Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.09.2014
Achtung: Lektüre führt zu tieferer Erkenntnis und höherer Klarheit!
Gedankenspiele sind seit über zweitausend Jahren die Werkzeuge der Philosophie - sie helfen dabei, Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens zu finden. Die großen Philosophen - von Sokrates bis Sartre - haben solche geistigen Experimente entwickelt, um sich Themen wie Moral, Freiheit oder Gerechtigkeit zu nähern: Wie würden wir leben, wenn wir unsterblich wären? Wenn ich mein Gehirn mit dem meines Nachbarn tausche - wer wohnt dann wo? Wie kann ein angeketteter Hund glücklich werden? Könnte unser Leben ein langer Traum sein? Können Roboter menschliche Gefühle haben? Wir fangen an nachzudenken - die Philosophie hat uns gepackt.
Yves Bossart versammelt die wichtigsten Gedankenspiele, stellt sie klar und verständlich dar, kommentiert und verführt den Leser dazu, sich selbst Antworten zu geben. Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern bietet eine Fülle von verblüffend einfachen, erstaunlich raumgreifenden und auch immer wieder herrlich absurden Abkürzungen in die faszinierende Welt der Philosophie.

Yves Bossart, geboren 1983, hat in Luzern, Zürich und Heidelberg Philosophie studiert und an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Er ist Autor des internationalen Bestsellers »Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern«. Er war als Gymnasiallehrer tätig, macht »Standup Philosophy« auf der Bühne, wirkte mehrmals bei der phil.cologne mit und arbeitet als Moderator der Talkformate »Sternstunde Philosophie« und »Focus« beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Yves Bossart lebt mit seiner Familie in Zürich.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAchtung: Lektüre führt zu tieferer Erkenntnis und höherer Klarheit!
Gedankenspiele sind seit über zweitausend Jahren die Werkzeuge der Philosophie - sie helfen dabei, Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens zu finden. Die großen Philosophen - von Sokrates bis Sartre - haben solche geistigen Experimente entwickelt, um sich Themen wie Moral, Freiheit oder Gerechtigkeit zu nähern: Wie würden wir leben, wenn wir unsterblich wären? Wenn ich mein Gehirn mit dem meines Nachbarn tausche - wer wohnt dann wo? Wie kann ein angeketteter Hund glücklich werden? Könnte unser Leben ein langer Traum sein? Können Roboter menschliche Gefühle haben? Wir fangen an nachzudenken - die Philosophie hat uns gepackt.
Yves Bossart versammelt die wichtigsten Gedankenspiele, stellt sie klar und verständlich dar, kommentiert und verführt den Leser dazu, sich selbst Antworten zu geben. Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern bietet eine Fülle von verblüffend einfachen, erstaunlich raumgreifenden und auch immer wieder herrlich absurden Abkürzungen in die faszinierende Welt der Philosophie.

Yves Bossart, geboren 1983, hat in Luzern, Zürich und Heidelberg Philosophie studiert und an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Er ist Autor des internationalen Bestsellers »Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern«. Er war als Gymnasiallehrer tätig, macht »Standup Philosophy« auf der Bühne, wirkte mehrmals bei der phil.cologne mit und arbeitet als Moderator der Talkformate »Sternstunde Philosophie« und »Focus« beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Yves Bossart lebt mit seiner Familie in Zürich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641137915
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum29.09.2014
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1657 Kbytes
Artikel-Nr.1444545
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Glück

Die australische Krankenschwester Bronnie Ware hat jahrelang Menschen beim Sterben begleitet, mit ihnen gesprochen und ihnen zugehört. Sie meint, es gäbe fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen und gerne anders gemacht hätten: Sie hätten ihr eigenes Leben leben, nicht so viel arbeiten, ihre Gefühle zeigen, Freundschaften pflegen und vermehrt ihr Glück suchen sollen. Doch was ist Glück? Wie finden wir es? Und wovon hängt es ab? In den letzten Jahren hat die Wissenschaft viel über unser Glück herausgefunden. Bevor wir uns der Philosophie zuwenden, hier also die wichtigsten Erkenntnisse:

Die Glücksforschung geht davon aus, dass unser Glück zur Hälfte genetisch bedingt ist. Wer die richtigen Gene besitzt, hat den halben Weg bereits geschafft. Die andere Hälfte wird wesentlich durch äußere Umstände bestimmt, durch das Lebensumfeld, durch glückliche Fügungen und Zufälle. Nur ein kleiner Teil des Glücks liegt in unserer Hand. Wir sind also nicht wirklich unseres eigenen Glückes Schmied.

