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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.06.20101. Auflage
An einem windigen Oktobertag besteigen drei junge Frauen ein Flugzeug nach Neuseeland. Es ist ein besonderer Flug: An Bord sind viele Auswanderinnen mit großen Hoffnungen auf dem Weg zu ihren Verlobten - und zudem nimmt ihre Maschine an einem spektakulären Luftrennen ans andere Ende der Welt teil. Im Zwischenreich über den Wolken, wo Tag und Nacht verschwimmen, begegnen Ada, Marjorie und Esther einander - und dem jungen Frank, dessen Zukunft noch ungewisser ist als ihre eigene. Niemand von ihnen ahnt, dass der »Brautflug« sie für das ganze Leben miteinander verbinden wird. Der große internationale Romanerfolg aus den Niederlanden. »Marieke van der Pols Buch ist eine wunderbare Lektüre, sensibel geschrieben und voller Wehmut über das Vergehen von Zeit und das Verwehen von Gefühlen. Ein großer Wurf.« NDR1 »Großes Gefühlskino bis ganz zum Schluss.« Freundin

Marieke van der Pol machte eine Schauspielausbildung und arbeitete viele Jahre für Theater und Film. Dann wechselte sie die Seiten und ist heute eine der bekanntesten Drehbuchautorinnen der Niederlande. Für ihr Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. für ihr Drehbuch zum Oscar-nominierten Film ?Die Zwillinge?. ?Brautflug? ist Marieke van der Pols Romandebüt, das in viele Sprachen übersetzt, mit dem Academica DebutantenPrijs ausgezeichnet und mit Rutger Hauer fürs Kino verfilmt wurde. Die Autorin lebt in Amsterdam und schreibt an ihrem zweiten Roman.Literaturpreise:Academica DebutantenPrijs 2008
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR3,99

Produkt

KlappentextAn einem windigen Oktobertag besteigen drei junge Frauen ein Flugzeug nach Neuseeland. Es ist ein besonderer Flug: An Bord sind viele Auswanderinnen mit großen Hoffnungen auf dem Weg zu ihren Verlobten - und zudem nimmt ihre Maschine an einem spektakulären Luftrennen ans andere Ende der Welt teil. Im Zwischenreich über den Wolken, wo Tag und Nacht verschwimmen, begegnen Ada, Marjorie und Esther einander - und dem jungen Frank, dessen Zukunft noch ungewisser ist als ihre eigene. Niemand von ihnen ahnt, dass der »Brautflug« sie für das ganze Leben miteinander verbinden wird. Der große internationale Romanerfolg aus den Niederlanden. »Marieke van der Pols Buch ist eine wunderbare Lektüre, sensibel geschrieben und voller Wehmut über das Vergehen von Zeit und das Verwehen von Gefühlen. Ein großer Wurf.« NDR1 »Großes Gefühlskino bis ganz zum Schluss.« Freundin

Marieke van der Pol machte eine Schauspielausbildung und arbeitete viele Jahre für Theater und Film. Dann wechselte sie die Seiten und ist heute eine der bekanntesten Drehbuchautorinnen der Niederlande. Für ihr Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. für ihr Drehbuch zum Oscar-nominierten Film ?Die Zwillinge?. ?Brautflug? ist Marieke van der Pols Romandebüt, das in viele Sprachen übersetzt, mit dem Academica DebutantenPrijs ausgezeichnet und mit Rutger Hauer fürs Kino verfilmt wurde. Die Autorin lebt in Amsterdam und schreibt an ihrem zweiten Roman.Literaturpreise:Academica DebutantenPrijs 2008
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104010205
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum15.06.2010
Auflage1. Auflage
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1437667
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1


Die Nachricht von Franks Tod erreicht die drei Frauen fast gleichzeitig. Einen Moment lang scheint es, als würde der Wind den Geruch von blutrotem Wein herantragen, sodass ihnen schwindelig wird und sie nach Halt suchend um sich greifen. Ich muss zur Beerdigung gehen, denken sie alle drei, es gehört sich einfach so, dass ich dort bin. Von allen Menschen ist es vielleicht am allerwichtigsten, dass ich da bin.

 

