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Schmutzige Geschichten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am02.10.20091. Auflage
Vergessen Sie alles, was Sie bisher über Liebe, Lust und Leidenschaft zu wissen glaubten - denn Anne West weiß es besser! Mit ihren sexy Bestsellern über das freundliche Miteinander der Geschlechter hat Anne West bereits eine riesige Fangemeinde erobert, der sie nun rasante, witzige, indiskrete, rührend-zärtliche und immer erotische Schmutzige Geschichten erzählt - über Männer, die lieben, Frauen, die begehren, und Paare, die ungeahnte Abenteuer in den Untiefen der Erotik erleben. Schmutzige Geschichten von Anne West: Prickelnde Erotik im eBook!

Anne West ist das Pseudonym der Hamburger Publizistin Nina George, geboren 1973. Seit 1992 arbeitet sie als freie Journalistin, Dozentin und Autorin von Reportagen, Kolumnen, Sachbüchern, Krimis und Romanen.
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Produkt

KlappentextVergessen Sie alles, was Sie bisher über Liebe, Lust und Leidenschaft zu wissen glaubten - denn Anne West weiß es besser! Mit ihren sexy Bestsellern über das freundliche Miteinander der Geschlechter hat Anne West bereits eine riesige Fangemeinde erobert, der sie nun rasante, witzige, indiskrete, rührend-zärtliche und immer erotische Schmutzige Geschichten erzählt - über Männer, die lieben, Frauen, die begehren, und Paare, die ungeahnte Abenteuer in den Untiefen der Erotik erleben. Schmutzige Geschichten von Anne West: Prickelnde Erotik im eBook!

Anne West ist das Pseudonym der Hamburger Publizistin Nina George, geboren 1973. Seit 1992 arbeitet sie als freie Journalistin, Dozentin und Autorin von Reportagen, Kolumnen, Sachbüchern, Krimis und Romanen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426555781
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum02.10.2009
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse841 Kbytes
Artikel-Nr.1433084
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Wiener Blut


Eva

Ich kannte mal einen Mann, der am Heck eines Schiffes stand und rauchte. Dann schwang er sich über die Reling und sprang. In das kühle, dunkle Wasser, das gurgelnd und schmatzend nach ihm griff. Und er war ganz still dabei.

Wie das kam?

Ich schwöre, ich habe nicht auf seine Hose gestarrt. Und wenn, sollte er froh darüber sein - wer wie er in seiner innig geliebten Jeansjacke zu schlafen scheint, sollte sich überhaupt freuen, einen zweiten Blick geschenkt zu bekommen. Mein Typ war er ja nicht gerade, er war nicht mal schön. Allein wie er schon redete: »Gnä´ Frau, schaun´s wieder fesch aus heut´ Abend, küss die Hand, darf ich Sie belästigen oder zumindest mit Rosenstielen peitschen?«

Asam kam aus Wien. Er war mir so lange nicht aufgefallen, bis er seinen ganzen Mut aufbrachte und mich kurz vor Mitternacht ansprach, um mit mir einen Absacker zu trinken. Ein Nein wollte er nicht akzeptieren, auch nicht zwei oder drei und auch nicht zehn, also ließ ich ihn stehen, mitten auf diesem Anlegesteg. Ein Bekannter legte ihm einen Arm um die Schultern, lallte betrunken: »Mach dir nix draus.« Doch Asam hörte nicht auf ihn und schlich hinter mir her, den ganzen Weg bis zu dieser Bar, in der meine Mitternachtsverabredung wartete. Das Echo seiner Schritte folgte mir in fünfzig Meter Abstand. Die anderen, die sich den ganzen Abend zwischen ihn und mich geschoben hatten, zerstreuten sich in der Schwärze der Nacht.

Diese Mitternachtsverabredung war eine Frage des Geldes. Nun bin ich keine Professionelle, sondern genieße es nur wie jede andere Frau, wenn man ihr in den Mantel hilft, die Tür aufhält oder im Bett den Vortritt lässt, und ich ziere mich auch nicht, wenn er die Rechnung übernehmen will. Mit dieser Verabredung war ich bisher nur zum Mantel und der Rechnung gekommen. Doch ich wusste, er hatte jedes Mal ein Zimmer reservieren lassen, in diesem Hotel gegenüber der Oper, für alle Fälle. Er hatte jedes Mal die Chipkarte zu dem Zimmer im Portemonnaie gehabt, und beim Zahlen hielt er es so, dass ich die Karte sehen konnte. In seinen Augen sezierende Neugier. Und Hunger. Der Hunger eines längst gesättigten Raubtiers, das nur aus Interesse von dem warmen Blut eines jungen Fohlens trinken würde.

