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Sozialstaat Österreich zwischen Kontinuität und Umbau

E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
241 Seiten
Deutsch
VS Verlag für Sozialwissenschaftenerschienen am11.12.20072006
Die Nationalratswahlen im Herbst 1999 haben die politische Landschaft Österreichs einschneidend verändert. Im Februar 2000 wurde die neue ÖVP/FPÖ-Koalition unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel vereidigt. Die Autoren zeigen, dass dieser Machtwechsel sowohl in programmatischer Hinsicht als auch auf Ebene der politischen Entscheidungsprozesse und der realisierten Maßnahmen zu einem Bruch mit den für die Nachkriegsjahrzehnte charakteristischen Politik- und Entscheidungsmustern in der Sozialpolitik geführt hat.

Dr. Herbert Obinger ist Professor für Politikwissenschaft am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen.
Dr. Emmerich Tálos ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Wien.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR54,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR38,66

Produkt

KlappentextDie Nationalratswahlen im Herbst 1999 haben die politische Landschaft Österreichs einschneidend verändert. Im Februar 2000 wurde die neue ÖVP/FPÖ-Koalition unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel vereidigt. Die Autoren zeigen, dass dieser Machtwechsel sowohl in programmatischer Hinsicht als auch auf Ebene der politischen Entscheidungsprozesse und der realisierten Maßnahmen zu einem Bruch mit den für die Nachkriegsjahrzehnte charakteristischen Politik- und Entscheidungsmustern in der Sozialpolitik geführt hat.

Dr. Herbert Obinger ist Professor für Politikwissenschaft am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen.
Dr. Emmerich Tálos ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Wien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783531902876
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatPDF
Format Hinweis1 - PDF Watermark
FormatE107
Erscheinungsjahr2007
Erscheinungsdatum11.12.2007
Auflage2006
Seiten241 Seiten
SpracheDeutsch
IllustrationenVII, 241 S.
Artikel-Nr.1422821
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Inhalt;6
2;Einleitung;10
3;1 Theorien wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung;14
3.1;1.1 Entstehung und Expansion des Wohlfahrtsstaates;14
3.2;1.2 Sozialstaatsrückbau;18
4;2 Politische Rahmenbedingungen und Programmatik der Wende;24
4.1;2.1 Neue politische Kräfteverhältnisse;24
4.2;2.2 Programmatische Morphologie der Wende;26
4.3;2.3 Institutionelle Reformchancen;35
5;3 Sozialstaat Österreich: Historische Entwicklung und internationaler Vergleich;52
5.1;3.1 Entwicklung des österreichischen Sozialstaates;52
5.2;3.2 Profil des österreichischen Sozialstaates;56
5.3;3.3 Ausgestaltung der Sozialpolitikbereiche;59
5.4;3.4 Bestimmungsfaktoren der sozialstaatlichen Entwicklung;66
5.5;3.5 Der österreichische Sozialstaat im internationalen Vergleich;68
5.6;3.6 Ökonomische und demografische Rahmenbedingungen;77
6;4 Sozialpolitische Maßnahmen der ÖVP/FPÖ/BZÖ-Regierung;82
6.1;4.1 Änderungen in der Organisation;82
6.2;4.2 Pensionsversicherung;86
6.3;4.4 Arbeitsmarktpolitik;125
6.4;4.5 Arbeitsrecht;147
6.5;4.6 Familienpolitik;158
6.6;4.7 Gleichbehandlungspolitik;178
6.7;4.8 Armutspolitik;187
7;5 Bilanz: Neu regieren mit neuen Inhalten?;202
7.1;5.1 Veränderungen im politischen Entscheidungsprozess;202
7.2;5.2 Sozialpolitische Veränderungen;215
8;6 Tabellenverzeichnis;228
9;7 Abbildungsverzeichnis;230
10;8 Abkürzungsverzeichnis;232
11;9 Literatur;234
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Leseprobe
1 Theorien wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung (S. 13)

Zur Erklärung von Entstehung, Reichweite, Konfiguration imd Funktion des Wohlfahrtsstaates und seiner im internationalen Vergleich unterschiedlichen Expansionsdynamik existiert eine Vielzahl an Theorien (vgl. als Überblick Flora et al. 1977, Cameron 1978, Alber 1982, Schmidt 1982, 2000, Skocpol/Amenta 1986, Lessenich 2000, Huber/Stephens 2001, Siegel 2002, Myles/Quadagno 2002).

Diese Theoriestrange lassen sich zu vier Schulen, nämlich funktionalistischen, konflikttheoretischen, institutionellen sowie internationalen Ansätzen verdichten. Diese Theorieschulen stehen nicht nur in einer der Reihenfolge der Auflistung entsprechenden chronologischen Hierarchie zueinander, sondern weisen in sich eine betrachtliche Vielfalt auf, die in diesem Abschnitt nur verkürzt dargestellt werden kann. Gemeinsam ist ihnen, dass sie mit Ausnahme eines jüngeren internationalen Theorieansatzes, der die Veränderungen in der internationalen politischen Ökonomie als fundamentale Bedrohung des Sozialstaates ortet, in erster Linie die Genese und Entfaltung des Wohlfahrtsstaates zum Gegenstand haben und damit nicht explizit zur Erklärung kontraktiver Sozialpolitik formuliert wurden.

