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Draußen scheint die Sonne

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am05.10.20091. Auflage
Alexander Gorkow: Seine besten Interviews aus der legendären Reihe im SZ WochenendeWer auch nur eines von ihnen liest, bemerkt sofort: Diese Interviews sind anders als andere - intensiver, lustiger, inniger, überraschender, offener.Seine Auswahl ist total subjektiv, aber dann wagt Alexander Gorkow alles. Wo andere mit vollgeschriebenen Notizblöcken anrücken, paukt sich der Leiter des »SZ Wochenende« die Biographien seiner Gesprächspartner ein und rückt dann mit einem Notfall-Zettel an, auf dem höchstens fünf Fragen stehen - für den Fall peinlicher Pausen. Sein Credo lautet: »Wenn ich ständig auf meine Fragen schaue statt in die Augen meiner Gesprächspartner, ergibt sich kein Gespräch.« Der Verlauf seiner Interviews gibt ihm recht: Entweder geht alles flamboyant in die Hose (wie mit Lou Reed), oder Weltstars wie Jeanne Moreau, Sylvester Stallone oder Eric Clapton reden so offen wie selten zuvor. Oft färbt Gorkows Spontaneität auf die Interviewpartner ab, sodass plötzlich Dinge gesagt werden, die sonst der inneren Selbstzensur zum Opfer fallen - wie im Interview mit Steve Martin, bei dem Gorkow  kurzfristig als Ersatz für eine Kollegin einsprang und ganz ohne Fragen dastand.Dieser Band versammelt eine Auswahl seiner besten Interviews. Gorkow redet mit der hinreißenden Amira Casar über Europa, mit Lou Reed über Hass, mit der Underground-Filmikone Klaus Lemke über Jungs und mit dem Konzertagenten Marek Lieberberg über Ereignisse. Mit David Gilmour geht es um Erfolg, mit Louis Begley ums Schreiben, mit Sylvester Stallone um Werte und mit Mick Jagger um Klasse. Auch seine jüngsten Interviews finden sich hier: mit Helen Mirren, die über Image spricht, mit Neil Diamond, den Gorkow in seinem Studio in L.A. besuchte, und mit dem Ex-»Monty-Python«-Star Michael Palin, mit dem Gorkow über die Eigenarten der Engländer sprach.Eines ist dabei immer klar: Während Gorkow und seine Auserwählten drinnen über den Ernst des Lebens sprechen, macht die Welt draußen weiter, was sie will. Oder, wie Gorkow im Studio von Neil Diamond in L.A. seufzt: »Und draußen scheint die Sonne.« »Bezaubernd klug, nachdenklich heiter, anmutig konkret, unauffällig welthaltig. Wer die gegenwärtig beschworene Total-Krise des deutschen Journalismus beklagen möchte, der müsste vorher Gorkows Interviews sorgfältig lesen. Dann könnte er es nicht mehr.«Joachim Kaiser

