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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.06.20101. Auflage
Nichts bleibt ungesühnt. Der Multimilliardär und Ex-CIA-Agent William Big Bill Mulholland will seine Memoiren schreiben lassen. John Glass, ehemaliger Journalist und Mulhollands Schwiegersohn, nimmt den Auftrag nur widerwillig an. Er engagiert einen Detektiv, der Nachforschungen anstellen soll. Wenige Tage später ist der Mann tot. Erschossen. Offenbar hatte jemand Interesse daran, gewisse Dinge geheim zu halten. Aber Schweigen kann man nicht kaufen - auch nicht, wenn man zu einer der reichsten Familien New Yorks zählt ... «Gerechterweise müsste John Banville zu seinen zahlreichen Trophäen bald auch den höchsten Krimipreis Großbritanniens zählen dürfen.» (The Guardian) «Black schreibt wortgewaltig und stimmungsvoll - hinter diesem Pseudonym verbirgt sich schließlich John Banville - ein Meister der Beobachtung.» (Time) «Diese Erzählung vereint alles, wofür der Autor bekannt ist: trockenen Humor, eine spannungsgeladene Handlung und reizvolle Charaktere.» (Publishers Weekly) «Man versinkt, staunt und verneigt sich schließlich in schaudernder Ehrfurcht vor dieser raffinierten, intellektuell aufgeladenen Variante eines ?Schwarze Serie?-Plots.» (Park Avenue)

Benjamin Black ist das Pseudonym des 1945 geborenen John Banville, der zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Irlands gehört. Sein umfangreiches literarisches Werk wurde mehrfach, auch international, ausgezeichnet. Für seinen Roman »Die See« erhielt er 2005 den Man Booker Prize. John Banville lebt und arbeitet in Dublin. 'Nicht frei von Sünde' ist der erste Roman einer Serie um den Pathologen Quirke.
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Produkt

KlappentextNichts bleibt ungesühnt. Der Multimilliardär und Ex-CIA-Agent William Big Bill Mulholland will seine Memoiren schreiben lassen. John Glass, ehemaliger Journalist und Mulhollands Schwiegersohn, nimmt den Auftrag nur widerwillig an. Er engagiert einen Detektiv, der Nachforschungen anstellen soll. Wenige Tage später ist der Mann tot. Erschossen. Offenbar hatte jemand Interesse daran, gewisse Dinge geheim zu halten. Aber Schweigen kann man nicht kaufen - auch nicht, wenn man zu einer der reichsten Familien New Yorks zählt ... «Gerechterweise müsste John Banville zu seinen zahlreichen Trophäen bald auch den höchsten Krimipreis Großbritanniens zählen dürfen.» (The Guardian) «Black schreibt wortgewaltig und stimmungsvoll - hinter diesem Pseudonym verbirgt sich schließlich John Banville - ein Meister der Beobachtung.» (Time) «Diese Erzählung vereint alles, wofür der Autor bekannt ist: trockenen Humor, eine spannungsgeladene Handlung und reizvolle Charaktere.» (Publishers Weekly) «Man versinkt, staunt und verneigt sich schließlich in schaudernder Ehrfurcht vor dieser raffinierten, intellektuell aufgeladenen Variante eines ?Schwarze Serie?-Plots.» (Park Avenue)

Benjamin Black ist das Pseudonym des 1945 geborenen John Banville, der zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Irlands gehört. Sein umfangreiches literarisches Werk wurde mehrfach, auch international, ausgezeichnet. Für seinen Roman »Die See« erhielt er 2005 den Man Booker Prize. John Banville lebt und arbeitet in Dublin. 'Nicht frei von Sünde' ist der erste Roman einer Serie um den Pathologen Quirke.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644426719
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum01.06.2010
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse2272 Kbytes
Artikel-Nr.1437212
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Kapitel 1
Im Glashaus