Im Brautatelier in Auckland ist es noch dunkel, als die Todesanzeige zusammen mit der restlichen Post auf die Türmatte fällt. Die Schaufensterpuppen in Brautkleidern stehen im Dunkeln, elegant und leblos. Vor den Fenstern hängen die schweren, blauen Samtgardinen, dahinter üppig gefalteter Tüll, wodurch das Tageslicht und die Straßengeräusche Tag und Nacht abgehalten werden. Ein Schaufenster gibt es nicht, auf zufällige Laufkundschaft ist man hier nicht angewiesen. Kurz darauf kommt Esther aus ihrem Zimmer hinter dem Atelier herein. Sie räuspert sich, ihre erste Zigarette hat sie bereits hinter sich. Sie ist wie immer zu spät aufgestanden, eine schlechte Schläferin, die immer erst in den Morgenstunden einschlafen kann, wenn ihr Geist den Kampf gegen das kindliche Vertrauen, das der Schlaf von einem verlangt, aufgibt. Lady Esther Bridal öffnet erst um zehn Uhr, ihre Kunden wissen das. Sie bückt sich ächzend, oh dear, und steckt einen Stecker in die Steckdose. An der Decke gehen, eine nach der anderen, aufflackernd die Neonröhren an, dazu ertönt ein summendes Geräusch. Dann drückt sie mit ihrem beringten Zeigefinger die Knöpfe der Musikanlage. Dezente, leise Berieselungsmusik tönt durch den Raum, ein heiterer Samba. Sie pfeift mit, ein tiefer, heiserer Ton, nicht wirklich sauber, Mas Que Nada, während sie über den dicken blauen Teppich durch ihren Laden geht und überall die Lampen anknipst, bis der Raum in einer Kombination aus Neon- und Kronleuchterlicht gebadet ist. Trotz ihres Alters und der frühen Uhrzeit ist sie theatralisch in einen Rock und eine Bluse gekleidet, die sie im letzten Herbst aus einem violettschwarzen Baumwolljersey geschneidert hat, einem Stoff, den sie auch verkauft. Um ihren Hals herum zeugen drei breite, rosa Perlenketten von Lebenslust. Sie betrachtet sich gern im Spiegel und schminkt sich noch immer sorgsam, auch wenn es in letzter Zeit gelegentlich vorkommt, dass sie wegen ihrer schlechten Augen die Augenbrauen mit dem Lippenkonturenstift nachzeichnet. Ihre Haare lässt sie alle drei Wochen mahagonirot färben, sie kämmt sie stramm nach hinten - »my natural face-lift, dear« - und steckt sie dort mit einem Hornkamm zusammen. Ihre Lippen sind umrandet und bemalt, zu jeder Tageszeit, immer. Es gibt niemanden, den sie küssen müsste; in ihrer Welt küsst man in die Luft. Heute haben ihre Lippen einen auberginefarbenen Unterton, passend zum Violett.

Wie jeden Morgen geht sie zu den Schaufensterpuppen, die zu beiden Seiten des breiten Durchgangs aufgestellt sind. Kunststoff-Frauen, die leicht den Kopf neigen und alle ihre Brautkleider tragen, ihre Kreationen. Sie schiebt hier und da ein Satinbändchen über eine glatte Schulter zurück oder streicht einen imaginären Knick aus dem Tüll mit den Spitzenapplikationen. Truppeninspektion, nennt sie das. Hinter den Puppen stehen Kleiderständer mit den übrigen Damenkleidern - es sind schon so unendlich viele, und dennoch kann sie nicht genug kriegen -, und die losen, schweren Stoffe müssen aushängen. Überall im Raum stehen dunkle Holzvitrinen, in denen Dutzende von Accessoires sortiert liegen: Brautkorsagen, Brauthüte, Handschuhe, Strumpfhosen, Unterwäsche, Pailletten, Juwelen und Perlen, Federn, Spitze und Satinbänder, Diademe, Colliers und Ohrringe - allein hundert verschiedene Paar Ohrringe. Esther beherrscht ihre Materie, sie weiß bei jedem Einzelteil, wo es sich befindet, weil sie es dort selbst mit größter Sorgfalt platziert hat. Es ist eine totenstille Traumwelt, in der sie sich bewegt, doch ihre Bewegungen sind entschlossen, ein normaler Arbeitstag in ihrem Laden beginnt. Auf dem Weg zum Eingang legt sie Brautzeitschriften zu ordentlichen Stapeln zusammen, in der Sitzecke, in der sie die Kunden empfängt, junge Frauen, die sie ängstlich ansehen, als hofften sie, dass Lady Esther nicht nur dem schönsten Tag ihres Lebens Gestalt geben wird, sondern auch den unbekannten Jahren danach. Eine Zimmereinrichtung wie im Palais von Versailles, wo sie vor dem Krieg mit ihren Eltern und Sal war - er rannte dort auf seinen kurzen Beinchen durch die Säle. Jahre später träumte sie davon in gestochen scharfen Bildern, und hier findet man sie wieder: goldene, barocke Stühle, die Sitzkissen mit dunkelblauem Samt bezogen, die um einen runden Tisch stehen. Auf dem liegt eine Glasplatte, die den bis auf den Boden herunterhängenden Samt vor Hunderten von Kaffeetassen und dem ein oder anderen Gläschen Likör schützt. Über diese Glasplatte schiebt sie die aufgeschlagenen Zeitschriften in Richtung der jungen Frau mit ihrem hoffnungsvollen Blick hinüber. »Sehen Sie, so etwas könnte ich mir vorstellen, denn zweiteilig, nein, das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun, das ist eher was für große Menschen.«

Sie ist eine Autorität, man hört auf sie, und sie hat auch keine Hemmungen, eine junge Frau erst ein zweiteiliges Kostüm anprobieren zu lassen und direkt danach dann zum Beispiel eine schöne, schlanke A-Linie, nun ja, es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn eine Kundin ihr da nicht zustimmt.