Alexander Gorkow, geboren 1966, arbeitet seit 1993 bei der Süddeutschen Zeitung. Buchveröffentlichungen: »Kalbs Schweigen« (2003), »Mona« (2007),  »Draußen scheint die Sonne. Interviews« (2008), »Hotel Laguna« (2017). Als Herausgeber: Till Lindemanns »In stillen Nächten« (2013) und »100 Gedichte« (2020).
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextAlexander Gorkow: Seine besten Interviews aus der legendären Reihe im SZ WochenendeWer auch nur eines von ihnen liest, bemerkt sofort: Diese Interviews sind anders als andere - intensiver, lustiger, inniger, überraschender, offener.Seine Auswahl ist total subjektiv, aber dann wagt Alexander Gorkow alles. Wo andere mit vollgeschriebenen Notizblöcken anrücken, paukt sich der Leiter des »SZ Wochenende« die Biographien seiner Gesprächspartner ein und rückt dann mit einem Notfall-Zettel an, auf dem höchstens fünf Fragen stehen - für den Fall peinlicher Pausen. Sein Credo lautet: »Wenn ich ständig auf meine Fragen schaue statt in die Augen meiner Gesprächspartner, ergibt sich kein Gespräch.« Der Verlauf seiner Interviews gibt ihm recht: Entweder geht alles flamboyant in die Hose (wie mit Lou Reed), oder Weltstars wie Jeanne Moreau, Sylvester Stallone oder Eric Clapton reden so offen wie selten zuvor. Oft färbt Gorkows Spontaneität auf die Interviewpartner ab, sodass plötzlich Dinge gesagt werden, die sonst der inneren Selbstzensur zum Opfer fallen - wie im Interview mit Steve Martin, bei dem Gorkow  kurzfristig als Ersatz für eine Kollegin einsprang und ganz ohne Fragen dastand.Dieser Band versammelt eine Auswahl seiner besten Interviews. Gorkow redet mit der hinreißenden Amira Casar über Europa, mit Lou Reed über Hass, mit der Underground-Filmikone Klaus Lemke über Jungs und mit dem Konzertagenten Marek Lieberberg über Ereignisse. Mit David Gilmour geht es um Erfolg, mit Louis Begley ums Schreiben, mit Sylvester Stallone um Werte und mit Mick Jagger um Klasse. Auch seine jüngsten Interviews finden sich hier: mit Helen Mirren, die über Image spricht, mit Neil Diamond, den Gorkow in seinem Studio in L.A. besuchte, und mit dem Ex-»Monty-Python«-Star Michael Palin, mit dem Gorkow über die Eigenarten der Engländer sprach.Eines ist dabei immer klar: Während Gorkow und seine Auserwählten drinnen über den Ernst des Lebens sprechen, macht die Welt draußen weiter, was sie will. Oder, wie Gorkow im Studio von Neil Diamond in L.A. seufzt: »Und draußen scheint die Sonne.« »Bezaubernd klug, nachdenklich heiter, anmutig konkret, unauffällig welthaltig. Wer die gegenwärtig beschworene Total-Krise des deutschen Journalismus beklagen möchte, der müsste vorher Gorkows Interviews sorgfältig lesen. Dann könnte er es nicht mehr.«Joachim Kaiser

Alexander Gorkow, geboren 1966, arbeitet seit 1993 bei der Süddeutschen Zeitung. Buchveröffentlichungen: »Kalbs Schweigen« (2003), »Mona« (2007),  »Draußen scheint die Sonne. Interviews« (2008), »Hotel Laguna« (2017). Als Herausgeber: Till Lindemanns »In stillen Nächten« (2013) und »100 Gedichte« (2020).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462301229
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum05.10.2009
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse9787 Kbytes
Artikel-Nr.1433409
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis Interview mit Steve Martin


Steve Martin

»Wissen Sie, warum die Liebe erfunden wurde? Sie wurde erfunden, damit wir ficken.«

 

Steve Martin wurde 1945 in Texas geboren. Den Durchbruch als einer der großen Komiker der Gegenwart schaffte er Mitte der Siebziger mit Auftritten in der »Johnny Cash Show« und bei »Saturday Night Live«. Zu seinen zahlreichen Filmen gehören »Tote tragen keine Karos«, »Solo für zwei«, »L.A. Story« und »Im Dutzend billiger«. Aufsehen erregte er mit dem traurigen Film »Shopgirl« 2005. Die Slapstick-Neuverfilmung des »Rosaroten Panthers« kam 2006 in die Kinos. Steve Martin ist außerdem ein gefeierter Schriftsteller, Bühnenautor und Essayist. Mit Leidenschaft widmet er sich seiner angesehenen Sammlung moderner Kunst. Seine Affäre mit der Künstlerin Cindy Sherman zerbrach ebenso wie seine erste Ehe. Heute lebt Steve Martin mit seiner neuen Lebensgefährtin in Los Angeles und New York.