Der Rechercheur war ein hochgewachsener, sehr dünner junger Mann mit einem für seine Gestalt zu kleinen Kopf und einem Adamsapfel von der Größe eines Golfballs. Er trug eine randlose Brille mit nahezu unsichtbaren Gläsern, deren Spiegelung seinen großen, runden, leicht vorstehenden schwarzen Augen noch mehr Glanz verlieh. Ein blondes Ziegenbärtchen spross an seinem Kinn, und seine hohe, gewölbte Stirn war mit Aknenarben übersät. Seine Hände waren schlank und perlweiß, mit langen, spitz zulaufenden Fingern - die Hände eines Mädchens, oder zumindest Hände, wie man sie gern an Mädchen sieht. Selbst im Sitzen hing ihm der Schritt seiner schlabberigen Jeans halb zwischen den Knien. Sein nicht allzu sauberes T-Shirt trug die Aufschrift Life Sucks and Then You Die. Er sah aus wie siebzehn, war aber, so schätzte John Glass, Ende zwanzig, mindestens. Mit seinem langen Hals, dem kleinen Kopf und den großen, glänzenden Augen erinnerte er stark an irgendein exotisches Nagetier, bloß wollte Glass gerade nicht einfallen, welches.

Sein Name war Dylan Riley. Klar, dachte Glass, dass so einer Dylan heißt.

«Soso», sagte Riley, «Sie sind also mit Big Bills Tochter verheiratet.»

Er hatte es sich in einem der schwarzledernen Drehsessel des Büros bequem gemacht, das man Glass auf der Nordseite des Mulholland Tower zur Verfügung gestellt hatte. Hinter ihm, jenseits der Glaswand, lag Manhattan diesig grau und trüb unter durchziehenden Aprilregenwolken.

«Finden Sie das etwa komisch?», fragte Glass. Er hatte eine instinktive Abneigung gegen Leute, die T-Shirts mit schlauen Sprüchen trugen.

Dylan Riley kicherte. «Nicht komisch, nein. Überraschend. Ich wäre nie darauf gekommen, dass Sie zu Big Bills Clan gehören.»

Glass ließ das unkommentiert. Aber er atmete schwer durch die Nase, sch-sch, sch-sch, stets ein Warnzeichen.

«Mister Mulholland», sagte Glass mit Nachdruck, «legt Wert darauf, dass ich über alle ermittelbaren Fakten verfüge.»

Riley lächelte auf seine trottelige Art, drehte seinen Sessel erst in die eine, dann in die andere Richtung und nickte vergnügt. «Alle Fakten», sagte er. «Selbstverständlich.» Riley schien bester Laune zu sein.

«Ja», sagte Glass harsch, «alle Fakten. Dafür möchte ich Sie engagieren.»

In einer Ecke des Büros stand ein großer Metallschreibtisch, zu dem Glass nun hinüberging, um sich bedächtig dahinter niederzulassen. Gleich fühlte er sich weniger von Panikattacken bedroht. Das Büro lag im neununddreißigsten Stock. Absurd, von irgendjemand zu erwarten, in solcher Höhe Geschäfte zu machen - oder überhaupt etwas zu tun. An seinem ersten Tag hier war er vorsichtig an die Glasscheibe getreten und hatte nach unten gespäht. Etliche Stockwerke tiefer waren ganz gemächlich flauschige weiße Wolken wie watteweiche Eisberge über eine versunkene Stadt hinweggezogen. Nun legte er die Hände flach auf den Schreibtisch, als wäre das Möbel ein schwankendes Floß, das er ruhig zu halten versuche. Er brauchte sehr dringend eine Zigarette.

Dylan Riley hatte mit seinem Sessel eine Drehung vollführt, um sich dem Schreibtisch zuzuwenden. Glass war sich sicher, dass der junge Mann spürte, wie schwindlig und übel ihm war, hier oben in diesem Horst aus Glas und Stahl.