Im Vorbeigehen streicht sie gedankenverloren über den schwarzhölzernen Ladentisch, unter dem Stapel hellgelber, blassrosa und elfenbeinweißer Spitze hinter Glas liegen. Hinter dem Ladentisch lehnen die Stoffrollen schräg an der Wand, mindestens hundert an der Zahl, und darüber sind Regale mit Viskose, Satin und Voile. Sie geht an den Holzständern mit den runden Köpfen vorbei, unter denen weiße Spitzenschleier bis zum Boden herabhängen, sodass es aussieht, als stände dort eine Gruppe verschleierter arabischer Bräute, die schüchtern auf ihren Bräutigam warten, und dann ist sie an der Tür mit den schweren Schlössern angelangt - Auckland ist eine große Stadt, und in der letzten Zeit ist viel zwielichtiges Volk nach Neuseeland gekommen. Wie jeden Morgen bückt sie sich, oh dear, zur Türmatte und greift nach der Post, doch in dem Moment, als sie zwischen den Kontoauszügen und Werbeblättern den schwarz umrandeten Umschlag mit der Traubenblut-Vignette sieht, weiß sie, dass dies kein gewöhnlicher Tag werden und ihr Laden geschlossen bleiben wird.

 

In Blaricium, beim Rhododendron, fällt Marjorie hin - mit dem Handy am Ohr -, weil Captain Cook hinten im Garten Äste knacken hört und überraschend stark an der Leine zieht. Sie hätte sich keinen Rüden aufschwatzen lassen sollen. Mit Hans wäre ihr das nicht passiert. Gerade heute beim Morgenspaziergang über die Heide hat sie mal wieder gedacht, der Hund ist zu stark, zu wild für sie, die Erziehung ist nicht besonders gut gelaufen, und wie so oft in letzter Zeit ist sie von Selbstmitleid erfüllt zurückgelaufen. Sie ist seit vier Jahren Witwe und weigert sich, sich daran zu gewöhnen. So war das nicht ausgemacht. Hans umsorgte sie, und sie war die Prinzessin, die Diva wohl eher, so lagen die Dinge, und damit war jeder zufrieden. Morgens tot in seinem Bett zu liegen, das war gegen die Abmachung.

Als sie wieder bei der Reetdachvilla ankommt, holt sie die Post aus dem dunkelgrünen Briefkasten am Gartenzaun, und genau in dem Moment klingelt in ihrem Dufflecoat ihr Handy, diesen Moment wird sie nie vergessen. Sie schiebt die Lasche der Hundeleine um ihr Handgelenk, klemmt die Post unter den Arm und schafft es, das nervige Ding gerade noch rechtzeitig aus ihrer Tasche zu holen.

»Doorman hier.«

Vom anderen Ende der Welt dringt die Vergangenheit zu ihr hindurch.

Es ist kein wirklich erhebender Anblick: eine beleibte, ältere Frau, die der Länge nach in die Krokusse stürzt, und eine Sekunde lang schätzt sie sich selbst glücklich, trotz des Knackens ihres Handgelenks, dass ihr großer Garten dicht bewachsen und gut umzäunt ist, sodass niemand sie sehen kann. Doch dann fängt sie an zu jammern, und während sie sich mühsam aufrappelt, fühlt sie sich schrecklich allein auf der Welt: der heftige Schmerz, und verdreckt ist sie, stinkt nach dem Kuhmist, der hier jedes Frühjahr verstreut wird und noch nicht eingesickert ist. Warum ist Hans nur nicht da? Die kleinste Bewegung ihres Handgelenks tut unglaublich weh, möglicherweise ist es gebrochen, nein, bestimmt ist es gebrochen, denn sie kann ihre Finger nicht mehr bewegen, sie muss Bob anrufen. Doch das geht nicht mit einer Hand, die Jacke ist verdammt nochmal gerade zurück aus der Reinigung, Bob muss sofort kommen, aber der kann natürlich auch nicht so einfach weg, und es ist auch noch das rechte Handgelenk, wie soll sie das nur schaffen, Hans hätte sie niemals im Stich lassen dürfen. Sie schluchzt laut auf, jetzt ist ihr alles egal, soll man sie doch hören, denn das Schlimmste an allem ist, dass hinter der Nachricht, hinter diesem elenden Telefonanruf aus Neuseeland, eine wichtige Entscheidung wartet, die sie nun alleine treffen muss.

 

In Greymouth regnet es. Der Briefträger war nicht in der Lage, die Mahnungen, das Kirchenblatt und die Todesanzeige trocken in den Briefkasten zu befördern. Das hätte ich damals besser gemacht, denkt Ada. Jahrelang hat sie mit ihrem Körper die Post vor Platzregen und Windböen geschützt, und die Briefe blieben trocken. Sie ist immer gehorsam gewesen.

Weil Derk sie von der Türöffnung auf diese besondere Art weiter beobachtet, steht sie von ihrem Stuhl am...
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Autor

Marieke van der Pol machte eine Schauspielausbildung und arbeitete viele Jahre für Theater und Film. Dann wechselte sie die Seiten und ist heute eine der bekanntesten Drehbuchautorinnen der Niederlande. Für ihr Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. für ihr Drehbuch zum Oscar-nominierten Film >Die ZwillingeBrautflug