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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.06.20101. Auflage
Ein Mann, ein manischer Pläneschmied, versucht, Zugang zu seinem entfremdeten Sohn zu finden. Eine Dame aus bester Familie, seit langem Insassin eines Pflegeheims, wird zur Ratgeberin eines liebeskranken Jungen. Ein ältliches Geschwisterpaar, vereint durch Jahrzehnte stiller Resignation, erwartet den Besuch eines Mannes, der vor langer Zeit beider Leben verändert hat. Adam Hasletts Geschichten erzählen von Verlust, Beschädigung und von Liebe. Sie sind erschütternd schön und sehr bewegend. «Adam Haslett ist eine wunderbare Rarität: ein altmodischer jugendlicher Erzähler, der etwas Drängendes, Neues und radikal Intelligentes zu sagen hat. Hasletts große Gaben als Autor - insbesondere seine Unerschrockenheit - sind auch für den Leser große Gaben. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie diese Geschichten nicht nur lieben, sondern sich nach der Lektüre auch gestärkt fühlen werden.» (Jonathan Franzen) «Ungeheuer bewegend ... Haslett schreibt erschütternd, makaber komisch und unheimlich erotisch.» (Independent on Sunday) «Außerordentlich ... Erschreckend zärtlich ... biegsam und von schmerzhaftem Ernst.» (The Boston Globe) «Haslett verfügt über ein reiches Repertoire literarischer Fähigkeiten: ein instinktives Einfühlungsvermögen für seine Figuren und die Fähigkeit, ihr Innenleben ungeheuer detailliert zu zeichnen, eine Begabung für anmutige, beschwörende Prosa und den Mut, die verborgene Ordnung zwischenmenschlicher Beziehungen aufzuspüren.» (The New York Times) «Eine fast schlackenlose Verbindung menschlicher und künstlerischer Gewissenhaftigkeit.» (Neue Zürcher Zeitung) «Faszinierend. Haslett ist ein so eleganter wie präziser Miniaturist.» (The New Yorker) «Spektakulär. Kaufen Sie dieses Buch, lesen und bewundern Sie es. Der Vorbote einer phänomenalen Karriere.» (The New York Times Book Review)

Adam Haslett, geboren 1970, studierte Literatur und Jura in Yale, Swarthmore und an der University of Iowa. Seine Bücher wurden in achtzehn Sprachen übersetzt und unter anderem mit dem PEN/Malamud-Award ausgezeichnet. Der Erzählungsband 'Hingabe' gelangte nicht nur auf die Shortlist des Pulitzer Preises, sondern auch auf die des National Book Award. Für den Roman 'Union Atlantic' erhielt Adam Haslett den Lambda Literary Award. 'Stellt euch vor, ich bin fort', sein zweiter Roman, wurde für den Pulitzer Preis, den National Book Award und den National Book Critics Circle Award nomininiert. Adam Haslett lebt in New York City.
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Produkt

KlappentextEin Mann, ein manischer Pläneschmied, versucht, Zugang zu seinem entfremdeten Sohn zu finden. Eine Dame aus bester Familie, seit langem Insassin eines Pflegeheims, wird zur Ratgeberin eines liebeskranken Jungen. Ein ältliches Geschwisterpaar, vereint durch Jahrzehnte stiller Resignation, erwartet den Besuch eines Mannes, der vor langer Zeit beider Leben verändert hat. Adam Hasletts Geschichten erzählen von Verlust, Beschädigung und von Liebe. Sie sind erschütternd schön und sehr bewegend. «Adam Haslett ist eine wunderbare Rarität: ein altmodischer jugendlicher Erzähler, der etwas Drängendes, Neues und radikal Intelligentes zu sagen hat. Hasletts große Gaben als Autor - insbesondere seine Unerschrockenheit - sind auch für den Leser große Gaben. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie diese Geschichten nicht nur lieben, sondern sich nach der Lektüre auch gestärkt fühlen werden.» (Jonathan Franzen) «Ungeheuer bewegend ... Haslett schreibt erschütternd, makaber komisch und unheimlich erotisch.» (Independent on Sunday) «Außerordentlich ... Erschreckend zärtlich ... biegsam und von schmerzhaftem Ernst.» (The Boston Globe) «Haslett verfügt über ein reiches Repertoire literarischer Fähigkeiten: ein instinktives Einfühlungsvermögen für seine Figuren und die Fähigkeit, ihr Innenleben ungeheuer detailliert zu zeichnen, eine Begabung für anmutige, beschwörende Prosa und den Mut, die verborgene Ordnung zwischenmenschlicher Beziehungen aufzuspüren.» (The New York Times) «Eine fast schlackenlose Verbindung menschlicher und künstlerischer Gewissenhaftigkeit.» (Neue Zürcher Zeitung) «Faszinierend. Haslett ist ein so eleganter wie präziser Miniaturist.» (The New Yorker) «Spektakulär. Kaufen Sie dieses Buch, lesen und bewundern Sie es. Der Vorbote einer phänomenalen Karriere.» (The New York Times Book Review)

