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Der Wanderchirurg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
816 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am15.03.20101. Auflage
Im Jahre 1576 stirbt im nordspanischen Kloster Campodios der alte Abt. Kurz vor seinem Tod gesteht er seinem Lieblingsschüler Vitus, dass dieser ein Findelkind ist. Vitus lässt dieses Geständnis nicht mehr los: Er will das Geheimnis seiner Identität lüften - des Rätsels Lösung vermutet er in England. Auf seinem Weg quer durch Spanien muss er zahlreiche Abenteuer bestehen und macht sich als begnadeter Chirurg einen Namen. Der Wanderchirurg von Wolf Serno: als eBook erhältlich!

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman 'Der Wanderchirurg' - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: 'Der Balsamträger', 'Hexenkammer', 'Der Puppenkönig' sowie 'Das Spiel des Puppenkönigs', 'Die Medica von Bologna', 'Das Lied der Klagefrau' und 'Der Medicus von Heidelberg'.Wolf Serno, der zu seinen Hobbys 'viel lesen, weit reisen, gut essen' zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
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Produkt

KlappentextIm Jahre 1576 stirbt im nordspanischen Kloster Campodios der alte Abt. Kurz vor seinem Tod gesteht er seinem Lieblingsschüler Vitus, dass dieser ein Findelkind ist. Vitus lässt dieses Geständnis nicht mehr los: Er will das Geheimnis seiner Identität lüften - des Rätsels Lösung vermutet er in England. Auf seinem Weg quer durch Spanien muss er zahlreiche Abenteuer bestehen und macht sich als begnadeter Chirurg einen Namen. Der Wanderchirurg von Wolf Serno: als eBook erhältlich!

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman 'Der Wanderchirurg' - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: 'Der Balsamträger', 'Hexenkammer', 'Der Puppenkönig' sowie 'Das Spiel des Puppenkönigs', 'Die Medica von Bologna', 'Das Lied der Klagefrau' und 'Der Medicus von Heidelberg'.Wolf Serno, der zu seinen Hobbys 'viel lesen, weit reisen, gut essen' zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426403334
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum15.03.2010
Auflage1. Auflage
Seiten816 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1188 Kbytes
Artikel-Nr.1435822
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog


Das Wimmern der Frau drang durch die Decksplanken hinauf bis zum Achterkastell der großen Galeone. Es war ein Wimmern, wie Kapitän Hippolyte Taggart es noch nie gehört hatte: lang gezogen, klagend, immer wieder unterbrochen von einem kurzen, keuchenden Stöhnen. Es erinnerte Taggart an die Laute, die manche Huren ausstießen, wenn sie dem Freier höchste Lust vorgaukeln wollten. Doch Taggart wusste, dass hier nicht ein Akt der Fleischeslust stattfand, sondern vielmehr die Folge davon:

Im Unterdeck seines Schiffs wurde ein Kind geboren.

Taggart wandte sich um und blickte mit grimmiger Miene achteraus. Sein Gesichtsausdruck rief bei manchem seiner Männer noch immer eine Gänsehaut hervor, obwohl jeder wusste, dass Taggart nicht anders dreinblicken konnte. Dafür hatte vor Jahren ein spanisches Schwert gesorgt, das ihm die linke Gesichtshälfte gespalten hatte. Die Wundränder hatten sich beim Zusammenwachsen verzogen, wodurch ihm fortan der linke Mundwinkel herabhing.

Heute jedoch entsprach seine Miene genau seiner Stimmung. Auf ihrer Reise in die Neue Welt, zu der sie am 28. Januar anno 1556 von Portsmouth ausgelaufen waren, hatten sie vor zwei Tagen die Scilly-Inseln an Steuerbord passiert, und bis dahin war die Fahrt planmäßig verlaufen. Dann aber schien sich alles gegen sie verschworen zu haben. Das Wetter war umgeschlagen, schwarze Wolken hatten sich am Horizont zusammengeballt. Stürmische Böen aus West hinderten sie seitdem hartnäckig daran, sich von der französischen Küste freizusegeln. Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als so hoch wie irgend möglich an den Wind zu gehen, um wenigstens Kurs Südwest zu halten - immer in der Hoffnung, dem Sturm davonzusegeln und ablandigen Wind zu erwischen. Doch sie waren jetzt schon fast auf Höhe von La Rochelle, und wenn das so weiterging, würden sie an der nordspanischen Küste zerschellen. Taggart schnaufte verächtlich. Die Galeone, die er befehligte, war kaum besser zu segeln als das Nachtgeschirr einer alten Jungfer. Das Schiff, das man vor kurzem in Thunderbird umgetauft hatte, war zwar riesig in seinen Ausmaßen, aber wie alle in Spanien gebauten Galeonen auch äußerst hochbordig, mit schwerem Kastell auf dem Vorund Achterschiff. Das hatte zur Folge, dass es bei rauem Seegang wie ein Rohr im Winde schwankte und schlecht auf Kurs zu halten war.