«Wie auch immer», sagte Glass und führte seine rechte Hand in weitem Bogen über die Tischoberfläche, als wolle er das Thema beiseitewischen; bei dieser Geste musste er daran denken, wie Richard Nixon vor vielen Jahren in den Abendnachrichten ins Schwitzen geraten war und betont hatte, er sei kein Gauner. In jenen Tagen der Paranoia und gegenseitigen Beschuldigungen waren die Studios so gnadenlos ausgeleuchtet, dass jedermann aussah wie ein Schurke in einem alten Eastmancolor-Film. «Ich sollte Sie darauf hinweisen», sagte Glass, «dass Sie von Mr. Mulholland keine Hilfe zu erwarten haben. Und ich möchte nicht, dass Sie ihn kontaktieren. Keine Anrufe, keine Briefe. Verstanden?»

Riley feixte und biss sich auf die Unterlippe, wodurch er noch mehr aussah wie ein - was denn nur? Ein Erdmännchen? Nein. So was in der Art, aber nicht ganz. «Sie haben ihm nichts gesagt, oder?», fragte Riley. «Von mir, meine ich.»

Glass überhörte das. «Ich verlange nicht von Ihnen, im Dreck zu wühlen», sagte er. «Ich nehme auch nicht an, dass Mr. Mulholland schmutzige Geheimnisse hat. Er war Geheimagent, aber er ist kein Gauner, nur falls Sie glauben sollten, dass ich ihn für einen halte.»

«Nein», sagte Riley, «er ist Ihr Schwiegervater.»

Wieder atmete Glass schwer ein. «Es wäre mir lieb, wenn Sie das bei Ihren Recherchearbeiten vergessen würden», sagte er. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte den jungen Mann. «Wie wollen Sie eigentlich vorgehen - bei Ihren Recherchen, meine ich?»

Riley verschränkte die langen bleichen Finger über seinem Bauch und begann, in seinem Drehstuhl sanft vor und zurück zu schwingen, sodass der kugelgelagerte Mechanismus unter dem Sitz zu quietschen begann, ieek, ieek.

«Tja», sagte Riley grinsend, «wie soll ich sagen: Mit Wikipedia gebe ich mich jedenfalls nicht zufrieden.»

«Aber Sie benutzen doch ... Computer und dergleichen?» Glass besaß noch nicht einmal ein Handy.

«Ja, ja, Computer», äffte Riley den Älteren nach und weitete seine ohnehin schon großen Augen noch mehr. «Und all solchen technischen Schnickschnack.»

Glass fragte sich, ob das ein britischer Akzent sein sollte. Hielt Riley ihn vielleicht für einen Engländer? Na, sollte er doch. Er stellte sich vor, wie er sich eine Zigarette anzündete: das Aufflammen des Streichholzes, der angenehme Schwefelgeruch und dann der herbe Rauch, der in seiner Kehle brannte.

«Ich möchte Sie etwas fragen», sagte Riley, und sein Spitzkopf auf dem langen Stängelhals schoss vor. «Warum haben Sie ja gesagt?»

«Ja zu was?»

«Die Biographie von Big Bill zu schreiben.»

«Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht», erwiderte Glass scharf. Er sah in den Nieselregen hinaus. Vor sechs Monaten war er endgültig von Dublin nach New York übergesiedelt, er hatte eine großzügige Wohnung am Central Park West und ein Haus auf Long Island - oder zumindest seine Frau besaß beides -, doch er hatte sich noch immer nicht an das gewöhnt, was er für die typisch New Yorker Spitzzüngigkeit hielt. Jeder Hot-Dog-Verkäufer an der Straßenecke brachte es fertig, sein «Danke auch» wie fröhlichen Spott klingen zu lassen. Woher kam das nur, diese unstillbare Lust, sich andauernd gegenseitig zu verhöhnen?

«Nun lassen Sie mal hören», sagte er, «was Sie so über Mr. Mulholland wissen.»