Adam Haslett, geboren 1970, studierte Literatur und Jura in Yale, Swarthmore und an der University of Iowa. Seine Bücher wurden in achtzehn Sprachen übersetzt und unter anderem mit dem PEN/Malamud-Award ausgezeichnet. Der Erzählungsband 'Hingabe' gelangte nicht nur auf die Shortlist des Pulitzer Preises, sondern auch auf die des National Book Award. Für den Roman 'Union Atlantic' erhielt Adam Haslett den Lambda Literary Award. 'Stellt euch vor, ich bin fort', sein zweiter Roman, wurde für den Pulitzer Preis, den National Book Award und den National Book Critics Circle Award nomininiert. Adam Haslett lebt in New York City.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644427112
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum01.06.2010
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse2303 Kbytes
Artikel-Nr.1437232
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Anmerkungen für meinen Biographen 


Zwei Dinge will ich von Anfang an klarstellen: Ich hasse Ärzte, und ich bin in meinem ganzen Leben keiner Selbsthilfegruppe beigetreten. Mit dreiundsiebzig werde ich mich auch nicht mehr ändern. Die Psychiatrie kann mich mal; ich werde ihre nutzlosen Wundermittelchen nicht nehmen und mir auch nicht den Schwachsinn von Leuten anhören, die höchstens halb so alt sind wie ich. Ich habe auf den Schlachtfeldern der Normandie Deutsche erschossen, sechsundzwanzig Patente angemeldet, drei Frauen geheiratet, alle überlebt und stehe jetzt im Visier der Steuerfahndung, die genauso viel Aussicht hat, von mir was zu kriegen, wie Shylock auf sein Pfund Fleisch. Bürokratien können nicht logisch denken. Ich hingegen bin vollkommen klar im Kopf.

Nehmen wir beispielsweise die Umstände, unter denen ich an den Saab kam, mit dem ich gerade in den Talkessel von Los Angeles fahre: Meine Nichte in Scottsdale hat ihn mir geliehen. Glauben Sie etwa, sie wird ihn je wiedersehen? Wohl kaum. Natürlich hatte ich am Anfang vor, ihn zurückzugeben, und in ein paar Tagen oder Wochen werde ich meine Meinung vielleicht wieder ändern, doch im Augenblick können sie mir gestohlen bleiben, sie und ihr Mann und die drei Kinder, die mich am Küchentisch anstarrten, als wäre ich ein Museumsstück, das ihnen aufgebrummt wurde, um sie zu langweilen. Ich könnte sie umbringen. Man pumpt sie mit Beruhigungsmitteln voll, schickt sie auf Privatschulen, und ihre Augen betteln: Gib mir etwas, das ich noch nicht habe. Ich wollte ihnen aus einem Buch über die Weltgeschichte vorlesen, Völkerwanderungen, Seuchen und Kriege, aber die Regale ihrer überdimensionalen Kinderzimmer waren vollgestopft mit Nippes und Biographien von Stars. Das Ganze deprimierte mich zu Tode, und ich bin froh, da weg zu sein.

Vor einer Woche habe ich Baltimore verlassen mit der Absicht, meinen Sohn Graham zu besuchen. Ich denke in letzter Zeit viel an ihn, an die Zeit, die wir in der Scheune des alten Hauses verbracht haben, und wie leicht mir Ideen einfielen, wenn er zuhörte. Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal Gelegenheit habe, ihn zu sehen. Ich dachte, ich könnte unterwegs auch gleich noch ein paar andere Verwandte besuchen, und wollte mit meiner Tochter Linda in Atlanta anfangen, doch als ich dort ankam, stellte sich heraus, dass sie umgezogen war. Ich rief Graham an. Nachdem er sich von dem Schock meiner Stimme erholt hatte, erklärte er, Linda wolle mich nicht sehen. Als mein jüngerer Bruder Ernie bloß Zeit hatte, mit mir zu Mittag zu essen, obwohl ich den ganzen Weg bis Houston mit dem Bus gefahren war, ging mir auf, dass dieses episodenhafte Familientreffen den Ärger, den es mir möglicherweise brachte, nicht wert war. Scottsdale trug nicht gerade dazu bei, meine Meinung zu ändern. Diese Leute glaubten wohl, dass sie eine zweite Chance kriegten und ich mich irgendwann nochmal blicken lassen würde. Tatsache ist, dass ich mein Testament gemacht und die Rechte an meinen Patenten vergeben habe und jetzt nur noch ein paar Anmerkungen für meinen Biographen zusammenstelle. In ein paar Jahrzehnten, wenn die wahre Bedeutung meiner Arbeit ans Licht kommt, wird er sie möglicherweise brauchen, um ein paar Fragen zu klären.

