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Und morgen bin ich dich los

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am02.10.2009
Trennung ist gut, zu wissen wie, ist besser!
Fast jede zweite Ehe wird geschieden. Doch von Gelassenheit und Routine keine Spur: Wem es passiert, der macht schwere Zeiten durch. Es tut weh, es macht Angst oder auch ein schlechtes Gewissen. Egal, wer geht oder wer verlassen wird, wer leidet oder triumphiert: Scheidung verändert das Leben - und das nicht unbedingt zum Schlechten! Das große 'BRIGITTE'-Scheidungsbuch erzählt Geschichten von Frauen vor, während und nach der Scheidung. Psychologen, Therapeuten und Anwälte berichten aus ihrer Praxis. Mit einem ausführlichen Serviceteil.
• Mit großer Checkliste zu den Themen: Unterhalt, Trennungsjahr und Sorgerecht
• Mit Experten-Interviews und allen Tipps und Tricks

Vera Sandberg, geboren 1952 in Berlin, absolvierte ihr Journalistik-Studium in Leipzig und war 12 Jahre lang Redakteurin einer Tageszeitung in Ost-Berlin. Im Juni 1989 wurde ihr die Ausreise bewilligt, seit 1990 ist sie Autorin bei BRIGITTE und hat mehrere Bücher geschrieben, zuletzt 'Krebs. Und alles ist anders'. Vera Sandberg ist Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Kindern und lebt seit 2000 bei Berlin.
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Produkt

KlappentextTrennung ist gut, zu wissen wie, ist besser!
Fast jede zweite Ehe wird geschieden. Doch von Gelassenheit und Routine keine Spur: Wem es passiert, der macht schwere Zeiten durch. Es tut weh, es macht Angst oder auch ein schlechtes Gewissen. Egal, wer geht oder wer verlassen wird, wer leidet oder triumphiert: Scheidung verändert das Leben - und das nicht unbedingt zum Schlechten! Das große 'BRIGITTE'-Scheidungsbuch erzählt Geschichten von Frauen vor, während und nach der Scheidung. Psychologen, Therapeuten und Anwälte berichten aus ihrer Praxis. Mit einem ausführlichen Serviceteil.
• Mit großer Checkliste zu den Themen: Unterhalt, Trennungsjahr und Sorgerecht
• Mit Experten-Interviews und allen Tipps und Tricks

Vera Sandberg, geboren 1952 in Berlin, absolvierte ihr Journalistik-Studium in Leipzig und war 12 Jahre lang Redakteurin einer Tageszeitung in Ost-Berlin. Im Juni 1989 wurde ihr die Ausreise bewilligt, seit 1990 ist sie Autorin bei BRIGITTE und hat mehrere Bücher geschrieben, zuletzt 'Krebs. Und alles ist anders'. Vera Sandberg ist Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Kindern und lebt seit 2000 bei Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641031596
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum02.10.2009
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse598 Kbytes
Artikel-Nr.1432564
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Keine Reue


»Ohne meine Scheidungen würde ich mich nicht so gut kennen«


Dies ist ein Interview mit mir selbst. Ich habe nur drei Fragen - und meine Gedanken, Erfahrungen, Beobachtungen dazu. Schließlich bin ich dreimal geschieden. Einmal als Studentin, mit einundzwanzig Jahren. Ein zweites Mal mit achtundzwanzig. Und zuletzt mit neununddreißig. Allerdings tat es nur einmal richtig weh - als Kinder im Spiel waren.

Die erste Ehe war ein romantischer Jugendirrtum und blieb bis auf ein paar Erkenntnisse folgenlos. Die zweite Ehe brachte mir zwei Kinder ein und viele Erfahrungen, vor allem mit mir selbst. Und die dritte Ehe war der Versuch, endlich wieder eine Familie zu sein - eine Illusion. Die schlimmste Scheidung erlebte ich ohne Trauschein und ohne Gericht. Es war die Liebe meines (bisherigen) Lebens. Ich verlor sie an eine andere Frau.

Ich habe bei jeder Scheidung sämtliche Folgen getragen, meine Kinder ohne Partner großgezogen, finanziell für uns drei gesorgt. Mein Nutzen: Ich bin durch den Einsatz all meiner Kräfte immer mehr ich geworden. Meine Kinder achten und lieben mich. Mein Schaden: Ich musste alles allein schaffen und verantworten. Manchmal weiß ich nicht, ob Nutzen und Schaden in diesem Fall nicht ein und dasselbe sind. Für dieses Selbstgespräch habe ich mir, wie gesagt, drei Fragen gestellt:
Warum passen Ehe und Liebe auf Dauer nicht zusammen?