Was aber sind die Faktoren, die uns glücklich machen? Um es auf den Punkt zu bringen: Gesundheit, Familie, Liebe, Freundschaften, Arbeit, Wohlstand und Glaube. Woher man das weiß? Man hat es gemessen, indem man die Leute gefragt hat: »Wie zufrieden sind Sie derzeit - alles in allem - mit ihrem Leben? Auf einer Skala von 1-10?« Was würden Sie angeben? Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 6,6, in der Schweiz bei 7,6. Die Dänen führen die Statistik an, mit einem Glückswert von 7,7. Vergleichsweise unglücklich sind die Bewohner ehemaliger kommunistischer Länder und Menschen in sehr armen Ländern Afrikas. Für den geringen Wohlstand auffallend glücklich sind die Bewohner Lateinamerikas und der Karibik. Wahrscheinlich liegt das am Wetter. Aber das erklärt nicht alles. Auch in Afrika scheint die Sonne.

Macht Geld glücklich? Nur bis zu einer bestimmten Summe. Wenn grundlegende Bedürfnisse gestillt sind, führt mehr Reichtum kaum noch zu mehr Glück. In den westlichen Industrienationen stagniert das alltägliche Wohlbefinden ab einem jährlichen Einkommen von 60 000 Euro. Mehr macht uns zwar reicher, aber nicht wirklich glücklicher. Zudem gilt: Das relative Einkommen ist wichtiger als das absolute. Unser Glück hängt davon ab, was diejenigen haben, mit denen wir uns vergleichen. Für uns ist wichtig, was der Kollege im Büro verdient; das Einkommen von Bill Gates berührt uns dagegen kaum. (Wenn Sie also der kleinste Frosch im Teich sind, dann suchen Sie sich einfach einen neuen Teich, in dem Sie zu den Größten zählen.)

Ein weiteres Problem mit zusätzlichem Reichtum ist, dass wir uns schnell an den neuen Wohlstand gewöhnen. Darum hält die Zufriedenheit bei einer Lohnerhöhung auch nur sechs Monate an und das Glück von Lottomillionären sinkt sechs Monate nach dem Gewinn sogar oft unter das Niveau vor dem Gewinn. Für das Unglück gilt dasselbe: Querschnittgelähmte sind bereits ein halbes Jahr nach dem Unfall wieder so glücklich wie zuvor. Das Nullniveau verschiebt sich, weil wir uns an die neuen Umstände gewöhnen. Nirgends zeigt sich die Macht der Gewohnheit stärker als beim Glück.

Konsum ist die neue Religion, wird gesagt. Wir konsumieren wie verrückt - erreichen damit aber nicht, was wir wollen: Shoppen macht nämlich nur kurzfristig glücklich. Erwerben befriedigt, besitzen nicht. Darum kaufen wir immer weiter. Eine Studie hat gezeigt, dass wir unser Geld besser für soziale Aktivitäten und für aufregende Erlebnisse ausgeben sollten als für materielle Dinge. Menschen machen uns glücklich, nicht Dinge. Sie sollten die teuren Schuhe also besser im Schaufenster lassen und stattdessen mit Ihrer besten Freundin eine aufregende Reise machen.

Auf dem Weg zum Glück helfen auch beten und meditieren: Religiöse Menschen sind glücklicher. Und Kinderkriegen? Ja, aber man muss warten, bis sie ausgeflogen sind oder Enkel produzieren. Und Politik? Mitbestimmung kann helfen: Menschen, die ihre Umwelt aktiv mitgestalten, sind glücklicher als Mitläufer. Vielleicht sind wir deshalb in Demokratien glücklicher als in Diktaturen. Und das Lebensalter? In der Mitte des Lebens sind wir am unglücklichsten. Am Anfang haben wir noch alles vor uns und gegen Ende werden wir genügsamer und machen uns weniger Illusionen. Und die Auswahlmöglichkeiten? Zu viel Auswahl macht unglücklich: Wenn Sie zwischen drei Marmeladesorten wählen können, sind Sie zufriedener mit Ihrer Wahl, als wenn Ihnen fünfzehn Sorten zur Verfügung stünden. Und Fernsehen? Macht unglücklich. Also weg mit der Kiste.

Eine überraschende Einsicht ist, dass man beim Verfolgen eines Ziels oft glücklicher ist als dann, wenn man es erreicht hat. Vorfreude ist die schönste Freude, wie der Volksmund sagt. Damit zusammen hängt jedoch die verflixte Sache mit den Erwartungen: Sind sie zu hoch, kann man nur enttäuscht werden. Leider kann man die eigenen Erwartungen jedoch nicht frei steuern, sie stellen sich oft von selbst ein. Das gilt übrigens auch für das Glück. Man kann es nur selten erzwingen. »Alle rennen nach dem Glück - das Glück rennt hinterher«, wie Bertold Brecht schreibt. Das Glück gleicht eben doch einem Schmetterling: »Jag ihm nach, und er entwischt dir. Setz dich hin, und er lässt sich auf deiner Schulter nieder«, wie der indische Jesuitenpriester Anthony de Mello treffend festhält.

Nun lassen wir aber die Kalendersprüche und schauen, was die Philosophie zum Glück beizutragen hat. Wir fangen - wie wir das aus der Schule kennen - mit den alten Griechen an.