 

Franklin Caldwell Singer, geb. 1924 in Baltimore, Maryland.

Sohn eines deutschen Werkzeugmechanikers und einer Bankierstochter.


Ich wurde wegen psychischer Störungen aus der Armee entlassen, nachdem ich in Paris «Fahnenflucht» begangen hatte. Das hatte sich ein Militärarzt ausgedacht, dem meine überlegenen Kenntnisse der Diagnostik ein Dorn im Auge waren. Der Vorfall mit der Nackttänzerin im Louvre in einem Saal voller Rubens-Gemälde war bereits Wochen her und hatte mit anderen Festivitäten zu tun.


Magisterexamen, Dissertation, Ingenieurwissenschaften, Johns-Hopkins-Universität.


1952. Erste und letzte Elektroschockbehandlung, die ich meinen Eltern nie, niemals verzeihen werde.


1954 - 1965. Forscher, Eastman Kodak Laboratories. Wie bei so vielen Institutionen in diesem Land war auch hier Talent nicht erwünscht. Ich wurde gefeuert, sobald ich anfing, auf Mängel in der Geschäftsführung hinzuweisen. Zwei Jahre später meldete ich das Patent auf einen Verschlussmechanismus an. Irgendwann gab Kodak nach und erwarb es. (Der damalige Vizepräsident für Produktentwicklung Arch Vendellini hatte zu diesem Zeitpunkt eine Affäre mit der besten Freundin seiner Tochter, auch wenn er es abstreiten wird. Achten Sie auf das Zucken seiner linken Schulter, wenn er lügt.)


Alle weiteren Diagnosen - und glauben Sie mir, davon gab es eine ganze Reihe - sind das Ergebnis zweier Kräfte, beide schädlich auf ihre Art: (1) des Versuchs der Psychiatrie, Exzentrizität im Lauf des letzten Jahrhunderts als Krankheit zu definieren, und (2) der Bestrebungen einiger Mitglieder meiner diversen Familien, mich gefügig zu machen und, wenn möglich, an die Kandare zu nehmen.


Der Entwurf für eine elektrische Brotschneidemaschine wurde mir in einem Diner in Chevy Chase von einem Mann gestohlen, der sich als Rentier verkleidet hatte. Wie hätte ich ahnen sollen, dass er ein Angestellter von Westinghouse war?


Dass ich keinerlei Erinnerungen an die Jahre 1988 bis 1990 habe und bis vor kurzem glaubte, dass Ed Meese nach wie vor unser Generalstaatsanwalt ist, liegt nicht an meinem angeblichen paranoiden Blackout, sondern im Gegenteil an der Tatsache, dass meine dritte Frau es sich zur Aufgabe gemacht hatte, meinen Kaffee mit Tranquilizern zu versetzen. Glauben Sie kein Wort von dem, was Sie über die Scheidungsvereinbarung hören.


 

Als ich in Grahams Wohnung in Venice klingele, öffnet mir ein Jude, Ende zwanzig, ein richtiges Muskelpaket. Er wirkt nervös und sagt: «Wir haben Sie erst morgen erwartet.» Als ich frage, wer mit wir gemeint ist, antwortet er: «Graham und ich», und setzt rasch hinzu: «Wir sind Freunde, wissen Sie, bloß Freunde. Ich wohne nicht hier, sondern benutze nur den Computer.»