Und nun also der Wiener. Er war mir gefolgt, hielt sich an der Bar fest und knabberte Reisplätzchen, während er mich aus seinen blauen Augen beobachtete. Aus seinen klugen, blauen Augen. Wie ich mir einen Drink nach dem anderen bezahlen ließ und an den richtigen Stellen lachte, wenn das Raubtier seine Zähne schimmern ließ.

Asam

Zum Schluss sprang ich einfach. Das Wasser war so kalt, dass ich nicht einen Ton rausbrachte, kein »Ich liebe dich«, wie ich es mir vorgenommen hatte, um sie damit zu demütigen. Neben mir schwamm die Zigarette, die ich eben noch geraucht hatte, und da oben stand sie, blickte starr nach unten. So, wie sie es die ganze Zeit gemacht hatte. Auf mich herabgeschaut.

Wie das kam?

Ich schwöre, sie hat mir auf die Hose gestarrt. Es war auf diesem Schiff, ähnlich jenem, das gerade von mir wegfährt, während ich den Drang unterdrücke, mit den Beinen zu strampeln. Sie wird mich nicht retten, ich ahne es, aber eins weiß ich genau: dass sie diesen Blick hatte. Zwischen ihr und mir lag nichts in der Luft, die ganzen sechs Stunden nicht und die ganzen drei Monate vorher auch nicht, als ich mit ihr und den anderen Leuten auf dem Dampfer durch den Abend schaukelte. Ein Fest von zufällig zusammengeführten Kollegen. Ich kannte ihren Beruf, sonst wusste ich nichts von ihr. Dann ging sie an mir vorbei und musterte dabei den jungen Kellner, der ihren Körper mit Blicken streichelte, bevor er ihr einen Teller mit orientalischen Süßigkeiten reichte. Beim Zurückgehen streifte ihr Blick mich, doch anstatt den meinen festzuhalten, wanderte sie mit ihren Augen an meiner Wange hinab, verharrte auf meinen Lippen, um dann dort zu verschwinden, wo Er ruhte. Danach ruhte gar nichts mehr, und sie merkte es. Dann sah sie mir wieder ins Gesicht, lächelte aber nicht. Es war dieses Kosen ihrer Augen - und sie wusste doch, wie schnell man diesem Blick verfiel, musste sie da nicht darauf acht geben, wem er galt?

Jedes Nein von ihr war eine Lüge. Angeblich hatte sie eine Verabredung. Ich ging ihr nach, beobachtete, wie ihr Schatten die Fassaden streifte und sie damit adelte.

In der Bar: schwarz gekleidete Menschen, bornierte Kellner, raschelndes Nylon, schwere, rote Vorhänge zur Straßenseite, Gläser voll mit crushed ice. Ich trank noch ein Bier. Ihre Verabredung war ein Prolet, getarnt mit grauem Anzug und einstudierten werbenden Gesten. Seine Hand streichelte wie unabsichtlich ihren Nakken, als er ihr aus dem Mantel mit dem Pelzkragen half, und wenn sie lachte und dabei den Kopf zurückwarf, betrachtete er das Muttermal auf ihrem Brustansatz. Es war so klein wie ein Stecknadelköpfchen, lugte nur ab und zu hervor, wie zufällig. Sie sah mich an, schaute jedoch durch mich hindurch und schüttelte nur einmal ansatzweise den Kopf.

Als sie auf die Toilette ging, folgte ich ihr.

Der Mann beobachtete mich, aber was er auch dachte, es war mir gleich. Dass ich sie in Schwierigkeiten brachte, war mir nur recht.

Eva

Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn mich einer quer durch den Raum hinweg anstarrt und auf alles achtet, was ich tue. Ich beginne dann, selbst darauf zu achten, was ich tue, und sogar mir Feuer geben zu lassen gerät dabei zur Farce: Beine gekonnt übereinanderschlagen, wie weit den Oberkörper beugen, über der Flamme in die Augen schauen oder nicht? Ziehen, kurz innehalten, ausatmen und dabei sanft zurückfallen lassen. Gespielt. Was war nur los mit dem Wiener? Diesen Drang zur Selbstkasteiung haben sie alle, die Österreicher, diese Todessehnsucht, Melancholie, hinter jedem Sein vermuten sie ein Meer von Abgründen.