Verheiratete Partner leben gefährlich. Denn unsere Ehen basieren, anders als frühere, bei denen alle möglichen gesellschaftlichen Konventionen und ökonomischen Kalkulationen eine große Rolle spielten, auf einem der flüchtigsten Elemente, die das Leben zu bieten hat: der Liebe. Wir wissen das. Alle wissen das. Die Liebe ist aber nicht zu fassen, nicht zu zwingen, nicht zu halten. Liebe entwickelt sich, wo und wann sie will. Auch ganz unpassend, unzweckmäßig. Das macht sie so atemberaubend, das gibt ihr ihren hohen Wert. Vor der Liebe sind wir machtlos. Gehen wir in die Knie. Im Namen der Liebe überschreiten wir Grenzen, versetzen wir Berge, verletzen wir andere. Lassen wir uns verletzen. Warten wir, dass er sich endgültig entscheidet. Hoffen wir auf den erlösenden Antrag.

Die Liebe hat höchste Priorität. Um sie zu erleben, tun wir Dinge, die wir eigentlich lieber nicht tun sollten. Folgen dem Mann an seinen neuen Arbeitsort, ohne selbst an diesem eine Job-Perspektive zu haben, bleiben bei den Kindern zu Hause, ohne für später vorzusorgen. Pfeifen auf Absicherung und Ehevertrag.

Die Liebe. Ohne sie wären wir arm. Wäre aller Reichtum nichts. Liebe versüßt auch den kärgsten Alltag. Der Mensch ist für die Liebe gemacht. Manchmal hat er sich die Liebe auch konstruiert, um seinen jeweiligen Partner romantisch zu überhöhen. Was in diese Vorstellung passt: Liebe ist ein Mythos, den wir uns ins alltägliche Leben holen wollen. Aber kann das auf Dauer funktionieren? Muss zur Liebe nicht doch ein kluges Kalkül hinzukommen, um einen Bund fürs Leben zu begründen?

Es ist ja so: Jeder darf heiraten, wen er will. Das war ja nicht immer so. Es gab Zeiten, noch nicht allzu lange her, da waren Hochzeiten den Vermögenden vorbehalten, da mussten Leibeigene ihre Herren um Erlaubnis bitten, wenn sie jemanden ehelichen wollten. Bis vor einigen Jahrzehnten waren die Eltern zu fragen.

Clara Wieck hatte einen Prozess gegen ihren Vater angestrengt, weil er ihr die Heiraterlaubnis mit Robert Schumann verweigern wollte. Das war im Jahr 1839, in Leipzig. Es war Liebe zwischen den beiden. Aber dem Vater war der Schwiegersohn nicht vermögend genug. Das war eine Ausrede. Wahrscheinlich war er einfach nur eifersüchtig, wollte die Macht und den Einfluss über die hochbegabte Pianistin, die er selbst ausgebildet hatte, nicht abgeben. Später ließ Clara Schumann ihren geliebten Mann ins Irrenhaus einliefern, und sie besuchte ihn dort nie wieder. Die Liebe war aus. Sie lernte Johannes Brahms kennen.

Wir heiraten, wen wir lieben. Punkt. Und die Ehe soll der Liebe ein Zuhause geben. Aber die Liebe ist zickig. Manchmal ist sie schon beleidigt, wenn sie in eine Dreizimmerwohnung einziehen soll, statt bei Treffen am Feldrand oder beim Italiener zu blühen. Sie stößt an Grenzen, wenn sie sich am Herd und am Spültisch beweisen soll. Frisch Verheiratete erzählen, wenn sie ehrlich sind, von dem Schock, den ihre Verliebtheit erlitt, als sie das erste Mal als Eheleute miteinander schliefen. Der Gedanke, jetzt ist es Pflicht, ist sextötend.

Der nächste Liebestöter ist oft die Geburt des ersten Kindes. Schönes verkehrt sich in Belastung. Niemand gibt es gern zu. Niemand will es sehen. Kinder sollen glücklich machen. Aber so ist es nicht. Das Kind schiebt sich zwischen die Eltern. Ihre Lebenswelten driften auseinander. Meistens geht er weiter arbeiten, meistens steckt sie beruflich zurück. Heute noch. Therapeuten wundern sich immer wieder, wie wenig Paare sich vor der Ehe Gedanken darüber machen, wie es bei ihnen mit der Arbeitsteilung aussehen soll. Kaum wird solches ausgehandelt. Heirat aus Liebe scheint von jeglicher Planung und Organisation abzulenken. Manche sind erstaunt darüber, dass sie nach dem Standesamt feststellen müssen: Der andere will gar keine Kinder. Man hatte so sehr auf Ähnlichkeit und Nähe vertraut, dass man gar nicht auf die Idee kam, es könnte Differenzen in so wesentlichen Fragen geben.

Da ist hohe Kommunikationskunst gefragt, die Fähigkeit, sich in den anderen hineinversetzen zu können, die Bereitschaft, zurückzustecken, ohne sich aufzugeben. Viel Reife und Menschlichkeit sind verlangt, soll eine Ehe glücklich sein. Und bleiben.