In diesem Augenblick fällt mir nur ein Gedanke ein: Na, hoffentlich will der Kerl nicht Schauspieler werden. Mir ist nämlich auf der Stelle klar, dass mein Sohn schwul ist und diesen Kerl mit der teuren Brille vögelt. Solche Typen gab es beim Militär zuhauf, und ich habe früh gelernt, dass sie in allen möglichen Spielarten vorkommen, nicht nur als Tunten, wie man es gemeinhin erwartet. Trotzdem bin ich kurz schockiert, weil mein neunundzwanzigjähriger Bengel es nie für nötig gehalten hat, mir mitzuteilen, dass er eine Schwuchtel ist - nichts für ungut -, und ich beschließe, ihn darauf anzusprechen, sobald er aufkreuzt. Marlon Brando überwindet seine Erstarrung, holt meinen Koffer aus dem Wagen und führt mich durch den Garten an einem blühenden Zitronenbaum vorbei zu einem kleinen Cottage mit Waschbecken und viel Licht, in dem ich mich sofort wohl fühle.

«Das reicht völlig», sage ich und frage dann: «Wie lange schlafen Sie schon mit meinem Sohn?» Es ist nicht zu übersehen, dass er mich für einen senilen Schwulenhasser hält, der gleich den Moralapostel rauskehren wird, aber als ich den Blick in seinen Augen sehe - wie ein Reh, das von einem Scheinwerfer erfasst wird -, habe ich Mitleid und belehre ihn eines Besseren. Ich habe gesehen, wie Frauen von Panzern niedergemetzelt wurden. Ich denke nicht daran, mich darüber aufzuregen, dass ich ein paar Enkel weniger haben werde. Als ich ihm erkläre, dass gesellschaftliche Vorurteile, egal, welcher Prägung, mit meinen Idealen der Aufklärung unvereinbar sind - Idealen, die von Jahrhunderten parteiischer Anwendung getrübt wurden -, wird mir klar, dass Graham ihn über unsere Familiengeschichte aufgeklärt hat. Sein Gesicht nimmt einen nachsichtigen Ausdruck an, und aus seinem Lächeln trieft das Mitgefühl eines Mannes, der keine Ahnung hat: armer Kerl, sein Leben lang psychisch gestört, einen Monat obenauf, dann wieder am Boden, voller großartiger Ideen, die ihm wie Sand unter den Fingern zerrinnen. Dazu kann ich nur sagen: Schlagen Sie im US-amerikanischen Patentamt unter Frank Singer nach. Jedenfalls scheint der aufgeblasene Gockel zu glauben, dass Aufklärung so was wie eine Marketing-Strategie für General Electric ist. Ich erspare ihm das Seminar, das ich mit Leichtigkeit aus dem Ärmel schütteln könnte, und sage: «Hören Sie, ich habe nichts dagegen, wenn ihr beide miteinander ins Bett steigt.»

«Die Fahrt war sicher anstrengend», meint er hoffnungsvoll. «Wollen Sie sich nicht ein wenig hinlegen?»

Ich erkläre ihm, dass ich einen Marathon laufen könnte - mit dem Saab meiner Nichte huckepack. Das verschlägt ihm die Sprache. Wir gehen zusammen durch den Garten in die Küche des Bungalows. Ich bitte um einen Stift, Papier und einen Rechner und beginne, eine Idee festzuhalten, die mir gerade eingefallen ist - schon macht sich Grahams Gegenwart bemerkbar. Ein Fahrrad, mit dem man die Energie, die man erzeugt, wenn man einen Berg hinunterfährt, in einem kleinen Akku speichern und bergauf mit einem Schalter am Lenkrad wieder freisetzen kann. Eine wahre Goldgrube, wenn man bedenkt, wie rapide die Bevölkerung altert und wie viel zusätzliche Freiheit sich durch die Frühpensionierung ergibt. Als zwei Stunden später Graham auftaucht, habe ich vier Seiten voller Notizen und Kalkulationen für einen Prototyp fertig. Er kommt in seinem blauen Leinenanzug in die Küche, die Aktentasche vor die Brust geklemmt, und als er mich am Tisch sitzen sieht, wird er steif wie ein Brett. Ich habe ihn seit vier Jahren nicht...

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Adam Haslett, geboren 1970, studierte Literatur und Jura in Yale, Swarthmore und an der University of Iowa. Seine Bücher wurden in achtzehn Sprachen übersetzt und unter anderem mit dem PEN/Malamud-Award ausgezeichnet. Der Erzählungsband "Hingabe" gelangte nicht nur auf die Shortlist des Pulitzer Preises, sondern auch auf die des National Book Award. Für den Roman "Union Atlantic" erhielt Adam Haslett den Lambda Literary Award. "Stellt euch vor, ich bin fort", sein zweiter Roman, wurde für den Pulitzer Preis, den National Book Award und den National Book Critics Circle Award nomininiert. Adam Haslett lebt in New York City.