«Umsonst?» Riley grinste wieder, lehnte sich zurück, schaute zur Decke und befingerte das Haarbüschel an seinem Kinn. «William Big Bill Mulholland. Ire aus South Boston, zweite Generation. Vater hat sich aus dem Staub gemacht, als der kleine Willie noch ein Kind war. Mutter hat sich als Wäscherin und Putzfrau durchgeschlagen. Musterschüler, Messdiener, Liebling der Priester, das Übliche. Dabei zäh - hätte ihn ein pädophiler Pfaffe angerührt, hätte der wohl seine Eier eingebüßt. Dann Ingenieurstudium am Boston College. Auf dem College von der CIA angeworben, erste Einsätze in den späten Vierzigern. Spezialgebiet elektronische Überwachung. Korea, Lateinamerika, Europa, Vietnam. Dann ist er mit James Jesus Angleton aneinandergeraten, Anlass war Angletons zwanghaftes Misstrauen gegenüber den Franzosen - Big Bill war damals in der Pariser Niederlassung der Firma postiert. In jenen Tagen erregte man nicht ungestraft das Missfallen» - wieder dieser hoffnungslose Versuch, britisch zu klingen - «von James Jesus, ohne dass man einen Kopf kürzer gemacht wurde, und Bill Mulholland wäre es nicht anders ergangen, hätte er nicht seinen Hut genommen, bevor Angleton ihm einen Arschtritt verpassen konnte, was noch das wenigste gewesen wäre. Das war in den späten Sechzigern.»

Er hievte sich aus dem Sessel hoch, entfaltete sich wie das Seil eines Fakirs und schlenderte zur Glasfront hinüber, wo er, die Hände in den Gesäßtaschen seiner Hose versenkt, stehen blieb und hinausschaute. «Nachdem er die Firma verlassen hatte, stieg Big Bill in die damals aufblühende Kommunikationsbranche ein», fuhr er fort. «Seine Spionage-Erfahrungen kamen ihm bei der Gründung von Mulholland Cable sehr zugute, er scheffelte vom Start weg Unmengen Geld. Erst zwanzig Jahre später musste er seinen Schützling Charlie Varriker beteiligen, um sein Unternehmen vor der Pleite zu retten.» Er machte eine Pause und sagte dann, ohne sich umzuwenden: «Über Big Bills eheliche Eskapaden wissen Sie vermutlich Bescheid? 1949 heiratete er die berühmteste Rothaarige der Welt, Vanessa Lane, gemeinhin als Hollywoodstar bezeichnet, und 1949 wurde die Ehe auch schon wieder aufgelöst.» Bei diesen Worten grinste er über die Schulter zu Glass. «Ist Liebe nicht einfach grotesk?»

Erneut sah er nachdenklich auf die verschwommenen Konturen der Stadt hinaus und schwieg. «Eigentlich», sagte er dann, «ist er ein solches CIA-Klischee, dass ich mich frage, ob ihn die CIA nicht erfunden hat. Nehmen Sie nur seine nächste Ehe, 1958, mit Claire Thorpington Eliot von den Bostoner Eliots - damit ist Billy the Kid aus der Brewster Street ein ordentliches Stück die Gesellschaftsleiter hinaufgestolpert. Er hat, wie Sie wissen, nur ein Kind, seine Tochter Louise, aus der Ehe mit der zweiten Ms. Mulholland. Miz Claire, wie man die Grande Dame nannte,...

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Benjamin Black ist das Pseudonym des 1945 geborenen John Banville, der zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Irlands gehört. Sein umfangreiches literarisches Werk wurde mehrfach, auch international, ausgezeichnet. Für seinen Roman »Die See« erhielt er 2005 den Man Booker Prize. John Banville lebt und arbeitet in Dublin. "Nicht frei von Sünde" ist der erste Roman einer Serie um den Pathologen Quirke.