1.1 Entstehung und Expansion des Wohlfahrtsstaates

Der älteste Theorieansatz sieht die Entstehung des Wohlfahrtsstaates als Reaktion auf die im späten 19. Jahrhundert einsetzenden tiefgreifenden ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Umwalzungen. Eine erste Variante rückt vor allem den sozio-ökonomischen Strukturwandel und den daraus resultierenden Problemdruck als Triebkräfte staatlicher Sozialpolitik in den Mittelpunkt.

Phänomene wie die Entfeudalisierung, Industrialisierung, Urbanisierung und Bevölkerungswachstum führten gleichermaßen zur Erosion und Überlastung der traditionellen familiälen, kirchlichen, kommunalen und berufsgenossenschaftlichen Sicherungssysteme und erzeugten neben neuen Risiken ein soziales Vakuum, welches durch sozialpolitische Intervention des Staates gefüllt werden musste (Wagner 1911).

Gleichzeitig stellte der ökonomische Aufschwung erst die Ressourcen für die staatlich organisierte Bearbeitung der neuen sozialen Bedarfslagen bereit (Zollner 1963, Wilensky 1975). Iversen/Cusack (2000) haben diesen Ansatz wiederbelebt, indem sie die jüngere Expansion des Wohlfahrtsstaates als funktionale Reaktion auf Deindustrialisierungsprozesse und den dadurch ausgelösten sozialpolitischen Kompensationsbedarf interpretieren.

Eine zweite, makrosoziologische Theorievariante (Flora et al. 1977, Alber 1982) betrachtet den Wohlfahrtsstaat als Ergebnis eines breit gefacherten Modernisierungsprozesses, der neben der Industrialisierung samt ihren Folgeerscheinimgen auch die Ausdifferenzierung des Nationalstaates, Sakularisierung und Demokratisierung als Antriebkrafte wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung umfasst und damit ungleich politiksensibler ist als ein rein sozio-okonomischer Funktionalismus.

Die konflikttheoretischen Theoriestromungen rucken die politischen Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Leitbildern und Ordnungsvorstellungen in den Mittelpunkt der Erklärung. Umfang und konkrete Ausgestaltung wohlfahrtsstaatlicher Intervention resultieren aus den außerparlamentarischen Machtverhältnissen von Arbeit und Kapital, der parteipolitischen Farbung der Regierung sowie den Legitimationsstrategien der politischen Eliten, welche die Sozialpolitik zur Generierung von Massenloyalität instrumentalisieren.

Damit zerfällt diese Schule in eine klassensoziologische, eine parteiendifferenztheoretische sowie eine elitentheoretische Richtung. Die Machtressourcen der Arbeiterbewegung stehen im Mittelpunkt der insbesondere in Skandinavien beheimateten klassensoziologischen Theorieschule (Korpi 1980, Esping-Andersen 1990).

Zentral steht ein klassenbezogener Interessengegensatz zwischen Arbeit und Kapital, der entlang der gesellschaftlichen Macht- und Krafteverteilungen entschieden wird. Der Wohlfahrtsstaat ist dabei Ergebnis einer mit Hilfe bzw. innerhalb der demokratischen Institutionen bewerkstelligten politischen Ausbalancierung der asymmetrischen Machtrelationen zwischen Arbeit und Kapital in der zentralen Konfliktarena des Arbeitsmarktes.

Klassenübergreifende Koalitionen zwischen industriellen und agrarischen Lohnarbeitern begünstigen dabei die Etablierung eines universalistisch-egalitaren Sozialstaats sozialdemokratischer Prägung. Die Vertreter der Parteiendifferenzthese (Schmidt 1982, Castles 1982) legen den Fokus hingegen auf die parlamentarischen Krafteverhältnisse und die parteipolitische Zusammensetzung der Exekutive.
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Kritik
"Die Studie ist materialreich, detailliert, enthüllt die Kluft zwischen vollmundigen Ankündigungen und praktischer Politik. Sie zeigt auch den großen Einfluss des EU-Rechts auf Österreich in den Jahren 2000 bis 2006 auf. [...] Die Arbeit wurde mit einem angesehenen Preis ausgezeichnet und dies verdientermaßen. Österreich wird in diesem Buch sehr plastisch." ZESAR - Zeitschrift für europäisches Sozial- und Arbeitsrecht, 02/2008mehr

Autor

Dr. Herbert Obinger ist Professor für Politikwissenschaft am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen.
Dr. Emmerich Tálos ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Wien.