zwei Tage älter als der Doktor. Die Freunde hatten im Jahr des Hasen das Licht der Welt erblickt und verfügten über die entsprechenden Eigenschaften, Fleiß und Arglist. Nur mit ihren fleischlichen Gelüsten war es nicht weit her: Beide hatten ihre erste Liebe geheiratet und waren ihr ein Leben lang treu geblieben. Womit sie zu einer in Laos eher seltenen Rammlerspezies gehörten.

»So also verbringt die bourgeoise Ärzteschaft den Sonntag? Müsstest du nicht eigentlich Gräben für die Republik ausheben?« Er sank auf die Holzpritsche auf der kleinen Veranda und lehnte sich zurück.

»Ich bin ein gebrechlicher alter Mann, Bruder. Ein Tag körperlicher Arbeit könnte mich direktemang ins Grab befördern. Wie es aussieht, habe ich vermutlich ohnehin keine vier Wochen mehr zu leben. Darum sollten deine Genossen aus dem Politbüro sich schleunigst nach einem Pathologen umsehen, der meinen Posten übernehmen kann.«

Dr. Siri war alles andere als gebrechlich. Es sollte Jahre dauern, bis das Schicksal ihn in Schussweite der schwarzen Bogenschützen des Todes führen würde. Noch flitzte der ebenso gedrungene wie robuste Greis wie eine vorwitzige Wasserratte durch die Gegend. Selbst jüngere Männer hatten bisweilen Mühe, mit ihm Schritt zu halten.

Sein Verstand war seit einiger Zeit sogar noch schärfer als zuvor. Er war immer schon ein kluger Kopf gewesen; in den vergangenen fünf Monaten jedoch hatte er sich die Sorte Wissen angeeignet, die nicht an Universitäten unterrichtet wird. Aus ihm schleierhaften Gründen war er als laotischer Honorarkonsul ins Geisterreich entsandt worden.

Diese neue Stellung vertrug sich wider Erwarten prächtig mit seiner Tätigkeit als erster und einziger Leichenbeschauer der Demokratischen Volksrepulik Laos. Zwar war es ihm bislang nicht gelungen, die Besuche aus der Geisterwelt zu steuern oder den Verstorbenen gezielte Fragen zu stellen, dennoch bescherten sie ihm regelmäßig wertvolle Hinweise. Was ihm an Erfahrung fehlte (er bekleidete das Amt des Leichenbeschauers erst seit einem knappen Jahr), machte er durch seine Zwiegespräche mit den Toten oftmals mehr als wett. Sein dreidimensionaler Geist hatte eine vierte Dimension hinzugewonnen.

»Wie sollten wir je einen Ersatz für dich finden, kleiner Bruder? Du bist eine lebende Legende«, erwiderte Civilai.

»Eine Legende?« Siri setzte sich vorsichtig in der Hängematte auf. »Sind Legenden nicht in aller Regel furchtbar geschwätzig und nehmen es mit der Wahrheit nicht sonderlich genau?«

»Du hast´s erfasst.«

»Heiß heute, was?«

»Verdammt heiß.«

Dieses alte Lied pfiffen in der heißen Jahreszeit sämtliche Hauptstadtspatzen von den Dächern. Da es in den letzten Monaten besonders heiß gewesen war, hörte man es dieser Tage noch häufiger als sonst.

Jetzt erst bemerkte Siri den Stoffbeutel auf Civilais Schoß. »Hast du mir was mitgebracht?«

»Nichts, was dich interessieren könnte.«

»Das musst du schon mir überlassen.«

»Die Sowjets machen uns den Hof. Sie wollen hier eine Satellitenschüssel errichten, um die Yankees zu bespitzeln. Solange wir uns zieren, versuchen sie, uns mit solchen Liebesgaben zu ködern.« Er schnürte den Beutel auf und förderte eine Flasche zutage.

»Wodka?«

»Moskovskaya; der beste, den es gibt. Aber du hast doch sicher keinen Durst.«

Kaum hatte Civilai das Wort Durst über die Lippen gebracht, war Siri auch schon aus der Hängematte gesprungen und kramte in der Küche nach einem zweiten Glas.

Der Vormittag ging nahtlos in den Nachmittag über.

»Ich verstehe nicht, wie die Russen dieses Seug zaufen können,« lallte Civilai und ließ den ganzen Satz zu einem einzigen langen Wort zusammenschnurren.

»Ich auch nicht. Kein Wunder, dass die Frauen mehr Haare haben als die Frauen.«

»Männer.«

»Wo?«

Damit hatte das Gespräch seinen Tiefpunkt erreicht. Der klägliche Rest am Boden der Flasche reichte gerade für zwei letzte Gläser. Die Freunde saßen nebeneinander auf der langen, unbequemen Holzpritsche. Obwohl sich der Garten nicht bewegte, schwankten sie wie zwei Schiffbrüchige in einem Rettungsboot. Civilai hob den Blick und betrachtete das zusammengerollte Moskitonetz, das über ihrem Kopf befestigt war.

»Schläfst du hier draußen, kleiner Bruder?«

Siri schüttelte den Kopf. »Ja.«

»Und wozu brauchst du dann ein Haus?«

»Meine Rede. Genau diese Frage habe ich auch Richter Haeng gestellt. Aber er wollte mir den Garten partout nicht ohne das Haus überlassen. Er sagte« - Siri imitierte den schrillen, weinerlichen Singsang seines jungen Vorgesetzten -, » Wir sind ranghohe Parteimitglieder, Genosse Siri. Als solche müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen. Auf Bäumen zu schlafen sollte ausschließlich Primaten vorbehalten bleiben. Dass er weiß, was ein Primat ist, hätte ich ihm gar nicht zugetraut.«

»Was hast du gegen Häuser?«

»Ich habe nicht das Geringste gegen Häuser. Aber das hier ist doch kein Haus. Ein Haus ist eine luftige Holzkonstruktion auf Felgen...«

»Pfählen.«

»Sag ich doch. Auf Felgen, das knarrt, wenn man herumläuft. Das bei Wind schwankt und bei Regen undicht wird. Aber das? Das ist ein Sarkahoph... ein... ein Saroph ... Sarpho... Sarkophag.«

»Ich hätte es nicht schöner sagen können.«

»Warum ist die Regierung eigentlich so sehr auf Beton fixiert?«

»Haltbarkeit. Dieses Haus wird auch in tausend Jahren noch stehen, wenn deine Holzhäuser schon zehnmal zusammengebrochen sind. Denk an die drei kleinen Schweinchen.«

»Ganz recht. Es ist ein Schweinestall.«

»Unsinn.«

»Dann ist es ein Grab. Ich komme mir vor wie lebendig begraben. Es hat etwas zutiefst Morbides.«

»Und das sagst ausgerechnet du?«

»Ich bin Leichenbeschauer. Keine Leiche.«

Civilai lehnte sich lachend zurück. »Was machen eigentlich deine Geisterfreunde?«

Siri sah ihn prüfend an, aber Civilai schien sich über Siris Verbindungen zur Geisterwelt ausnahmsweise einmal nicht lustig zu machen.

»Seit den untergetauchten Vietnamesen...
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Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.