Meine Verabredung, ein bulliger Typ mit Stiernakken im maßgeschneiderten Anzug, machte Konversation, während ich permanent meinen Körper, meine Gesten, mein Gesicht zurechtrückte. Ich mag das wirklich nicht. Dem einen durch Natürlichkeit zu gefallen, während der andere offenkundig durchschaut, dass es nur ein Spiel ist, und jede falsche Bewegung registriert. Ich fühlte mich wie auf einer gnadenlos unterbezahlten Bühne, wie eine Elevin ohne Ausbildung. Vielleicht wäre ich heute mit dem Stier auf dieses Zimmer gegangen, vielleicht hätte ich an den Wiener gedacht währenddessen - aber gewiss nicht, solange er dasaß, herüberstarrte und dabei seine Jacke mit Reiskeksen vollkrümelte.

Ich ging auf die Toilette, weil ich wusste, dass er mir folgen würde wie ein Schatten.

Dazu musste ich eine Wendeltreppe hinabsteigen, und als ich in der letzten Kurve ankam, hörte ich schon das Tarapp, Tarapp seiner Budapester. Ich ging durch die Schwingtür und den Gang hinunter, Mädchen links, Jungs rechts, dazwischen Spiegel bis auf den Boden.

Ich blieb stehen, als er hinter mich trat und mich im Spiegel musterte.

»Gibt er dir Geld, damit du so zu ihm bist?« fragte er. Ich drehte mich um und schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht. Er starrte mich an. Etwas brach in ihm. Die Tür zu seinem verborgenen Seelenzimmer schwang auf.

»Danke«, sagte er und ging vor mir auf die Knie. Wie ein Krieger vor seinem König, wie ein Schwertmann vor seinem Feind, um sich zu ergeben. Ich sah diesem Drama in den Spiegeln zu und wusste nicht, ob mir gefiel, was ich erblickte. Ein Mann, der vor einer Frau kniete, den blanken Nacken dargeboten, sie hoch aufgerichtet in ihren Stiefeln, den Strümpfen die nur bis zur Mitte des Oberschenkels reichten, was er jedoch nicht sehen konnte, und dem engen Seidenrock, alles in Schwarz. Er wartete immer noch.

»Kann es nicht anders sein?« flüsterte ich.

Ich hätte es verkraftet, wenn ein Fremder hereingekommen und peinlich berührt an uns vorbeigeschlichen wäre, mühsam den Blickkontakt vermeidend und gleichzeitig bemüht, alles genau mitzubekommen. Doch es war meine Mitternachtsverabredung, die uns so sah.

»Interessant«, sagte er.

Asam

Mit ihrem Schlag entblätterte sich meine Demut. Ich roch ihr Parfüm, noch ehe ihre Hand meine Wange berührte, und ging vor diesem Gefühl der gezähmten Lust in die Knie. Normalerweise mag ich es, einer Frau den Hof zu machen. Ihr Blumen zu schicken, sie mit Komplimenten zu verwöhnen - in wohlüberlegten Dosen -, bei langen Spaziergängen zuzuhören, was sie bewegt, um sie so für mich einzunehmen. Ich mag es, zu sehen, wie ihr Widerstand schwindet, sich in romantische Sehnsucht verwandelt, langsam, im Lauf der Zeit. Ich mag das Gefühl, nicht zu wissen, wann sie anruft, ich mag die Bedächtigkeit des Flirts. Ich schätze meine Rolle als Mann, als Werbender, der die Sache steuert. Der weiß, was eine Frau will, noch bevor sie es ahnt.

Da sie die Regeln brach, weil ich die Grenze überschritten hatte mit meiner Frage, zerbrach auch etwas in mir. Eine Mauer der Zurückhaltung, die ich nie ganz aufgebe, wenn es um Frauen geht.

Als der Prolet im Anzug hereinkam, war es mir egal, mein Stolz hatte sich längst gewandelt in die Gewissheit, dass sie mich in Besitz genommen hatte. Würde definiert man selbst, nicht ein anderer. Ich sehnte mich danach, sie zu küssen, in ihrem Mund zu vergehen und an ihrer Zunge zu lecken.

»Soll ich gehen?« fragte der Anzug, eine kultivierte Stimme, dazu ein Gesicht, wie mit dem Spaten gestochen, »oder darf ich zusehen?« Er hatte seine Worte sorgsam gewählt, als ob ihm die Idee nicht ganz fremd war.

Zusehen ... bei was? Ich hatte mich schon immer gefragt, wie sich eine Frau fühlt, die etwas...
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