Aber wer ist schon so weise, besonders am Anfang? Wie viele Irrtümer bringen wir mit in die Ehe, wenn wir jung beginnen? Wie viele Frauen tauschen mehr oder weniger unaufgefordert ihre beruflichen Perspektiven gegen private Erfüllung? Wie viele sehen sich am Ende getäuscht, wenn die Erfüllung gar keine ist und der Mann an seinem Fortkommen bastelt, während ihre Chancen schwinden? Wie viele Frauen werden später gegen eine Jüngere ausgewechselt, weil sie selbst anscheinend so langweilig geworden sind? Wie viele Männer tauschen ihre Frau nicht aus, weil sie zu bequem sind? Oder werden in Rollen gedrängt, die ihnen widersprechen? Nur wenigen werden die Väterlichkeit und Fürsorglichkeit abverlangt und zugestanden, die in ihnen steckt. Wie viel Ungerechtigkeit und Vorurteile es auf beiden Seiten gibt! Und das alles im Namen der Liebe.

Man verliebt sich in seinen weichen Mund und seine zarten Hände. Und auf einmal soll der Mann vor allem das Konto füllen und pünktlich zu Hause sein. Und in der Erziehung am selben Strang ziehen. Und die paar Kilos, die im Lauf der Zeit dazugekommen sind, süß finden. Oder: Er begeisterte sich für ihre Eigenständigkeit und Spontaneität. Und auf einmal will sie alles nur noch mit ihm zusammen machen, wartet sehnsüchtig darauf, dass er vom Büro nach Hause kommt, telefoniert hinter ihm her. Mault, weil er Überstunden macht. Es fällt ihr nicht ein, sich ein eigenes Kulturprogramm zu machen. Früher war das mal selbstverständlich gewesen.

Eheliche Mutationen dieser Art sind besonders gut von außen zu beobachten. Immer wieder erzählen sich Freunde, wie sehr sich zwei in der Ehe verändern. Oft nicht zum Besten. Als ob sie verschmelzen, nicht mehr als Einzelwesen erkennbar bleiben. Man kann nicht mehr sie oder ihn treffen. Es gibt nur noch ein Wir. Verständlich, denn die Angst, den anderen zu verlieren, ist groß. Da kleben viele aneinander und tun genau das - den anderen verlieren. Eheforscher betonen zwar, dass ein ausgeprägtes Wir-Gefühl ein guter Ehe-Stabilisator ist. Aber sie meinen damit nicht, dass beide ineinander verschwinden. Im Gegenteil. Ein gutes Wir-Gefühl setzt ein abgegrenztes Ich und Du voraus.

Sind wir der Ehe überhaupt gewachsen? Eher ist davon auszugehen: Die Ehe ist uns nicht gewachsen. Unseren Ansprüchen ans Leben. Als da sind: Sicherheit und Freiheit. Aufregung und Geborgenheit. Selbstverwirklichung und Bindung.

Aber wir wollen die Ehe doch nur genießen, denken wir. Sie beruht auf Liebe. Und das muss doch ausreichen. Wenn Liebe das Größte ist, dann gibt es nichts über ihr, dann muss sie genügen, die Ehe zu tragen. So ist es nicht. Die wachsende Nähe in der Lebensgemeinschaft vertreibt Impulsivität und Zwanglosigkeit. Es fehlt die Freiheit, sich immer wieder neu für den Partner zu entscheiden. Jetzt haben wir uns sicher: Das kann eine Zeit lang sehr angenehm sein. Manche gehen zusammen den Müll rausbringen. Manche geben Rechenschaft über jede verbrachte Viertelstunde. Weil sie alles voneinander wissen, alles teilen wollen. Die Liebe bläht sich auf, gefährlich, denn nach fest kommt lose. Nach dem Aufblähen der Zusammenfall.

Und die Liebe, die weiter hilflos in uns wohnt? Sie wird obdachlos, wenn die Ehe enttäuscht. Sie kuschelt sich in einen Winkel und wartet. Oft wartet sie vergeblich. Weil plötzlich so viel anderes wichtig ist. Voran die Arbeit. Die Job-Sicherung. Schließlich der Haushalt. Der ist der Liebe zwar völlig egal - sie braucht keine Mülleimer und Bankauszüge, keinen Sofakauf und keine Renovierung. Aber kaum ist man verheiratet, hat man einen Haushalt, der die Rolle eines Diktators übernimmt. Eine gute Ehefrau führt einen ordentlichen Haushalt? Das sagt keiner mehr laut, aber spüren wir nicht alle Reste der Feuerzangenbowle-Generation ist uns? Haben wir nicht Sehnsucht nach Biedermeier und Rollensicherheit? Es sind die alten Zöpfe, die uns anhängen und die Ehen befrachten. Mit Liebe hat das alles nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Die Liebe, unser heiligster Heiratsgrund,...
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Autor

Vera Sandberg, geboren 1952 in Berlin, absolvierte ihr Journalistik-Studium in Leipzig und war 12 Jahre lang Redakteurin einer Tageszeitung in Ost-Berlin. Im Juni 1989 wurde ihr die Ausreise bewilligt, seit 1990 ist sie Autorin bei BRIGITTE und hat mehrere Bücher geschrieben, zuletzt "Krebs. Und alles ist anders". Vera Sandberg ist Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Kindern und lebt seit 2000 bei Berlin.