Doch Taggart hatte sich sein Schiff nicht aussuchen können. Nachdem bei der Admiralität in London wieder einmal Ebbe in der Kasse geherrscht hatte, war es ihm wie vielen seiner Marinekameraden ergangen: Man hatte sie vorübergehend ausgemustert und auf Halbsold gesetzt. So war er froh gewesen, diesen Posten überhaupt bekommen zu haben. Maggy und die Kinder zu Hause in Cowes auf der Isle of Wight mussten etwas zu beißen haben, und überhaupt waren die Zeiten nicht rosig.

Wieder erklang das Wimmern.

Eine Frau an Bord!, dachte Taggart zornig. Er bildete sich zwar ein, nicht abergläubisch zu sein, aber er hatte trotzdem ein ungutes Gefühl dabei. Frauen an Bord zogen nichts als Ärger nach sich. Und die Frau, die jetzt da unten ihrer schwersten Stunde entgegensah, war dafür der beste Beweis.

Abermals das Wimmern.

Taggart musste zugeben, dass die Frau ausgesehen hatte wie eine richtige Lady, als sie vor wenigen Tagen an Bord gekommen war, auch wenn sie, wie Lord Pembroke betont hatte, weder seine Gattin war noch sonst irgendwie mit ihm verwandt. Aber wer war die Lady dann? Eigentlich eine krasse Unhöflichkeit des Lords, sie ihm nicht vorgestellt zu haben! Und schwanger war sie auch noch! Taggart zuckte mit den Schultern und beschloss, sich wieder seinen Pflichten zu widmen. Aus steifen Böen war in der letzten halben Stunde ein ausgewachsener Sturm geworden. Ihm davonzusegeln schien aussichtslos. Jetzt durfte keine Zeit mehr vergeudet werden.

»Mister Gordon! Mister Loom!«

»Sir?« Zwei Männer, die in respektvollem Abstand an der Querreling gestanden hatten, eilten herbei und nahmen Haltung an. Sie wussten, dass Taggart auf strenge Disziplin achtete und niemals ein Fehlverhalten durchgehen ließ, auch bei Offizieren nicht. Gordon, der Erste Offizier, war der Kleinere von beiden, ein drahtiger Mann mit flachsblondem Haarschopf und hektischen Bewegungen. Loom, der Segelmeister, war das genaue Gegenteil: groß, schwer, mit gewaltigem Brustkorb, über dem sich ein salzfleckiges Lederwams spannte.

»Mister Loom, was haltet Ihr von der Lage? Werden wir dem Sturm noch entwischen können?«

Der Segelmeister zögerte. Sein Kopf wanderte nach Steuerbord, wo eine turmhohe Wolkenwand nur noch wenige Meilen entfernt war. »Ich sag´s nicht gern, Sir«, meinte er dann, »aber wir schaffen´s wohl nicht. Fürchte, wir haben´s bisher nur mit ´nem kleinen Vorgeschmack zu tun. Das dicke Ende kommt erst noch. Wir sollten Tuch wegnehmen, um westlicher halten zu können.«

Seine Hand rieb unwillkürlich über das Wams. Taggart sah, dass die Stelle darunter wie eine Speckschwarte glänzte. »Können nur hoffen, dass der Orkan erst dann richtig einsetzt, wenn wir uns ums Cabo de Finisterre herumgestohlen haben. Anderenfalls ...« Seine Hand rieb stärker. »Die Strömungen an Spaniens Küste sind so zahm wie ein Pitbull in der Grube.«

»Hm.« Was Loom gesagt hatte, entsprach genau Taggarts Befürchtungen. Himmel und Hölle und bei den Arschbacken Poseidons! Was würde er jetzt für ein gutes Schiff geben! Für eine englische Galeone mit niedrigem Schwerpunkt, die höher an den Wind gehen konnte und dadurch bessere Möglichkeiten böte, schnell aus diesem Schlamassel herauszusegeln! Taggart gab sich einen Ruck. Es half nichts, er musste es auch so schaffen.

»Ihr habt Recht, Mister Loom! Wir müssen da durch.« Sein Kopf wies in Richtung Wolkenwand. »Auf Biegen oder Brechen! Mister Gordon, bitte lasst Alle Mann! pfeifen.«

»Aye, aye, Sir!« Gordon beeilte sich, den Befehl weiterzugeben.