Glücklich bis über den Tod hinaus

Stellen Sie sich vor, Sie führen ein glückliches Leben, werden alt und sterben friedlich. Im Sterbebett liegend blicken Sie noch ein letztes Mal zurück und lassen Ihr Leben Revue passieren. Schließlich sagen Sie erleichtert: »Mein Leben ist so verlaufen, wie ich es mir gewünscht habe. Ein wahrhaft gelungenes Leben!« Kaum haben Sie diese Sätze geäußert, entschlafen Sie. Doch dann wird alles anders: Nach Ihrem Tod verbreitet Ihr Nachbar üble Gerüchte über Sie und Ihre Familie. Die ganze Stadt redet plötzlich schlecht über Sie. Ihre Kinder sind erzürnt über die Vorwürfe und entschließen sich aus Rache, den Nachbarn umzubringen. Fortan sind die Kinder gezwungen, ein Leben auf der Flucht zu führen. Sie überfallen Banken und rauben unschuldige Menschen aus. Das Bild, das die Leute von Ihnen und Ihrer Familie haben, wird immer schlechter. Nun wirft man Ihnen auch noch vor, Sie hätten Ihre Kinder nicht anständig erzogen. Die Leute beschimpfen Sie und spucken auf Ihr Grab.

Würden Sie unter diesen Umständen immer noch sagen, dass Ihr Leben »wahrhaft gelungen« sei?

Diese Überlegung stammt von Aristoteles, dem Schüler Platons und Lehrer Alexanders des Großen. Aristoteles war einer der größten Philosophen überhaupt und ein Wissenschaftler durch und durch. Er war Biologe, Physiker, Psychologe, Logiker, Politologe, Dichtungstheoretiker, Theologe und Ethiker. Im Mittelalter nannte man ihn schlicht und einfach »den Philosophen«. Leider wissen wir nur sehr wenig über das private Leben dieses Universalgelehrten. Martin Heidegger, der deutsche Philosoph des 20. Jahrhunderts, fasste dessen Leben mit den Worten zusammen: »Aristoteles wurde geboren, arbeitete und starb.« Aber was für eine Arbeit! Aristoteles´ Schriften prägten das Weltbild bis in die Neuzeit hinein. Zwar wird seine Physik heute kaum noch gelesen, seine Ethik dafür umso mehr. In seiner einflussreichen Schrift Nikomachische Ethik entwirft er nichts Geringeres als eine Theorie des guten Lebens. Warum die Schrift so heißt, weiß man nicht sicher - wahrscheinlich ist sie seinem Sohn oder seinem Vater gewidmet, die beide »Nikomachos« hießen.

Aristoteles ist der Ansicht, das angestrebte Ziel aller Menschen sei die »eudaimonia« - ein griechisches Wort, das kaum ins Deutsche übersetzt werden kann. Manche sprechen von »Glückseligkeit«, andere von einem »guten« oder »gelungenen Leben«, wieder andere einfach von »Glück«. Aristoteles meint nun, dass dieses Lebensglück das letzte und eigentliche Ziel des Menschen sei. Gewisse Dinge wollen wir nur, um mit ihnen etwas anderes zu erreichen. Sie sind nur Mittel zum Zweck, wie etwa Geld, Macht und Besitz. Das Glück aber erstreben wir nicht, um damit etwas anderes zu erreichen. Es ist Selbstzweck. Spielen wir das an einem Beispiel durch: Angenommen, Sie wollen sich die Haare schneiden lassen. Wozu? Damit Sie gut aussehen. Und warum wollen Sie gut aussehen? Damit andere Sie attraktiv finden. Und warum wollen Sie attraktiv sein? Damit Sie mit anderen ins Gespräch kommen. Und warum möchten Sie das? Damit Sie einen Partner kennenlernen. Aber wozu das? Um geliebt zu werden. Und wozu möchten Sie geliebt werden? Weil Sie das glücklich macht. Und wozu wollen Sie glücklich sein? Hmm. Schwer zu sagen. Die Frage, wozu wir glücklich sein wollen, macht keinen Sinn. Daran zeigt sich: Ein gelungenes Leben ist nie Mittel zum Zweck, sondern der Endzweck allen Tuns.

Das gelungene Leben hängt nach Aristoteles von vielen verschiedenen Faktoren ab: von äußeren, körperlichen und seelischen Gütern. Zu den äußeren Gütern zählt er Reichtum, Freundschaft, Herkunft, Nachkommen, Ehre und günstige Zufälle. Zu den körperlichen Gütern gehören Gesundheit, Schönheit und Athletik. Und zu den seelischen Gütern zählen...


mehr

Autor

Yves Bossart, geboren 1983, hat in Luzern, Zürich und Heidelberg Philosophie studiert und an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Er ist Autor des internationalen Bestsellers »Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern«. Er war als Gymnasiallehrer tätig, macht »Standup Philosophy« auf der Bühne, wirkte mehrmals bei der phil.cologne mit und arbeitet als Moderator der Talkformate »Sternstunde Philosophie« und »Focus« beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Yves Bossart lebt mit seiner Familie in Zürich.