Man weiß von Journalisten, die er übel hat abfahren lassen - und ist nervös. Das Zusatzproblem: Ich erfahre von meinem Interviewtermin nicht, wie sonst, lange vorher. Sondern 15 Minuten vorher. Während ich mit einem Kollegen im Berliner Einstein Unter den Linden eine Kummerproblematik wälze, erhalte ich den Anruf einer Kollegin, die sich angeblich wegen einer Fischvergiftung auf dem Boden ihrer Berliner Wohnung krümmt. Ob ich bitte schnell das Interview übernehmen könne. Ich habe keine einzige Frage dabei, als ich - schweißüberströmt und exakt sieben Minuten zu spät - in die Suite 424 des Berliner Regent hetze. Steve Martin sitzt dort und lächelt. Er sieht aus, wie die wohlhabende Intelligenz in den USA nun mal aussieht: beige Hose, blaues Hemd, Sneakers. Er antwortet schnell und mitunter nur knapp - alte Schule der Stand-up-Comedians. Dass es ihm aber ernst ist mit dem Leben, dafür könnten seine so verletzlichen Augen ein Indiz sein. Vor ihm steht ein Eistee. Er wird ihn nicht anrühren. Er wundert sich, dass sein Interviewer keine einzige Frage vor sich liegen hat ... Es muss dann einfach mal in Ermangelung von Fragen um Traurigkeit gehen.



Mister Martin, würden Sie Inspector Clouseau ...

Sagen Sie, sitzen in München noch die dicken ernsten Männer über diesen riesigen Eimern voller Bier?

Ich fürchte: ja. Es gibt aber auch ...

Wissen Sie, was ich so liebe an den Jungs?

Die Mengen von Bier, die sie ...

Nein! Die Gesichter. Dieser Ernst. Diese Selbstgewissheit. Diese Ruhe. Unzerstörbar. Großartig. Kommen Sie ursprünglich aus München?

Nein, aus dem Rheinland. Wir haben es schwer in München. Wir reden zu viel - und werden dann falsch verstanden. Der Bayer an sich redet offenbar weniger.

Ah, Sie sind ein eher zweifelnder Mensch - und in Ihrer Wahlheimat Bayern nimmt man die Dinge, wie sie sind. Ja?

Vielleicht, ja ...

Gehen Sie bitte nie nach Texas! Da, wo ich herkomme, ist alles, was mit dem Wort Zweifel zu tun hat, verboten. Texaner sind laut und selbstsicher. Wenn sie einander begegnen, fallen sie sich in die Arme und klopfen sich mit ihren riesigen Händen die Schulterblätter zu Brei.

Sind Sie auch so? Nein, oder?

Ich habe Texas als Kind verlassen.

Mister Martin, würden Sie Inspector Clouseau, den Sie nun wiederbelebt haben, als traurige Figur bezeichnen?

Nein. Von außen betrachtet kann man ihn traurig finden. Aber eigentlich ist er das Gegenteil einer traurigen Figur. Er ist zufrieden. Er ist mit sich und der Welt absolut im Reinen. Das können wohl die wenigsten von sich behaupten.

Er ist zu dumm, einen Smart in eine sehr große Parklücke zu setzen, ohne die Autos davor und dahinter zu demolieren.

Aber er merkt nicht, dass er sie demoliert. Doch, ich würde ihn sogar als glücklich bezeichnen. Sie spielen auf die Figur des »traurigen Clowns« an, für den es in der Filmgeschichte viele Beispiele gibt. Clouseau gehört nicht dazu. Schon bei Peter Sellers war er es nicht. Obwohl Peter wusste, was Unglück ist.

Seine Depressionen sollen dazu geführt haben, dass er seine Umwelt terrorisiert hat wie kaum ein Zweiter ...

Ich will Ihnen sagen: Er war einer der respektvollsten Menschen, die ich kennenlernen durfte. Ein wundervoller Mann. Man muss solche Männer lieben, und zwar mit ihren Fehlern oder sagen wir: Unvollkommenheiten. Anders bekommt man so einen nicht geliefert.

Haben Sie ihn verehrt?

Ich habe ihn vergöttert.

Ein bisschen ein Klischee - der traurige Clown, nicht wahr?

Ja, ich denke schon. Nicht alle Idioten sind traurig. Die meisten sind es ja eben nicht. Clouseau ist ein glücklicher Idiot. Frei von Selbstzweifeln. Für solche Typen gibt es in der Realität viele Beispiele. Im Film sind sie allerdings witziger.