»Bis auf das Marssegel am Fockmast sind sämtliche Segel in zehn Minuten gerefft, oder die Neunschwänzige tanzt einen Hornpipe auf den Rücken der Männer!«

»Aye, aye, Sir!«

Täuschte er sich, oder hatte der Wind tatsächlich nach Nord gedreht?

»Wind dreht nach Nord, Sir!«, meldete Gordon in diesem Moment.

»Was Ihr nicht sagt! Das Marssegel vom Fockmast wird als Vortrieb genügen, gleichzeitig fangen wir nicht mehr so viel Wind, die Krängung wird geringer, und die Steuerfähigkeit erhöht sich.«

»Recht so, Sir«, pflichtete Loom ihm bei, »wenn wir dem Sturm schon nicht entwischen können, sollten wir ihn abwettern! Was meint Ihr, Sir, sollen wir für alle Fälle Ersatztuch bereitlegen, falls uns das Marssegel wegreißt?«

»Macht das. Und lasst Äxte und Entermesser ausgeben, damit wir notfalls stehendes Gut kappen können.«

»Aye, aye, Sir!«

»Wer steht am Ruder?«

»Higgins, Sir.«

»Ablösen, den Mann. Er ist nicht erfahren genug. Wir sind dabei, dem Teufel ein Ohr abzusegeln. Rushmont soll seinen Posten einnehmen. Clyde unterstützt ihn. Ich will, dass wir mindestens Westsüdwest steuern. Die Männer sollen den Kolderstab so ruhig halten wie ein Waliser seinen Langbogen!«

Taggart hielt inne und überlegte kurz. »Mister Gordon!«

»Sir?«

»Ihr begebt Euch ebenfalls hinunter an den Kolderstab und achtet persönlich darauf, dass jede Mütze Wind genutzt wird, um auf ablandigen Kurs zu kommen!«

»Aye, aye, Sir!«

Beide Männer beeilten sich, die Befehle ihres Kommandanten auszuführen. Taggart war fürs Erste beruhigt. Er hatte getan, was man unter diesen Umständen tun konnte. Der Rest lag in Gottes Hand. Sein Blick ging nach vorn, wo das Vorschiff mit dem gewaltigen Kastell mühsam durch die immer höher werdenden Wogen stampfte. Weiß schäumende Gischt spritzte an Backbord und Steuerbord hoch und setzte das Hauptdeck wieder und wieder unter Wasser. Die Mannschaft, die unter äußerster Anspannung schuftete, war bereits völlig durchnässt. Taggart wünschte sich sehnlichst, die Männer würden ihr Handwerk besser verstehen, aber sie waren, wie so oft in dieser Zeit, ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der von guter Seemannschaft so viel verstand wie die Kuh vom Tanzen. Auch die Decksoffiziere und Offiziere waren nicht mehr das, was er seinerzeit als Captain Seiner Majestät Heinrichs VIII. gewohnt war. Gut, Gordon und Loom vielleicht ausgenommen ...

Taggart seufzte. Sein Blick wanderte weiter nach Westen, dorthin, wo das Unwetter sich immer drohender zusammenzog. Er schätzte, dass der Sturm innerhalb der nächsten Minuten Orkanstärke erreichen würde. Doch die Maßnahmen, die er befohlen hatte, zeigten jetzt erste Wirkung. Die Männer am Kolderstab korrigierten behutsam die Kursrichtung. Gut so!, dachte er. Noch hatte er alles unter Kontrolle. Seine Hand packte die reich verzierte Reling der Steuerbordseite fester, während er mit den Beinen das Schlingern des Schiffsrumpfes ausglich. Er würde diesen Riesenkahn schon über das Westmeer bringen. Auch wenn die Thunderbird das erste Schiff spanischer Bauart war, das er führte. Lord Pembroke, dem es gehörte, hatte es der Englischen Krone abgekauft, die es ihrerseits einem Korsaren verdankte, der es unter dem Namen Santa Esmeralda gekapert hatte. Nun, Taggart sollte das recht sein, auch wenn eine Laune des Schicksals es wollte, dass die Galeone nun wieder in die Gewässer zurücksegelte, in denen sie einst aufgebracht worden war.

Er hatte sein Wort gegeben, Pembroke mitsamt seiner schönen Unbekannten an einen Ort zu bringen, der Roanoke Island genannt wurde und rund fünfhundert Meilen nördlich einer Halbinsel lag, die auf spanischen Seekarten als La Florida bezeichnet wurde. Er würde es schon...
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Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman "Der Wanderchirurg" - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: "Der Balsamträger", "Hexenkammer", "Der Puppenkönig" sowie "Das Spiel des Puppenkönigs", "Die Medica von Bologna", "Das Lied der Klagefrau" und "Der Medicus von Heidelberg".Wolf Serno, der zu seinen Hobbys "viel lesen, weit reisen, gut essen" zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.