Sie gelten in Hollywood nicht nur als einer der größten Komiker, sondern wegen Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit und Ihrem Interesse für moderne Kunst auch als eine Art Intellektueller ...

... o, mein Lieber, in Hollywood gilt man sehr schnell als Intellektueller, das können Sie mir glauben! Es erfordert ja nun absolut überhaupt keine Intelligenz, Schauspieler zu werden.

Nein?

Nein.

Sondern?

Talent.

Bedingt Talent nicht eine gewisse ...

Mein Gott, nein! Talent setzt doch keine Intelligenz voraus! Ich könnte Ihnen viele sehr berühmte Schauspielerinnen und Schauspieler nennen, die meine These belegen. Das merken Sie natürlich nicht auf der Leinwand. Erst bei einem Drink an der Bar. Aber Sie spielen auf meine Selbstzweifel an ...

Man sagt den Intelligenteren unter den Komikern - wie eben Peter Sellers - nach, sie seien eigentlich von Selbstzweifeln geplagt. Auch Sie haben, mit Verlaub, schon einigen Interviewern das Leben nicht leicht gemacht.

Und jetzt fragen Sie sich, ob ich im Kern ein trauriger Mensch bin?

Wieso sind Sie Komiker geworden?

Ich war und bin kein depressiver Mensch. Ich war allerdings als Kind sehr schüchtern - und das in Texas! Schüchterne Menschen leiden an ihrer eigenen Überkontrolliertheit. Sie kommen nie von diesem goldenen Mittelweg ab. Das führt dazu, dass sie ersticken. Sie haben dann Angst vor dem Beruf, vor dem Leben - und auch vor der Liebe.

Showbiz war Ihr Ventil.

Showbiz war mein Ventil. Hier konnte ich extrem sein - und das, ohne von der Polizei abgeführt zu werden. Ja, ich denke, es ging um einen gewissen Extremismus. Wenn Sie als schüchterner Mensch merken, dass die Leute Sie als Extremisten großartig finden, dass Sie sogar reich und unabhängig damit werden, das ist eine gute Sache, verstehen Sie?

Sie müssen einen sagenhaften Ehrgeiz besessen haben.

Glauben Sie´s oder nicht, aber ich war nicht ehrgeizig. Ich habe mir nie gesagt: »Steve, du wirst ein verdammter Erfolg!« Es ging bei mir - psychisch, wenn Sie so wollen - nur darum: »Steve, du bist im Showbiz! Du bist gerettet!«

Dann sind Sie mit sich im Reinen.

Ich bin es im Moment. Und seit einigen Jahren, ja. Ich habe eine Freundin, die ich sehr liebe und die meine vielen Fehler erträgt, weil sie mich offenbar auch liebt. Ich mache die Filme, die ich machen will. Ich verdiene mein Geld nicht mit dem Verkauf von Waffen. Ich denke, das alles ist eine gute Bilanz. Und ich muss niemanden um Verzeihung bitten, das ist der Punkt, ich tue niemandem weh.

Darf ich fragen, wann zuletzt Sie um Verzeihung gebeten haben?

Ich rede nur ungerne über mein Privatleben, so diskret Sie auch fragen.

Namen interessieren nicht.

...

Okay? Keine Namen und so was!

Nun, ich schrieb vor einigen Jahren den Roman »Shopgirl«, eine Geschichte über die Liebe eines älteren Mannes zu einem jungen und depressiven Mädchen. Vielleicht war das eine Art ...

Den älteren Mann haben Sie im gleichnamigen Film auch gespielt. Eine sehr traurige Geschichte, Mister Martin ...

Ja. Und dieses Buch, dieser Film, das war eine Entschuldigung. Das ist mir heute erst klar. Vielleicht sogar erst jetzt, wo Sie mich fragen. Denn alles basierte auf einer traurigen Geschichte, die ich erlebt habe. Ich habe diese Geschichte natürlich verfremdet. Aber ich hatte wohl das Bedürfnis, mich zu...

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